Arecibo: Zutaten der Ursuppe in ferner Galaxie

Mahananda

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Hallo Avenner,

nur kurz zu deinem "Zwischengedanken":

Dies mag jetzt wieder sehr „Metapherhaft“ klingen, aber man kann doch gewisse parallelen erkennen.

Die Parallelen deuten darauf hin, dass sich das Evolutionsprinzip auch auf kulturelle Sachverhalte übertragen lässt. Das geht bei der Sprache los (Variation verschiedener Dialekte bis hin zur Divergenz in mehrere Sprachen einer Sprachfamilie z.B. im Indoeuropäischen), führt über Schriftarten (z.B. Karolingische Minuskel aus der lateinischen Großbuchstabenschrift) bis hin zur Buchkultur und schließlich zur modernen EDV (Schriftarten bei WORD). Wahlweise kann man den Stammbaum verschiedener Haushaltsgeräte, Fahrzeuge oder Werkzeugmaschinen nachvollziehen und stößt dabei auf vergleichbare Muster von Mutation (Erfindungen), Variation (Verbesserungen) und Selektion (Marketing, Nachfrage).

Allerdings darf man sich nicht zu dem Fehlschluss verleiten lassen, dass die Analogie zugleich eine Identität ist. Die Intelligenz, die hinter der kulturellen Evolution steckt (das menschliche Bewusstsein) ist ja selber ein Ergebnis von Evolution und damit in das evolutive Regelwerk eingebettet. Als Produkte der natürlichen Evolution handeln wir evolutiv, wobei wir den Vorteil haben, dass wir über unser Handeln gedanklich reflektieren können. Das beschleunigt den Evolutionsprozess ungemein, wie man aus der Kulturgeschichte ablesen kann.

Doch auch hier ist erkennbar: Wenn erst einmal ein Engpass überwunden ist, verläuft die weitere Entwicklung beschleunigt (siehe die Entwicklung der Computer nach der Erfindung des Transistors!). Vergleichbar ist dies mit der Radiation nach der „Erfindung“ der Mehrzelligkeit (sogenannte „Kambrische Explosion“). Wenn sich eine gefundene Lösung als ausbaufähig erweist, setzt sie sich durch und bringt eine Vielzahl von variierenden Ablegern hervor, von denen jede einzelne wiederum Ausgangspunkt für den nächsten Qualitätssprung sein kann.

Doch wie gesagt: Der Schluss auf die Existenz einen Intelligenten Designers für die natürliche Evolution ist ein bloßer Analogieschluss und damit nach den Maßgaben wissenschaftlicher Herangehensweise nicht haltbar. Daher ist es nicht sinnvoll, diese Hypothese weiter zu diskutieren. Die Existenz eines ID ist nicht falsifizierbar und damit wissenschaftlich wertlos.

Das dient jetzt nur als Zwischengedanken, der mehr einen philosophischen Charakter besitzt, aber ich kann mich dem Gedanken nicht entziehen, dass sich die Gesetzte der Biologie/Chemie die zum Leben führten, grundsätzlicher Natur sind, die auch auf höherer Ebene sich immer wieder wiederholen könnten.

Anders ausgedrückt: Wir sind so lange in der allerinnersten Schachtel verstaut bis wir selber anfangen, Schachteln zu bauen. Wie auch immer: Darüber lässt sich aus der Binnenperspektive nichts in Erfahrung bringen. Wir müssen mit dem Datenmaterial zurechtkommen, das wir haben bzw. noch haben können. Das Prinzip der Evolution, das uns hervorgebracht hat, mag in „höheren Ebenen“ (welche auch immer das sein sollen) analog ablaufen, aber für unsere Zwecke muss es genügen, auf dieser unserer Ebene plausible Erklärungsmuster zu finden. Zumindest bleibt uns keine andere Wahl, wenn wir uns nicht in metaphysischen Spekulationen verlieren wollen.

Von-Neumann-Sonden halte ich daher für keine gute Idee!

Ich auch nicht. Vielleicht haben wir ja Glück und werden nie welche bauen. Vielleicht haben wir noch größeres Glück und außerirdische Zivilisationen (so es sie denn geben sollte) bauen ebenfalls keine.

Ich werde mich ebenfalls mal schlau machen!

Vielleicht schaffe ich es bis morgen, schon mal etwas zum Thema zu posten. Anderenfalls bin ich für die ganze nächste Woche „ausgebucht“ und würde mich nach dem 10. Februar wieder hier melden.

Viele Grüße!
 
