Brauchen wir die Kernenergie?

Bynaus

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@Monod: Das denke ich nicht. Die "Flucht nach Vorn" hat zum Ziel, genau jene Faktoren, die zum Kollaps führen, zu entschärfen. In den "Limits to Growth" Modellen führt letztlich die Umwelt-Verschmutzung und die Erschöpfung von Ressourcen zum Kollaps. Beendet man die Verschmutzung weitgehend, und sattelt man gleichzeitig auf erneuerbare (oder nicht-erneuerbare, aber annähernd unerschöpfliche wie Thorium oder Deuterium) Ressourcen + Import von Material aus dem Weltraum um, kann man den Kollaps verhindern.

Ich denke, es ist durchaus möglich, die Menschheit durch den kommenden Bevölkerungspeak hindurchzusteuern, ohne dass es zu einem katastrophalen Kollaps kommt. Aber nicht ohne eine grössere Nutzung der Kernenergie (um zum eigentlichen Thema zurückzukehren). Dies, weil sie sowohl eine geringe CO2-Intensität, als auch eine allgemein geringe Umweltverschmutzungs-Intensität hat, und bei vergleichsweise geringem Ressourcenverbrauch die grossen Mengen von Strom bereitstellen kann, die die Verringerung der Verschmutzung (Verkehr, Heizungen) erfordern wird. Die radioaktiven Abfälle müssen wir als temporären Preis dafür in Kauf nehmen.
 

hardy

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Fukushima Update

Hallo,

ich habe auf der website des VGB PowerTech einen sehr informativen Überblick über das Geschehen in Fukushima
gefunden (Stand 20.4.2011, Folien in Englisch), den ich interessierten Usern empfehlen kann.
Als ich mir die Folien ansah, wurde mir klar, dass die These vom High-Tech-Land Japan in puncto Kernkraft nicht haltbar ist.

Der wissenschaftliche Beirat des VGB PowerTech hat auch eine
Stellungnahme zu den Ereignissen in Fukushima abgegeben.

Darin heisst es u.a.:

Zitat VGB PowerTech:
Vor neuen Weichenstellungen in der Energiepolitik sei es erst einmal nötig, die Ereignisse in Japan nach den Regeln von Wissenschaft und Technik systematisch aufzuarbeiten. Man dürfe deswegen keine voreiligen Schlüsse von Fukushima auf die Reaktoren in Deutschland und Europa ziehen.

Der Beirat ist insbesondere verwundert über die in Deutschland derzeit ohne detaillierte Kenntnisse der japanischen Situation geführte öffentliche und politische Diskussion.

Dies entspricht ganz meiner Auffassung.
Hoffentlich lässt sich die deutsche Bundesregierung eher von rationalen Erwägungen als von parteipolitischen Interessen leiten.

Gruss
hardy
 

hardy

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dann würde (s. oben) im Durchschnitt nur alle 230 Jahre ein Kernschmelzunfall passieren.

Erklär das mal Deinen (Euren) Schweizern! Ich glaube, die deutsche Hysterie hat da jetzt einige Leute angesteckt. Und die Virulenz bei diesem Thema ist verdammt hoch.

Ja, die Ansteckungsgefahr ist zweifellos gegeben, wenn da solche deutschen 'Kernenergieexperten' wie Claudia Roth oder Gregor Gysi den Schweizern kräftig einheizen wollen.

Aber ich setze da auf den quasi angeborenen Instinkt der Schweizer:
Alles, was vom 'grossen Kanton' kommt, ist mit äusserster Vorsicht zu geniessen!
Oder noch deutlicher: Schweizer sein, heisst nicht deutsch zu sein (Slogan der SVP, der stärksten Partei der Schweiz)!

Gruss
hardy
 

galileo2609

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Hallo hardy,
Als ich mir die Folien ansah, wurde mir klar, dass die These vom High-Tech-Land Japan in puncto Kernkraft nicht haltbar ist.
spannend! Das ist genau die Strategie, die unsere verunsicherten Bürger jetzt brauchen. Bereits vor einer Woche wie folgt erläutert:
Das 'Argument der höheren Sicherheitsstandards' scheint deshalb zumindest etwas anachronistisch und defensiv, wenn es jetzt nach Fukushima weiter auf die Differenzierung innerhalb der westlichen Industriegesellschaften heruntergebrochen wird.

