Die Holographische Grenze
Rolf Köhne schrieb:
Also, die Sache mit der Entropie des Schwarzen Loches interessiert mich. Dazu hat Hawkings ja einiges geschrieben. (u.a. mit Penrose in Raum und Zeit - mathematisch schwerer Tobac).
Ja, ich hab das Buch gelesen.
Rolf Köhne schrieb:
Dort hat er eine Gleichung von Beckenstein präsentiert: delta(S+cA)>=0. Ist dir sicher bekannt.
Das ist der verallgemeinerte zweite Hauptsatz. Der Ausdruck für A stammt nicht von Beckenstein, sondern von Hawking. Dazu weiter unten mehr.
Rolf Köhne schrieb:
c*A steht für Lichtgeschw., A für Schwarzschildradius bzw. zugeh. Fläche. c*A wird als Entropie des SL interpretiert. S und cA sind jedoch höchst gegensätzliche "Dinge".
Das hast du falsch verstanden. S ist die Entropie der gewöhnlichen Materie, A ist die Summe der Flächen der Ereignishorizonte aller Schwarzen Löcher in einem geschlossenen Raumbereich und
c = kc^3/(4ћG)
Somit ist cA die Entropie des Schwarzen Loch wie sie durch die Beckenstein-Hawking-Formel gegeben ist:
S_SL = Akc^3/(4ћG) = Ak/4*(Gћ/c^3)
Gћ/c^3 ist die Planck-Fläche, also das Quadrat der Planck-Länge und entspricht etwa 10^-66 cm!
Rolf Köhne schrieb:
S - die Entropie - steht allgemein für das Maß von Unordnung. Die Forderung deltaS>=0 führt zu einer Gleichverteilung von Strahlung und Materie im Raum, zum "Wärmetod". Ein Schwarzes Loch ist aber das genaue Gegenteil: Die Konzentration von Strahlung und Materie in einer Singularität. cA würde ich daher als das Gegenteil von Entropie sehen, Neg-entropie. [Mit dieser Interpretation will ich keinesfalls die o.a. Gleichung anzweifeln] Was meinst du dazu?
Rolf Köhne schrieb:
Was sagen deine Überlegungen?
Ich hab dir hier drei meiner Texte zu deinem Problem rausgesucht:
Gravitation beim Entropiesatz mit einbeziehen
Wenn man die Gravitation beim zweiten Hauptsatz der Thermodynamik mit einbeziehen will wird die ganze Sache komplizierter: Wenn wir über Gase in Behältern sprechen dann können wir die Gravitation vernachlässigen und können die Entropie folgendermaßen Definieren: Die Entropie ist der Logarithmus der Anzahl an Möglichkeiten wie man die mikroskopischen Bestandteile eines Systems umordnen kann ohne dass sich dessen thermodynamischen Eigenschaften ändern.
Beziehen wir jedoch die Gravitation mit ein, so scheint der zweite Hauptsatz der Thermodynamik verletzt zu sein, da die Anzahl der Umordnungsmöglichkeiten ja sinkt wenn ein Materieklumpen schrumpft. Somit müsste auch die Entropie sinken. Somit sollte doch die Entropie von etwas das unendlich klein ist, doch auch Null sein. Jetzt sagt aber die Beckenstein-Hawking-Formel für Schwarze Löcher aber dass diese die maximale Entropie haben die ein Raumberech überhaupt erreichen kann haben. Die Formel lautet:
S = 2piAc^3/(4hG)
Was soll diese Größe sein? Was lässt sich so oft umordnen dass der Logarithmus dieser Anzahl an Umordnungen S ergibt? Was beschreibt S nun?
S ist der Logarithmus der Anzahl an Möglichkeiten wie ein Schwarzes Loch mit der Masse M entstanden sein könnte!
Wir haben Entropie jetzt neu Formuliert, so dass der 2. Hauptsatz der Thermodynamik seine Gültigkeit behält. Die Entropie ist nun ein Maß für die Möglichkeit aus dem gegenwärtigen Zustand eines Objekts Informationen über seine Vergangenheit heraus zu bekommen. Umso höher die Entropie umso weniger Informationen lassen sich gewinnen. Dass die Entropie von Schwarzen Löcher maximal ist, lässt sich durch das "Keine-Haare-Theorem" begründen.
