Hallo Joe,
Du hast Dich beschwert, dass sich noch keiner mit Deinem Papier
http://www.ekkehard-friebe.de/es_geht.pdf inhaltlich auseinandergesetzt hat. Dann will ich das mal tun:
Du lässt drei Raumschiffe unterwegs sein. Eines (A) "ruht". Ein zweites (B) entfernt sich mit 2c/3. Und ein drittes (C) entfernt sich auch, aber nur mit c/3.
Der Kern Deiner Aussage ist nun, man könne jetzt die Masse von B nicht bestimmen, weil man nicht wisse, ob man sich nach A oder nach C richten solle. Daher sei die Relativitätstheorie hier widersprüchlich. (Du schreibst sie habe "ein Problem". Damit meinst Du wahrscheinlich, dass sie auf einen Widerspruch führe, und impliziertst, dass eine Theorie, die Widersprüche liefert, falsch sein müsse.) (1)
Im weiteren postulierst Du, es gäbe keine relativistische Massenzunahme (2). Und Du sagst auch noch, dass man auf der Erde unterschiedlich viel Energie brauche, um von 100 auf 120 bzw. von 300 auf 320 zu beschleunigen, weil der Luftwiderstand mit der Geschwindigkeit steigt. (3)
Habe ich Dein Ansinnen soweit richtig verstanden?
Ich werde Dir vorrechnen, dass (1) keinen Widerspruch beinhaltet.
Dann werde ich Dir zu (2) zeigen, warum es eine Massenzunahme geben muß, wenn die Lorentztransformation gilt.
Und schließlich werde ich Dir noch den Fehler bei (3) deutlich machen.
Zu (1):
Wir nehmen an, dass die Lorentztransformation den physikalischen Sachverhalt richtig beschreibt.
A sieht B mit 2c/3 und C halb so schnell, nämlich mit c/3, entschwinden.
B sieht A natürlich auch mit 2c/3 zurückbleiben. Es wäre aber falsch, anzunehmen, dass B sich von C mit c/3 entfernt. Hier dürfen wir nicht die arithmetische Differenz der beiden Geschwindigkeiten hernehmen, sondern wir müssen die Differenz natürlich mit Hilfe des Additionstheorems für die Geschwindigkeiten bilden. Wir bekommen v=(2c/3-c/3)/(1+(2c/3)*(-c/3)/c²)=(c/3)/(1-2/9)=2c/7.
Damit haben wir alle Relativgeschwindigkeiten: v(AB)=c/3, v(AC)=2c/3, v(BC)=2c/7.
Mit diesen Geschwindigkeiten können wir alle Massenzunahmen berechnen:
Die drei Geschwindigkeiten liefern uns in derselben Reihenfolge Massenzunahmefaktoren von 1/Wurzel(1-(c/3)²/c²)=1/Wurzel(8/9)=3/4*Wurzel(2)=1,0607, 1/Wurzel(1-(2c/3)²/c²)=1/Wurzel(5/9)=(3/5)*Wurzel(5)=1,3416 und 1/Wurzel(1-(2c/7)²/c²)=1/Wurzel(45/49)=(7/15)*Wurzel(5)=1,0435
Wenn alle drei Raumschiffe im Ruhezustand die Masse m0 haben, dann mißt z.B. A bei sich selbst eine Masse m(AA)=m0, bei B die Masse m(AB)=1,0607*m0 und bei C die Masse m(AC)=1,3416*m0.
B stellt dagegen die Massen m(BA)= 1,0607*m0, m(BB)=m0 und m(BC)=1,0435*m0 fest.
Für C schließlich haben die drei Raumschiffe die Massen m(CA)= 1,3416*m0, m(CB)= 1,0435*m0 und m(CC)=m0.
(Nun wollen die Triebwerke schließlich noch wissen, welche Masse sie jeweils beschleunigen sollen: Natürlich die ihres eigenen Raumschiffs. Das Triebwerk von B befindet sich im selben Inertialsystem wie B. Für dieses Triebwerk hat das Raumschiff also die Masse m(BB)=m0. Wenn das Triebwerk eine Schubkraft F erzeugt, dann erfährt das Raumschiff nach Newton in eben diesem Bezugssystem die Beschleunigung a=F/m0.)
