Das Schicksal von Schrödingers Katze

TomS

Registriertes Mitglied
Ohne Interpretation nimmt man Phänomene aber nicht wirklich wahr. Ansonsten müssten wir ja nicht von Geburt an lernen, unsere sinnliche Wahrnehmung zu interpretieren.
Das ist aber etwas anderes, als das, was ein Naturwissenschaftlicher oder Philosoph tut, wenn er interpretiert; dann geht es nämlich um die Einordnung des Phänomens in eine konkrete physikalische Theorie oder ein philosophisches Weltbild; und das wollte ich noch ausschließen.

Wenn ich Ereignisse mittels eines Detektors zähle, zähle ich Ereignisse. Ich interpretiere sie noch nicht als Teilchen, und ich denke noch nicht über Quantenmechanik nach.
 

Rainer

Registriertes Mitglied
Wenn ich Ereignisse mittels eines Detektors zähle, zähle ich Ereignisse. Ich interpretiere sie noch nicht als Teilchen, und ich denke noch nicht über Quantenmechanik nach.
Das ist richtig, das ist dann aber noch kein Phänomen, sondern nur eine Anzahl von gleichen Ereignissen.
Natürlich kann man auch jedes einzelne Ereignis als Phänomen bezeichnen, aber üblich meint man damit dann schon mehr als das, zB ein seltenes Ereignis zu einer bestimmten Zeit oder sonstwie eine Verknüpfung, vielleicht eine Schnapszahl der Anzahl....
 
Zuletzt bearbeitet:

SuperpositionSimon

Registriertes Mitglied
Da ich nicht unter der Hybris der Idealisten leide, lasse ich außerdem zu, dass es zwar keine strikte Definition von Realität unabhängig von Beobachtung gibt (übrigens auch nicht abhängig von Beobachtung), dass jedoch etwas auch unabhängig von meiner Beobachtung existieren kann; denn warum sollte sich das, was existiert, nach meinen eingeschränkten Fähigkeiten der Beobachtung richten?
Sehr schön, dem stimme ich zu, dass wir streng genommen bei der Frage gar nicht unterscheiden müssen, ob der Gegenstand beobachtet wird oder nicht.

Ich bin voll und ganz bei Anton Zeilinger der postuliert: Wirklichkeit = Information. Von einem Stein, den ich mit den Augen beobachte existieren also nur die Eigenschaften, die ich sehe (wie das Rendering bei einem Videospiel). Wenn ich ihn zudem noch in die Hand nehme, kommen zudem noch die Eigenschaften dazu, die ich fühlen kann. Entferne ich mich weit genug von dem Stein ist das einzige was übrig bleibt dessen mathematische Beschreibung inkl. der Wahrscheinlichkeit, dass seine Eigenschaften und auch sein Ort bei der nächsten Beobachtung wieder abrufbar sind.

Es ist nebenbei bemerkt alles andere als selbstverständlich, dass sich die Natur so hervorragend mathematisch beschreiben lässt. Warum also nicht auch die Annahme treffen, dass die Welt auf fundamentaler Ebene nur noch ein mathematischer Algorithmus ist.
 

antaris

Registriertes Mitglied
Das ist aber etwas anderes, als das, was ein Naturwissenschaftlicher oder Philosoph tut, wenn er interpretiert; dann geht es nämlich um die Einordnung des Phänomens in eine konkrete physikalische Theorie oder ein philosophisches Weltbild; und das wollte ich noch ausschließen.

Wenn ich Ereignisse mittels eines Detektors zähle, zähle ich Ereignisse. Ich interpretiere sie noch nicht als Teilchen, und ich denke noch nicht über Quantenmechanik nach.
Ich weiß was du meinst und soll auch gar nicht so aufbauschen.
Da du die Ereignisse in einen Detektor misst, musst du ja schon vorher etwas interpretiert haben. Man baut ja nicht aus blauen Dunst irgendwas und dann kommt ein Teilchendetektor raus. (wobei es natürlich auch eine ganze Reihe an Zufallsentdeckungen gab)
Da kommt Erfahrung ins Spiel und die Gewinnt man m.E. nur durch interpretieren und eben lernen.
 

