Hallo Ispom,
ps:
und dann gibt es auch wieder die notorischen Pessimisten.
aus dem link von galileo weiter oben:
http://www.zeit.de/online/2007/17/planet-neu-leben?page=all
Ralph Neuhäuser, ein Exoplanetenforscher an der Universität Jena, hält das Ganze bislang für pure Spekulation. "Wir wissen noch nicht einmal, ob dort wirklich ein Planet gefunden wurde", sagt der Professor für Astrophysik.
Mit Neuhäuser prügelst du den falschen, Ispom! Der kann nichts dafür, dass der ZEIT-Redakteur seine wissenschaftlich präzisen Ausführungen verkürzt darstellt, um die
extrasolare Planetenforschung kurzerhand in die Nähe zur Scharlatanerie zu rücken.
Neuhäuser selbst bewegt sich mit seinem
ehrgeizigen Projekt des 'Direct Imaging' extrasolarer Planeten wahrscheinlich sogar mehr im Grenzgebiet dieses Forschungszweig als die Teams, die mit der gut eingeführten 'Radial-Velocity-Methode' arbeiten.
Dass ein
ZEIT-Wissenschaftsredakteur auch mal libertäre Zähne zeigen muss, insb. wenn er für ein eher einseitig philologisch schwerstgebildetes Publikum schreiben muss ist auch klar. Meist macht er es konform, manchmal wird es auch kontrovers, wenn man sich seine Auseinandersetzung mit Johann Hahlen über die demografische Analyse der Kinderlosigkeit in Deutschland ansieht.
Das
"Stammtischniveau" des Redakteurs, das Hahlen unterstellt, hat Schwentker zumindest mit seinem
Artikel über Gliese 581 nachhaltig unter Beweis gestellt. Der Redakteur, selbst Physiker mit dem Herzschlag und Aufbaustudium für den Journalismus, bedient sich in seinem Artikel Methoden, die man sonst nur
aus der 'Wissenschaftsredaktion' einer bekannten Boulevardzeitung gewohnt ist.
Unwissen mag man noch tolerieren, gezielte Desinformation stösst mir jedoch auf. So führt der Redakteur den
'Roten Zwerg' als "Krüppelstern" ein, um die Basis dafür zu schaffen, eine Vergleichbarkeit mit dem Sonnensystem von Beginn an zu erschüttern. Selbstredend muss Stéphane Udry, der führende Autor des discovery-papers so dick auftragen,
"denn eigentlich ist es keine große Sache mehr, einen neuen Planeten zu entdecken"! Eigentlich (sic!) erledigt 'so eine Sache' der Redakteur in der Mittagspause ... oder etwa
uneigentlich?
Weiter geht's im Text des Redakteurs:
"Der Planet bewegt sich exakt im dünnen Band der sogenannten Lebenszone, in der zwischen Null und 40 Grad Celsius herrschen." Spätestens hier kündigt sich an, dass
Schwentker keine Ahnung hat, über das er schreiben will.
Der nächste Schlag, die Presseerklärung wurde durch die ESO
"eilig aufgesetzt", um die Entdeckung zu platzieren,
"noch bevor sie in einem astronomischen Wissenschaftsmagazin veröffentlicht werden konnte". Wieder gepatzt! Das
peer-review, dass sich die Gruppe auch bei A&A erst einmal erarbeiten muss, wurde durch das
Nachrichtenembargo bis zum 25.04.2007 01:00 AM CEST zweifelsfrei unterstützt. Anders als bei 'nature' verpasst A&A den Wissenschaftlern jedoch nicht völlig weltfremde Knebel, die dürfen dann auch schon mal vor der Drucklegung etwas sagen!
Es ist aber
wirklich 'schlimm', dass Udry
"überzeugt davon ist, dass es auf seinem Planeten Leben geben kann" (also
seinem - sic!),
"also die neue Heimat des verzweifelt gesuchten Lebens, irgendwo da draußen"! Über solche
semantische Tricks des Redakteurs kann man wirklich nur noch verzweifeln.
Weiter geht's, diesmal
im Vollzitat, weil es so schön ist:
Die Begeisterung der Genfer Entdecker wird nicht uneingeschränkt geteilt. Ralph Neuhäuser, ein Exoplanetenforscher an der Universität Jena, hält das Ganze bislang für pure Spekulation. "Wir wissen noch nicht einmal, ob dort wirklich ein Planet gefunden wurde", sagt der Professor für Astrophysik.
Neuhäuser begründet seine Zweifel mit der Methode, die Udry und sein Team für die Suche einsetzten: Die sogenannte Radialgeschwindigkeits-Messung sei sehr ungenau und lasse immer nur indirekt auf einen Planeten schließen – wenn überhaupt.
Erneut beweist Schwentker, wie er die
Äusserungen von Neuhäuser verkürzt und verdreht! Es sträubt sich in mir, diese Manipulation wirklich klarstellen zu müssen, aber wie man Neuhäuser in den Mund legen kann, die RV-Methode, deren Präzision ihresgleichen sucht, zu verunglimpfen, das grenzt an eine ganz weit gedehnte Auslegung der
journalistischen Freiheit zum Kommentar!
Mit dieser Ermutigung beflügelt,
schiesst der Redakteur einen Bock nach dem anderen, sprachlich wie wissenschaftlich - in Aufzählung:
- Die Forscher um Stéphan Udry hatten mit einem Teleskop das Licht des Sterns Gliese 581 beobachtet
- Wird er von einem schweren Körper umkreist, so zieht dessen Schwerkraft das Zentralgestirn ganz leicht hin und her, was unter bestimmten Bedingungen zu Farbschwankungen des Lichts im Teleskop führt.