In all dem ist für mich kein Widerspruch zu erkennen.
Zu (2):
Da bleiben wir bei Deinem Beispiel mit den Raumschiffen A, B und C.
Aber jetzt halten wir das Raumschiff C in der Mitte fest und lassen A und B mit derselben Geschwindigkeit v in verschiedene Richtungen davonfliegen. Die ganze Sache bleibt also symmetrisch zu C, und daher wird der Schwerpunkt des Gesamtsystems sich auch nicht von C entfernen.
Nun sieht A zwar, dass sich C mit der Geschwindigkeit v entfernt, aber B entfernt sich von ihm nicht mit 2v, sondern (wieder Additionstheorem) mit w=2v/(1+v²/c²). Im Inertialsystem von A entfernt sich B also langsamer vom Startpunkt als A, nämlich nur mit w-v=2v/(1+v²/c²)-v=v*(c²-v²)/(c²+v²). Wenn sich aber beide Massen mit unterschiedlicher Geschwindigkeit von c entfernen und der Schwerpunkt trotzdem in c bleibt, dann geht das nur, wenn sich die Massen umgekehrt wie die Geschwindigkeiten verhalten. Im Inertialsystem von A muß das Raumschiff B also die Masse m0*(c²+v²)/(c²-v²) haben.
Hierbei ist v aber die Geschwindigkeit, mit der sich C von A entfernt, und nicht die Geschwindigkeit w zwischen B und A. Wir kennen aber den Zusammenhang von w und v schon als w=2v/(1+v²/c²).
Damit können wir den Faktor (c²+v²)/(c²-v²) auch durch w ausdrücken (Achtung, die Rechnung ist etwas länglich):
(c²+v²)/(c²-v²)=(1+v²/c²)/(1-v²/c²)
=Wurzel((1+v²/c²)²/(1-v²/c²)²)
=Wurzel((1+v²/c²)²/(1-2v²/c²+v^4/c^4))
=Wurzel(1/((1-2v²/c²+v^4/c^4)/(1+v²/c²)²))
=Wurzel(1/((1+v²/c²)²-4v²/c²)/(1+v²/c²)²))
=Wurzel(1/(1-(4v²/c²)/(1+v²/c²)²))
=Wurzel(1/(1-(2v/c)/(1+v²/c²)²))
=Wurzel(1/(1-(2v/(1+v²/c²))²/c²)
=Wurzel(1/(1-w²/c²)).
Damit ist also m0*(c²+v²)/(c²-v²)=m0/ Wurzel(1-w²/c²), und das ist genau die bekannte Formel für die relativistische Massenzunahme.
Was haben wir hierfür verwendet? Einerseits die Lorentztransformation (aus ihr folgt direkt das Additionstheorem für die Geschwindigkeiten) und zum anderen die Voraussetzung, daß der Schwerpunkt eines Systems von seinem Bewegungszustand unabhängig ist. Das Raumschiff C haben wir dabei eigentlich nur benötigt, um den Schwerpunkt im Raum zu markieren, wir hätten es auch weglassen können. Aber so ist es anschaulicher.
Schließlich noch (3)
Daß man für die Beschleunigung von 300 auf 320 mehr Energie braucht als von 100 auf 120 hat nichts mit dem Luftwiderstand zu tun. Es ist im luftleeren Weltraum genauso. Man kann es sich einfach klarmachen, indem man die Formel für die kinetische Energie betrachtet. Denn das ist genau die Energie, die man beim Beschleunigen aufbringen muß. Um von v1 auf v2 zu beschleunigen braucht man die Energie Delta_Ekin=(m/2)*v2²-(m/2)*v1²=(m/2)*(v2²-v1²). Und da ist nun mal 320²-300² größer als 120²-100².
Was war dafür notwendig? Lediglich klassische Mechanik. Das hat überhaupt nichts mit Relativitätstheorie zu tun. (Die Formel für die kinetische Energie entsteht im einfachsten Fall durch Integration von P=F*v - Leistung ist Kraft*Geschwindigkeit - über der Zeit.)
Damit habe ich Dir jetzt alle drei Irrtümer in Deinem Papier vorgerechnet. Du solltest es nachbessern - oder besser zurückziehen. Denn um die Relativitätstheorie zu unterminieren, taugt es leider nicht.
Gruß, mike