Iapetus: Tiefgefroren in seiner Jugendzeit

Orbit

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Die Bilder sind atemberaubend! Ist ja stellenweise ein richtiger Dalamtiner, dieser Iapetus, oder ein Schwarzfleck-Rind. ;-)
Die Freiburger (Uechtland, CH) sollten sich eigentlich den Iapetus ins Kantonsbanner nähen.
 

Mahananda

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Hallo Bynaus,

Das scheint mir sehr unplausibel: warum soll eine derart diffuse Kraft wie die Gezeitenkraft (bzw. die Gravitation) eine so "scharfe" Wirkung auf die Kruste von Iapetus haben? Der Gezeiten-Wasserberg, den der Mond um die Erde schleppt, ist auch über die ganze Erde verteilt und beschränkt sich nicht auf einen steil zugespitzten Wasserrücken am Äquator der Erde - natürlich auch dann nicht, wenn der Mond der Erde sehr viel näher wäre.

Bei der Erde liegen die Verhältnisse anders. Hier ist es eine sehr dünne Kruste auf einem dicken plastischen Mantel. Darum kann sich der gesamte Erdkörper verformen. Bei Iapetus hingegen hat sich nur die Äquatorregion aufgeheizt bzw. der Bereich, der plastisch verformbar wurde, beschränkte sich auf diese Region, daher erfolgte nur dort die Verformung. Wenn tatsächlich zwei starre Hemisphären gegen den „weichen“ Äquator gedrückt hätten, so dass das überschüssige Material hervorquoll, müssten Fließstrukturen erkennbar sein. Das Gebiet ist zwar stark verkratert, aber bei einem Ausfluss dieser Menge (immerhin bis zu 20 km hoch), würden die Ränder der Materialströme als charakteristische konvexe Hangneigungs-Strukturen erhalten bleiben. Nichts davon ist jedoch auf Iapetus auszumachen – im Gegenteil: Hier sind konkave Krustendeformationen zu erkennen, die auf Zugkraft mit nachfolgender Kompensation statt auf Druckkraft mit herausgedrücktem Material hindeuten. Als einzige Quelle für Zugkräfte kommt nur die Gravitation eines nahen und massereichen Körpers in Betracht.

Du bist dir bewusst, dass es auf Iapetus zwei interessante morphologische Phänomene (die Farbe der Oberfläche eingerechnet, sind es sogar drei) gibt: erstens der Äquatorwulst, zweitens die Äquatorbergkette. Beide ziehen sich um den ganzen Planeten herum - wenn sie nur die Folge eines einzigen nahen Vorbeifluges waren, dann lässt sich diese Beobachtung damit nicht erklären. Zudem bezweifle ich, ob ein einziger kurzer Vorbeiflug reicht, um nennenswerte Veränderungen herbeizuführen.

Der eigentliche Äquatorwulst, also die Krustendeformation mit z.T. aufgesetztem Gebirgszug, erstreckt sich nicht einmal um die Hälfte des Mondes, sondern beschränkt sich auf das Zentralgebiet der dunklen Cassini-Region. Die Äquatorbergkette schließt sich beiderseits des Äquatorwulstes bis zu den Rändern der Cassini-Region an und überschreitet diese um einige zehn Grad. In der hellen Region konnte das „Äquatorgebirge“ noch nicht lückenlos ausgemacht werden. Immerhin wird deutlich, dass zwischen Cassini-Region und Äquatorwulst möglicherweise ein Entstehungszusammenhang besteht, es sei denn, das Zusammenfallen von Region mit höchster Aufwölbung und Zentrum der Cassini-Region hat sich zufällig ergeben. Wie auch immer: Dass ein einzelner naher Vorbeiflug für diese Wirkungen nicht ausreichen könnte, mag sein. Vielleicht gab es mehrere, nicht ganz so nahe, die zunächst ein Aufheizen bewirkten, bis sich dann ein einziger sehr naher Flyby ereignete, der a) die Äquatorregion in der Cassini-Region verformte, b) Iapetus selbst in eine geneigte Außenbahn um Saturn beförderte und c) möglicherweise Tholine aus der oberen Titanatmosphäre auf die Iapetusoberfläche verbrachte.

