Hallo zusammen,
Mit Plagas Paper dürfte die Diskussion um die LHC-Risiken in eine neue Runde gehen. Auf 'achtphasen' wird Plaga wohl nach dem abgehalfterten Rössler die neue Galionsfigur werden.
Radikalisierung des 'LHC-Widerstands'
Wie man mit Orbit richtig vermuten konnte, wirken die 'Torschluss-Hypothesen' vor dem 10. September als Motivierung, die die 'LHC-Widerständler' nicht nur weiter wie die
'Maus vor der Schlange' (Marc Fasnacht) erstarren, sondern sich auch
wieder radikalisieren lässt:
Eine solche, den ernsthaften Bedenkenträgern - deren Argumente keineswegs ausdiskutiert sind ( R. Plaga, R. Uebbing) - entgegengebrachte Arroganz der Verachtung stellt nicht nur die ethische Verantwortung der Wissenschaftler in Frage, sondern die Basis menschenwürdigen Zusammenlebens.
Die Verbalradikalisierung Struckmeyers ist in den letzten Tagen ja kein Einzelfall. Auch die besonders 'intellektuell' auffälligen 'achtphasen'-Teilnehmer
Lutz von Grünhagen:
Nach dem vollen Start der Experimente dürfte für unabsehbare Zeit eine Phase quälender Unsicherheit beginnen, auch unter den Milliarden Menschen, die bis jetzt nichts vom LHC und seinen denkbaren Gefahren wissen.
Wenn mit naivem Stolz lauthals verkündet worden ist, daß “das größte Experiment aller Zeiten” - trotz aller Zweifel von ein paar hysterischen Weltuntergangspropheten - erfolgreich gestartet worden sei, werden die Massen der wahren Hysteriker erst aus ihren Löchern gekrochen kommen, weil sie erst dann erfahren, was für ein unabwendbares Schicksal ihnen möglicherweise aufgezwungen worden ist.
Vielleicht werden westeuropäische Wissenschaftler sich fortan kaum noch auf die Straße trauen.
Vielleicht werden Physiker scharenweise die Koffer packen und wie einst Salman Rushdie vor fundamentalistischen Häschern in ungemütliche Verstecke flüchten. Ein neuer Terrorismus der Rache könnte um sich greifen, der Tausende von Unschuldigen, etwa Europäer im Ausland, trifft. Zu diesem Thema “Sicherheit vor Lynchjustiz nach Bekanntwerden von vertuschten Risiken” dürfte es noch keine Studie geben. Aber Fehler wie einst bei der Vorbereitung der Flüge der Weltraumfähren “Challenger” 1986 und “Columbia” 2003 sind bis heute überall ziemlich wahrscheinlich, bedingt durch die allgemeine Rivalität und Hektik in der menschlichen Zusammenarbeit. Und jetzt wird eine Art “Challenger” gestartet, wo wir “alle in einem Boot sitzen” und wo die möglichen Schuldigen mitten unter uns sind, wenn herauskommt, daß Versäumnisse vor dem Start uns unaufhaltsam in die Katastrophe treiben lassen.
oder der
Paul Caspar Boux:
Wissenschaftler ohne Herz und Seele
der sich in gewissem Sinne
bereits seit Ende August tot gefühlt hat
und natürlich
ein Wissenschaftsfeind ist, erinnern unbehaglich an die Reinkarnationen von 'Martial Bourdin', die auch die CERN-Wissenschaftler unter Beobachtung haben:
'The LHC is safe', Folie 29 (14.08.2008):
While the rest of the World goes to hell. Be
carefull: Yuo might have "guest's. With Guns.
ハHurry up Booyzzz.
Dr. Xxxxx Xxxxxxx (Sent Saturday, June 21,
2008 11:46 PM)
Wir sollten daher noch ein paar weitere Blicke auf Plagas paper werfen, das den letzten Schub der 'Maschinenstürmer' ausgelöst hat, sich in ihrer pseudointellektuellen Untergangsstimmung einzurichten.
'Even if' Plaga
Rainer Plaga eröffnet dem 'LHC-Widerstand' nach den bisher gescheiterten Apokalypse-Prophetien, dass die Erde von einem MBH verschlungen werden würde, eine neue Option für seinen irrationalen Aktionismus: den
'thermal damage'! Das paper von Plaga ist sicherlich bereits in seinen Grundannahmen kritisierbar. Aber unter den oben dargestellten Eindrücken möchte ich doch die bewährte
'Even if'-Strategie nutzen, die das CERN gegenüber seinen Kritikern so erfolgreich zur Anwendung bringt. Schliesslich hat das Plaga-paper den unwiderstehlichen Charme, sich, anders als die Phantasien von Walter L. Wagner oder Otto E. Rössler, gegenüber der astrophysikalischen Rückversicherung immunisieren zu wollen.
