Wenn man wissen will, wie die Natur wirklich funktioniert,...

antaris

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Also gibt es vermutlich mehrere Ansätze? Ist es überhaupt sinnvoll von einem einzelnen Ansatz auszugehen oder müssen von vornherein bestimmte offene Fragen als gemeinsames Problem betrachtet werden?
 

TomS

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Also gibt es vermutlich mehrere Ansätze? Ist es überhaupt sinnvoll von einem einzelnen Ansatz auszugehen oder müssen von vornherein bestimmte offene Fragen als gemeinsames Problem betrachtet werden?
Zunächst mal gibt es unterschiedliche Meinungen, was überhaupt die essentiellen Fragen sind:
  1. einige glauben, dass die Lösung für das Problem der Quantengravitation und der Vereinheitlichung aller Grundkräfte nur gemeinsam erfolgen kann (insbs. in der Stringtheorie); andere glauben, dass man die durchaus getrennt betrachten kann (siehe z.B. die Schleifenquantengravitation, Asymptotic Safety)
  2. viele halten die Quantenmechanik für den geeigneten Rahmen und hinterfragen diese nicht weiter; einige denken, dass auch die Quantenmechanik in ihrer jetzigen Form keinen Bestand haben wird (z.B. Penrose; meiner Erinnerung zufolge auch 't Hooft)
  3. einige glauben, dass es von zentraler Bedeutung ist, die fundamentalen Fragen der Quantenmechanik wie das Messproblem zu lösen; andere meinen, das wäre eher Zeitverschwendung und unwissenschaftliche Philosophie (Susskind)
Daraus ergeben sich ganz automatisch unterschiedliche Ansätze, die sich teilweise widersprechen oder zu widersprechen scheinen, teilweise aber auch gewisse Verknüpfungen aufweisen (so schienen sich die diskrete Heisenbergsche Matrizenmechanik und die kontinuierliche Schrödingersche Wellenmechanik fundamental zu widersprechen, sind jedoch mathematisch strikt äquivalent).

Ein einziger Ansatz kann wohl nicht der richtige Weg sein: Erstens hatten die Physiker oft mehrere Eisen im Feuer, und die Fortschritte ergaben sich aus einem gewissen Wettstreit. Zweitens weiß man erst hinterher, was denn der richtige Weg ist bzw. war; der einzig "richtige" Weg des Renaissancezeitalters war wohl das geozentrische Weltbild ...
 

antaris

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Zunächst mal gibt es unterschiedliche Meinungen, was überhaupt die essentiellen Fragen sind:
  1. einige glauben, dass die Lösung für das Problem der Quantengravitation und der Vereinheitlichung aller Grundkräfte nur gemeinsam erfolgen kann (insbs. in der Stringtheorie); andere glauben, dass man die durchaus getrennt betrachten kann (siehe z.B. die Schleifenquantengravitation, Asymptotic Safety)
  2. viele halten die Quantenmechanik für den geeigneten Rahmen und hinterfragen diese nicht weiter; einige denken, dass auch die Quantenmechanik in ihrer jetzigen Form keinen Bestand haben wird (z.B. Penrose; meiner Erinnerung zufolge auch 't Hooft)
  3. einige glauben, dass es von zentraler Bedeutung ist, die fundamentalen Fragen der Quantenmechanik wie das Messproblem zu lösen; andere meinen, das wäre eher Zeitverschwendung und unwissenschaftliche Philosophie (Susskind)
Daraus ergeben sich ganz automatisch unterschiedliche Ansätze, die sich teilweise widersprechen oder zu widersprechen scheinen, teilweise aber auch gewisse Verknüpfungen aufweisen (so schienen sich die diskrete Heisenbergsche Matrizenmechanik und die kontinuierliche Schrödingersche Wellenmechanik fundamental zu widersprechen, sind jedoch mathematisch strikt äquivalent).
Ok das endet dann in einem "Ping Pong" aus verschiedenen Möglichkeiten.
Ist die Fragestellung "Warum sind die grundlegenden Naturkonstanten des sichtbaren Universums genau so, wie sie sind (und nicht anders)?" auch essentiell oder irrevelant? Meine Frage geht dahin, dass mir nicht klar ist ob man "from the scratch" beim Urknall, "mittendrin" in der zeitlichen Entwicklung oder in der Gegenwart des sichtbaren Universums mit der Konstruktion einer Theorie beginnen sollte. Je nach dem wie man heran geht, ergeben sich ja doch gravierende Unterschiede in der Interpretation. Dazu noch ob man klassisch, semiklassisch oder mit Quanteneffekte startet. Eine Theorie, from the scratch, aus dem Urknall heraus wäre einfacher zu finden, wenn die Naturkonstanten des sichtbaren Universums aus einer "gobaleren" Variation heraus entstanden ist. Bezieht man die Naturkonstanten jedoch fest in die Theorie ein, so muss man an irgendeiner Stelle wieder Annahmen treffen oder postulieren, wie genau es zu den Werten gekommen ist (und warum nicht anders).
Ein einziger Ansatz kann wohl nicht der richtige Weg sein: Erstens hatten die Physiker oft mehrere Eisen im Feuer, und die Fortschritte ergaben sich aus einem gewissen Wettstreit. Zweitens weiß man erst hinterher, was denn der richtige Weg ist bzw. war; der einzig "richtige" Weg des Renaissancezeitalters war wohl das geozentrische Weltbild ...
Ich denke, dass in gewisser Weise ein Ensemble betrachtet werden muss, damit die richtigen Schlüsse gezogen werden können.
 