Das kann man so nicht sagen. Tschernobyl war nicht zwingend ein Schrottreaktor, aber dort wurden sicherheitstechnisch fahrlässige Tests gemacht, die in einem westlichen Land nicht möglich gewesen wären. Zudem hat die Vertuschung des ganzen Vorfalls - ebenfalls unmöglich in einem westlichen Land - dazu geführt, dass die Menschen nicht rechtzeitig an Iodtabletten kamen. Auch Liquidatoren, die in diesem Sinn zur Aufräumarbeit gezwungen wurden, sind bei uns nicht möglich.
Auch das ist bei uns in solcher Form nicht möglich. Unsere Gesellschaft ist offener, kritischer gegenüber solchen Vorgängen. Und schliesslich muss man noch sagen, dass zumindest die schweizer Reaktoren (wie das bei deutschen aussieht, weiss ich nicht) deutlich besser gegen den Ausfall der Notsysteme geschützt sind als Fukushima es war. So sind die Notsysteme genauso stark gebunkert wie der Reaktor selbst, was das zentrale Problem in Fukushima gelöst hätte.
Wer nichts weiss, muss alles glauben. Umgekehrt wird auch ein Schuh daraus. Die Menschen wollen im Bereich der Kernenergie solchen Expertisen nicht mehr glauben, weil diese nach Tschernobyl gerade einmal 25 Jahre standhielten. Das Vertrauen in solche Differenzierungen ist nachhaltig gestört. Und dazu haben die Energieversorger und die Politik durch ihre bequeme Einteilung in 'gute' und 'schlechte' Nukleartechnologie wesentlich beigetragen.
Die Infos in deinen Links sind o.k., interessante Zusatzinformationen. Wenn du jetzt allerdings dazu übergehst, Japan als sicheren Standort für Nuklearenergie in Richtung der sowjetischen Schrottreaktoren kleinzureden, muss ich dich fragen: wer soll dich noch ernst nehmen? Vor ein paar Jahren hast du noch ganz anders geredet. Macht nichts. Versteh mich nicht falsch. Es ist einfach eine recht zirkusreife Aufführung, dass nach ein paar Jahrzehnten z. B. nur noch die Schweizer Reaktoren als unverwüstlich übrig bleiben werden.

Im Prinzip nehme ich dich schon ernster als ispom, aber auf solchen plumpen Lobbyismus der "Vereinigung der Großkesselbesitzer" kannst du bitte gerne verzichten. Wir diskutieren hier nach dem Glattziehen des Niveaus wieder ernsthaft über die Zukunft der Nuklearenergie. Beteilige dich mit gebührendem Respekt daran, aber behandle die User dieses Forums nicht als debile Randexistenzen. Danke.

Grüsse galileo2609
 

hardy

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Hallo hardy,

nur so am Rande:

die Blocher GmbH ist die Partei deiner Wahl?

Auch wenn ich als deutscher, nicht eingebürgerter Ausländer wählen dürfte:
Die SVP wäre keinesfalls eine Partei meiner Wahl!
Aber wenn bei den Wahlen von 2007 die SVP mit ca. 30% Stimmenanteil die stärkste Partei wurde, dann kann man nicht einfach darüber hinweggehen.

meint
hardy
 

Luzifix

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In der Schweiz, in der Schweiz. in der Schweiz...

Hallo, Ihr Deutschlandversteher!

Zur Schweiz möchte ich, um dem Thema gerecht zu bleiben, nur noch feststellen, daß man im Falle einer größeren Verseuchung ja ganz toll in die Nachbarländer auswandern könnte. Man mag Euch. Aber was machen z.B. die Südkoreaner oder wir?

Alleine heute waren drei Meldungen über kleinere Kernkrafthavarien in den Zeitungen. Klar, man ist jetzt sensibilisiert, aber das scheint mir doch bloß das normale Niveau zu sein, das da jetzt ungeschminkt zutage tritt. Oder reiten die Journalisten da bloß auf einer populistischen Welle? Als damals in Östereich die Volksabstimmung über die Kernkraft war, habe ich mich noch lustig gemacht. "Die Hausfrauen haben das jetzt entschieden..." und so. Heute muß ich da schonungslos feststellen, das war blanke realitätsferne Überheblichkeit von mir.

In diesem Zusammenhang ist dieser ältere Text nicht uninteressant: http://www.scienceblogs.de/andererseits/2010/08/atomkraft.php
 
Zuletzt bearbeitet:

Bynaus

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galileo2609 schrieb:
Das ist genau die Strategie, die unsere verunsicherten Bürger jetzt brauchen.

Was macht dich denn eigentlich so sicher, dass man diese Haltung - dass die Reaktoren "bei uns" eben einfach anders gehandhabt werden als in gewissen anderen Ländern - so leichtfertig verwerfen darf? Warum darf man im Nachhinein nicht darüber nachdenken, ob es eben nicht doch bestimmte Gründe geben könnte, warum Tschernobyl gerade in der Sowjetunion und Fukushima gerade in Japan möglich war? Angesichts dessen, dass die meisten Reaktoren weltweit in den USA und Westeuropa stehen, sich dort aber nie ein vergleichbar schwerer Nuklearunfall mit grosser Freisetzung von Radioaktivität ereignet hat (bei Three Mile Island ist ja kaum Radioaktivität ausgetreten), ist die Frage zumindest berechtigt.

Nicht dass ich damit sagen möchte, dass ein Unfall grundsätzlich nicht auch "bei uns" möglich wäre. Aber man muss die wirklichen Gründe für den Unfall genau analysieren, und wenn sich dann - wie bei Tschernobyl - herausstellt, dass ein ganz anderes Sicherheitsdenken mitverantwortlich war - dann müssen wir daraus unsere Schlüsse ziehen und überlegen, wie wir dieses verwenden können, um die Sicherheit der Reaktoren bei uns zu verbessern. Im Moment ist es für eine abschliessende Analyse allerdings viel zu früh (und die Feststellung: Fukushima war ein "Restrisiko"-Unfall gehört definitiv in eine abschliessende Analyse). Es ist z.B. überhaupt nicht klar, ob die Dieselgeneratoren wirklich jemals liefen, dh, ob sie vor dem Tsunami schon überhaupt betriebsfähig waren.