- Laut Neuhäuser lässt sich mit der Radialgeschwindigkeitsmethode zwar auch die Mindestmasse des Himmelskörpers bestimmen, der da am Lichtschein von Gliese 581 ruckelt.
- Der angebliche Planet könne auch ein schwerer Gasplanet ähnlich dem Jupiter sein
- Bewegt sich der ferne Himmelsbrocken nicht exakt auf die Erde zu und wieder von ihr weg, ist seine Kreisbahn also etwas gekippt, dann wackelt der Stern nach oben und unten, rechts oder links. Das ändert die Farbe seines Lichts nicht, ist also im Teleskop unsichtbar.
- In Genf scheint man indes keine großen Zweifel an der eigenen Arbeitsweise zu haben. [...] Zuvor hatte man immer nur extrem schwere Brocken gefunden, Körper die wahrscheinlich riesige Gasplaneten sind.
- Doch was die Forscher wollen, ist etwas Erdähnliches: [...] "Eine zweite Erde zu finden, ist für uns wie der heilige Gral", gesteht Stéphane Udry.
- Die derzeitigen Modellrechnungen sind alle noch sehr fraglich", wendet Ralph Neuhäuser aus Jena ein. Sicherheit habe man erst, wenn man Gewicht und Größe eines Planeten genau bestimmen könne, und damit auch seine Dichte. Mit der Radialgeschwindigkeits-Methode geht das nicht [...]
(Hervorhebungen durch galileo2609)
An dieser Stelle hat der Redakteur die extrasolaren Funde seit 1995 dahin geschrieben, wohin sie seiner Artikelüberschrift nach seit jeher anzusiedeln sind: im
Bereich des "Wunschdenkens". Aber damit gibt er sich nicht zufrieden! Wieder instrumentalisiert er den ehrlichen Neuhäuser, um der extrasolaren Planetenforschung auch noch
die letzte Glaubwürdigkeit zu entziehen! Herr Redakteur spielt im folgenden zunächst gekonnt die 'Transit-Methode' gegen die 'RV-Methode' aus, um im nächsten Satz zu behaupten, über einen Transit sei noch kein einziger Exoplanet entdeckt worden:
Dafür messen Fernrohre auf der Erde, wie sich das Licht einer fernen Sonne verdunkelt, während der Körper exakt vor ihm vorbeizieht und ihn bedeckt. [...] Leider sind solche Transitereignisse sehr selten. Und ein echter Planet wurde auf diese Weise nie gefunden. Die besagten 14 Objekte entpuppten sich allesamt als Gasriesen.
Da ringe ich dann doch noch um Worte!
Der Redakteur hat auch noch Tilman Spohn befragt und leitet daraus
weitere Argumente ab, um Gl 581 c zu versenken. Seine abschließende Beschäftigung mit den Eigenschaften des extrasolaren Planeten gipfelt in der Feststellung: "Zudem brauchen Planeten für den Wärmeausgleich vermutlich eine Atmosphäre." Ja, Herr Redakteur, so wird es wohl funktionieren, ob der Planet nun gebunden rotiert oder nicht!
Dumm, dass die 'Genfer' das nicht wissen können. Deshalb wollen sie uns auch weiter hinters Licht führen, die
Lümmel von der RV-Fraktion! Die wollen doch - dem Redakteur nach:
vielleicht auch deshalb weitersuchen, woanders, in einem anderen System. "Der nächste Schritt ist, einen Planeten bei einem Stern wie der Sonne zu finden, im Abstand wie der der Erde", sagt Stéphane Udry.
Vielleicht? Bestimmt! Aber warum nur? Die Antwort kommt postwendend, sie wollen
den ZEIT-Lesern das Geld aus der Tasche ziehen:
Der Haken für die Genfer: Eine Konstellation, die der unserer Erde und Sonne entspricht, wäre für die Radialgeschwindigkeits-Methode unsichtbar. Darum fordert Udry größere Teleskope.
Da haben wir es! Dieses
verwöhnte Pack ist nicht zufrieden damit, dass sie bereits jetzt und mit unerwartetem Erfolg mit den präzisesten Spektrographen der Welt einem gemeinsamen Menschheitstraum nachjagen! Nein, diesen Zivilversagern geht es um was ganz Banales: Asche, Kohle, Mäuse ... pfui! Sagt der Redakteur (unter erneuter Instrumentalisierung von Neuhäuser):
Der jetzt entdeckte Planet - in einer fraglich definierten Lebenszone – sei aber trotzdem kein großer Schritt nach vorn.
Ich habe hier zunächst an einen 'Druckfehler' geglaubt! Nach mehrmaligem Lesen dieses Pamphlets komme ich zu dem Schluss, dass diese Feststellung dem Schwentker von Anfang an das Ziel vorgab.
Warum rege ich mich über diesen Artikel so auf? Ich sehe sie vor mir, die ZEIT-Leser! Na ja, zumindest eine Teilmenge:
"Was Tochter, du willst Physik studieren? So eine brotlose Kunst? Lern lieber was Anständiges ..."
Vielleicht hatte der Redakteur einen schlechten Tag oder die ZEIT ist nicht in der Lage, ihre Wissenschaftsredaktion qualitativ angemessen zu besetzen ... Eines wird überdeutlich, ob affirmative Nachbetung oder persönlich gefärbte Aversion, die Presse kann sich hinter ihrem Status selbst dann gut verstecken, wenn sie selbst ein 'peer-review' nötig hätte!
So, jetzt geht es mir besser, galileo2609