Wie ist das gemeint? Es handelt sich nicht um ein Spin Network, sondern um unterscheidbare einzelne "Mengen"?
Ein Spin-Netzwerk
- besteht gedanklich aus Knoten und Linien;
- in jedem Knoten (vertices) laufen mehrere Linien (edges) zusammen (in Klammer der englische Fachbegriff)
- an jeder Linie hängt eine Spin-Variable
- eine Spin-Variable besteht aus zwei Zahlen (S, S3); Details evtl. später
- an jedem Knoten hängt eine Rechenvorschrift, die alle Spin-Variablen der einlaufenden Linien mathematisch zu einem Ergebnis verknüpft, das dann dem Knoten zugeordnet wird.
Ende! Bitte stelle dir
nicht vor, dass dieses Spin-Netzwerk auf ein Papier gezeichnet oder in den Raum eingebettet wird (wie ein Netz an einem Klettergerüst). Ein Spin-Netzwerk ist das mathematische Substrat der LQG. Man gelangt zu diesem abstrakten Gebilde ausgehend von verschiedenen Überlegungen, in denen der einbettende 3-dim. Raum tatsächliche eine Rolle spielt. Im Endergebnis ist er jedoch verschwunden, deswegen
vergiss ihn.
Nun mach mal folgende
erste Übung:
- zeichne zufällig verteilt einige Punkte (die Knoten) auf ein Blatt Papier, und nummeriere sie wiederum zufällig mit 1, 2, 3, 4 ... N durch
- nun schreibe neben jeden Punkt eine Liste von einigen zufälligen Nummern, die andeuten, zu welchem anderen Punkten eine Linie gezeichnet werden soll; z.B. könnte neben dem Punkt 1 stehen: (3, 5, 6, 9, 13, 71)
- verorte jetzt die Knoten wiederum zufällig gedanklich in den 3-dim. Raum; dabei wirst du feststellen, dass durch die zufällige Nummerierung weit voneinander entfernte Punkte mit Linien verbunden werden müssten; die Linien im Spin-Netzwerk, die eine Art "Nachbarschaft" anzeigen, liefern einen anderen Begriff von Nachbarschaft als die zufällige Anordnung im 3-dim. Raum; es ist aber das Spin-Netzwerk, das den Raum und seine Beziehungen, Entfernungen, Volumina ... erst definiert, nicht der Raum, in dem sich zusätzlich ein Spin-Netzwerk befindet; deswegen ist der 3-dim. Raum an dieser Stelle ein rein gedankliches Hilfskonstrukt, nicht der Raum, der aus dem Spin-Netzwerk resultieren soll
Nun die
zweite Übung:
- stelle dir den realen physikalischen Raum vor und zerlege ihn in kleine Zellen in Form von deformierten Tetraedern (das entspricht in etwa dem Bild von Schaum, mit Ausnahme der Tatsache, dass im Schaum auch andere Polyeder vorkommen, und dass bei diesen eigtl. leicht gekrümmte Grenzflächen vorliegen)
- zeichne ins Zentrum jedes Tetraeders eine Knoten, und verbinde die Knoten benachbarter Polyeder; die Verbindungslinie durchstößt genau eine gemeinsame Grenzfläche zwischen den beiden Tetradern; du erhältst ein Netz (noch ohne die Spin-Variablen etc.,) *)
- Wenn du dieses Netz mit diversen geometrischen Eigenschaften beschriftest -
i) an jeden Knoten das Volumen des Tetraeders
ii) an jede Verbindungslinie die Knotennummern die sie verbindet
iii) ihre Länge
iv) sowie die Größe der durchstoßenen Grenzfläche
- dann ist dieses Netz dual zu dem in Zellen eingeteilten Raum; man kann das Netz aus den Tetraedern konstruieren, sowie mittels des beschrifteten Netzes auch wieder die Tetraeder; sämtliche relevante Informationen sind vorhanden (vergiss die exakte Position der Tetraeder, sie sind hier irrelevant; Längen der Linien, Flächen und Volumina sind ausreichend)
Nun versuche kommt die
dritte Übung:
- nimm das Netz aus der ersten Übung und ergänze es zufällig um die Informationen (i, iii, iv); (ii) steht schon da
- rekonstruiere die Tetraeder; die wirst feststellen, dass das nicht geht! weil die Linien wirr durch den 3-dim. Raum verlaufen, weil sich Tetraeder überschneiden müssten, weil sich Grenzfläche n durchstoßen ... d.h. dieses Netz ist nicht dual zu einem in Tetraeder zerlegten Raum ...