Ich stimme dir aber völlig zu, dass die Restrisiko-Diskussion wichtig ist und geführt werden sollte. Ob das in Deutschland, wo ja der Umstieg auf Kohle beschlossene Sache zu sein scheint, allerdings überhaupt noch Sinn macht, sei dahingestellt.

Vielleicht sollte man stattdessen über das "Restrisiko" von Kohle diskutieren, z.B. wie viele Menschen durch die Freisetzung von Uran und Thorium im Umkreis von Kohlekraftwerken gemäss dem "Linear No Threshold"-Modell bereits an Krebs gestorben sind. Oder wieviele Menschen jährlich an Lungenkrankheiten, verursacht durch Partikel aus Kohlekraftwerken, erkranken. Vielleicht sollte die Schweiz von Deutschland ja auch die Abschaltung der Kohlekraftwerke verlangen: die Partikel machen ja an der Grenze nicht halt.
 

ispom

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Im Prinzip nehme ich dich schon ernster als ispom, aber auf solchen plumpen Lobbyismus der "Vereinigung der Großkesselbesitzer" kannst du bitte gerne verzichten. Wir diskutieren hier nach dem Glattziehen des Niveaus wieder ernsthaft über die Zukunft der Nuklearenergie. Beteilige dich mit gebührendem Respekt daran, aber behandle die User dieses Forums nicht als debile Randexistenzen. Danke.

hallo hardy, da kannst dir was drauf einbilden, er nimmt dich ernster als mich
(aber ich denke, er nimmt nur sich selber ernst) :rolleyes:,
und nachdem er mich hier mit wohlwollender Duldung des webmasters vergrault hat, wirst du nun von ihm in der typischen aggressiven und selbstherrlichen Art abgewatscht.:eek:
Also: beherzige seinen Tadel, anderenfalls könntest du hier auch bald einer sein, der “angeblich mal Physiker gewesen sein soll“ und in diversen anderen Foren gesperrt wurde, weil er die anderen User als debile Randexistenzen behandelt hat, ein crackpot und Kreationist obendrein…:D

Na dann, tschüß…
 

Monod

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@ Bynaus:

Beendet man die Verschmutzung weitgehend, und sattelt man gleichzeitig auf erneuerbare (oder nicht-erneuerbare, aber annähernd unerschöpfliche wie Thorium oder Deuterium) Ressourcen + Import von Material aus dem Weltraum um, kann man den Kollaps verhindern.

Im Prinzip ja, aber so eine Umsattlung bedarf Zeit, Kosten, Material und politisches Durchhaltevermögen, um den bereits eingetretenen globalen Trend umzukehren. Wie Meadows bereits vor 6 Jahren ausführte, haben wir die Nachhaltigkeitsgrenze schon überschritten. Jetzt geht es schon nicht mehr um eine Überleitung in eine nachhaltige Entwicklung, sondern zunächst um eine "überlebbare Entwicklung", die den Kollaps so weit wie möglich ohne katastrophale Krisen ablaufen lässt, um danach das Level einer nachhaltigen Entwicklung zu erreichen.

Abgesehen von der derzeitigen Debatte um das Für und Wider von Kernenergie - die Aussicht, bei dem derzeitigen Sicherheitsstandard etwa alle 23 Jahre mit einer Kernschmelze rechnen zu müssen (ob mit oder ohne Austritt von radioaktivem Material sei jetzt einmal dahingestellt), ist nicht gerade beruhigend und wirkt alles andere als werbewirksam. Die nötigen Verbesserungen des Sicherheitsstandards treiben die Kosten für neue Kraftwerke in die Höhe - und damit die Kosten des erzeugten Stroms, so dass das Argument der billigen Kernkraft obsolet wäre.

Neue Technologien wie z.B. die Verwertung von Thorium oder radioaktiven Abfällen, müssen erprobt und ggf. optimiert werden, was Zeit und Material beansprucht. Danach erst kann man daran gehen, solche neuen Reaktoren in großem Umfang zu errichten, was wiederum einige Zeit in Anspruch nehmen wird. Meine Befürchtung ist - selbst wenn in großem Maßstab auf Kernkraft zurückgegriffen werden sollte, um den steigenden Energiebedarf zu decken - die Zeit nicht ausreicht, um den Abwärtstrend, der durch zunehmende Industrialisierung zur Ressourcenverknappung führt, rechtzeitig und umfassend zu stoppen.

Ich habe - wie gesagt - keine Patentlösung parat, wie es gelingen kann, den Ressourcenverbrauch zu drosseln, die Industrieproduktion auf ein nachhaltiges Maß herunterzufahren und damit den Energiebedarf zu senken. Meines Erachtens wird das die Natur von selbst erledigen, wenn wir das nicht halbwegs zivilisiert hinbekommen, aber ich denke, dass in Zukunft mehr Wert auf eine dezentrale Energieerzeugung und -versorgung gelegt werden sollte, die - zumindest was die Grundversorgung der Bevölkerung mit Strom betrifft - auf erneuerbaren Energiequellen beruht.