Tholine sind im äusseren Sonnensystem weit verbreitet - sie sorgen auch für die rotverfärbung der Oberfläche von KBOs und SDOs wie z.B. Sedna. Das muss keine direkte Verbindung zu Titan haben, genausowenig wie Wasser auf dem Mars auf einen früheren Vorbeiflug an der Erde hindeutet.

Ja schon, aber alternativ wurde u.a. die Herkunft des dunklen Materials von Phoebe diskutiert, wo sich ebenfalls Tholine finden. Die spektroskopische Signatur des Phoebe-Materials ist jedoch anders als das der Titan-Tholine. Ich habe jetzt keinen Vergleich zur Signatur der Tholine anderer Himmelskörper wie z.B. Triton oder Pluto oder auch Sedna. Die Zusammensetzung der Tholine dürfte jedoch abhängig von der Konzentration und Komposition der verfügbaren Ausgangsmaterialien und der Strahlungsintensität der Sonne sein, so dass sich auf Titan z.T. andere C-N-Komplexe finden dürften als z.B. auf KBO’s. Von daher erscheint mir die nachgewiesene Identität des Iapetus-Materials mit Titan-Tholinen als Hinweis, dass die These eines nahen Flybys zumindest erwägenswert ist.

So wie es jetzt aussieht, handelt es sich bei Enceladus' Geysiren wohl eher um eine Art Klathraten, die sich da dekomprimieren, und nicht um flüssiges Wasser. Damit fällt der Bedarf nach extra viel Al-26 für Enceladus weg.

Das habe ich ohnehin nicht geglaubt. Die Klathrat-Hypothese hat den Mangel, dass sie die Effusion von molekularem Stickstoff nicht erklärt. Erwartet werden müsste ein nennenswerter Ammoniak-Ausstoß. Für Methan ist diese Hypothese allerdings plausibel. Ich denke, hier gibt es noch einige Überraschungen, auch was die merkwürdige Wärmequelle betrifft. Aber Enceladus ist ein anderes Thema …

Viele Grüße!
 

Bynaus

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Bei Iapetus hingegen hat sich nur die Äquatorregion aufgeheizt bzw. der Bereich, der plastisch verformbar wurde, beschränkte sich auf diese Region

Warum sollte das so sein? Was hat denn die Äquatorregion so spezifisch aufgeheizt?

Wenn tatsächlich zwei starre Hemisphären gegen den „weichen“ Äquator gedrückt hätten, so dass das überschüssige Material hervorquoll

Der Äquator war nicht unbedingt weich: dort kollidierten einfach die beiden starren Krustenstücke und schoben sich ineinander, so dass sich die Erhebung bildete - wie ein Faltengebirge bei einer Kontinent-Kontinent-Kollision eben. Mit "hervorquellen" hat das nichts zu tun.

Der eigentliche Äquatorwulst, also die Krustendeformation mit z.T. aufgesetztem Gebirgszug, erstreckt sich nicht einmal um die Hälfte des Mondes, sondern beschränkt sich auf das Zentralgebiet der dunklen Cassini-Region.

Bist du dir sicher? Für die Bergkette hast du recht, ich erinnere mich. Aber der Wulst sollte den ganzen Planeten umfassen. Ich schau mir das mal noch genauer an.

Die Zusammensetzung der Tholine dürfte jedoch abhängig von der Konzentration und Komposition der verfügbaren Ausgangsmaterialien und der Strahlungsintensität der Sonne sein, so dass sich auf Titan z.T. andere C-N-Komplexe finden dürften als z.B. auf KBO’s. Von daher erscheint mir die nachgewiesene Identität des Iapetus-Materials mit Titan-Tholinen als Hinweis, dass die These eines nahen Flybys zumindest erwägenswert ist.

Im Rahmen deiner Argumentation kannst du die Tholine aber in dem Fall nicht benutzen, denn diejenigen auf Iapetus sind (fast) der gleichen Strahlung ausgesetzt wie jene auf Titan.

Ich mach mich mal auf die Suche nach diesen zwei Dingen: Eine Quelle für das Ausmass des Äquatorwulstes, sowie den Artikel mit der Photochemischen Erklärung für die Albedounterschiede. Ich meld mich wieder, wenn ich fündig geworden bin.
 