Kurz bevor sich der scheinbare Horizont um das Schwarze Loch bildet, also wenn der absolute Horizont kurz davor ist den kritischen Umfang zu erreichen, stimmt die neue Definition jedoch mit der alten überein.
Die Shannonsche Entropie eines Schwarzen Lochs
Die Entropie eines Schwarzen Lochs ist nach Hawking
S = A k c^3/ (4 h_quer G)
Da die Planck-Fläche A_PL = h_quer G/c^3 ist, können wir auch
schreiben S = A k/(4 A_PL). Die Entropie wird oft mit einem Faktor
multipliziert, wie etwa in diesem Fall, mit der Boltzmann-Konstante
k. Lassen wir diese weg, dann ist die Entropie der Logarithmus zur
Basis 10, der Anzahl an Möglichkeiten die mikroskopischen
Bestandteile umzuordnen ohne die thermodynamischen Eigenschaften zu
verändern. Diese Anzahl an Möglichkeiten wäre somit gleich 10^S.
Nun zur Schannon´schen Entropie. Sie wird meist als Maß für den
Informationsgehalt einer Nachricht verwendet und ist gegeben durch
die Anzahl an Bits die zu ihrer Codierung notwendig sind. Tatsächlich
ist die Schannon´sche Entropie nach Gödels Satz unentscheidbar, da es
keinen Algorithmus geben kann mit dem man allgemein die garantiert
kompakteste Codierung finden kann. Will man aber wissen wie viele Bits
ein physikalisches System speichern könnte, so ist die Schannon´sche
Entropie ein objektives Maß. Sie wird gewöhnlich in dimensionslosen
Bits angegeben.
Die Ultimative thermodynamische Entropie eines Körpers, für deren Ermittlung
man die fundamentalen Bausteine der Materie kennen müsste, ist zugleich
dessen Schannon´sche Entropie, also die Anzahl an Bits
die man in diesem Stück Materie codieren könnte.
Es gibt also einen Direkten Zusammenhang zwischen Entropie und Information.
Holographische Grenze
Es geht um die holographische Grenze für die Informationsmenge die in einem sphärischen Raumgebiet codiert sein kann. Wird dieses Gebiet von einem Ereignishorizont begrenzt, so ist diese Grenze der Fläche dieses Horizonts proportional und nicht des Volumens!
Die Beckenstein-Hawking-Formel für die Entropie eines Schwarzen Lochs, wird sie aus der Theorie der Hawkingstrahlung errechnet. Da demnach einem Schwarzen Loch eine Temperatur zugeordnet werden kann die der Oberflächengravitation proportional ist, ist dieser Temperatur thermodynamisch gesehen eine bestimmte Entropie zuzuordnen. Die Entropie ist gleich einem Viertel der Horizontfläche, gemessen in Planck-Flächen. Wenn das Schwarze Loch unter Aussendung von Hawkingstrahlung verdampft dann schrumpft die Horizontfläche. Das führt zu einer Abnahme der Entropie des Schwarzen Lochs, welche aber von der Entropie der Hawkingstrahlung mehr als kompensiert wird. So ist gewährleistet dass der Zweite Hauptsatz der Thermodynamik gültig bleibt. Tatsächlich ist Beckenstein 1972, auf einen anderen Wert für die Entropie eines Schwarzen Lochs gekommen, als Hawking noch nicht seine Arbeit über die Verdampfung von Schwarzen Löchern veröffentlicht hatte. Er hatte aber keinen Zusammenhang zwischen Temperatur und Entropie zugrunde gelegt sondern eine Untergrenze hergeleitet, dafür wie hoch die Entropie eines Schwarzen Lochs sein muss damit der zweite Hauptsatz der Thermodynamik nicht verletzt wird
Die beiden Werte für die Entropie liegen aber nahe beieinander. Nun liegt diesen Herleitungen in beiden Fällen die Thermodynamik zugrunde.
Rolf Köhne schrieb:
Was sagen deine Überlegungen?
Ich bin aufgrund einer 2 Monate alten Theorie auf eine Holographische Grenze gekommen, die um den Faktor 1/4 von der gewohnten abweicht. Demnach können in einem Schwarzen Loch höchstens Ac^3/(ћG) Bits gespeichert sein.
Wie ich darauf gekommen bin kann ich dir natürlich nicht sagen. 1. Müsstest du die ganze Theorie kennen und 2. ist sie geheim.
Schöne Grüße,
Sky.