TomS

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Ok das endet dann in einem "Ping Pong" aus verschiedenen Möglichkeiten.
Ja.

Günstigstenfalls noch mit weiteren Mitspielern, den Experimentalphysikern …

Ist die Fragestellung "Warum sind die grundlegenden Naturkonstanten des sichtbaren Universums genau so, wie sie sind (und nicht anders)?" auch essentiell oder irrevelant?
Würde ich auch für relevant halten.

Meine Frage geht dahin, dass mir nicht klar ist ob man "from the scratch" beim Urknall, "mittendrin" in der zeitlichen Entwicklung oder in der Gegenwart des sichtbaren Universums mit der Konstruktion einer Theorie beginnen sollte.
Das hängt davon ab, zu auf welche Zeiten die jeweiligen Fragen relevant werden. Quantengravitation sicher beim Urknall (oder was auch immer an dessen Stelle tritt), aber eben auch bei schwarzen Löchern.

Dazu noch ob man klassisch, semiklassisch oder mit Quanteneffekte startet.
Es geht sicher um eine Quantentheorie (oder was ggf. ab deren Stelle tritt).

Eine Theorie, from the scratch, aus dem Urknall heraus wäre einfacher zu finden, wenn die Naturkonstanten des sichtbaren Universums aus einer "gobaleren" Variation heraus entstanden ist.
Verstehe ich nicht.
 

antaris

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Ja.

Günstigstenfalls noch mit weiteren Mitspielern, den Experimentalphysikern …
Weil sie das Ping Pong möglicherweise eingrenzen können
Würde ich auch für relevant halten.
(Verstehe ich nicht)
Es geht mir um das anthropische Prinzip. Warum sind die Naturkonstanten, so wie sie sind?...weil wir existieren. Wären sie anders, dann würden wir nicht existieren. Wären sie nur winzig anders, so würden wir wahrscheinlich auch schon nicht existieren. Wie kann es sein, dass die Werte so gut abgestimmt sind? Wie oft muss gewürfelt werden, bis solch eine Konstellation zustande kommt oder wie kompliziert wird eine Theorie, die herleiten muss warum genau diese Werte vorliegen und nicht andere (wenn man das Würfeln ausschließen will).
Inwieweit lässt man einerseits Emergenz und damit Stochastik oder andererseits Determinisums und Ursache und Wirkung gleich von Anfang zu oder nicht zu?
Müssten nicht diese Fragen erst geklärt werden, bevor man überhaupt eine physikalische Theorie konstruiert, bei der die Physik eben genau von diesen Naturkonstanten (und dessen Entstehung) abhängt?

Das hängt davon ab, zu auf welche Zeiten die jeweiligen Fragen relevant werden. Quantengravitation sicher beim Urknall (oder was auch immer an dessen Stelle tritt), aber eben auch bei schwarzen Löchern.
Also könnte analog zu der heisenbergschen Matrizenrechnung und der Schrödingergleichung auch bei der Beschreibung des Urknalls und schwarzer Löcher zwei verschiedene Ansätze (in einem gemeinsamen Spezialfall) äquivalente Aussagen machen?
 

