James Hansen, vielleicht einer der bekanntesten Klimawissenschaftler der NASA und bekannt dafür, vor den Folgen unkontrollierter Erwärmung zu warnen, stellt eine neue Studie vor:
http://www.spaceref.com/news/viewpr.html?pid=35499
Untersucht wurde das Eemian, die letzte Zwischeneiszeit (vor ca. 130'000 Jahren). Damals war die Welt etwa 1° wärmer als heute - und die Meeresspiegel standen rund 5 Meter höher*. Das sollte uns eine starke Warnung sein, dass das "2-Grad-Ziel" nicht besonders erstrebenswert ist (ein viel konservativeres Ziel müsste hin - Hansen schlägt seit Jahren 350 ppm CO2 in der Atmosphäre vor).
*Wer sich über die Diskrepanz zwischen diesen Werten und jenen, die der IPCC bis zum Ende des 21. Jahrhunderts vorhersagt (ca. 3-6 Grad wärmer, Meeresspiegel 1-2 Meter höher) wundert, sei daran erinnert, dass die IPCC-Prognosen nicht den Gleichgewichtszustand beschreiben (der bis zum Ende des 21. Jahrhunderts nicht erreicht sein wird), sondern den Zustand des globalen Klimas im Jahr 2100 auf dem Weg zum neuen Gleichgewicht. Die Lufttemperatur gleicht sich dem Gleichgewicht zurzeit schneller an als der Meeresspiegel - allerdings sind Eisschilde dynamisch und nicht-linear, dh, die Abschmelzgeschwindigkeit kann sich auch in kurzer Zeit sehr stark erhöhen (oder zwischenzeitlich stagnieren), wie geologische Erkenntnisse zeigen. Langfristig ist - aus paläoklimatischen Daten - zu erwarten, dass jedes zusätzliche Grad einem Meeresspiegelanstieg von 20 m im Gleichgewicht entspricht (im Eemian wurde es allerdings schnell genug wieder kälter, so dass diese 20 m nie erreicht wurden). Eine Verdoppelung des CO2-Gehalts, wie bis Mitte des 21. Jahrhunderts zu erwarten ist, entspricht etwa 3 Grad Erwärmung und damit einem fast vollständigen Abtauen der Eisschilde im Gleichgewicht (wobei es Jahrhunderte bis Jahrtausende dauern wird, bis dieses erreicht wird, und der CO2-Gehalt in dieser Zeit - sofern kein weiteres CO2 mehr nachgeliefert wird - wieder fallen dürfte).
Wer nach einer Alltagsanalogie für die Sache mit dem Klimagleichgewicht sucht, der könnte dabei z.B. an einen Backofen denken. Der CO2-Gehalt der Luft ist die Temperatur, die man am Regler vorgibt. Die Temperatur im Ofen wird nicht sofort jener des Reglers entsprechen, weil es - wegen des begrenzten Energieinputs (beim Ofen das angehängte Stromkabel, im Klimasystem ist das die Sonnenstrahlung) eine Zeit dauert, bis der Ofen sich auf die vorgegebene Temperatur aufgeheizt hat. Wenn Regler und Temperatur übereinstimmen, hat man das "Gleichgewicht" erreicht. So kann es sein, dass im Ofen eine Schale mit Wasser und ein Eisblock ohne Probleme existieren, auch wenn der Regler auf 200 Grad steht - aber nur eine gewisse Zeit lang. Die Luft wird sich zuerst aufheizen, dann erst wird das Wasser sich erwärmen und das Eis zu schmelzen beginnen. Derzeit steht der "Regler" auf 390 ppm, was im Gleichgewicht einer Temperatur von etwa 1.4 Grad mehr gegenüber dem vorindustriellen Wert entspricht. Die Luft hat bereits 0.8 Grad mehr erreicht, der Ozean ist auf gutem Weg und das Eis hat zu schmelzen begonnen. Allerdings drehen wir munter am Regler weiter, in Richtung 560 ppm im Jahr 2050.