Teil 1 von 2
Hallo Alex,
Der erste Schritt, die erste Generation ist in meiner skeptischen Argumentation ausschlaggebend. Diese Generation kann nicht von erfolgreicher Sonden-Evolution leben sondern ist auf eine in ihren Funktionen fehlerlose Konstruktion abhängig.
Diese Frage kann man letztlich erst beantworten, wenn man weiß wie man eine selbstreplizierende VN-Sonde herstellt.
Abgesehen davon sehe ich in Deiner Argumentation einen grundlegenden Widerspruch. Es macht wenig Sinn Leben als weit verbreitet anzusehen, aber Evolution und ihr Potential für VN-Sonden auszuschließen. Entweder es ist ein gut funktionierendes universelles Prinzip, oder wir sind extrem einsam.
Die ersten Generationen der hypothetischen VN-Sonden werden ganz bestimmt nicht unser Sonnensystem verlassen. Wozu auch? Es wird aber, (immer vorausgesetzt daß sich das prinzipielle Problem der Selbstreplikation von uns lösen läßt) ein extrem hoher wirtschaftlicher Anreiz bestehen, diese Sonden z.B. zur Rohstoffbeschaffung einzusetzen.
Während dieser Einsätze wird man sehr viele Erfahrungen damit sammeln, welche grundlegenden Eigenschaften solche Sonden haben müssen. Es wird auch ein großer wirtschaftlicher Anreiz bestehen, diese Sonden so billig wie möglich und auch so ausdauernd wie möglich herzustellen.
Spätestens hier, wahrscheinlich aber schon viel eher, wird man um eine grundlegende Entscheidung nicht mehr herum kommen. Wollen wir ‚sowas‘ von der Leine lassen, oder besser nicht. Aus den Erfahrungen unserer Vergangenheit vermute ich allerdings, daß wir den noch rechtzeitigen Zeitpunkt für diese Entscheidung verpennen.
Es gibt in meinen Augen nur drei vernünftige Gründe warum solche VN’s unsere Kleinkörper im Sonnensystem noch nicht verfrühstückt haben.
1. Wir sind sehr einsam
2. Wir sind weit und breit die Ersten die es schaffen könnten
3. Wie wir bei uns zu Hause gerade wieder deutlich demonstriert bekommen, ist das Zeitfenster für eine solche Entwicklung verdammt eng. Vielleicht sogar so eng, daß es aus ähnlichen Gründen wie wir, weit und breit noch keiner geschafft hat.
Die Sonde fliegt los. Meinetwegen die vielen Sonden fliegen los.
Die ersten "Aufwachphasen" und Kurskorrekturen werden die zurückgebliebenen Techniker noch mit verfolgen können.
Gehen wir von einem 4 LJ entferten Ziel aus;
Wird auch mehrere zehntausend, vielleicht hunderttausend Jahre später bei Ankunft noch jemand auf dem Mutterplaneten zuhören?
Wie schon geschrieben, bei 1% c dauert es gut 400 Jahre.
Alex, Deine ganze Argumentation ist darauf ausgerichtet diesen Vorgang zu verhindern. Geh die Sache doch mal anders herum an: Welche ausreichend sichere Hürde könnte uns vor einer solchen Entwicklung bewahren? Wir haben tatsächlich nur das eine brauchbare, aber auf sehr dünnem Eise stehende Argument dagegen: Unser Sonnensystem scheint unversehrt.
Jeder folgende Schritt den ich als Fehlerquelle erklärte (siehe weiter oben) kann nicht weiter vorab kontrolliert werden.
Das ist eine völlig unbegründete Behauptung. Jeder Schritt, bis hin zur perfekten Replikation kann kontrolliert werden. Was diese Biester, läßt man sie frei, anschließend machen, kann allerdings nicht mehr wirklich kontrolliert werden, ebenso wenig, wie man das Leben auf der Erde kontrollieren kann.
Welche Fähigkeiten müssen sie denn haben? Replikation. Das beinhaltet Materie und Energie sammeln. Das wiederum beinhaltet: Dieses Futter finden und aufsuchen können. Wenn sie das können, wie willst Du verhindern, daß sie das perfektionieren, zumal sie es ja im Sinne ihrer Erbauer sogar perfektionieren sollen. Vom Kuipergürtel zur Erdbahn sind es 30 bis 50 AE. Die hier operierenden VN-Sonden müssen also rund 7000 mal diese Strecke zurücklegen können um zu wissen ob sie für die Distanz bis Alpha-Centauri geeignet sind. Sie müssen vielleicht 400 Jahre von ihren ‚Fettreserven‘ zehren können, wenn sie sich mit 1% c bewegen können. (Siehe dazu z.B.
http://de.wikipedia.org/wiki/Projekt_Daedalus )
Bereits das korrekte Anzielen eines Sterns kann nie vorher getestet werden
muß man das, wenn man von der Erde aus Pluto trifft und das sogar schon einige hundert Jahre vorher? Glaubst Du daß es da grundlegende Astrogatorische (um mal bei der Sprachwahl von Raumschiff Orion zu bleiben
) Unterschiede gibt? Den Vergleich zwischen Soll und Ist beherrscht man heute auch schon und ganz und gar automatisch.
und jede vorher getestete Funktion kann nicht daraufhin garanterit werden, auch nach (für die Sonde immer noch) hunderten bis tausend Jahren in fremder Umgebung zu arbeiten.
bei VN-Sonden muß sie nicht garantiert werden. Es genügt ein ausreichend hoher Prozentsatz und den kann man ebenso gut im Sonnensystem, meinetwegen bis weit in die Oort’sche Wolke hinein immer und immer wieder testen. Das kostet einen beliebig winzigen Bruchteil Einnahmeverlust, was den Sonden selbst allerdings egal sein könnte.