Allenfalls in industriellen Ballungsgebieten, die es immer noch geben wird - schließlich müssen die Konsumgüter, die uns das Leben erleichtern, ja irgendwo hergestellt werden - sind Großkraftwerke sinnvoll, weil dort der Löwenanteil des erzeugten Stroms für die Produktion verbraucht wird. Hier sehe ich dann auch eine Zukunft für die Kernenergie - ein kontaminationsfreier Betrieb ebenso vorausgesetzt wie eine gelöste Endlagerungsfrage. Allerdings benötigt auch ein solcher Umbau hin zu einer dezentralen Energieversorgung und einer reduzierten Industrie, die sich auf einige wenige Schwerpunktstandorte konzentriert, einiges an Zeit, die uns eigentlich davonläuft.

Monod
 

hardy

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Wenn du jetzt allerdings dazu übergehst, Japan als sicheren Standort für Nuklearenergie in Richtung der sowjetischen Schrottreaktoren kleinzureden, muss ich dich fragen: wer soll dich noch ernst nehmen?

Das ist eine bösartige Unterstellung von Dir, galileo.

Wer in puncto Kernenergie 'HighTech' sein will, der muss seine KKW auf dem aktuellen Stand der Technik halten und dazu auch Nachrüstungen vornehmen.

Um z.B. Wasserstoffexplosionen zu verhindern, ist es Stand der Technik - und speziell bei deutschen und schweizerischen KKW realisiert - Wasserstoff-Rekombinatoren einzusetzen, die ohne Stromversorgung (passiv) den Wasserstoff katalytisch oxidieren. Solche Rekombinatoren waren in Fukushima-Daiichi nicht eingebaut.

Zweifel bestehen auch darin, ob die Druckentlastung der Sicherheitsbehälter der Fukushima-Blöcke 1 bis 3 über hochwirksame Filter erfolgte.

Es ist einfach eine recht zirkusreife Aufführung, dass nach ein paar Jahrzehnten z. B. nur noch die Schweizer Reaktoren als unverwüstlich übrig bleiben werden.

Wieder so eine Unterstellung!
Da es Dir offensichtlich an Sachkenntnis zur Auslegung und Nachrüstung schweizerischer KKW mangelt, konzentrierst Du Dich auf sarkastische Wortakrobatik.

... aber auf solchen plumpen Lobbyismus der "Vereinigung der Großkesselbesitzer" kannst du bitte gerne verzichten.

Die Infos in meinen VGB-Links waren für Dich o.k. und interessant. Wo siehst Du 'plumpen Lobbyismus'?
Du machst Dich zwar häufig und gern zum Anwalt einer sachlichen Diskussion, merkst aber selbst nicht, wie Du gegen Sachlichkeit verstösst.

Beteilige dich mit gebührendem Respekt daran, aber behandle die User dieses Forums nicht als debile Randexistenzen. Danke.

Frage an die anderen User dieses Forums, die am Thema interessiert sind:
Fühlt sich ausser Galileo noch jemand von mir als 'debile Randexistenz' behandelt?

Gruss
hardy
 

galileo2609

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Hallo hardy,
merkst aber selbst nicht, wie Du gegen Sachlichkeit verstösst.
danke für die Erinnerung. Ich gebe zu, dass mich bei meinem Beitrag ein Übermass an Sarkasmus gegenüber dir geritten hat. Ich werde versuchen, das besser zu machen und bitte dich um Entschuldigung.

Leichter würde mir das fallen, wenn du deinerseits etwas 'abrüsten' könntest. Äusserungen wie
Hoffentlich lässt sich die deutsche Bundesregierung eher von rationalen Erwägungen als von parteipolitischen Interessen leiten.
Ja, die Ansteckungsgefahr ist zweifellos gegeben, wenn da solche deutschen 'Kernenergieexperten' wie Claudia Roth oder Gregor Gysi den Schweizern kräftig einheizen wollen.
sind unserer Diskussion nicht unbedingt zuträglich.

Zum Rest später mehr.

Grüsse galileo2609
 

Schmidts Katze

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Frage an die anderen User dieses Forums, die am Thema interessiert sind:
Fühlt sich ausser Galileo noch jemand von mir als 'debile Randexistenz' behandelt?

Ich möchte diese Formulierung jetzt nicht übernehmen, bin aber mit galileo prinzipiell einer Meinung.

Früher galt grundsätzlich, die Kernenergie sei sicher, und ihr gehöre die Zukunft.

Seit 1986 gibt es das Modell "Sozialistischer Schrottreaktor, in dem verantwortungslose Experimente durchgeführt werden".
Der kann natürlich hochgehen, aber Reaktoren, die nach westlichen Sicherheitsstandards betrieben werden, sind sicher, und ihnen gehört die Zukunft.

Und jetzt erfahren wir, daß japanische Reaktoren nicht zu den sicheren, nach westlichen Standards betriebenen gehören, die absolut sicher sind, und denen die Zukunft gehört.

Ich muss sagen, diese Beurteilungen erinnern mich an die "Nachhersagen" von Astrologen, die auch immer erklären können, warum ein stattgefundenes Ereignis schon vorher in den Sternen hätte gesehen werden können.