- ... zumindest nicht in drei Dimensionen; in einem höher-dimensionalen Raum könnte man diesen in höher-dimensionale Tetraeder zerlegen, und umgekehrt könnte man dies aus dem Netzwerk zurückgewinnen; evtl. muss dazu nur die Dimension groß genug sein ...
Man erkennt, dass ein allgemeines Spin-Netzwerk überhaupt keinen 3-dim. Raum liefern kann, und dass es auch keinen vernünftigen Dimensionsbegriff liefern muss.
In der LQG gibt es mehrere Mechanismen, die hier eingreifen:
- es gibt keine völlig beliebigen Netze wie der ersten Übung; es gibt stattdessen gewisse mathematische Konstruktionsvorschriften für das Netz, und es gibt Regeln, wie sich das Netz mit der Zeit (diskrete Ticks) ändern kann, z.B. wie neue Knoten und Linien entstehen können
- es gibt mathematische Methoden, wie man in ein derartiges Netz hinein- und wieder heraus-zoomen kann, wobei man erwartet, dass beim Heraus-Zoomen zunächst eine Art Schaum-Struktur **) sichtbar wird, beim weiteren Heraus-Zoomen dann der 3-dim. Raum, dem man die Schaumstruktur ohne "Vergrößerung" nicht mehr ansieht
- es besteht die Erwartungshaltung, dass aus der Dynamik der Spin-Netzwerke bestimmte Klassen von Schäumen und damit Räumen entstehen, insbs. der bekannte 3-dim. Raum, etwas anderes "nahe am Urknall", wieder etwas anderes innerhalb eines Schwarzen Lochs ...
Bei all dem gilt, dass das Spin-Netzwerk
nicht exakt dual zu einem 3-dim. Raum sein muss. Es gibt Fälle, in denen es eher
niedriger-dimensional wird; das ist ein Effekt, der auch aus mathematischen Simulationen ganz andere Modelle zur QG folgt, insbs., der Causal Dynamical Triangulation, wobei diese ausschließlich mit 3-dim. Tetraedern arbeitet, nicht mit Spin-Netzwerken. Man weiß dies alles noch nicht sicher. Es gibt unterschiedliche Konstruktionsvorschriften, also Varianten der Theorie, die nicht unbedingt äquivalent sind.
Noch etwas: in der Loop Quantum Gravity ist die Raumzeit nicht einfach ein Spin-Netzwerk, sondern ein Quantenzustand über einem Spin-Netzwerk; d.h. man muss in diesem Konstrukt noch Superposition und damit auch Verschränkung betrachten.
Hoffe, das hat dein Bild bzgl. des Raumes in der LQG etwas zurechtgerückt.
*) man spricht in 2 Dim. von "triangulation" und allgemein in N Dim. von einem "simplicial complex", d.h. dem in Tetrateder-Zellen eingeteilten N-dim. Raum
**) dies ist nicht exakt das, was die Physiker mit Spin Foam meinen
Ist die nicht-relativistische QM nicht nur bei v<<c gültig ...
Es gibt in der QM keine Teilchen, also auch keine Geschwindigkeiten von Teilchen. Es gibt aber andere, eher abstrakte Zusammenhänge, die zwischen nicht-rel. und rel. QM einen Unterschied machen.
In der nicht-rel. QM gilt ohne Wechselwirkungsterme E = p²/2m, in der rel. dagegen E^2 = p² + m² (mit c=1). Beachte: Energie E und Impuls p sind einem
Quantensystem zugeordnet, es bedarf dazu keines "Teilchens"
Mir ist das Prinzip klar, worum es in der Störungstheorie geht ...
Sicher?
Dann dürfte dir das hier …
... aber nicht warum sie unvereinbar mit der Hintergrundunabhängigkeit ist.
… nicht unklar sein.
Verschieben wir auf später.