Wie kann man jemand verunglimpfen mit der Nennung einer ethisch problematischen Tat die von niemandem bestritten wird? Es geht nicht darum, die USA zu verunglimpfen, es geht darum, dass du mit Verweis auf ethische / völkerrechtliche Verfehlungen gewisser Staaten den Abbruch der Beziehungen forderst, bei den USA jedoch eine Ausnahme machst. Darauf habe ich dich hingewiesen.
Hallo Bynaus,
dann soltest Du aber Worte wie "leugnen" vermeiden. Niemand ernstzunehmendes "leugnet" da irgendetwas, aber Du stellst es trotzdem so dar. Warum ?
Du findest also, das "Ereignis" rechtfertige die Folter?
Man möchte bei einer solchen Argumentation fast meinen, dass die schlimmsten Folterungen der Menschengeschichte in Guantanamo stattgefunden haben. Ich wage die These, dass man vor 20 Jahren die Straftaten der USA in Guantanamo gar nicht als "Folter" bezeichnet hätte.
Aber ja: die lieben USA foltern, also ist es nicht so schlimm, wenn die anderen auch foltern.
Vielleicht sollten aber nicht wir auf einem bequemen Stuhl vor einem Computer darüber befinden, was Folter ist, sondern die "richtigen" Folteropfer fragen, wie sie die Folterungen auf Guantanamo einordnen. Ich würde das sogar sehr gerne ergebnisoffen tun. - Es ist diese
Nivellierung, die mich stört und die zur Folge hat, dass die wirklichen Verbrechen eben gar nicht mehr so schlimm sind.
"In der Geschichte der Menschheit beispiellos" ist etwas gar überdramatisiert.
"In der Geschichte der Menschheit beispiellos“ - kannst Du mir ein Beispiel nennen, welches mit 9/11 vergleichbar ist ?
Habe ich bestritten, dass die Besetzung der Krim / der Ostukraine völkerrechtswidrig ist? Nein. Du warst derjenige, der gefordert hat, mit Russland keine Forschungskollaborationen einzugehen, weil es die Völkerrechte verletzt. Ich habe dich nur darauf hingewiesen, dass auch die USA die Völkerrechte (mit einer gewissen Regelmässigkeit, übrigens) verletzen und du deshalb konsequenterweise auch den Abbruch der Forschungskollaborationen mit den USA fordern müsstest.
Erneut machst Du keine Abstufung, so dass die Völkerechtsverletzugnen der USA gleichwertig zu denjenigen beispielsweise Russlands sind. Sind sie das tatsächlich ? Nein !
Nö, das ist nicht einfach "meine Meinung". Frag mal einen amerikanischen Historiker zu der Frage.
Welchen ? Und idealerweise auch einen, der eine andere Meinung zu diesem Thema vertritt, um die Ausgewogenheit zu wahren.
Ich illustriere hier nun nicht, wie zynisch diese Aussage ist, sonst echauffierst du dich nur noch mehr. Nicht dass du noch einen Herzinfarkt bekommst.
Warum verlässt Du die Sachebene ? Hälst Du mich tatsächlich für Herzinfarktgefährdet ?
Aber ok - Deiner Aussage entnehme ich, dass Du es bevorzugt hättest, dass man ungeachtet der Taten Saddam Husseins erneut weggeschaut hätte. Habe ich Dich wenigstens hierin richtig verstanden ?
Wenn du das so siehst dann ist das dein Problem. Zumindest für mich ist Putin alles andere als ein Held.
Für Dich vielleicht nicht. Aber was Du schreibst ist Honig für all die "Putin-Versteher" in der Schweiz, die übrigens in den Online-Ausgaben der renommierten Schweizer Zeitungen in den Kommentar-Bereichen bei weitem die Mehrheit stellen.
Die USA haben sich bestimmt nicht "engagiert", um die armen Iraker vom bösen Saddam Hussein zu befreien...
Ich vertrete durchaus die These, dass sich die Allianz aus USA/Grossbritannien engagiert hat, um die irakische Bevölkerung von Saddam Hussein zu befreien.
Ich habe nichts dergleichen geschrieben. Die Völkerrechtsverletzung Russlands in der Ukraine - mit der Annektierung eines fremden Territoriums - ist natürlich schwerwiegend. Aber es ist schwierig, die "Schlimmheit" der einen Verletzung gegen eine andere abzuwiegen: so ist z.B. auf der Krim niemand gestorben - im Irak hingegen starben wohl bisher (seit 2003) mehr als eine halbe Million Iraker.
Es sei die Frage erlaubt, wieviele von diesen Opfern vom Militär der USA und Grossbritanniens getötet wurden. Wirklich eine halbe Million ?
Du hast klargemacht, dass chinesisches Arbeitsrecht schlimmer ist als amerikanische Folter
Nein, sowas habe ich nicht klargemacht. Ich denke, es besteht ein Konsens, dass Arbeitsbedingungen oftmals schlecht sind und leider auch ungesund, aber auch bei sehr grossen Unzulänglichkeiten nicht als "Folter" bezeichnet werden, auch wenn es da Ausnahmen geben mag.
und man deshalb mit China nicht zusammenarbeiten darf, mit den USA hingegen schon. Soviel habe ich verstanden. Nur stimme ich dir nicht zu.