Grüße
SK
 

Kibo

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Zitat von hardy
Frage an die anderen User dieses Forums, die am Thema interessiert sind:
Fühlt sich ausser Galileo noch jemand von mir als 'debile Randexistenz' behandelt?

Im Gegenteil, ich gehe mit deiner Aussage konform

Ich muss sagen, diese Beurteilungen erinnern mich an die "Nachhersagen" von Astrologen, die auch immer erklären können, warum ein stattgefundenes Ereignis schon vorher in den Sternen hätte gesehen werden können.

Sehe ich anders. Mir fehlt da die Erklärung warum in den USA noch kein INES 7 stattgefunden hat. Um da mal Bynaus zu zitieren:

Angesichts dessen, dass die meisten Reaktoren weltweit in den USA und Westeuropa stehen, sich dort aber nie ein vergleichbar schwerer Nuklearunfall mit grosser Freisetzung von Radioaktivität ereignet hat (bei Three Mile Island ist ja kaum Radioaktivität ausgetreten), ist die Frage zumindest berechtigt.
 

galileo2609

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Hallo hardy,
Die Infos in meinen VGB-Links waren für Dich o.k. und interessant. Wo siehst Du 'plumpen Lobbyismus'?
Ich finde die Informationssammlung des VGB (das von dir verlinkte PDF) wirklich o.k., eine für mich informative Bestandsaufnahme der Abläufe in Japan. Die 'politischen' Schlussfolgerungen bewerte ich jedoch als Lobbyismus, der dem gesellschaftlichen Prozess vorzugreifen versucht.

Ich beginne mit der Analyse aus dem PDF, dass die Havarie in Fukushima alleine in dem verheerenden Tsunami seine Ursache hatte:
VGB (Folie 22ff. schrieb:
Question: Is this accident a matter of residual risk of nuclear energy? [...]
No, it is rather a matter of obviously having ignored a high specific risk!
[...]
Conclusion: There is no specific risk for Central Europe.
Die VGB verweist auf Folie 24 auf die Gefährdungen der Küsten von Atlantik und Mittelmeer. Ausführlicher hat das Lars Fischer auf den SciLogs.de am 24.03.2011 ausgeführt und gleich noch ein paar der kerntechnischen Anlagen genannt, die in diesen Risikogebieten liegen.

Nach der Analyse der VGB war es ein - unbestreitbares - menschliches Versagen, die historisch verfügbaren Daten zur Tsunamiegefahr nicht in ihren Planungen (Auslegungen) angemessen berücksichtigt zu haben (Zitat: "General Rule: Natural desasters fall into oblivion about after about three generations", Folie 22). Für Zentraleuropa, also kontinentaleuropäische KKW können wir diese spezifische Bedrohungslage sicherlich verneinen. Einige europäische Partner haben hier womöglich aber ein ähnliches Problem wie Japan (andere Länder wie die USA usw. lassen wir der Einfachheit halber mal aussen vor).

Aber es geht ja noch weiter. Aus der von dir verlinkten Stellungnahme:
VGB schrieb:
Man dürfe deswegen keine voreiligen Schlüsse von Fukushima auf die Reaktoren in Deutschland und Europa ziehen.

Der Beirat ist insbesondere verwundert über die in Deutschland derzeit ohne detaillierte Kenntnisse der japanischen Situation geführte öffentliche und politische Diskussion.

Die deutschen Kernkraftwerke werden auf international anerkannt höchstem Sicherheitsniveau betrieben.
'Europa' an sich ist hier schon einmal ein problematischer Begriff. Aber konzentrieren wir uns auf Deutschland. Es wurden durch die Deutsche Bundesregierung keine abschliessenden "voreiligen Schlüsse" gezogen.

Es sei denn, man ordnet die Entscheidungsgrundlage, die zu dem dreimonatigen Moratorium für die Altanlagen führten, als solche ein. Man kann hier vermuten, dass das Bundeskabinett, vorneweg Bundeskanzlerin Merkel, sich das Paradigma zu eigen gemacht hat, dass der sichere Betrieb von KKW durch die Verknüpfung von Mensch und Maschine (in Planung und Betrieb) möglicherweise grundsätzlich in Frage gestellt werden muss. Mit diesem Paradigmawechsel war zumindest ein Bundesminister, Rainer Brüderle, anfangs offenbar überfordert. Seine Äusserungen zur wahltaktischen Motivation dieser neuen Situationsanalyse beim BDI haben möglicherweise sogar zu den entscheidenden Mandatsverschiebungen im Landtag von Baden-Württemberg geführt.

Hoffentlich lässt sich die deutsche Bundesregierung eher von rationalen Erwägungen als von parteipolitischen Interessen leiten.
Inzwischen dürfen wir davon ausgehen, dass der neue Kurs der Deutschen Bundesregierung substantiell ist. Bis Ende Mai resp. Ende Juni sind die Sicherheitschecks der deutschen KKW abzuschliessen und die Ethikkommission für eine sichere Energieversorgung soll ihren Bericht vorlegen. Beide Auftragnehmer sind aus meiner Sicht recht unverdächtig gegenüber Mutmassungen, darin könnten sich überwiegend Vertreter einer irrationalen Kritik an der Nutzung der Kernenergie versammelt haben.