Mahananda

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Hallo Bynaus,

Ich mach mich mal auf die Suche nach diesen zwei Dingen: Eine Quelle für das Ausmass des Äquatorwulstes, sowie den Artikel mit der Photochemischen Erklärung für die Albedounterschiede. Ich meld mich wieder, wenn ich fündig geworden bin.

Ja, dafür schon mal vielen Dank im Voraus.

Viele Grüße!
 

Bynaus

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Hast du einen Uni-Zugriff auf Online-Publikationen? Den würdest du brauchen, um die Zugriff auf die unten verlinkten Publikationen zu verschaffen.

Zur Form von Iapetus habe ich nun einiges gefunden: der "Wulst" geht definitiv um den GANZEN Körper herum, das heisst, Iapetus ist tatsächlich ein Rotationsellipsoid, dessen Form zu einem Körper mit einer Rotationsperiode von 16 Stunden passt. Die Dimensionen dieses Rotationsellipsoiden betragen 747.4±3.1 x 712.4±2.0 km. Iapetus kann man also recht gut mit einer Baumnuss / Walnuss vergleichen: abgeflacht und mit einer Erhebung dem "Äquator" entlang.

http://www.sciencedirect.com/scienc...d=791130&md5=f93e7bc729ebb550351c63173cdd9b4e
Kurzfassung (sollte auch ohne Uni-Zugriff zu lesen sein): http://www.sciencedirect.com/scienc...d=791130&md5=83b8482693d14b7e2ad0aa01d8f9458e

Das "Abbremse-und-Äquatorbergkette-Aufstau"-Paper selbst:

http://www.sciencedirect.com/scienc...d=791130&md5=42adcf66b0894bad64874427ad77d461
Wieder die Kurzfassung: http://www.sciencedirect.com/scienc...d=791130&md5=450b0659a5b14308616162dde44d7f1a

Finde ich sehr überzeugend. :) Vor allem weil das Entstehungsalter von Iapetus, das aus dem Modell hervorgeht, ca. 4562 Mio Jahre beträgt, konstistent mit der Vorstellung, dass alle Objekte im Sonnensystem innerhalb der ersten 10 Mio Jahre des Sonnensystems (beginnend vor 4567 Mio Jahren) entstanden sind.

Zur Albedo-Asymetrie habe ich nur ein älteres Paper gefunden:
http://adsabs.harvard.edu/abs/1983Natur.303..782S

Hierzu suche ich noch etwas weiter.
 

Mahananda

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Hallo Bynaus,

erst mal vielen Dank für deine Mühe. Uni-Zugang habe ich leider nicht, aber ich kenne jemanden, der mir die Paper runterladen kann. Dauert allerdings noch ein Weilchen. Einstweilen begnüge ich mich erst einmal mit den Abstracts.

Ich habe mir die Bilder von 2004/2005 noch einmal angeschaut, wo der Wulst lediglich in der Cassini-Region auszumachen ist (das berühmte "Walnuss"-Foto PIA 06166). In Richtung rechter Rand der Cassini-Region, dort wo sich der große Impakt befindet, flacht sich der Wulst ab und es sind dort nur noch ein paar Bergketten, die schließlich durch das Impaktbecken abgeschnitten werden. Von daher verwundert es mich etwas, dass der Wulst um den ganzen Mond herum geht - nicht weil es zur Rotationshypothese passt, sondern weil es auf den Bildern nicht auszumachen ist. Na gut, mal sehen, was die Lektüre ergibt ...

Viele Grüße!
 

Bynaus

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Den Wulst solltest du von Auge auch nicht sehen können: der ist nichts anderes als die Überhöhung des Rotationsellipsoides gegenüber der perfekten Kugel! Der Unterschied beträgt, wie ich oben zitierte, ca. 30 km. DAS ist der Wulst, und der geht natürlich um den ganzen Planeten herum. Auch die Erde hat einen solchen "Wulst", auch hier beträgt der Unterschied zwischen Pol- und Äquatorradius ca. 30 km (bei sehr viel grösseren Radien...). Deshalb meinte ich, ob wir auch vom gleichen Wulst sprechen... Der Wulst bzw. die "Ausbauchung" des "gefrorenen" Iapetus-Rotationsellipsoiden ist etwas ganz anderes als die Bergkette, wesentlich unspektakulärer, irgendwo durch, und "von Auge" nicht auszumachen.

