Urknall, Abkühlung und Galaxienentstehung

ralfkannenberg

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Hagelnacht schrieb:
wenn jemand die beiden Thesen nochmal punktuiert formulieren könnte, damit ich dem Fragestellenden eine klar formulierete Antwort erwidern kann.
Also eigentlich gibt es nur eine Lehrmeinung sowie zahlreiche alternative Modelle, von denen derzeit eine (These Vater von F77) in diesem Forum diskutiert wird.

Bleiben wir mal lieber bei der offiziellen Lehrmeinung, da eigentlich keine Probleme auftreten: Es ist eben so, dass ein Stern wie unsere Sonne eine Lebensdauer von über 10 Mrd. Jahre hat, während viel massereichere Sterne mit ihrer Energie viel verschwenderischer umgehen und nur wenige Millionen (nicht Milliarden) Jahre alt werden, ehe sie supernovieren.

Somit sind 700 Millionen Jahre ein durchaus "langer" Zeitraum, in dem sich über 70 Sterngenerationen bilden können. Denken wir mal in Menschengeneration mit einer Generation 30 Jahre, so sind 70 Generationen über 2000 Jahre. Das ist ein schöner Zeitraum, in dem sich beispielsweise die Raumfahrt, Computer, Internet, Fotoapparate, Handies oder leider auch Atombomben problemlos entwickeln konnten.

Vielleicht muss jetzt die Theorie der Galaxienbildung neu überdacht werden, aber prinzipiell hätte man die Bausteine der Galaxien beisammen - inkl. schwerer Elemente, die es zum Zeitpunkt dieser 700 Millionen Jahren nach dem Urknall entstanden Galaxie ja bereits seit 693 Millionen Jahren gibt.

Dadurch, dass die Orbitaltheorie "nur" eine alternative Theorie zum Aufbau der Nukleonen herleitet, nicht aber die Eigenschaften der Nukleonen als solche in Frage stellt, düfte sie sehr ähnliche Ergebnisse erhalten; auch bezüglich der Eigenschaften der Dunklen Materie sind ausser deren Zusammensetzung auch keine wesentlich anderen Aussagen zu erwarten. Ein wichtiger Unterschied könnte das Fehlen der Starken Wechselwirkung sein; doch dies wird in der Orbitaltheorie nur "anders" bewerkstelligt, aber die Auswirkungen dieser Kraft sind diesselben.

Zusammenfassung: Erste Supernovae und somit Bildung schwerer Elemente bereits wenigen Millionen Jahre nach der Entstehung der ersten Sterne; diese haben also fast die gesamte Zeit zur Verfügung, um sich in einer Galaxie zu formieren. Hinzu kommt, dass diese Sterne sowieso in einem Sternhaufen entstanden sein dürften, d.h. sie müssen sich nicht erst noch finden, sondern sind sowieso schon "nahe" zusammen.

@alle Spezialisten: Ist diese Zusammenfassung in etwa richtig oder ist sie völlig unsinnig ?
 

F77

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Man sollte vielleicht noch festhalten, dass sich die Materie erst nach 300Mio bilden kann (also keine 70 Generationen). Wie lange das Bilden der Materie und dann daraus Sterne formieren dauert, weiss ich nicht.
Die Hypothese meines Vaters beinhaltet aber auch noch, dass Bruchstuecke des Urknall-SL existieren. D.h. hier sind schon direkt nach dem Urknall Materiekonzentrationen da, was sicherlich auch die Galaxienbildung foerdert.
 

Hagelnacht

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Ja, zur Diskussion der These deines Vaters gibt es ein seperates Thema. Dieses hier beschäftigt sich mit der anerkannten Theorie und deren Schwächen/Stärken.
 

ralfkannenberg

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F77 schrieb:
Man sollte vielleicht noch festhalten, dass sich die Materie erst nach 300Mio bilden kann
Ich dachte, schon nach 400'000 Jahren:
http://de.wikipedia.org/wiki/Hintergrundstrahlung schrieb:
Die bekannteste Hintergrundstrahlung ist die Kosmische Mikrowellenstrahlung oder Cosmic Microwave Background Radiation (CMBR). Nach heutiger Vorstellung gilt sie als Beleg für die Urknalltheorie und stammt aus der Zeit etwa 400000 Jahre nach dem Urknall, als die Materie so weit abgekühlt war, dass sie vom ionisierten in den neutralen Zustand überging. Zu diesem Zeitpunkt vereinigten sich Protonen und Elektronen zu elektrisch neutralem Wasserstoff, was in der Physik als Rekombination bezeichnet wird. Dadurch hatten die Photonen keinen Streupartner mehr und konnten entweichen.