Ja, Plaga fordert mittels seines 'Szenario' die Argumente des
Giddings/Mangano-papers geradezu heraus. Seine These besagt bekanntlich, dass ein MBH bestimmter Masse, das sich über Hawking-Strahlung selbst stabilisiert und sozusagen um sein Eddington-Limit oszilliert, die Erde mit einer permanten thermischen Wirkung schädigt. Ein äquivalent aus der Kosmischen Strahlung produziertes 'Szenario-3-MBH' wäre jedoch in einem Weissen Zwerg oder Neutronenstern völlig unauffällig. Das, so Plaga bricht das astrophysikalische Unbedenklichkeitsargument des CERN, nachdem desaströse Auswirkungen der LHC-Experimente durch die Natur seit Jahrmilliarden widerlegt sind:
Rainer Plaga schrieb:
Disturbingly the effects of such a mBH on a white dwarf or neutron star would be negligible. Assuming the same mBH parameters as above and the theory of section 7 in G & M, the luminosity of the mBH accreting at the centre of a white dwarf is predicted to be 5.9 × 10^19 W or a fraction of 1.5 × 10^−7 of the solar luminosity. This is about 10^4 times smaller than the cooling rate of white dwarfs in G & M’s sample [18,22] and thus cannot be detected [7]. The accretion time of a white dwarf would exceed their present age by a large factor of > 10^10. Therefore no conclusions about mBHs can be drawn from the observed existence of such objects. [...] Completely independent of the doubt raised in section 5, the argument of G & M fails to exclude the existence of mBHs that are dangerous because of their intense Hawking radiation.
Plaga konzentriert sich interessanterweise auf die Energieumsetzung
eines MBH in einem Weissen Zwerg, und mit dieser Beschränkung sieht sein Argument zunächst verführerisch aus - für den 'LHC-Widerstand'! Schliesslich haben Giddings/Mangano in der Abschätzung darüber, ob das Eddington-Limit eine Beschränkung der Materieakkretion auf MBHs durch Rückstrahlungsdruck ausüben könnte, in ihrem paper festgestellt, dass sich Energieentfaltungen (in ihrer Diktion auf Basis physikalisch echter Eddington-Leuchtkraft MBHs) durch die Auswirkungen auf die 'cooling rate' von Weissen Zwergen bemerkbar machen müssten. Da das nicht mit den empirischen Daten übereinstimmt, haben Giddings/Mangano gerade solcherart Energieentfaltungen für die 'Even if'-MBH ausgeschlossen.
Wer irrt?
Nun weiss auch Plaga, dass gemäss den Abschätzungen des CERN in Weissen Zwergen nicht nur ein fresswütiges MBH wütet, sondern selbst bei konservativster Betrachtung sich dort bis zu 5000 dieser Gesellen in 10 Myr einnisten würden. Dumm ist jetzt auch, dass der Abkühlungsprozess der nicht mehr fusionsfähigen WD recht gut bekannt ist. Nach dem letzten Helium-Blitz schwächt sich die Leuchtkraft des nun frei gelegten inneren Kerns mit der Beziehung L_WD ∝ t^−1.14 ab, was der bei Giddings/Mangano (p. 65) erwähnten Raten von 10^-1 bis 10^-3 L_sol entspricht. Damit die immer zahlreicheren 'metastabilen' MBHs die Rechnung von Plaga nicht kaputt machen, laviert der gute Mann jetzt rum:
Rainer Plaga schrieb:
[7] G & M find that many mBHs are produced in white dwarfs in the course of time. However, these mBHs will also tend to merge over time, so that the total number of black holes in a given white dwarf might remain small. This question needs further study.
Aha! Erstens wird das weiteren, ich sag mal, 'Überlegungen' übertragen, aber zweitens ist immerhin eine Voraussage da: die zusätzlichen MBH sind keine Bedrohung für das Plaga-Szenario, da sie ja 'verschmelzen' könnten.
So what?
Jedes weitere stabile (sic!) MBH müsste nach Plaga eine Leuchkraft von 5.9 × 10^19 W innerhalb des Weissen Zwergs entfalten. Der zunächst verführerisch grosse Abstand von vier Grössenklassen zur Abkühlungsrate wäre damit schnell aufgefressen. Dumm sowas! Was ist zu tun? Die Dinger verschmelzen, und schon sieht's wieder so aus, als wär nur eins am Strahlen. Uff, Hypothese gerettet!
Aber stopp! Wie funktioniert das eigentlich? Richtig, wir haben ja gelernt, je massenreicher so ein BH ist, desto geringer die Hawking-Strahlung. Also, durch das Plaga-Fondue verliert der jüngste Theoretiker des 'LHC-Widerstands' endgültig seinen Käse im Rechaud des Weissen Zwergs. Vorbei ist es mit dem unauffälligen T(h)erminator. Auf einmal zeigt der Fressfeind wieder sein hässliches Gesicht.
Und die Ritter der traurigen Gestalt, die gerade mal wieder gegen die Wissenschaftler wüteten, anstatt ihr Hirn einzuschalten, müssen den nächsten apokalyptischen Reiter von der Reservebank zum Warmlaufen schicken.
Grüsse galileo2609