Ein Faltengebirge entsteht, wenn zwei Krustenplatten miteinander kollidieren. Das Resultat sind aufgewölbte und geborstene Strukturen, die sich bis zu einer gewissen Höhe auftürmen, wobei in der Regel mehrere parallel verlaufende Gebirgsketten entstehen.
Das hängt stark vom totalen Betrag der Stauchung ab. Ist er nur sehr klein, (und gibt es darüber hinaus keine Erosion!), dann müssen keine geborstenen Strukturen und keine parallelen Ketten entstehen.
Außerdem haben Faltengebirge eher einen bogenförmigen Verlauf, statt schnurgerade wie auf Iapetus.
Die Bogenform bei Faltengebirgen auf der Erde wird durch die Form der sich ineinander verzahnenden Platten gebildet - auf Iapetus waren es jedoch einfach die zwei Hemisphärenplatten (die oberste Kruste), die sich im Zuge von Iapetus' verlangsamter Rotationsgeschwindigkeit gegeneinander drückten. Die Oberfläche eines schnell rotierenden Iapetus ist etwas grösser als jene eines langsam rotierenden - daher die Kollision am Äquator. Diese Erklärung finde ich äusserst einleuchtend.
Die Frage, die sich mir dann stellt, ist die nach der Ursache einer Zugkraft, die zudem genau am Äquator wirksam gewesen ist. Nach Lage der Dinge kommt für mich dafür das Wirken von Gezeitenkräften in Frage.
Das scheint mir sehr unplausibel: warum soll eine derart diffuse Kraft wie die Gezeitenkraft (bzw. die Gravitation) eine so "scharfe" Wirkung auf die Kruste von Iapetus haben? Der Gezeiten-Wasserberg, den der Mond um die Erde schleppt, ist auch über die ganze Erde verteilt und beschränkt sich nicht auf einen steil zugespitzten Wasserrücken am Äquator der Erde - natürlich auch dann nicht, wenn der Mond der Erde sehr viel näher wäre.
Die starken Gezeitenkräfte würden insbesondere in den Iapetus-Gebieten, die die größte Nähe zur Titanoberfläche gehabt haben (also die Äquatorregion), zu Wärmefreisetzungen führen, die wiederum eine größere Plastizität des Eises bewirkt hätten (zum Aufschmelzen hätte es vielleicht nicht gereicht). Diese erhöhte Plastizität, verbunden mit den Gezeitenkräften führte zur begrenzten Deformation der äquatornahen Kruste in Gestalt einer traktrixförmigen Hangstruktur mit schmalem geradlinigem Grat.
Du bist dir bewusst, dass es auf Iapetus zwei interessante morphologische Phänomene (die Farbe der Oberfläche eingerechnet, sind es sogar drei) gibt: erstens der Äquatorwulst, zweitens die Äquatorbergkette. Beide ziehen sich um den ganzen Planeten herum - wenn sie nur die Folge eines einzigen nahen Vorbeifluges waren, dann lässt sich diese Beobachtung damit nicht erklären. Zudem bezweifle ich, ob ein einziger kurzer Vorbeiflug reicht, um nennenswerte Veränderungen herbeizuführen.
Das würde mich sehr interessieren. Auf spektroskopischem Weg konnte festgestellt werden, dass das dunkle Material den Tholinen in der Titanatmosphäre gleicht.
Tholine sind im äusseren Sonnensystem weit verbreitet - sie sorgen auch für die rotverfärbung der Oberfläche von KBOs und SDOs wie z.B. Sedna. Das muss keine direkte Verbindung zu Titan haben, genausowenig wie Wasser auf dem Mars auf einen früheren Vorbeiflug an der Erde hindeutet.
Die Fragen, die ich in Post #10 aufgeworfen habe, werden damit aber nicht beantwortet.
So wie es jetzt aussieht, handelt es sich bei Enceladus' Geysiren wohl eher um eine Art Klathraten, die sich da dekomprimieren, und nicht um flüssiges Wasser. Damit fällt der Bedarf nach extra viel Al-26 für Enceladus weg.
Iapetus schnelle Rotation ist für ein KBO-ähnliches Objekt ohne grösseren Mond (ich denke, es ist zumindest bei Iapetus (erst recht bei Phoebe und wer weiss, vielleicht auch bei Hyperion) und seiner grossen Saturnentfernung zumindest denkbar, dass er ein eingefangenes KBO = Kuipergürtelobjekt ist) ziemlich typisch. Und ja, auch eine schnellere Rotation liesse sich, etwa durch einen Impakt erklären. 2003EL61 ist z.B. ein KBO mit einer Rotationszeit von 4 Stunden und den Dimensionen 2000 x 1500 x 1000 km sowie zwei Monden - ein solches Objekt dürfte wohl das Ergebnis einer solchen Kollision sein. Die Abbremsung der Rotation muss nicht einmal besonders schnell erfolgt sein: es reicht, dass die Kruste zu diesem Zeitpunkt bereits hart gefroren war - selbst, wenn die Abbremsung Jahrmilliarden dauerte, dann schiebt sich die Kruste letztlich eben doch zum Äquatorgebirge zusammen, und ohne neue Energiequelle bleibt auch der Äquatorwulst erhalten.