Bei der Komplexität eines solchen Geräts ist die Wahrscheinlichkeit, daß nur eine Funktion gestört ist und die gesamte Fortpflanzungskette damit beendet genau bei Generation 1 so hoch, daß ich nicht glaube, daß vernunftbegabte Wesen so ein Ding bauen werden.
Das hängt vom Anreiz ab. Der ist bereits heute, auf der Erde, extrem hoch. Hoch genug um die biologische Variante dieses Verfahrens bei vielen Produktionsprozessen sehr erfolgreich einzusetzen.
Du solltest Dein hier zitiertes Argument auch mal vor dem Hintergrund prüfen, daß uns das Funktionieren, auch extrem komplexerer Prozesse, von der Natur bereits demonstriert wird. Wir sind noch lange nicht so weit, aber ganz offensichtlich gibt es kein prinzipielles Hindernis.
Noch ein Beispiel:
Ein chinesischer Rollerproduzent will Evolution in seine Fertigung einführen. ...
Was willst Du denn mit solch einem Beispiel demonstrieren? Das wir uns genügend dilettantisch verhalten können, um zu scheitern?
Warum teilt der Erste der losgefahren ist, dem Zweiten und der Fabrik nicht mit, woran er gescheitert ist
Der Sage nach ist Henry Ford höchst persönlich über die Schrottplätze gegangen und hat geprüft welche Bauteile seiner Autos noch brauchbar waren, weil sie dann nämlich zu gut, also zu teuer waren.
Jedes Flugzeug das abstürzt, wird mit extremer Sorgfalt darauf hin geprüft, was zu dem Absturz geführt hat. Aber VN-Konstrukteure sind dazu zu doof?
Du hast das Beispiel nicht verstanden, genausowenig wie Mac das Beispiel mit den Algen die sich in einem kochenden Topf Wasser evolutiv anpassen sollen.
Der hat das Beispiel ganz genau verstanden. Genau diese Möglichkeit ist ja ein nicht unwichtiger Grund die Grenzen dieses ‚Topfes‘ so bald wie möglich zu erweitern um dem Kochen eben nicht komplett zum Opfer zu fallen.
Viel wichtiger wäre aber in dieser Diskussion, daß Du verstehst was sich bei der und warum sich die Sache mit dem Penicillin so und nicht anders verhält.
Du versuchst Dich mit Deiner Argumentation, genauso wie bei dem Kochtopfbeispiel, hinter einer von Dir für Absolut undurchlässig gehaltenen Barriere zu verschanzen, zeigst aber tatsächlich keine einzige reale absolut undurchdringliche Grenze auf.
Du argumentierst mit völlig überzogenen Zeitangaben, trennst nicht sauber zwischen Test und Lernphase im Sonnensystem und Reise zu Nachbarsternen. Versuchst Schwierigkeiten die erst bei einer Fernreise auftreten als KO für die Entwicklungsphase einer zunächst auf das Sonnensystem beschränkten Entwicklung zu verwenden. Das ist nur noch vergleichbar mit dem Argument, daß niemals ein Motor getriebenes Flugzeug konstruiert werden wird, weil es keine 380 Passagiere geben wird, die sich da gleichzeitig rein setzen werden. Und tatsächlich, dazwischen lagen gut 60 Jahre.
Nochmal (!) anders formuliert: gibt es nur einen einzigen Fehler der prinzipiell die Fortpflanzungskette der dafür nötigen Funktionen hin zu anderen Sternen unterbricht, dann sagt die Natur dieses Fehlers bereits aus daß er beim Start unentdeckt war (sprich: die Chinesen wissen nix von der Maximalhaltbarkeit der Lager...) und somit auch in allen Sonden baugleich ist.
Nochmal. Wenn man aus den Fehlern die man macht nix lernt, dann dauert es so lange wie es bisher in der Natur gedauert hat. Die Fähigkeit aus Fehlern zu lernen hat aber die Geschwindigkeit der Entwicklung so konkurrenzlos erhöht, daß die Natur darauf nur noch mit billionen mal billionen Individuen antworten kann. Das geht auch, dauert aber natürlich viel länger.
Eni solcher Fehler kann die Unterschätzung der Auswirkungen der langen Reisezeit sein. "Naja, wir schicken mal eine Millionen Sonden los, ein gewisser Anteil wird ja ankommen" ist dann genauso falsch wie "Ein gewisser Anteil der Roller wird ankommen".
Du würdest eine Million baugleiche Sonden losschicken? Du hättest im Sonnensystem nicht geprüft, ob die Sonden die Reisezeit überstehen?