Ich kann dir die Artikel auch runterladen, schreib mir doch eine PN/Mail...
 

Mahananda

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Hallo Bynaus,

wie es scheint, haben wir tatsächlich aneinander vorbeigeredet. Ich meinte die konkave Krustendeformation, die sich nur in der Cassini-Region ausmachen lässt. In der Zwischenzeit habe ich mir noch das Bild PIA 07660 angeschaut, dass einen zu PIA 06766 etwas versetzten Anblick bietet. Da ist am linken Bildrand KEINE Aufwölbung zu erkennen, sondern lediglich die Bergkette. Außerdem habe ich mich noch bei "Lunar and Planetary Science XXXVII" S. 1639 informiert (Artikel von P.C.Thomas u.a.) zur Gestalt der Eis-Satelliten Saturns. Dort werden für Iapetus diese Werte angegeben: a=747,1 km; b=749,0 km; c=712,6 km. Also recht deutlich ein Rotationsellipsoid entsprechend der Angaben, die du mitgeteilt hattest.

Wenn es stimmt, dass sich eine derart genaue Altersangabe machen lässt, dann spricht das natürlich sehr stark für die Rotationshypothese. Meine Argumentation bezog sich jedoch auf die konkave Aufwölbung, und da habe ich meine Zweifel, ob diese auf der Basis dieser Hypothese erklärbar ist bzw. ob diese Aufwölbung erst später entstanden ist, nachdem Iapetus bereits seine endgültige Ellipsoidform angenommen hatte und bereits ausgekühlt war. Auf dein Angebot zur Bereitstellung der Paper komme ich gern zurück und melde mich per PN noch einmal bei dir.

Viele Grüße!
 

Joerschi

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Neues aufregendes Material von Iapetus !!!

Hallo an alle Iapetus-Fans!

Auf

http://www.raumfahrer.net/news/astronomie/17092007025157.shtml

findet ihr die neuesten Rohbilder des nahen Vorbeiflugs Cassinis an Iapetus.
Darunter eine kleine Animation vom Flug über den Äquatorwulst,
zwei ausgezeichnete, detailierte NAHAUFNAHMEN (mit Sicht auf kürzlichen Meteoritenaufschlag auf der schwarzen Oberfläche), eine "Heckansicht" der weißen Seite des Mondes (mit dem kolossalen Einschlagskrater) sowie ein aus Rohbildern zusammengesetzter Bildstreifen des äquatorialen Gebiets.
Die Nahaufnahmen sind natürlich echte "Hingucker" - als würde man selbst gerade mit dem Segelflugzeug über die 10 km hohen Berge fliegen...


Besondere Aufmerksamkeit verdient die Tatsache, das der gesamte Wulst (und Ränder) von Meteoriteneinschlägen übersät ist und an einigen Stellen nach Auffassung der Wissenschaftler durch massive Einschläge sogar "eingeebnet" wurde. Dabei ist unter der schwarzen Schicht deutlich das weiße Material erkennbar, welches sich auch auf der Keerseite des Mondes befindet.

Leider, leider wirds keinen 2. Vorbeiflug geben...
 
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Orbit

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Hallo Joerschi
Hab Dank, dass Du das Thema so gut betreust.
Die Idee, dass sich Iapetus sein schwarzes Gesicht beim Durchflug durch eine Wolke geholt hat, die aus eben diesem Material bestand, scheint sich durchzusetzen.
Herzliche Grüsse
Orbit
 

Joerschi

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Scheint so.

Stünde dann "nur" noch die Frage im Raum, ob (und wenn ja - wie) die Schicht regelmäßig erneuert wird.

Auf den Bildern sind ja nur einige winzige, weiße Einschlagskrater zu sehen. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass die Krater regelmäßig von neuem Material bedeckt werden müssen, da sonst wesentlich mehr (und größere) weiße "Einschlags-Flecken" sichtbar sein müssten.
 

Orbit

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Genau.
Fliegt Iapetus regelmässig - wie wir mit der Erde jährlich je einmal durch die Perseiden und die Leoniden - durch eine solche Wolke? Die gälte es aber noch zu entdecken, oder?
Gruss Orbit
 

Joerschi

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Die gälte es wirklich zu entdecken.