TomS

Registriertes Mitglied
Das ist richtig, das ist dann aber noch kein Phänomen, sondern nur eine Anzahl von gleichen Ereignissen.
Doch, nach der oben verlinkten Definition der Philosophen schon.

Siehe auch hier:

Der „erste Blick“ auf das empirische Datenmaterial aus einem Forschungsvorhaben, die erste Phase einer systematischen wissenschaftlichen Arbeit, die Sichtung der Stoffsammlung wird häufig als Phänomenologie bezeichnet. Phänomenologisch meint hier meist, den Sachverhalt anhand seiner offenbaren Eigenschaften zu beschreiben. So wird ein Versuchsablauf möglichst ohne Zuhilfenahme von Theorien beschrieben.
 

TomS

Registriertes Mitglied
Ich bin voll und ganz bei Anton Zeilinger der postuliert: Wirklichkeit = Information. Von einem Stein, den ich mit den Augen beobachte existieren also nur die Eigenschaften, die ich sehe (wie das Rendering bei einem Videospiel). Wenn ich ihn zudem noch in die Hand nehme, kommen zudem noch die Eigenschaften dazu, die ich fühlen kann. Entferne ich mich weit genug von dem Stein ist das einzige was übrig bleibt dessen mathematische Beschreibung inkl. der Wahrscheinlichkeit, dass seine Eigenschaften und auch sein Ort bei der nächsten Beobachtung wieder abrufbar sind.
Und genau das halte ich für falsch.

Natürlich ist es eine legitime Methode der Physik, sich ausschließlich mit Phänomen, Wahrnehmung und Information zu befassen; das ist letztlich eine positivistische Grundhaltung. Aber die Identifizierung "=" ist m.M.n. ein logisch nicht haltbares Postulat.

Das ist aber insofern irrelevant, als es an der Praxis der Physik nichts ändert.

Es ist nebenbei bemerkt alles andere als selbstverständlich, dass sich die Natur so hervorragend mathematisch beschreiben lässt.
Stimmt.

Warum also nicht auch die Annahme treffen, dass die Welt auf fundamentaler Ebene nur noch ein mathematischer Algorithmus ist.
Weil auch das eine überhastete Identifizierung ist?

Trotzdem interessant. Kennst du
?
 
Zuletzt bearbeitet:

Rainer

Registriertes Mitglied
Ja es geht um Entitäten, die mit mathematische Muster zusammenzuhängen zu scheinen.
Es ist halt so, dass die Welt zum größten Teil geometrische Zusammenhänge besitzt, daneben statistische etc. Und für alles haben wir Formeln gefunden.

Es ist keine Laune der Natur, sondern ein Sachzwang.

Wo die Laune der Natur zuschlägt, versagt die Formelfindung. zB die Massen der Elementarteilchen etc....bis wir doch den Sachzwang finden.
 

antaris

Registriertes Mitglied
Es ist halt so, dass die Welt zum größten Teil geometrische Zusammenhänge besitzt, daneben statistische etc. Und für alles haben wir Formeln gefunden.

Es ist keine Laune der Natur, sondern ein Sachzwang.
Und dennoch sind wir offensichtlich meilenweit von einer realen Beschreibung dieser Natur entfernt. Wir können sehr gut beschreiben wie die Natur funktioniert aber können nicht eine Frage beantworten, die ein "Warum?!" enthält.
Nach meiner eigenen Erfahrung reichen die Antworten auf die "Wie?" Fragen nicht aus, um die Neugier zu stillen.
Das ist dann genauso ein Sachzwang.

Das bedeutet eben auch, dass alle gefunden Formeln nicht die (gesamte) Realität beschreiben (können).
 

SuperpositionSimon

Registriertes Mitglied
Nein kannte ich nicht. Vielen Dank fürs teilen, diese Arbeit trifft den Nagel auf den Kopf. Auch wenn der Autor am Ende die ERH (External reality hypothesis) gegenüber der MUH (mathematical universe hypothesis) für wahrscheinlicher hält, sollte ich mir jetzt mal wieder die Zeit nehmen (die ich eigentlich nicht hab), die Argumente dafür genauer zu studieren.
 
Oben