Die Sicherheitsprüfung der KKW geht über die Ursachenanalyse des VGB weit hinaus. Überprüft werden sollen (lt. wikipedia): "die Vorkehrungen gegen Terroranschläge, Flugzeugabstürze, Staudammbruch, Erdbeben, extreme Hitze und Kälte sowie längere Stromausfälle". Ob das abschliessend ist, weiss ich nicht. Aber interessant ist doch z. B. der Punkt "Flugzeugabstürze". Ich denke, diese Gefährdung einiger Altanlagen ist Konsens und auch, dass eine Nachrüstung dieser Anlagen ökonomisch nicht rentabel ist. Die Gefährdung von KKW durch Flugzeugabstürze ist keine Erkenntnis, die über "Generationen vergessen" wurde wie die Höhe historischer Tsunami in Japan, sie wurde verdrängt und die Anlagen weiter betrieben. Möglicherweise sind die deutschen KKW also genauso typisch wie die japanischen und sonstigen auf der Welt. Eben nicht fehlertolerant gegen grundsätzliche menschliche Entscheidungen.

Die 'Ethikkommission' halte ich für einen interessanten Ansatz. Sofern sie nicht versagt. Aus meiner Sicht sollte aus deren Mitte genau das zustande kommen, was ich in diesem Thread immer vertreten habe. Eine ehrliche Gegenüberstellung der Kosten, die wir für die Kernenergie aufbringen wollen, selbst wenn diese möglicherweise systembedingt immer wieder zu schwerwiegenden Unfällen führt. Das wäre ein Novum gegenüber der jahrzehntelangen Verdrängung des Restrisikos.

Bevor also jemand, wie die VBG, seinen Lobbyismus entfaltet, wäre es angebracht, die laufenden Prüfungen und Beratungen, auch die europäischen Stresstests abzuwarten. Lassen wir uns überraschen, was dabei herauskommt.

Was ich selbst kritisieren möchte ist der straffe Zeitplan, den sich die Deutsche Bundesregierung für die Gesetzgebung zur "Energiewende" auferlegt hat. Bis Anfang Juni soll das Bundeskabinett die kodifizierten Entwürfe verabschieden. Möglicherweise befürchtet die CDU-Vorsitzende Merkel, die Überrumpelung der eigenen Partei nicht länger durchstehen zu können. Aus meiner Sicht wird der Durchmarsch von Merkel und Röttgen so einfach gar nicht funktionieren.

Grüsse galileo2609
 

galileo2609

Registriertes Mitglied
Hallo Bynaus,
Was macht dich denn eigentlich so sicher, dass man diese Haltung - dass die Reaktoren "bei uns" eben einfach anders gehandhabt werden als in gewissen anderen Ländern - so leichtfertig verwerfen darf?
Ich bin mir da überhaupt nicht sicher. Schön wäre es, wenn das als Ergebnis der Analyse herauskäme. Nur: Was macht dich so sicher, dass es so sein könnte? (siehe auch meine letzte Antwort an hardy)

Warum darf man im Nachhinein nicht darüber nachdenken, ob es eben nicht doch bestimmte Gründe geben könnte, warum Tschernobyl gerade in der Sowjetunion und Fukushima gerade in Japan möglich war?
Habe ich das behauptet? Ich bin immer für tiefe Analysen. Und je mehr Informationen wir aus der Fukushima-Havarie gewinnen, umso besser. Ich habe ein wenig das Problem, dass ich im Prinzip pro Kernenergie bin, aber nicht aus der Defensive rauskomme, weil ich einfach zu schlichte Vereinfachungen nicht hinnehmen mag. Mit denen kriegt man nämlich keinen einzigen KKW-Skeptiker oder -Kritiker wieder eingefangen. :)

Angesichts dessen, dass die meisten Reaktoren weltweit in den USA und Westeuropa stehen, sich dort aber nie ein vergleichbar schwerer Nuklearunfall mit grosser Freisetzung von Radioaktivität ereignet hat (bei Three Mile Island ist ja kaum Radioaktivität ausgetreten), ist die Frage zumindest berechtigt.
Bis zum 11.03. galt diese Aussage auch für Japan.

Nicht dass ich damit sagen möchte, dass ein Unfall grundsätzlich nicht auch "bei uns" möglich wäre. Aber man muss die wirklichen Gründe für den Unfall genau analysieren, und wenn sich dann - wie bei Tschernobyl - herausstellt, dass ein ganz anderes Sicherheitsdenken mitverantwortlich war - dann müssen wir daraus unsere Schlüsse ziehen und überlegen, wie wir dieses verwenden können, um die Sicherheit der Reaktoren bei uns zu verbessern.
Das "ganz andere Sicherheitsdenken" in Japan wage ich zu bezweifeln.

Im Moment ist es für eine abschliessende Analyse allerdings viel zu früh.
Das sehe ich auch so.

Ich stimme dir aber völlig zu, dass die Restrisiko-Diskussion wichtig ist und geführt werden sollte.
Soweit waren wir in diesem Thread schon. Ich halte das für den ehrlichsten Weg, um überhaupt noch mit KKW-Gegnern vernünftig ins Gespräch kommen zu können.