F77 schrieb:
... (also keine 70 Generationen). Wie lange das Bilden der Materie und dann daraus Sterne formieren dauert, weiss ich nicht.
Die Hypothese meines Vaters beinhaltet aber auch noch, dass Bruchstuecke des Urknall-SL existieren. D.h. hier sind schon direkt nach dem Urknall Materiekonzentrationen da, was sicherlich auch die Galaxienbildung foerdert.
http://de.wikipedia.org/wiki/Sternentwicklung schrieb:
Die massereichsten Sterne verbrauchen in nur wenigen hunderttausend Jahren ihren gesamten Brennstoff
Den Rest der Rechnung überlasse ich dem geneigten Publikum, das Resultat dürfte bei 300 Millionen Jahren ebenso wie bei 699,7 Millionen Jahren aber >70 Generationen sein :D

Hagelnacht schrieb:
Ja, zur Diskussion der These deines Vaters gibt es ein seperates Thema. Dieses hier beschäftigt sich mit der anerkannten Theorie und deren Schwächen/Stärken.
Na ja, Du hattest ja selber danach gefragt ;)
 
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F77

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ralfkannenberg schrieb:
Ich dachte, schon nach 400'000 Jahren:
Hast gewonnen ;)
Ich hatte das nur aus der Fragestellung so entnommen. Da steht zwar 300.000, aber es standen auch 700.000 fuer die Galaxienentstehung.
 

ralfkannenberg

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F77 schrieb:
Es geht doch nicht um Sieg oder Niederlage ! Es geht doch letztlich "nur" darum, die experimentellen Ergebnisse zu verstehen und ggf. in einem Modell beschreibbar (und damit auch besser handhabbar) zu machen. In diesem Sinne ist ein "Fehler" nicht etwas schlimmes, sondern ein willkommener Input. Ganz unabhängig davon, dass solche Diskussionen auch Spass machen und oftmals zu neuen Ideen führen. :)
 

ralfkannenberg

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Hagelnacht schrieb:
Ein Nachbar von mir fragte mich neulich folgendes:

das deep space south Foto zeigt Galaxien mit einer extremen Rotverschiebung die bis zu 13 Mrd. Lichtjahre entfernt sein sollen. Wie ist es möglich, dass sich in nur 700 Millionen Jahren vom Urknall an voll ausgebildete Spiralgalaxien gebildet haben können, wenn sich erst nach 300.000 Jahren nach dem Urknall die eigentliche Materie gebildet hat, also die Atome, zuvor war es nur Plasma, zudem hat man in Spektren Eisen entdeckt, wie kann das sein, wenn am Anfang nur Wsserstoff da war und sich Eisen erst in alten Sternen bildet. Muss die Urknalltheorie nicht überdacht werden oder das Alter des Universums weiter zurückdatiert werden?

EDIT ralfkannenberg
wie von Hagelnacht bemerkt statt 700.000 natürlich 700 Mio.; aber die 300.000 Jahre (je nach Quelle 400.000 Jahre waren korrekt

Irgendwie haben wir die ganze Zeit am Thema vorbeidiskutiert und deswegen auch keine Antwort, sondern "nur" einen Teilaspekt beleuchtet.

Frage 1: Genügen 700 Millionen Jahre (subtrahiert 400.000 Jahre bis zur frühesten Atombildung; ergibt 699,6 Millionen Jahre, was aber sowieso innerhalb jeglicher Fehlertoleranz liegen dürfte), um Galaxien zu erzeugen ?

Frage 2: Genügen diese 699.6 Millionen Jahre, um Eisen zu erzeugen ?

Wir konnten bisher nur Frage 2 unter der Randbedingung, dass “genügend massenreiche“ Sterne “genügend schnell“ entstehen können, beantworten, weil es dann nur wenige hundertausend Jahre braucht, bis so ein Stern (vermutlich vom Typ O oder B) supernoviert und dabei Eisen freisetzt.

Alle anderen Fragen sind nach wie vor unbeantwortet !

Vermutlich ist eine Galaxie “etwas“, was aus Sternen Nicht-Dunkler Materie besteht, so dass sich Frage 1 in drei Teile aufspalten lässt:

Frage 1a: Was ist die minimale Zeit, um Atome zu bilden ? Diese Frage ist schon beantwortet und liegt zwischen 300.000 und 400.000 Jahren.

Frage 1b: Was ist die minimale Zeit, um Atome so weit zusammenzubringen, dass sie unter ihrer eigenen Schwerkraft kollabieren und einen Stern bilden ?

Frage 1c: Was ist die minimale Zeit, um Sterne so weit zu gruppieren, dass sie unter ihrer eigenen Schwerkraft eine Galaxie bilden ?

Mit diesen drei Fragen kann man wenigstens die Zeitdauer für die Galaxienbildung diskutieren, wobei sich diese Zeiten durchaus überlappen können: Meines Wissens entstehen Sterne bevorzugt in Sternhaufen, d.h. eine Art "Mini-Galaxie" wäre also schon zeitgleich während der ersten Sternbildung vorhanden !
Wenn man noch die Eisen-Bildung mitberücksichtigen möchte, benötigt man noch irgendwoher genügend massereiche Sterne. Vermutlich benötigt man diese genügend massenreiche Sterne allein schon aus beobachtungstechnischen Gründen; ich glaube nicht, dass man eine Galaxie aus Braunen Zwergen im Abstand von 13 Milliarden Lichtjahren sehen könnte.
 
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