Hallo Orbit,
lieber wäre es mir wenn sich wirkliche Experten so gehirnwindungsverdrehende Fragen (die ich mir selbst auch stelle und die mich genauso verwirren) annehmen würden. In meinen Lehrbüchern finde ich dazu nichts.
Da du explizit mich fragst, will ich mich trotzdem um eine Antwort bemühen. Die ist dann aber durch nichts abgesichert und könnte weit daneben liegen.
Orbit schrieb:
Dauert es nicht annähernd unendlich lange, bis auch nur ein Brocken im gefrässigen SL verschwindet? Schauen die Astronomen nicht lediglich zu, wie sich die Materie dem SL immer mehr annnähert? Ist also das Verb 'verschlingen' nicht falsch am Platz?
Ja, das einfallende Objekt verschwindet vor dem EH. Die Frage ist jetzt: Sammelt sich Materie vor dem EH an?
Nun wenn man selbst hinfliegt und an der Radialkoordinate rs nachguckt ist keine da.
Und für die Größe der Änderung der Raumzeitkrümmung (die ein entfernter Beobachter der sich an der Radialkoordinate r aufhält feststellt), ist nur die dort vorbeigeflogene Energie maßgeblich. Ob die am EH anhält und ping pong spielt, kriegt er bei r>rs nicht mit.
Und wie bereits gesagt: "braucht unendlich bis zum EH" heißt NICHT das der entfernte Beobachter das einfallende Objekt wirklich beliebig lange beobachten könnte. Das fliegt bsw. bei r=100*rs vorbei mit Rotverschiebung z=0. Und dann gehts bsw. so weiter (sind fiktive Werte, ohne das ich konkret etwas berechnet hätte):
100*rs -> t=0 sek -> z=0
10*rs -> t=20 sek -> z=0,01
3*rs -> t=21 sek -> z=0,1
2*rs -> t=21,2 sek -> z=1
1,5*rs -> t=21,5 sek -> z=10
1,2*rs -> t=25 sek -> z=1000
1,1*rs -> t=30 sek -> z=1000000
1,03*rs -> t=40 sek -> z=1000000000000
...
1,0* -> t=unendlich -> z=unendlich
Das Objekt wäre also nach ca. 40 sek nicht mehr sichtbar.
Orbit schrieb:
Ja, schon, und die Beschreibung auf astroinfo ist ganz schön. Wenn aber in endlicher Zeit nie beobachtet werden könnte, dass ein Objekjt hinter dem EH verschwindet, dann müssten die SL doch vom Beobachter als Gebilde beschrieben werden, die innerhalb des EH leer sind.
Ja, der entfernte Beobachter kann zwar keine Aussage über das Innere des SL machen.
Ein Beobachter innerhalb des EH dagegen schon. Für den endet jede Geodäte in der Singularität. Daher ist es innerhalb des EH und in Blickrichtung zur Singularität stockfinster. Von einem Objekt das sich direkt vor ihm befindet (Objekt mit kleinerer Radialkoordinate), erreicht ihn keinerlei Licht mehr. Er bemerkt die Singularität erst dann wenn er auf sie aufschlägt, und diese kommt auch noch mit Überlichtgeschw. auf ihn zugeflogen.
Orbit schrieb:
Könnte die Lösung dieses modernen Pfeilparadoxons gefunden werden, wenn man sich bewusst macht, dass der Schwarzschildradius des ganzen Gebildes (SL+sich am EH verdichtende Masse) wächst, dass also die sich am EH verdichtende Masse durch den wachsenden EH fortlaufend verschluckt wird?
Für eine Änderung des EH muß eine sehr große Energiemenge ins SL fallen. Wie bereits gesagt ist der Vorgang mit Sicherheit nicht mehr durch eine statische und hochsymmetrische Metrik beschreibbar. Was dabei herauskommt, ob also Objekte die für entfernte Beobachter zuvor ein z<unendlich aufwiesen nach der Vergrößerung der Fläche des EH auf z=unendlich kommen, weis ich nicht.
Insofern kann ich deine Frage nicht beantworten. Sorry.
Wie bereits gesagt: Wenn er selbst beim EH nachschaut findet er dort nichts. Insofern stellt sich da dann auch die Frage was jetzt eigentlich als real anzusehen ist. Ich würde meinen: was lokal wirklich an der Radialkoordinate meßbar ist ist als real anzusehen.
Gruß Helmut