Und dies wirft dann natürlich weitere Fragen auf:
-> wie/wo/wann ist sie entstanden / erneuert sie sich?
-> Materialzusammensetzung
-> tritt sie periodisch in die Umlaufbahn Iapetus ein oder befindet sie
sich dort "starr" ?
-> warum zum Henker HAT sie noch keine entdeckt?
(-> besteht die "Gefahr", dass Cassini da durchfliegt) usw...

Gruß - Jörg
 
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MoreInput

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Flecken

Hi Joerschi!

Danke für den Link. Ich wundere mich die ganze Zeit schon über dieses Bild:

http://saturn.jpl.nasa.gov/multimedia/images/image-details.cfm?imageID=2733

Ich hab erst mal einige Zeit gebraucht, bis ich dieses Bild verstanden hab.Zuerst dachte ich, die schwarzen Flecken wären die Spitzen von Hügeln. Erst nach mehrmaligen Hingucken hab ich entdeckt, dass die "Hügel" eigentlich Krater sind. Kraterillusion nennt sich das, glaube ich.
Dann lässt sich das Bild auch besser interpretieren. Die schwarzen Flecken müssen als "Tropfen" auf den "Nord-Ost" Hängen aufgeklascht sein. Und wieso genau in die Krater? Oder sind die Krater erst dann entstanden?

Oder hat jemand andere Interpretationen?

Schön sieht man auch den Kontrast zwischen Dunkel und Hell. Weiss wie Eis und Schwarz wie Tinte.

Bei diesem Bild http://photojournal.jpl.nasa.gov/jpeg/PIA08373.jpg kann ich dann gar nichts mehr erkennen.

Grüsse,
Stefan
 

Bynaus

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Die Idee, dass sich Iapetus sein schwarzes Gesicht beim Durchflug durch eine Wolke geholt hat, die aus eben diesem Material bestand, scheint sich durchzusetzen.

Äh, woher hast du denn das? Ein Durchflug durch eine Wolke ist nämlich problematisch, denn man würde erwarten, dass dann exakt die Vorauseilende Hemisphäre von dem dunklen Material bedeckt ist. Tatsächlich jedoch greifen sowohl die weisse als auch die dunkle Hälfte in die jeweils andere Hemisphäre aus (die weisse über die Pole, die dunkle entlang des Äquators), ähnlich wie bei einem Tennisball.

Ich halte eine Evaporation/Kondensations-Lösung immer noch für viel wahrscheinlicher.
 

Orbit

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Bynaus
Äh, woher hast du denn das?
Aus eben dem Artikel bei Raumfahrt. de, zu dem Joerschi verlinkt hat:
Iapetus könnte zum Beispiel mit seiner Bugseite voran durch eine Art "Wolke" - freilich von gigantischen Ausmaßen, nämlich größer als der Mond selbst - aus dem geheimnisvollen schwarzen Material geflogen sein.
Was Du hier in Frage stellst
Ein Durchflug durch eine Wolke ist nämlich problematisch, denn man würde erwarten, dass dann exakt die Vorauseilende Hemisphäre von dem dunklen Material bedeckt ist.
wird in besagtem Artikel genau so dargestellt. Hast Du den überhaupt gelesen, bevor Du zu dieser mir gegenüber ziemlich despektierlichen Antwort ansetztest?
Orbit
 

Bynaus

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Hast Du den überhaupt gelesen, bevor Du zu dieser mir gegenüber ziemlich despektierlichen Antwort ansetztest?

Warum despektierlich? Falls es so rübergekommen ist, das war keine Absicht. Ich fragte mich nur, warum du jetzt sagst, "diese Ansicht setzt sich langsam durch", weil ich das Thema (allerdings mit anderen Quellen) ebenfalls verfolge und überhaupt nicht diesen Eindruck habe.

Ich habe mit meinem Beitrag lediglich aufgezeigt, warum dass diese "Wolke"-Theorie problematisch ist - dieses Problem wird von raumfahrer.net nämlich gar nicht erläutert.

Was Du hier in Frage stellst (...) wird in besagtem Artikel genau so dargestellt.

