Hallo!
Wenn da noch ein paar Rückfälle in "Mittelalter" darin sind, schiebt sich die Frist halt um ein paar Jahrhunderte bis Jahrtausende heraus.
da wir kein Beispiel haben (globales Vergessen der wissenschaftlichen Erkenntnisse), gibt es hier viel Spekulationsspielraum.
Was wir aber auf keinen Fall mehr so hätten, wie zu ‚unserer‘ Zeit, wären leicht zugängliche fossile Energieträger. Man könnte spekulieren, daß die Techniken zur Stromerzeugung ohne Kraftmaschinen eine neue technische Evolution auf anderem, als dem uns bekannten Wege ermöglichen könnten?
Mir ist allerdings bisher kein Weg bekannt, der die Petrochemie in industriellem Ausmaß vollständig umgehen könnte und dennoch so schnell so viel nutzbare Energie bereitstellen kann. Es ist ja nicht allein damit getan zu wissen wie es gehen könnte, man muß auch genügend ‚Menschenjahre‘ ‚freistellen‘ können von elementar überlebensnotwendigen Arbeiten hin zu solchen ‚Hobbys‘ wie Grundlagenforschung, Mathematik, Physik, Ingenieurswissenschaften… um ein potentes Transportvehikel, weg von der irdischen Schwerkraft zu bauen. Das geht wahrscheinlich nur, wenn es vorher schon einen entsprechend potenten industriellen Background gibt. Der ist auch nur dann denkbar, wenn es eine entsprechend produktive Landwirtschaft gibt.
Ohne Phosphate?
Wenn wir das alles nicht im ersten Anlauf schaffen, wird es vielleicht keine zweite Chance geben. Allein schon, daß wir von größeren irdischen und kosmischen ‚Ereignissen‘ über einen recht langen Zeitraum verschont geblieben sind, ist nicht unbedingt selbstverständlich.
Zum Thema Terraforming: Mir ist kein Verfahren bekannt, welches habitablen Lebensraum außerhalb der Erde billiger und schneller herstellen könnte, als Habitate. Es scheint aber dennoch irgendwie eine psychologische oder mir unbekannte technische Hürde zu geben, sowas als selbstverständliche Konkurrenz zum Terraforming überhaupt in Betracht zu ziehen.
Wenn es keine (bisher unbekannte) zwingende Notwendigkeit gibt, die uns an geeignete Himmelskörper bindet, wäre in meinem Verständnis Terraforming wirtschaftlicher Unfug, allenfalls bei ausreichenden Ressourcen ein Luxusprojekt, abgesehen davon, daß selbst die Oberflächen aller dafür theoretisch denkbarer Himmelkörper nicht mit dem potentiellen Flächenangebot von Habitaten konkurrieren könnten.
Nicht zuletzt sind aus heutiger Sicht Habitate die einzig denkbare Form, (biologisches) Leben aus unserem Sonnensystem hinaus zu anderen Sternen (mit bis dahin ungenutzten Massen und Energiequellen) zu transportieren.
Ein weiterer Punkt: Hier, in diesem Thread, werden munter Zeiträume von einigen hundert bis tausend Jahren mit Zeiträumen gemischt, die erhebliche Teile der Lebensdauer eines G-Sterns überbrücken und das dann sogar als ‚Motiv‘ für Exodus-Raumfahrt angedeutet bis angeführt.
Wenn wir ‚heute‘ anfangen Habitate zu bauen (haben wir ja schon) dann können wir in ganz wenigen tausend Jahren so weit sein, daß mehr Menschen in Habitaten leben, als auf Oberflächen von Planeten und Monden überhaupt Platz haben würden, selbst wenn die genannten 10000 Jahre für das bewohnbar machen von Mars schon rum wären.
Wenn es dann keine grundsätzlichen Hindernisse gibt, mit geeignet aufgerüsteten Habitaten zu anderen Sternen zu reisen, dann könnten wir Menschen - nicht erst irgendwelche theoretisch dazu geeigneten ‚Nachfolgespezies‘ - in rund 10 Millionen Jahren jedes Sonnensystem der Milchstraße erreichen, dessen Sonne uns nahe genug kommen läßt. Wenn man überhaupt eine Reise (mehrere Jahrhunderte lang) zum jeweils nächsten Sonnensystem in einem Habitat schafft, gibt es nicht mal mehr einen psychologischen Grund, Planeten zu terraformen. Man baut mit dem ausreichend leicht erreichbaren Material des Systems weitere Habitate und nutzt die Energie des Sterns.
Der Hauptvorteil: Nicht länger als unvermeidbar, alle Eier in einem Korb!
Diese Habitate könnten so etwas sein, wie die damaligen irdischen Pionierpflanzen/Lebewesen, die das Land ‚erobert‘ haben. Was in 1 bis 10 Milliarden Jahren sein wird? Haben die damaligen Pionierpflanzen auch nicht geahnt und das ist erst wenige hundert Millionen Jahre her und war, soweit wir das überschauen können, wesentlich schwieriger.
Was spricht dagegen?
Die Tatsache, daß wir eine solche Ausbreitung nirgendwo beobachten können, auch nicht in anderen Galaxien. (Man würde die optimierte Energienutzung durch Habitate in einem Sonnensystem sehen können, weil das Lichtspektrum dieser Sterne nicht zur Leuchtkraft passen würde)
Dazu fallen mir eigentlich nur drei Gründe ein:
1. Wir sind die ersten die es könnten (worüber ich sehr glücklich wäre, es aber für ziemlich unwahrscheinlich halte)
2. Es geht grundsätzlich nicht, oder es ist so unwahrscheinlich die Fähigkeit zu solch einer Energienutzung zu überleben, daß es so gut wie nie klappt. (was sehr beunruhigend ist, weil wir ausgerechnet am Beginn dieses Zeitabschnittes leben und man kein Pessimist sein muß um ein Scheitern für denkbar zu halten)
3. Wir sind weit und breit (mindestens bis zum Umkreis von einigen Milliarden Lichtjahren) die einzigen, die es vielleicht könnten. (Was für eine Verantwortung!)
Herzliche Grüße
MAC