TomS

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Weil sie das Ping Pong möglicherweise eingrenzen können
Hoffentlich.

Es geht mir um das anthropische Prinzip. Warum sind die Naturkonstanten, so wie sie sind?...
Müssten nicht diese Fragen erst geklärt werden, bevor man überhaupt eine physikalische Theorie konstruiert …
Das anthropische Prinzip ist doch nur ein Ersatzkonstrukt in Ermangelung einer Theorie mit größerer Erklärungskraft.

Also könnte analog zu der heisenbergschen Matrizenrechnung und der Schrödingergleichung auch bei der Beschreibung des Urknalls und schwarzer Löcher zwei verschiedene Ansätze (in einem gemeinsamen Spezialfall) äquivalente Aussagen machen?
Klar.

Man kennt verschiedene Fälle, in denen vermeintlich verschiedene mathematische Modelle letztlich äquivalent sind. Ein prominentes Beispiel ist AdS/CFT.
 

antaris

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Das anthropische Prinzip ist doch nur ein Ersatzkonstrukt in Ermangelung einer Theorie mit größerer Erklärungskraft.
Richtig. Die fehlende Theorie, welche als Basis oder Ausgangspunkt dahinter steckt, kann aber m.E. vom Grundsatz her auf 2 Wege konstruiert werden.

1. die Werte (Naturkonstanten) bzw. deren eineindeutige Herleitung sind fundamental, fließen in die Konstruktion mit ein und sind im gesamten Universum gültig. In die Theorie muss dann aber folglich mit rein, wie genau und warum genau diese Werte sind, wie sie sind.
2. die Werte selbst können nicht eineindeutig hergeleitet werden, sie entstehen in einem stochastischen Prozess eines Variationsprinzips, welches verschiedene Werte erzeugen kann. In unserem Teil des Universums entstanden die uns bekannten Werte und in andere (von unserem Universum getrennte) Bereiche haben sich andere Werte eingestellt. Sie sind somit nicht im gesamten Universum gültig. Nicht die Werte sind fundamental, sondern das Variationsprinzip, aus dem sie erzeugt werden. Die Theorie muss nicht mehr ganz bestimmte Werte hervorsagen. Sie muss nur vorhersagen, wie oft im Durchschnitt gewürfelt (Bedingungen die zu den Werten führen) werden muss, bis eine einzige bewohnbare "Welt" (wie unser sichtbares Universum) und sehr viele "Ausschuss-Welten" erzeugt werden.

Was ist einfacher zu konstruieren und was einfacher zu vermitteln?


Man kennt verschiedene Fälle, in denen vermeintlich verschiedene mathematische Modelle letztlich äquivalent sind. Ein prominentes Beispiel ist AdS/CFT.
Wie realistisch sind denn die Dualitäten der Stringtheorie? AdS/CFT machen in Regimen vorhersagen, die in der Natur so gar nicht auftreten. Aber gut, die Frage war ja ob solche Dualitäten denkbar sind und die Antwort ist ja. Die Frage ist dann nur ob solche Dualitäten nicht nur eine Umschreibung einer gleichen aber noch unbekannten physikalischen Entität darstellen.
 
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antaris

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Wobei so ein anti-de Sitter Universum schon interessant ist, bzw. eigentlich insbesondere dessen Umrandung. Ich glaube aber nicht, dass das Universum durchweg kontinuierlich kompaktifiziert ist. Ich würde die Horizonte "dazwischen" verorten, auf denen jeweils beidseitig die Kompaktifizierungen zulaufen (gegen 0 = Horizont).
 

TomS

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1. die Werte (Naturkonstanten) bzw. deren eineindeutige Herleitung sind fundamental, fließen in die Konstruktion mit ein und sind im gesamten Universum gültig. In die Theorie muss dann aber folglich mit rein, wie genau und warum genau diese Werte sind, wie sie sind.
Es ist schwer vorstellbar, dass eine Theorie für irgendeinen Parameter den Wert von z.B. 220 MeV liefern muss, und dass 230 oder 371 MeV ausgeschlossen sind (*)

2. die Werte selbst können nicht eineindeutig hergeleitet werden, sie entstehen in einem stochastischen Prozess eines Variationsprinzips …
… oder im Rahmen diverser anderer Mechanismen.