Ach so, jetzt verstehe ich: da wurde also wieder einmal nivelliert, was zur Folge hat, dass nun die "Folter" auf Guantanamo mit den Arbeitsbedingungen in China verglichen wird - was gar nicht so einfach ist, weil da irgendwie ein passender Massstab fehlt - aber ok, nivellieren kann man ja mal, und daraus dann messerscharf geschlossen, dass wenn man die Chinesen ausschliessen will man konsequenterweise auch die USA ausschliessen müsse. Beides hat zwar reichlich wenig miteinander zu tun, aber wenn schon Ausschluss, dann gleich alle ausschliessen.
Ich halte das zwar nicht für zielführend, aber aus einer puristischen Sicht bin ich sogar einverstanden: wenn man diese Art der Nivellierung gutheisst: ja, dann muss man konsequenterweise auch die Zusammenarbeit mit den USA beenden.
Warum auch nicht: es kann durchaus sinnvoll sein, alle Länder weltweit als "böse" zu klassifizieren und die internationale Zusammenarbeit auszusetzen, bis wenigstens einige von ihnen als hinreichend gut erachtet werden.
Ich halte das zwar für übertrieben, aber es ist mir lieber als faule Kompromisse zu schliessen. Denn wenn man bereit ist, faule Kompromisse zu schliessen, dann wird sich an den Missständen - unabhängig ihrer Schwere - niemals etwas ändern. Was zwar wie ich geschrieben habe kurzfristig erfolgreich sein kann, langfristig aber nicht.
Dann wäre beispielsweise jetzt ein sehr guter Zeitpunkt, innezuhalten und alle freiwerdenden Kräfte zu bündeln, um diesen Wertekatalog endlich einmal auszuarbeiten, neutral Überprüfungsmechanismen zu überlegen und nach erfolgreicher Einführung die international Arbeit zumindest mit den Ländern, die sich an den Wertekatalog halten, wieder aufzunehmen.
Dadurch werden sich zwar ein paar Forschungsvorhaben verzögern, aber der Gewinn wäre für alle Beteiligten riesig und würde die Kosten der Verzögerung bei weitem wieder aufwiegen.
Aber ich vermute, dass man diesen Ansatz als "weltfremd" bezeichnen wird und nicht will, sondern lieber weiterhin zahlreiche Tote in zahlreichen Konflikten bevorzugt. Natürlich will das hier niemand "aktiv", aber niemand will ernsthaft Massnahmen ergreifen, dass diese Straftaten nachhaltig mal ein Ende haben.
Hier gehts aber nicht darum, mit den bosnischen Serben eine Mondbasis zu bauen. Es geht explizit um die USA.
Ich möchte trotzdem gerne die Meinung dieser über zehntausend Menschen hören, einfach um mir ein besseres Gesamtbild machen zu können.
Siehst du irgend jemanden hier, der das tut? Du rennst hier offene Türen ein.
Hier im astronews nicht, aber wo ich wohne schon. Und das ist in der Schweiz und nicht irgendwo, wo noch das Recht des Stärkeren gilt.
In wie vielen Ländern hat sich denn, sagen wir, seit der Wende 1991, durch aktive Hilfe der USA eine Demokratie gebildet? Und wie viele Länder sind durch aktive Hilfe / Interventionen der USA in die Anarchie abgeglitten?
Da hast Du natürlich recht und das ist auch sehr bedauerlich. Doch was ist die Alternative ?
Nein, die Europäische Union ist das bessere Friedensprojekt als der globale Imperialismus Amerikas.
Das verstehe ich jetzt nicht: so sehr ich die EU begrüsse, aber mir ist kein Fall bekannt, in dem die EU ein Land von einem brutalen Diktator befreit hätte. Für sowas hat die EU zum jetzigen Zeitpunkt ja auch gar nicht die benötigten politischen und militärischen Strukturen.
Wobei ich zum heutigen Tag offen lassen möchte, ob solche benötigten politischen und militärischen Strukturen für die EU überhaupt wünschenswert sind: vielleicht braucht das noch mehr Zeit, vielleicht ist es auch überhaupt nicht wünschenswert. - Ich weiss es einfach nicht.
Demokratien bilden sich über Jahrzehnte, mindestens.
Das ist richtig und betreffend der Krim und der Ostukraine hätte man auch 20 Jahre Zeit gehabt, eine politische Lösung zu finden, zumal es ja mehrfach durchaus russlandfreundliche Regierungen in der Ukraine gab und der Bedarf einer Gebietsreform auch mir durchaus sinnvoll erscheint. Da hätte man also 20 Jahre lang politisch miteinander reden und eine sinnvolle Lösung finden können.
(Fortsetzung folgt)