Hallo Garfield,
ich gebe mal das wieder, was Atkins schreibt. Das ist einerseits leicht verständlich geschrieben, andererseits allerdings noch zum großen Teil spekulativ.
Zuerst ist der Anfang. Am Anfang war das Nichts. Absolute Leere, nicht nur leerer Raum. Es gab keinen Raum und keine Zeit, denn es war vor der Zeit. Das Universum war ohne Form und ohne Ausdehnung. Zufällig kam es zu einer Fluktuation, und eine Gruppierung von Punkten, die aus dem Nichts kamen und existent wurden dank des von ihnen gebildeten Musters, legte eine Zeit fest. Die zufällige Bildung eines Musters führte zur Entstehung der Zeit aus verschmolzenen Gegensätzen, einer Entstehung aus dem Nichts.
Aus dem absoluten Nichts und ohne die geringste Intervention entwickelte sich rudimentäre Existenz. Das Auftauchen einer Wolke von Punkten und ihre zufällige Formation zu Zeit bildeten den völlig ungeplanten, absichtslosen Prozess, der sie entstehen ließ. Gegensätze von extremer Einfachheit kamen aus dem Nichts hervor.
Doch die Zeitlinie zerfiel, und das entstehende Universum verflüchtigte sich, denn Zeit allein ist nicht komplex genug, um existieren zu können. An anderer Stelle entstanden Zeit und Raum, aber auch sie zerfielen wieder zu Staub, die Gegensätze verschmolzen, nichts blieb.
Wieder und wieder bildeten sich Muster. Jedesmal legten die Muster eine Zeit fest. Dadurch dass die Punkte sich zu einer Zeistruktur anordneten, führten sie ihre Existenz herbei. Manchmal wiesen die Zufallsmuster zwei Dimensionen dessen auf, was wir als Zeit bezeichnen würden. Da dann das Vorher vom Nachher aus zu erreichen war, waren die Gegensätze nicht unterschieden. Es gab keine Stabilität, und die Gegensätze verschmolzen wieder zu nichts.
Manchmal schuf der Zufall Punktstrukturen, die sowohl einen Raum wie auch eine Zeit definierten. Doch es war kein Platz für Komplexität - so löste sich das Muster wieder auf, das der Zufall hervorgebracht hatte. Es verlor die Zeit und mit der Zeit seine Existenz.
Ebenso zufällig entstand dann unsere Fluktuation. Punkte erlangten Existenz, indem sie Zeit konstituierten, aber dieses Mal, in dieser Struktur hatten sich zu der Zeit drei Raumdimensionen gesellt. Eine Geometrie war geschaffen, die komplex und differenziert war. Ihre Komplexität erwuchs aus der großen Zahl von Nachbarn auf engem Raum, und ihre Differenziertheit ermöglichte die Existenz von Materie, Energie und Kräften. Diese wiederum sorgten für Stabilität, später für Elemente und noch später für Elefanten. Diese Fluktuation - wir brauchen uns nur umzuschauen - überlebte.
Zitat aus: Peter W. Atkins: Schöpfung ohne Schöpfer - Was war vor dem Urknall? Reinbek 1987, S. 143f.
Für Atkins ist der Zustand "vor" dem Urknall - ich möchte es als Metaversum bezeichnen - eine Zahlenwüste aus lauter Nullen. Aus Zufallsgründen bilden sich spontan Plus-Einsen sowie - als Gegensatz dazu - Minus-Einsen. Diese Gegensätze eben sich in den meisten Fällen sofort wieder auf (+1 + [-1] = 0). Wenn die Einsen aber ein Muster bilden, entsteht Zeit und damit die Bedingung, dass sich die Gegensätze zeitlich nacheinander ablösen können. Das ist gleichbedeutend mit Dauerhaftigkeit, also Stabilität. Ausschließlich in dreidimensionalen Räumen können Knotenstrukturen entstehen. Wenn diese mit einer Zeitdimension gekoppelt werden, entsteht Kausalität, so dass das entstehende, insgesamt vierdimensionale Universum (drei Raumdimensionen und eine Zeitdimension) die Dauer einer einfachen Quantenfluktuation überlebt und sich fortentwickelt. Energetisch gibt es da kein Problem, da die Gesamtenergie des Universums "nach außen hin" Null ist. Es muss also keinerlei Energie erzeugt werden. Zum Zeitpunkt des Urknalls war die Energie im Zustand des maximalen Aufgerolltseins. Alles was seitdem abgelaufen ist bzw.abläuft ist das Abrollen der Energie und das Glätten der Raumzeit von Verwerfungen und Knoten (Für Atkins sind Elementarteilchen Knoten der Raumzeit). Erweisen sich Knoten und Verwerfungen als stabil, kann ein Wiederaufrollen der Energie ausgelöst werden (zyklisches Universum), anderenfalls ist irgendwann ein Zustand maximaler Glättung erreicht und es finden keine Prozesse mehr statt (offenes Universum).
Wie der Entstehungsprozess des Universums im Detail abgelaufen ist, müsste mit den Mitteln der Quantentheorie eruiert werden. Deutlich wurde mir nach der Lektüre von Atkins' Buch, dass es zur Entstehung des Universums keines Schöpfers bedarf, sondern Zufallsprozesse hinreichend sind. Aber wie gesagt, in diesen Fragen bin ich kein Experte.
Viele Grüße!