Ob das in Deutschland, wo ja der Umstieg auf Kohle beschlossene Sache zu sein scheint, allerdings überhaupt noch Sinn macht, sei dahingestellt.
Wir hatten das Thema schon. Ich bin da noch nicht weitergekommen. Das neue Energiekonzept der Deutschen Bundesregierung soll, glaub ich, nächste Woche stehen. Woher hast du das mit dem 'Kohleumstieg'? Selbst in dem jetzt beschlossenen Koalitionsvertrag der Rot-Grünen Landesregierung in Rheinland-Pfalz ist ein Austieg aus der fossilen Energienutzung bis 2030 eingeplant. Für eine Quelle wäre ich dir dankbar.

Grüsse galileo2609
 

Bynaus

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Monod schrieb:
Im Prinzip ja, aber so eine Umsattlung bedarf Zeit, Kosten, Material und politisches Durchhaltevermögen, um den bereits eingetretenen globalen Trend umzukehren.

Vielleicht, vielleicht auch nicht. Sagen wir, die Polywellfusion funktioniert - dann setzt sie sich weltweit in kürzester Zeit durch. Energieproblem behoben. Damit lassen sich eine riesige Menge von Problemen lösen: Abhängigkeiten von natürlichen Rohstoffen und Systemen lassen sich lösen, CO2 lässt sich aus der Atmosphäre entfernen, etc.

Ein massiver Ausbau der Kernenergie ist nicht viel anders als eine funktionierende Polywellfusion, einfach plus radioaktive Abfälle, plus der gelegentliche Unfall. Nicht, dass ich das verharmlosen will, aber gemessen am Kollaps ist das ein kleiner Preis, den wir zahlen.

Die nötigen Verbesserungen des Sicherheitsstandards treiben die Kosten für neue Kraftwerke in die Höhe - und damit die Kosten des erzeugten Stroms, so dass das Argument der billigen Kernkraft obsolet wäre.

In der gegenwärtigen Lage sind die Kosten für alle Alternativen immens grösser, wenn man alles einbezieht. Neue Reaktorgenerationen zu entwickeln oder die Sicherheit bestehender Reaktoren zu verbessern ist sicher nicht Grössenordnungen teuer.

Ich habe - wie gesagt - keine Patentlösung parat, wie es gelingen kann, den Ressourcenverbrauch zu drosseln, die Industrieproduktion auf ein nachhaltiges Maß herunterzufahren und damit den Energiebedarf zu senken. Meines Erachtens wird das die Natur von selbst erledigen, wenn wir das nicht halbwegs zivilisiert hinbekommen, aber ich denke, dass in Zukunft mehr Wert auf eine dezentrale Energieerzeugung und -versorgung gelegt werden sollte, die - zumindest was die Grundversorgung der Bevölkerung mit Strom betrifft - auf erneuerbaren Energiequellen beruht.

Wenn wir das tun, wird die Gesellschaft in vielerlei Hinsicht verarmen. Weniger Menschen, weniger Energieproduktion, weniger Energieverbrauch bedeutet auch weniger Innovation, weniger grosse Absatzmärkte, Wirtschaftskrise (Rezession), weniger Geld für neue Produkte, etc. Auf diesem "weniger ist besser"-Weg berauben wir uns selbst der Handlungsfähigkeit.

Nein, wir brauchen etwas ganz anderes: wir müssen sehen, dass wir das Wirtschafts- und Energieverbrauchswachstum von der Zerstörung der natürlichen Grundlagen entkoppeln. Je weniger der Mensch die Natur beeinflusst, desto besser. Wie schon erwähnt: der Natur ist es völlig egal, wie viel Energie der Mensch verbraucht - so lange sie davon nicht betroffen ist. Energieeinsparung ist kein Wert an sich, ist nicht gut oder erstrebenswert per se. Es gibt andere Wege zur Erhaltung der natürlichen Umwelt als die Deindustrialisierung.

Im Übrigen glaube ich nicht, dass die gesamte Welt freiwillig bei einer solchen Selbstverstümmelung mitmachen wird. Glaubst du, China oder die USA werden sich freiwillig einschränken, sich freiwillig selbst schwächen in der Hoffnung, dass es die anderen auch machen? Niemals.

Hier sehe ich dann auch eine Zukunft für die Kernenergie

Ich denke, es wird langfristig nur noch städtische Ballungsgebiete geben - und eine neue Wildnis darum herum. Natur braucht Platz - der Mensch hingegen kann auch in die Höhe (und Tiefe!) bauen. In solchen Zentren hat die Kernenergie tatsächlich eine Zukunft - zusammen vielleicht mit eingestrahlter Sonnenenergie aus dem Weltall.

hardy schrieb:
Fühlt sich ausser Galileo noch jemand von mir als 'debile Randexistenz' behandelt?

Ich nicht.

Schmidt's Katze schrieb:
Und jetzt erfahren wir, daß japanische Reaktoren nicht zu den sicheren, nach westlichen Standards betriebenen gehören, die absolut sicher sind, und denen die Zukunft gehört.

Es hilft der Diskussion nicht, wenn man übertreibt, und zwar auf beiden Seiten nicht.