In unserem Teil des Universums entstanden die uns bekannten Werte und in andere …
Das kann man nicht voraussetzen. Zunächst muss es einen Mechanismus geben, der überhaupt unterschiedliche Werte in räumlich getrennten Regionen erlaubt; das ist nicht ohne weiteres der Fall.

Wenn es keinen derartigen Mechanismus gibt, sind die Werte zwar überall identisch, siehe jedoch oben *)


Wie realistisch sind denn die Dualitäten der Stringtheorie?
Die bekannten Lösungen der Stringtheorie sind alle nicht identisch mit den uns bekannten Theorien. Allerdings sind gewisse Aspekte an AdS/CFT sehr "überzeugend", weswegen viele Physiker glauben, dass man da einen Zipfel der Wahrheit erkannt hat.

Wir sollten uns allerdings mal darüber unterhalten, was diese Lösungen bedeuten; das ist – aus einer anderen Perspektive betrachtet – nämlich gar nicht so geheimnisvoll …


Wobei so ein anti-de Sitter Universum schon interessant ist, bzw. eigentlich insbesondere dessen Umrandung.
Das Problem ist, dass AdS sicher die falsche Geomtrie darstellt.

Stell dir vor, Newton hätte wunderschöne Gleichungen produziert, aber statt der elliptischen Keplerorbits hätte er Lemniskaten als Lösungen erhalten; dass die mathematisch interessant sind, hätte nicht wirklich weitergeholfen.
 
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antaris

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… oder im Rahmen diverser anderer Mechanismen.
Welche Mechanismen sind in der Natur als realisiert denkbar? Ich denke Strings beschreiben solch einen Mechanismus aber als realisiert sehe ich sie nicht.

Das kann man nicht voraussetzen. Zunächst muss es einen Mechanismus geben, der überhaupt unterschiedliche Werte in räumlich getrennten Regionen erlaubt; das ist nicht ohne weiteres der Fall.
Wenn es keinen derartigen Mechanismus gibt, sind die Werte zwar überall identisch, siehe jedoch oben *)
Also ist der logische Schluss, dass 2. zutreffen muss, weil 1. nicht logisch zu erklären ist.
Mit welchem Mechanismus sei erst mal dahingestellt. Nur ohne Mechanismus oder die Wahl von 1. kann man den nächsten Schritt nicht konstruieren. Wenn die Werte in 2. durch einen Mechanismus entstehen, so auch die Mannigfaltigkeit/Kompaktifizierung, in der die Werte realisiert sind?

Die bekannten Lösungen der Stringtheorie sind alle nicht identisch mit den uns bekannten Theorien. Allerdings sind gewisse Aspekte an AdS/CFT sehr "überzeugend", weswegen viele Physiker glauben, dass man da einen Zipfel der Wahrheit erkannt hat.

Wir sollten uns allerdings mal darüber unterhalten, was diese Lösungen bedeuten; das ist – aus einer anderen Perspektive betrachtet – nämlich gar nicht so geheimnisvoll …
Die Lösungen sind abhängig von bestimmten Anfangswerten und man hat sozusagen nur noch nicht den ANfangswert gefunden, der für unser (sichtbares) Universum zutrifft?

Das Problem ist, dass AdS sicher die falsche Geomtrie darstellt.

Stell dir vor, Newton hätte wunderschöne Gleichungen produziert, aber statt der elliptischen Keplerorbits hätte er Lemniskaten als Lösungen erhalten; dass die mathematisch interessant sind, hätte nicht wirklich weitergeholfen.
Es ist wohl auch eine Vereinfacherung, wie jedes Modell. Ist es das Ziel die gesamte Komplexität modellieren zu wollen oder zu müssen?
 

TomS

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Welche Mechanismen sind in der Natur als realisiert denkbar? Ich denke Strings beschreiben solch einen Mechanismus aber als realisiert sehe ich sie nicht.
Im Rahmen des Standardmodells ist der Mechanismus recht einfach: es gibt eine große Freiheit das Modell zu konstruieren (Teilcheninhalt, Symmetriegruppen, Werte der Parameter wie z.B. Kopplungskonstanten ...), und es gibt einige sehr wenige einschränkende Kriterien wie insbs. die Anomalienfreiheit.