Raumfahrer.net ist eine Seite, deren Inhalte von interessierten Laien gestaltet werden. Als sakrosankt würde ich das, was dort steht, nicht behandeln.
 

Mahananda

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Hallo,

Ein kurzer Nekrolog auf meine Hypothese

Nachdem mir Bynaus freundlicherweise das Paper zur Entstehung der Iapetus-Gestalt zukommen ließ und zugleich neues Bildmaterial der Cassini-Sonde zur Verfügung steht, muss ich wesentliche Teile meiner Hypothese fallenlassen. Ich hatte gemutmaßt, dass ein möglicher Zusammenhang zwischen der Entstehung des Äquatorwulsts und dem Vorhandensein des dunklen Materials in der Cassini-Region besteht. Neben der Begriffsverwirrung bezüglich des Äquatorwulstes (ich meinte die beiderseits des Gebirgskammes auftretenden konkaven Krustendeformationen, Bynaus hingegen die durch Zentrifugalkraft entstandene äquatoriale Ausbauchung des Rotationsellipsoids), ist es insbesondere die Art und Weise, wie das dunkle Material auf der Oberfläche aufliegt, die mich dazu veranlasst, mich zu revidieren.

Das Äquatorgebirge einschließlich der näheren Umgebung muss sehr alt sein. Dies belegen die hohe Kraterdichte in der Umgebung und z.T. auf dem Gebirge selbst. Wäre das Gebirge jüngeren Datums, müssten Kraterdeformationen bis hin zu Kraterauflösungen erkennbar sein. Auf den neuesten Nahaufnahmen sind derartige Deformationen jedoch nicht auszumachen. Damit steht fest, dass das Äquatorgebirge ein Relikt aus der Entstehungsphase von Iapetus ist. Weiterhin ist damit naheliegend, dass ein Zusammenhang mit dem Vorhandensein des Äquatorwulstes (des Rotationsellipsoids) besteht. Interessant ist hierbei das Vorhandensein von Bereichen des Gebirges, wo mehrere parallele Ketten anzutreffen sind. Dies unterstützt die These, dass hier Krustenteile sich aufeinander zu bewegt haben.

Das dunkle Material der Cassini-Region bedeckt sowohl größere wie auch kleinere Impakte beiderseits des Äquatorgebirges. Insbesondere auf dem Foto, dass an einen Dalmatiner-Hund erinnert, ist zu sehen, dass das dunkle Material in den Randbereichen der Cassini-Region nicht zentral in den Kraterböden aufliegt, sondern z.T. nur in Randbereichen der Kraterwände. Man ist versucht, diese Kraterwände als Luvseiten zu interpretieren. Dies spricht dafür, dass es sich hierbei um herangewehtes Material handelt, welches erst nach der Bombardement-Phase (Late-Heavy-Bombardement oder gar noch später) die Oberfläche des Iapetus erreichte.

Beide Befunde widersprechen sich. Es kann daher kein ursächlicher Zusammenhang zwischen der Entstehung des Äquatorgebirges und dem Auftreffen des dunklen Materials in der Cassini-Region bestehen. Meine Hypothese, es könnte durch eine nahe Passage des Iapetus an Titan zugleich das Äquatorgebirge entstanden und das dunkle Material auf dessen Oberfläche gelangt sein, kann ich daher nicht aufrechterhalten. Daher sei sie hiermit beerdigt. Möge sie in diesem Thread eine würdige Grabstätte finden.

In diesem Sinne …

Viele Grüße!
 

Mahananda

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Kleiner Nachtrag: Den Nekrolog habe ich in Unkenntnis des Raumfahrer.net-Artikels verfasst. Es ist schon merkwürdig, dass ich z.T. fast genau dieselben Formulierungen gefunden habe wie der Verfasser des Artikels. Wie auch immer: Ich favorisiere die These, dass das dunkle Material herangeweht wurde. Und wenn sich herausstellen sollte, dass die Zusammensetzung tatsächlich den Titan-Tholinen entspricht, wie spektroskopische Untersuchungen nahelegen, dann ergibt sich die faszinierende Frage, wie sie dorthin gelangt sein könnten. Vielleicht ist an meiner Hypothese der nahen Titan-Passage ja doch etwas dran ...

Viele Grüße!
 
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