Bynaus
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Entero-Pi schrieb:Systemisch ist Kernfusion auf jeden Fall billiger wenn man sie denn kontrollieren kann.
Nein, nicht zwingend. Sicher nicht, wenn mit ITER (sprich, der Tokamak-Fusion) der erhoffte Durchbruch gelingt, oder mit der Laser-Trägheitsfusion. Bei den eher experimentellen "Kleinprojekten" wie der Polywellfusion ist es schwierig zu sagen, weil nicht restlos klar ist, wie gross das kommerzielle Kraftwerk dereinst wirklich werden müsste.
Der Brennstoff ist in gigantischen Mengen verfügbar.
Ganz generell ist Brennstoff nicht der Hauptkostenfaktor bei einem Atomkraftwerk (egal ob Fusion oder Fission). Bei heutigen Fissionskraftwerken macht er nicht mal ein Prozent der totalen Kosten aus, und diese gehen sehr verschwenderisch damit um (Faktor 100 Verbesserung läge drin).
Gerade im Fall von ITER stimmt es aber nicht, dass der Brennstoff in gigantischen Mengen verfügbar ist.
ITER (und andere Fusionskonzepte, die auf die D-T-Fusion abzielen) braucht Lithium. Lithium ist schon heute eher knapp (steigender Bedarf für Lithium-Ionen-Batterien). Daraus muss dann erst Tritium erbrütet werden, wobei man noch nicht weiss, wie das im Vollbetrieb genau gehen soll. Allenfalls braucht es einen separaten Reaktor dafür.
Er ist gefahrlos transportierbar.
Auch der Transport ist kein relevanter Kostenfaktor bei einem Fissionskraftwerk.
Tritium ist ebenfalls radioaktiv, und zwar deutlich stärker als Uran (selbst in angereicherter Form). Objektiv gesehen ist jedoch weder das eine noch das andere wirklich gefährlich, weil Uran kaum strahlt und sich als fester Stoff bei einem Transportunfall auch nicht verteilt, während Tritium sich bei einem solchen wohl einfach in die Atmosphäre verflüchtigt.
Es entstehen keine zur Kernspaltung vergleichbare Abfallprodukte, die aufwendig zu lagern sind.
Auch hier: kein wichtiger Kostenfaktor.
Die Lagerung von radioaktiven Abfällen über kurze Zeit (<1000 Jahre) ist nicht aufwändiger als, sagen wir, für hochgiftige Chemieabfälle.
Der wichtigste Kostenfaktor bei einem Atomkraftwerk (egal of Fission oder Fusion) ist der Bau und Betrieb (Löhne) des Reaktors selbst. ITER ist nochmals deutlich grösser als ein typisches Atomkraftwerk, braucht supraleitende Magnete und wird regelmässig abgeschaltet und gewartet werden müssen, was vermuten lässt, dass Fusionskraftwerke eher noch teurer als Fissionskraftwerke ausfallen dürften. Da dies der Hauptkostenfaktor ist, wird auch das Endprodukt entsprechend teurer.