Im Rahmen des Standardmodells kenne ich keinen Mechanismus für verschiedene Werte der Parameter in unterschiedlichen räumlichen Bereichen.

(und ja, Stringtheorie und Inflation liefern dazu nur Ideen)

Also ist der logische Schluss, dass 2. zutreffen muss, weil 1. nicht logisch zu erklären ist.
Das habe ich nicht gesagt.

Wenn es keine Erklärung im Rahmen des Standardmodells gibt, bedeutet das nicht, dass eine logische Erklärung im Rahmen deines anderen Modells ausgeschlossen ist.


Es [AdS ]ist wohl auch eine Vereinfacherung, wie jedes Modell. Ist es das Ziel die gesamte Komplexität modellieren zu wollen oder zu müssen?
AdS keine Vereinfachung, sondern eine völlig andere Geometrie.

Im absoluten Vakuum erwarten wir für unser Universum eine deSitter-Geometrie, d.h. positive kosmologische Konstante, positive Krümmung der Raumzeit (Ricci-Skalar > 0) und beschleunigte Expansion.

In einer anti-deSitter-Geometrie haben wir dagegen eine negative kosmologische Konstante, negative Krümmung (Ricci-Skalar < 0) und abgebremste Expansion.


Trotzdem ...
... sollten wir uns mal darüber unterhalten, was diese Lösungen bedeuten; das ist – aus einer anderen Perspektive betrachtet – nämlich gar nicht so geheimnisvoll …
 

antaris

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Im Rahmen des Standardmodells ist der Mechanismus recht einfach: es gibt eine große Freiheit das Modell zu konstruieren (Teilcheninhalt, Symmetriegruppen, Werte der Parameter wie z.B. Kopplungskonstanten ...), und es gibt einige sehr wenige einschränkende Kriterien wie insbs. die Anomalienfreiheit.
Also bewegen sich die bisherigen Ansätze der QG bzw. der Vereinheitlichung alle im Rahmen des Standardmodells der Kosmologie. Das Ping Pong ist ein Resultat dieser Freizügigkeit.

Im Rahmen des Standardmodells kenne ich keinen Mechanismus für verschiedene Werte der Parameter in unterschiedlichen räumlichen Bereichen.
(und ja, Stringtheorie und Inflation liefern dazu nur Ideen)
Demnach wäre ein solcher Mechanismus auch eine zusätzliche Annahme und somit in Gefahr durch Occhams Razor? Warum verschiedene Werte der Papameter zulassen, wenn es doch scheinbar auch mit einem einzigen Satz an Werte möglich ist?

Wenn es keine Erklärung im Rahmen des Standardmodells gibt, bedeutet das nicht, dass eine logische Erklärung im Rahmen deines anderen Modells ausgeschlossen ist.
Ja wenn das noch zu findende Modell entsprechende Aussagen macht.

AdS keine Vereinfachung, sondern eine völlig andere Geometrie.
Im absoluten Vakuum erwarten wir für unser Universum eine deSitter-Geometrie, d.h. positive kosmologische Konstante, positive Krümmung der Raumzeit (Ricci-Skalar > 0) und beschleunigte Expansion.
In einem kurzen Augenblick, ausgehend vom Big Bang, war die Geometrie des Universums eine de-Sitter-Raumzeit und aktuell nähern wir uns dieser wieder an, da dass Universum aufgrund der Expansion immer weiter ausdünnt?

Ich muss sehen ob ich das auch verstehe aber gerne. Was bedeuten die Lösungen?
 

TomS

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Also bewegen sich die bisherigen Ansätze der QG bzw. der Vereinheitlichung alle im Rahmen des Standardmodells der Kosmologie.
Nein.

Ich habe lediglich auf etablierte Theorien verwiesen; irgendwo müssen wir ja anfangen.

Demnach wäre ein solcher Mechanismus auch eine zusätzliche Annahme …
Nicht unbedingt.

Viele Effekte sind ja nicht bekannt, wenn eine Theorie entwickelt wird. Umgekehrt, wären Theorien nur eine Sammlung bekannter Effekte, hätten sie Null Vorhersagekraft.