Rationale Stimmen haben nie behauptet, die Kernenergie sei "absolut" sicher. Das Wort "Restrisiko" gab es schon vor Fukushima. JEDE Energieform ist mit Restrisiken behaftet, jede Form der Energiewandlung führt irgendwo zu Toten: die einen Energieformen mehr, die anderen weniger.

Kernenergie ist, verglichen mit anderen Energieformen, ziemlich "sicher" in dem Sinn, dass bei deren Nutzung nur vergleichsweise wenige Menschen sterben oder verletzt werden. Wenige - nicht Null. Aber Null ist nicht erreichbar, mit keiner Energieform. Der Entscheid, von Kernenergie auf Kohle zu wechseln, ist deshalb nicht nur aus Sicht des Klimaschutzes horrend falsch, sondern auch aus Sicht des Bevölkerungsschutzes. Die Bevölkerung verliert damit an Sicherheit, obwohl das vielleicht subjektiv nicht der Fall ist. Man hat den Eindruck, man braucht nicht lange zu suchen, bis man jemanden findet, der ausführlich von den Gefahren der Kernenergie zu berichten weiss - von den Gefahren der Alternativen hingegen? Fehlanzeige.

Relative Sicherheit, bekannte Risiken und Probleme, CO2-Neutralität, sofortige Verfügbarkeit: In jeder realistischen Einschätzung der Zukunft sollte die Kernenergie aus all diesen Gründen eine wichtige Rolle spielen. Tschernobyl, Fukushima, "westliche Standards" hin oder her.

EDIT: @galileo, unsere Antworten haben sich gekreuzt:

Nur: Was macht dich so sicher, dass es so sein könnte?

Hab ich nirgends behauptet. Ich bin einfach generell gegen Denkverbote. Wenn die Analyse der Situation ergibt, dass die Japaner schlampig (oder von mir aus: schlampiger als Europäer und Amerikaner im Allgemeinen) gearbeitet haben, dann ist es eben so. Wenn nicht, dann eben nicht.

Das "ganz andere Sicherheitsdenken" in Japan wage ich zu bezweifeln.

Wir wussten vielleicht nicht davon, aber im Verlauf von Fukushima sind ja Dinge über Tepco ans Licht gekommen, die einem durchaus zu diesem Schluss verleiten könnten. Ist dir ein Fall bekannt, wo ein KKW-Betreiber im Westen systematisch Protokolle von Sicherheitschecks gefälscht hat? Gibt es in irgend einem westlichen Staat ein derartiges Begünstigungs-Netz wie es offenbar bei der japanischen Nuklearbehörde und den KKW-Betreibern üblich war (und, offenbar, immer noch ist)? Wieder: ich sage nicht, dass wir generell immun sind. Aber da gibt es durchaus Unterschiede. Dass wir vorher davon nicht wussten, heisst nicht, dass sie nicht existierten, und dass wir unsere Einschätzung der Situation nun angesichts dieses zusätzlichen Wissens nicht anpassen dürften: Offenbar waren die japanischen Reaktoren nicht so sicher wie gedacht. Hätten wir von den Machenschaften von Tepco im Vornherein gewusst, hätten wir die Situation schon damals anders eingeschätzt.

Woher hast du das mit dem 'Kohleumstieg'? (...) Für eine Quelle wäre ich dir dankbar.

http://www.reuters.com/article/2011/04/15/us-germany-nuclear-idUSTRE73E2I920110415

Reuters schrieb:
It will also require building new gas and coal plants, Merkel said. "Gas and coal power plants were discussed... an accelerated exit from nuclear energy will lead to replacement power stations," she said.

Ich möchte erst noch sehen, wie man bis 2030 sowohl aus den fossilen als auch aus den KKW aussteigen will. Ich befürchte, Deutschland wird dann eher zum weltweit abschreckenden Beispiel, was passiert, wenn man das versucht. Das könnte allerdings auch politische Folgen nach sich ziehen: ein verarmtes Deutschland war schon mehrmals eine Quelle von grosser Instabilität in Europa.
 
Zuletzt bearbeitet:

galileo2609

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Hallo Bynaus,
Danke.

Ich möchte erst noch sehen, wie man bis 2030 sowohl aus den fossilen als auch aus den KKW aussteigen will. Ich befürchte, Deutschland wird dann eher zum weltweit abschreckenden Beispiel, was passiert, wenn man das versucht. Das könnte allerdings auch politische Folgen nach sich ziehen: ein verarmtes Deutschland war schon mehrmals eine Quelle von grosser Instabilität in Europa.
Ist das jetzt Spekulation oder faktenbasiert? ;)

Grüsse galileo2609
 

Bynaus

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Ist das jetzt Spekulation oder faktenbasiert?

Zuerst ist es Zweifel an geäusserten Absichten. Dann die Sorge um die Zukunft meiner nördlichen Nachbarn, gleichzeitig die Hoffnung, dass wenn sie sich schon ein solches Schlamassel einbrocken, doch wenigstens der Rest der Welt davon lernen wird. Dann wieder die ernsthafte Befürchtung, dass genau dieser Schlamassel Auswirkungen auf das friedliche Zusammenleben in Europa haben könnte, gestützt auf historische Erfahrung.

Ich würde sagen: 4:1 für die Emotion vs. Fakten. :) ;)
 
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