Bynaus
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Die biologische Entwicklung hat lange Zeit (etwa 3 Milliarden Jahre!) auf dem Niveau von Einzellern stagniert, bevor nach der letzten "Schneeballperiode" (800 bis 600 Millionen Jahre vor der Gegenwart) die (unvorhersehbare) kambrische Explosion der Tier- und Pflanzenstämme erfolgte.
Da du das nun bereits zum zweiten Mal erwähnst: Es ist keinesfalls erwiesen, dass es diese "Schneeball-Erde" Perioden tatsächlich gab (und dass es nicht einfach normale Eiszeiten waren). Es ist auch nicht erwiesen, dass die kambrische Explosion direkt damit etwas zu tun hat, z.B. dadurch ausgelöst wurde. Ich weiss, dass das bei Ward & Brownlee in "Rare Earth" so gesagt wird, aber diese Meinung wird nur von einer Minderheit der Geologen geteilt (was nichts anderes heisst als dass die Hinweise weder in die eine noch die andere Richtung überwältigend sind). Ich wäre an deiner Stelle also vorsichtig.
Zur Frage der "Durchschnitte": Es gibt schon Hinweise darauf, dass die Bevölkerungsdichte der Erde eine wichtige Rolle bei der Frage spielt, welchen Zustand eine Gesellschaft annimmt. Der Mensch ist ein höchst erfolgreicher Wurf der Evolution: seit seiner Entstehung ist die Bevölkerungsdichte praktisch stetig gestiegen (mit Rückschlägen wie vor 75000 Jahren, ok, aber der generelle Trend zeigte, lokale Zivilisationskollapse hin oder her, immer nach oben). Erst, als die Erde zu dicht besiedelt war, als dass alle noch als Jäger & Sammler überleben konnten, wurden die Menschen sesshaft (was eine sehr viel raumeffizientere Versorgung ermöglicht). Erst als die Bevölkerungsdichte der sesshaften Menschen wiederum so weit gestiegen waren, dass Maschinen nötig wurden, um sie weiter zu versorgen, kam die industrielle Revolution (Technik entstand meistens dort, wo die meisten Menschen auf engstem Raum zusammen waren). Seither ist die Bevölkerung weiter gestiegen - so lange das so bleibt, wird die Menschheit neue, immer noch raumeffizientere Verfahren finden müssen, um sich selbst zu versorgen (übrigens: Uploads in virtuellen Welten schneiden da ganz gut ab...
Insofern: Die heutige Zivilisation ist eher das Produkt einer ursprünglich langsamen, aber exponentiell verlaufenden Entwicklung, die erst jetzt richtig in Fahrt gekommen ist, in eine Richtung, die wir noch nicht kennen.
Was Mac mit "Durchschnittliche Entwicklung" meint, ist, dass wir davon ausgehen können, dass wir "typisch" sind für die Entwicklung jeglicher Art von Zivilisation, einfach nur schon weil es rein sprachlich sehr viel mehr "typische" Zivilisationen geben muss als "untypische". Wenn die typische Entwicklungszeit für eine Zivilisation 5 Mrd Jahre ist, dann sind wir typisch. Wenn sie hingegen bei 500 Mrd Jahren oder 50 Mio Jahren liegt, sind wir untypisch. Aus dieser Überlegung heraus müsste man vermuten, dass wenn es sehr viele Zivilisationen in der Galaxis gäbe, rund die Hälfte von ihnen weiter entwickelt wäre als wir. Beobachten wir aber keine weiter entwickelten Zivilisationen (bzw., Folgen davon, wie etwa die Beobachtung, dass unser Sonnensystem 4.5 Mrd Jahre lang unversehrt blieb und wir keine Signale von anderen Zivilisationen erhalten), dann ist das ein Hinweis darauf, dass es entweder nur wenige von ihnen gibt oder aber sie sich alle früh zerstören.
Es geht also nicht darum, wie du zu meinen scheinst, wo sich die meisten Erden in ihrer Entwicklung befinden (das ist klar, wie ich schon in einem früheren Post versucht hatte darzulegen: die meisten sind auf dem Bakterienniveau, wenige auf dem komplexes Leben Niveau, etc.), sondern darum, dass ALLE Zivilisationen, die es in der Galaxis gibt, eine bestimmte Zeit gebraucht haben, um sich zu entwickeln, und dass diese Zeit einer Gauss-Kurve folgt, und dass es wahrscheinlicher ist, dass wir ebenfalls irgendwo in der Nähe des Maximums dieser Kurve sind als an den Rändern.
... oder aber sich bei langlebigen M-Sternen einnisten, die es zudem etwa hundertfach häufiger gibt als G-Sterne. Unser Sonnensystem könnte dann immer noch aus der Ferne erforscht werden, ohne dass wir davon etwas mitbekommen.
EDIT: M-Sterne gibt es "nur" etwa 10 Mal häufiger als G-Sterne. Aber das ändert an sich nicht viel am Argument.
Es ist einfach unwahrscheinlich, dass ALLE extraterrestrischen Zivilisationen ohne Ausnahme genau diesem Verhalten folgen, besonders dann, wenn es viele Zivilisationen in der Galaxis geben soll. Wenn auch nur eine davon abweicht und beginnt, sich durch die Galaxis vorzuarbeiten, dann kannst du unser unberührtes Sonnensystem nicht mehr damit vereinbaren.
Ich denke, es gibt maximal rund 10 Zivilisationen pro Galaxis.
Bei 10 Zivilisationen würde das heissen, dass es rund 450 Millionen erdähnliche Planeten in der Galaxis gibt, auf denen einmal noch intelligentes Leben entstehen könnte und vielleicht nochmals so viele, die schon mal eine Zivilisation hatten. Das wäre dann knapp eine Milliarde erdähnliche (oder zumindest zivilisationsfreundliche) Planeten in der Galaxis, bei 100 Milliarden Sternen schon eine sehr optimistische Schätzung (1% aller Sterne (=jeder 10. sonnenähnliche Stern...) könnten früher oder später eine Zivilisation besitzen!).
10 Zivilisationen zu jedem Zeitpunkt würde heissen, es gab bereits 10*(Zeit seit die ersten Zivilisationen entstanden)/(Lebensdauer einer Zivilisation) Zivilisationen in der Galaxis, das sind auf jeden Fall, egal wie man die Lebensdauer setzt, eine sehr grosse Zahl. Setzen wir die Zeit seit den ersten Zivilisationen auf etwa 5 Mrd Jahre, und die Lebensdauer auf einige 10000 (sagen wir 50000) Jahre, dann hatten wir 1 Mio Zivilisationen in der Geschichte der Galaxis(!). Und keine einzige von ihnen hat es geschafft, die Galaxis zu besiedeln? (wenn ja, dann sind die Chancen gross, dass wir es auch nicht schaffen werden) Auch das scheint mir eine zuverlässige Obergrenze darzustellen.
Nach unten würde ich es nicht begrenzen. Wenn es dumm geht, sind wir im ganzen sichtbaren Universum die einzigen.
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