In einem kurzen Augenblick, ausgehend vom Big Bang, war die Geometrie des Universums eine de-Sitter-Raumzeit und aktuell nähern wir uns dieser wieder an, da dass Universum aufgrund der Expansion immer weiter ausdünnt?
So in etwa.

Um die Inflation ging es mir jedoch gar nicht.

Ich wollte damit nur ausdrücken, dass ein Modell nicht die gesamte Komplexität aller messbaren Prozesse abbilden kann.
Warum nicht?

Das Standardmodell der Elementarteilchen ist bisher in allen Bereichen vollumfänglich bestätigt, wir gehen also davon aus, dass es auf den zugänglichen Energie- und Längenskalen alle Prozesse zutreffend beschreibt.

Da bei der Modellierung auch immer Vereinfachungen eine Rolle spielen.
Das gilt für abgeleitete, effektive Modelle, nicht für die fundamentale Theorie.

Natürlich kann ich nicht das Standardmodell verwenden um ein Auto mittels Quarks, Gluonen und Elektronen zu konstruieren, aber das ist keine Einschränkung, die dem Standardmodell anzulasten ist.

EDIT: Evtl. ist der Begriff Standard-Modell nicht ganz glücklich gewählt. Als Modell bezeichnet man oft eine spezielle, zumeist vereinfachte Konstruktion im Rahmen einer umfassenden Theorie. Die ART wäre diese Theorie; es gibt keine vereinfenden Annahmen oder Näherungen. Das Standard-Modell der Kosmologie trifft jedoch derartige Annehmen, z.B. Homogenität und Isotropie, um die Gleichungen näherungsweise lösen zu können; ein anderes Modell wäre für die Dynamik von Galaxien nützlich … usw. Auch das Standard-Modell der Elementarteilchen ist eine derart umfassende Theorie (für die wiederum vereinfachte Modelle entwickelt werden).
 
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antaris

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irgendwo müssen wir ja anfangen.

Im Rahmen des Standardmodells kenne ich keinen Mechanismus für verschiedene Werte der Parameter in unterschiedlichen räumlichen Bereichen.
Das klingt für mich nach einen Anfang, welcher m.E. in der Bildung der Parameterwerte liegt, bzw. ob man überhaupt räumlich getrennte Bereiche mit unterschiedlichen Werten betrachten will. Die Frage wäre, ob trotz der Trennung dennoch Invarianzen zwischen den Bereichen auftreten. Ob z.B. wirklich überall die Planck-Skala invariant ist. Zu klären wäre auch die auslösende Dynamik, aus der die Werte der einzelnen Bereiche hervorgehen (und ab dann in ihrem jeweiligen Bereich konstant bzw. invariant sind). Wenn das Universum zum BigBang materiefrei (also strahlungsdominiert) war, welche physikalischen Größen können dann noch eine Rolle gespielt haben?
Um die Inflation ging es mir jedoch gar nicht.
Mir eigentlich auch nicht. Ich denke es sollte um Effekte gehen, die noch davor auftraten.
Warum nicht?

Das Standardmodell der Elementarteilchen ist bisher in allen Bereichen vollumfänglich bestätigt, wir gehen also davon aus, dass es auf den zugänglichen Energie- und Längenskalen alle Prozesse zutreffend beschreibt.
Die Einschränkungen bestehen dann aber gerade aus "der Zugänglichkeit der Energie- und Längenskalen" (es geht um die Frage der Messbarkeit und nicht um die Existenzfrage) und dass ca. 97% des Energiegehalts im Universums eben gar nicht vom Standardmodell der Elementarteilchen beschrieben wird.
 
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TomS

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Das klingt für mich nach einen Anfang, welcher m.E. in der Bildung der Parameterwerte liegt, bzw. ob man überhaupt räumlich getrennte Bereiche mit unterschiedlichen Werten betrachten will.
Nee, das spielt zunächst keine Rolle.

Wenn ich mittels Quantenmechanik Modelle für verschiedene Substanzen konstruiere, z.B. für Flüssigkeiten und Gase, dann benötige ich keine räumlich variablen Konstanten wie das Plancksche Wirkungsquantum oder die elektrische Elementarladung.