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aveneer

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Hi Mahananda,

Die Existenz eines ID ist nicht falsifizierbar und damit wissenschaftlich wertlos.
Ich hoffe nicht, dass du in meinem Text etwas über einen „Intelligenten Designers (ID)“ gelesen hast!? Das wäre mir absolut fern. Was ich meinte ist, dass die Evolution der Intelligenz, denselben Gesetzten unterlag, wie die Makromoleküle als sie das Leben „erzeugten“.

In diesem Zusammenhang sehe ich "uns" Stadtmenschen vielleicht im Stadium des Dictyostelium ;) (Wenn es dir was sagt?)

Wir sind so lange in der allerinnersten Schachtel verstaut bis wir selber anfangen, Schachteln zu bauen.

Erst habe ich es nicht kapiert. Aber ja so könnte man es ausdrücken.

Mein Hintergedanke dabei war ja auch, ob man , bei dem Problem wie wurde aus Makromolekülen ein Lebewesen, sich aus unserer eigenen Evolution zum Menschen Anregungen holen kann? Die Affen sind die Makromoleküle ;-)

Vielleicht schaffe ich es bis morgen, schon mal etwas zum Thema zu posten. Anderenfalls bin ich für die ganze nächste Woche „ausgebucht“ und würde mich nach dem 10. Februar wieder hier melden.

Das soll ja hier auch kein Buch werden! Wenn eine Idee kommt – „Hinein posten“ Wenn nicht…..

Ich habe gerade den „Beyer. Walter“ hier liegen – mal sehen was ich da rausholen kann:)
Gruß
Aveneer
 

Mahananda

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Hallo Aveneer u.a.,

Hier in erstes kurzes Zwischenresultat meiner Recherchen:

Peptide können durch direkte Kondensation von AS nicht gezielt hergestellt werden, da schon bei der Reaktion von zwei verschiedenen AS vier verschiedene Dipeptide entstehen (einschließlich der Stereoisomere). Daher müssen sowohl die Aminogruppe der einen AS als auch die Carboxylgruppe der anderen AS vorübergehend blockiert werden. Weiterhin ist eine Aktivierung der Carboxylgruppe erforderlich, die die Peptidbindung eingehen soll, da Carbonsäuren mit Aminen normalerweise nur unter Salzbildung reagieren.

Heute verläuft die Peptidbildung in den Ribosomen enzymatisch. In einem sehr frühen Stadium könnte die „Deckelung“ der Carboxylgruppen durchaus unter Zuhilfenahme von Adenin geschehen sein. Was hat nun Adenin, was die anderen drei Basen nicht haben? Neben dem zeitlichen Vorlauf (es war zuerst da) ist es insbesondere das Vorhandensein einer Aminogruppe in Position 6 des Purin-Grundgerüsts. Das bedeutet, dass Adenin nur in einem bestimmten Winkel an eine AS andocken kann. In Position 9 ist heute die Bindung an Ribose vorhanden. Vermutlich war das schon von Anfang an die bevorzugte Bindungsstelle für weitere Moleküle bzw. Radikale. Die Positionen 6 und 9 weisen in die entgegengesetzte Richtung, so dass der Molekülanhang des Adenins mit der angedockten AS nicht „kollidiert“. Adenin bzw. Adenosin wäre somit als unspezifischer Carboxylgruppen-Blockierer geeignet. Die gebildeten Wasserstoffbrückenbindungen sind zudem nicht sehr stabil, so dass die gewünschte temporäre Blockade erreicht würde.

Interessant ist nun, dass die andere Purinbase Guanin ebenfalls eine Aminogruppe aufweist, allerdings in Position 2. Diese weist aber in eine um 120° versetzte Richtung, so dass der sich ebenfalls in Position 9 befindende Molekülanhang durchaus der andockenden AS „in die Quere“ kommen kann. Guanin konnte deshalb keine Carboxylgruppen-Blockierung bewirken. Dafür besitzt Guanin in Position 6 ein Sauerstoffatom. Dieses kann die Aminogruppe der AS blockieren. Dabei könnte die Aminogruppe des Guanins in Position 2 zugleich die Carboxylgruppe dieser AS „deckeln“ und somit eine Peptidbildung blockieren. Allerdings nur bei einer sterisch geeigneten Variante von AS. Ich vermute daher, dass durch Guanin die D-AS komplett blockiert wurden, während die L-AS nur eine Aminogruppen-Blockierung erfuhren, die die Peptidbildung begünstigte. Für die später entstehenden Protobionten standen damit längerkettige Polypeptide nur in der L-Variante zur Verfügung. Vielleicht ist das eine Erklärung zur späteren Bevorzugung von L-AS durch Lebewesen.

So weit zu meinen ersten Überlegungen zu den Auswirkungen eines Basen-AS-Komplexes. Mal sehen, was die folgende Woche noch bringt …

Viele Grüße!
 
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