@Monod: Vielen Dank für den Verweis auf die Studie - klingt hochinteressant (muss sie mir noch durchlesen). Ich denke allerdings nicht, dass der Ausbau der Kernenergie die angesprochenen zerstörerischen Prozesse nochmals beschleunigen kann, auf jeden Fall nicht deutlich. Dafür ist ihr Anteil am Ressourcenverbrauch insgesamt viel zu klein.
Ich habe hier zwar keine Patentlösung parat, aber wenn der ohnehin ablaufenden Dynamik, die sich derzeit unkontrolliert vollzieht, etwas Substanzielles entgegengesetzt werden soll, das diese Dynamik lenkbar und damit letztlich beherrschbar werden lässt, dann kann das nur darauf hinauslaufen, den Energiebedarf global gesehen zurückzufahren, die Bevölkerungszahl zu senken und den Lebensstandard der ersten Welt so weit herunterzuschrauben, dass die zweite und dritte Welt eine Chance hat, einen ökologisch verträglichen Anschluss zu finden.
Das würde natürlich helfen, ist aber politich-gesellschaftlich nicht durchsetzbar - und damit muss man sich abfinden. Es muss also noch einen anderen Weg geben, und das ist das, was ich als "Flucht nach Vorn" bezeichnen würde:
Wir müssen mit neuen Technologien dafür sorgen, dass die Auswirkungen des Menschen auf seine natürliche Umwelt verringert werden. Wir müssen einfach weniger "CO2-Intensiv", weniger "Bodenqualitäts-intensiv" etc. werden. Der Natur ist es völlig egal, wieviel Energie der Mensch im täglichen Leben verbraucht: Für sie spielt nur eine Rolle, wie diese Energie produziert wird, ob dabei CO2 entsteht, und anderes. Kernenergie ist in dieser Sichtweise eine der sanftesten, saubersten Energiequellen überhaupt: es werden grosse nutzbare Energiemengen aus geringsten Materialmengen hergestellt (eigentlich: umgewandelt), und die Erzeugungsprodukte (Wärme, Strom, Abfälle) sind selbst ebenfalls von geringer Auswirkung auf die Umwelt.
Wenn die Menschen weiterhin in die Städte strömen wie bisher, wenn wir dereinst unsere Nahrungsmittel und den Strom dafür in Städten produzieren, werden wir eines Tages grosse Teile der Erdoberfläche wieder der Natur überlassen können, so dass sie sich wieder erholen kann. Das mag heute noch zweifellos eine Utopie sein, aber eine, die sich nicht durch Einsparen, Verzichten, Aufgeben auszeichnet, sondern allein durch Technologieentwicklung und die Fortsetzung bestehenden Trends.
PS: Überbevölkerung ist längst kein langfristiges Problem mehr. Der Zuwachs der Bevölkerung sinkt nun seit Jahrzehnten, dh, das Wachstum wird immer langsamer - bis 2050 wird es sich umkehren. Grössere Probleme wird es jedoch dort geben, wo das Bevölkerungswachstum zu schnell abgewürgt wurde (etwa: China), weil eine überalterte Bevölkerung die "Gesellschaftsverträge" unter hohen Druck setzen wird. Mehr Menschen bedeutet immer auch mehr Ideen, mehr Potential, mehr Technologie: solange es gelingt, die "Intensitivität" jedes einzelnen Menschen auf die Natur zu verringern (wie oben erwähnt) sind mehr Menschen weniger ein Problem, vielmehr eine Chance.