Man erhält unterschiedliche Lösungen (Eis, Wasser, Wasserdampf …). Diese können in unterschiedlichen Bereichen zutreffen, die außerdem eine gemeinsame Grenzfläche aufweisen – die Oberflächen.

Die Möglichkeit der Koexistenz von Wasserdampf und Wasser mit einer Wasseroberfläche ist aber nicht schon per Konstruktion festgelegt worden.

Die Frage wäre, ob trotz der Trennung dennoch Invarianzen zwischen den Bereichen auftreten. Ob z.B. wirklich überall die Planck-Skala invariant ist.
Dass ihr so auf die "Invarianz der Planck-Skala" fixiert seid …

Zu klären wäre auch die auslösende Dynamik, aus der die Werte der einzelnen Bereiche hervorgehen.
Siehe oben.

Wenn das Universum zum BigBang Materiefrei (also Strahlungsdominiert) war, welche physikalischen Größen können eine Rolle gespielt haben?
Was genau meinst du?

Die Einschränkungen bestehen dann aber gerade aus "der Zugänglichkeit der Energie- und Längenskalen" …
Ich weiß nicht, ob du den Unterschied verstehst:
  1. Die ART erhebt den Anspruch, die vollumfängliche, klassische Theorie der Gravitation zu sein; das ist keine Näherung, keine Einschränkung bei der Modellbildung, es wird nichts weggelassen. Man weiß es halt nicht besser. Oder andersherum, heute wissen wir, dass etwas essenzielles weggelassen wurde und die Theorie unvollständig ist; man kann sie aber nicht einfach dadurch ergänzen, dass man etwas hinzugefügt, was zu Beginn weggelassen wurde.
  2. Das Stabdardmodell der Kosmologie nimmt dann sehr bewusst Vereinfachungen vor, um zu handhabbaren Gleichungen zu gelangen; man modelliert nicht jeden Stern, jeden Mond, jede Sternschnuppe … weil die Gleichungen zu kompliziert werden.
 
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antaris

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Nee, das spielt zunächst keine Rolle.

Wenn ich mittels Quantenmechanik ...

Was genau meinst du?
Aber das folgt doch alles erst. Ich meine die Werte, welche für die Modellierung der zeitlichen Entwicklung des Universums wichtig sind.
Siehe Wikipedia

"Als Feinabstimmung des Universums wird in der Kosmologie die genaue Abstimmung der Größe von Naturkonstanten in den gegenwärtigen physikalischen Theorien bezeichnet, die notwendig ist, um mit diesen den physikalischen Zustand des beobachtbaren Universums zu erklären. Ob diese Feinabstimmung notwendig für die Erklärung der Natur ist oder nur eine Folge unzureichender, unvollständiger Theorien, wird ebenso diskutiert wie die Möglichkeit, dass es diese Feinabstimmung im Grunde nicht gibt, da es auch eine Vielzahl anderer Kombinationen von Naturkonstanten geben könnte, welche ebenfalls ein habitables Universum hervorbringen würden."

Betroffene Konstanten:


Dass ihr so auf die "Invarianz der Planck-Skala" fixiert seid …
Es ist halt am einfachsten eine Skala zu benutzen und sich vorzustellen, obwohl mir klar ist, dass sie nur eine Hilfe darstellt.

Ich weiß nicht, ob du den Unterschied verstehst:

  1. Die ART erhebt den Anspruch, die vollumfängliche, klassische Theorie der Gravitation zu sein; das ist keine Näherung, keine Einschränkung bei der Modellbildung, es wird nichts weggelassen. Man weiß es halt nicht besser.
  2. Das Stabdardmodell der Kosmologie nimmt dann sehr bewusst Vereinfachungen vor, um zu handhabbaren Gleichungen zu gelangen; man modelliert nicht jeden Stern, jeden Mond, jede Sternschnuppe … weil die Gleichungen zu kompliziert werden.
Ja klar, den Unterschied verstehe ich. Die ART hat an jedem Punkt eine eindeutige Lösung die auch berechenbar ist. Für alle Einzelheiten im Universum besteht zwar eine prinzipielle Berechnbarkeit, nur ist die Komplexität zu hoch für eindeutige Lösungen.
 
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