Hi alle,
der Energiehunger der Menschheit hängt leider direkt mit unserem Lebensstiel zusammen. Wir messen unser Prestige an materiellen Dingen. An technische Statussymbolen. Nicht wie wir zum Wohl der Menschheit und unserer Umwelt handeln, sondern was wir besitzen läßt uns "attraktiv" erscheinen. Unser Witschaftswachstum funktioniert nur in unserer
Wegwerfgesellschaft.
1. Beispiel: Mein USB-Scanner ist futsch. Der Transportsicherungsschalter ist defekt. Ein Teil für ein paar Cent. Aber das Gerät wird vom Hersteller nicht repariert. Das ist schlicht nicht vorgesehen. Ich soll mir ein neues kaufen. Das alte wegwerfen (Vergeudung von Resourcen) und rund 100 Euro für ein neues bezahlen.
2. Beispiel: Der Spülkasten meiner Toilette läßt das Wasser durchlaufen. Früher hätte ich schlicht die Auflagefläche für die Dichtung gereinigt und nen neuen Dichtungsring eingebaut. Auch ein Teil für ein paar Cent oder nen Euro. Bei dem Spülkasten geht das aber nicht. Das hat gar keine separate Dichtung mehr. Statt dessen muß ich auch dieses Teil entsorgen und einen kompletten neuen Spülkasten kaufen. Neue Löcher in die Wand für seine Aufhängung bohren...
Dann die irrwitzige Personalpolitik. Wenn man einen Arbeitsplatz gefunden hat, wird man nach ein paar Jahren versetzt. Mal eben flugs von Stuttgart nach Mannheim, nach Karlsruhe oder sogar in ein anderes Bundesland. Es gibt immer mehr Langstreckenpendler. Unter der Woche haust man wegen der Arbeitsplatzsituation in irgend ner billigen Bude und am Wochenende gehts per Bahn, Auto oder Flieger nach Hause zur Familie. Oder man steht täglich stundenlang auf der Autobahn im Stau bzw. hockt stundenlang in irgendwelchen Zügen. Pure Vergeudung von Lebenszeit der Arbeitnehmer und Vergeudung von Treibstoff/Energie.
100 km Entfernung zwischen Arbeitsplatz und Wohnung mit Familie scheint mittlerweile der Alltag für immer größere Teile der Bevölkerung zu sein.
Sowol im Dienstleistungsgewerbe (Handel, Banken, Versicherungen) als auch bei der Produktion. Wer ist Schuld an der Misere? Die Politik. Da werden Grundstücke in der Wallachei angepriesen für neue Fabriken. Für die nächsten 7 oder 10 Jahre von der Gewerbesteuer befreit, blos damit die Konzerne dort was aufbauen (in der Hoffnung, daß nach Ablauf der Vergünstigungsfrist die Gewerbe weiterhin dort bleiben und dann Erträge in Form von Steuern fließen). Dadurch wird die begrenzte Fläche der Erdoberfläche immer weiter zugebaut, die Konzerne sehen keinen Grund, ältere, vorhandene Anlagen zu modernisieren und umweltverträglich zu gestalten und die Arbeitnehmer geraten in eine Mobilitätsspirale, die langfristig massive Schäden verursacht. Die Familie muß entweder dauernd umziehen (Verlußt sozialer Kontakte, Probleme der Kinder in den neuen Schulen...), oder man schränkt das Familienleben und Angagment in Vereinen überproportional ein...
Die ehemaligen Fabriken verkommen, stehen als Bauruinen in der Landschaft rum und ihre umweltbelastenden Rückstände verrotten (von der Politik völlig ungeachtet) und müssen irgendwann dann vom Staat, dem Land oder den Kommunen saniet werden.
Solange wir als Konsumenten diesen Irrsinn mitmachen, besteht für die Politik und die Konzerne überhaupt kein Anlaß, an dieser Situation etwas zu ändern.
Jeder einzelne von uns müßte sich beim Kauf eines jeden Artikels fragen, ob dieser Artikel nachhaltig produziert wurde, ob er auch repariert werden kann und ob wir ihn wirklich brauchen.
Z. B. Lebensmittel: Brauch ich als Stuttgarterin wirklich täglich Yogurt, der in Schleswig Holstein produziert wird? Butter aus Irrland? Käse aus Spanien? Muß das Vieh für mein Fleisch wirklich lebendig 2x quehr durch Europa transportiert werden?
Oder Blumen. Muß ich wirklich Blumen aus Afrika kaufen? Die dortige Blumenproduktion verbraucht extrem viel Wasser, nimmt Fläche für den Anbau von Lebensmitteln weg. Bei Schlechtwetter, Vulkanausbrüchen, Streiks... können die net ausgeflogen werden und Blumen können die Einheimischen net essen. Auf Halde können sie auch net produziert werden...
Wenn ich daran denke, was jetzt zu Weihnachten alles an Plastikschrott für die kleinen und großen "Kinder" unter dem Weihnachtsbaum landte, kommt mir das große Grausen. Pestizidverseucht, krebserregend und für eine Gebrauchsdauer von wenigen Monaten produziert...
In unserem Größenwahn, alles was prinzipiell machbar ist auch zu tun, ruinieren wir auf Dauer unsere Lebensgrundlagen...
Solange wir dieses Verhalten nicht ändern, benötigen wir diese Mengen an Energie. Und damit die KKW´s für die Grundlast. Der Einsatz von alternativen Energieerzeugungsmethoden ist da derzeit blos ein Tropfen auf einen heißen Stein und beruhigt unser "grünes" Gewissen.
Bitte versteht mich nicht falsch, ich propagiere keineswegs "zurück zu Lagerfeuer und Steinwerkzeugen". Ich möchte die Annehmlichkeiten der modernen Gesellschaft durchaus genießen. Also ein Haus aus Stein, Zentralheizung, sauberes Wasser aus dem Wasserhahn, elektrischen Strom und ein Gesundheitswesen, welches seinen Namen verdient.
Ich glaube, das alles ist auch bei nachhaltigem Lebenswandel möglich. Wir alle müssen blos wollen. Zahlen und Formeln zum Beleg meines "Glaubens" hab ich leider keine. Eventuell ist auch "Glaube" das falsche Wort. Hoffnung oder Wunsch wäre eventuell korrekter...
Wie erzeugt man aber bei uns Menschen dieses "Wollen"? Das ist eine wichtige Frage. Ich denke, das geht nur über Aufklärung. Durch ehrliche und emotionsfreie Darstellung der Fakten. Dabei kann dieses Forum helfen...
Bin ich Idealist? Ja. Aber ich hoffe, daß ich trotz meines Idealismus den Kontakt zur Realen Welt nicht verliere ...
Grüße
Sissy