Hi Mac,
denkst Du, daß das bei gleich 'intelligentem' Verhalten bei einer Marskolonie anders wäre? Der Name ‚Bodenschätze‘ stammt aus der Zeit, als wir auf die Erde beschränkt waren.
ein Habitat im All braucht Nachschub in Form von Rohstoffen. Das meine ich mit "Bodenschätzen". Ob das Erze sind, fertiger Stahl, seltene Erden, Wasser (Eis), tiefgekühlte Eizellen und Geräte zum "Ausbrüten" der Eizellen, ... suchs Dir aus. All das kann von der Erde kommen, vom Mond oder von Asteroiden. Es muß aber zwingend mit viel Aufwand (Raumfahrzeug, Raketentreibstoff) dorthin gebracht werden.
Wenn man auf dem Mars ne Kolonie gründet, kann man zu Fuß hinlaufen und Rohstoffe schürfen. Man braucht keinen Raketentreibstoff, der im All verpufft und weg ist. Kein Raumfahrzeug. Man braucht blos nen Druckanzug und nen Sauerstofftank auf dem Rücken. Für weitere Strecken ein Tretrad, ein Kettenfahrzeug,...
Ein "Fahrrad mit Lastanhänger" muß nicht aus Metall/Kunststoff sein. Das kann man auch zum größten Teil aus Holz machen. Unterwegs ist man damit tagsüber. Bei Temperaturen zwischen + 20°C und -15° C. Da ist Holz ein durchaus verwendbarer Rohstoff. Das Wasser aus dem Holz wird extrahiert, damit das Holz in der dünnen Atmosphäre nicht "explodiert", weil das Wasser gefriert oder ausgasen möchte...
Und man kann auf dem Marsboden auch Schinen für ne elektrisch betriebene "Eisenbahn" verlegen, die die Arbeiter hin und zurück bringt...
Auf der Erde gibt es da keine grundsätzlichen Unbekannten. Primär weil wir Produkt unserer Umwelt sind und sekundär, weil selbst diejenigen die irgendwo zuerst waren, sei es auf einem Berg, oder bei einem der Pole, im Prinzip wußten, was sie zu erwarten haben.
Auf Mars sind wir in einem Ausmaß fremd, wie es auf der Erde unmöglich ist. Und wir haben keine Ahnung was das kurzfristig (eine Generation) und mittelfristig (viele Generationen) mit uns macht.
Nach 20 Jahren Marsforschung gibt es sehr wol Fakten zu den Umweltbedingungen auf Mars. Temperatur, Atmosphärendruck, Atmosphärenzusammensetzung sind mittlerweile bekannt. Wo Wasservorräte liegen, auch. Und es gibt bereits geologische Karten von Mars, so daß man abschätzen kann, wo welche weiteren Rohstoffe (Erze) vorhanden sind.
Der Aufbau eines Habitats auf einem Gesteinsplaneten mit nicht atembarer Atmosphäre ist wesentlich leichter als im Weltraum. Fällt auf Mars ein Werkzeug dem "Bauarbeiter" aus der Hand, segelt es zu Boden und bleibt dort liegen. Er bückt sich und hebt es auf. Wie viele Werkzeuge sind bei EVA´s im All auf nimmerwiedersehen verschwunden?
Weder Du, noch sonst irgend ein Mensch hat sich bisher dafür entschieden seine Kinder auf dem Gipfel eines 8tausenders oder auch nur 20 m unter Wasser zu Zeugen, auszutragen, aufzuziehen und sich dort auf die Enkel zu freuen.
wie viele Kinder wurden in Flugzeugen in 10.000 Meter Höhe gezugt? Die Strahlenbelastung da oben unterscheidet sich nicht wesentlich von der auf Mars. Und es gibt Gegenden auf der Erde, an der die natürlich vorhandene Radioaktivität deutlich höher ist, als an anderen Orten. Auch dort wurden Kinder gezeugt... Oder unter Wasser? Ich hab dazu keine konkreten Zahlen. Aber gezeugt wurden sicherlich schon welche. Menschen haben an allen möglichen Stellen Sex.
Konkret erforscht wurde/wird derzeit z.B. wie sich Pflanzen und Lebewesen (Guppies, Bienen, Frösche) im All unter Schwerelosigkeit entwickeln. Experimente mit Embrionen von höher entwickelten Tieren sind geplant oder laufen schon. Eine Forschung mit menschlichen Embrionen verbietet sich nach meinem persönlichen Dafürhalten, ob und falls ja es dazu international anerkannte gesetzliche Regelungen gibt, weiß ich nicht und ist mir persönlich auch egal. Aber aus Experimenten mit Tieren kann man auf das Verhalten von anderen Tieren schließen. Und wir sind (biologisch gesehen) auch blos Tiere...
Bisher wurden meines Wissens keine Anzeichen dafür gefunden, daß sich die Zellteilung bei Embrionen oder der Zellhaushalt allgemein sowie Telomerasebindungen unter verminderter Schwerkraft anderst verhalten als bei Erdgravitation. Dort spielt die Gravitation anscheinend keine oder eine deutlich untergeordnete Rolle. Beim Knochenwachstum und beim Muskelaufbau dagegen spielt die Gravitation eine Rolle. Weniger Gravitation -> weniger Knochensubstanz, weniger Muskelmasse, verändertes Herz-Kreislaufsystem. Ob das Neuronenwachstum durch Gravitation beeinflußt wird, ist Gegenstand von laufenden Experimenten. Warten wir doch einfach ab, was dabei rauskommt.
Bis Mars one soweit ist, daß erste Kolonisten zum Mars aufbrechen könnten, wird es sicherlich zu diesen Punkten weitere Erkenntnisse geben. Sollte dabei rauskommen, daß unter Marsgravitation keine auf Mars überlebensfähigen Kinder aufwachsen können, würde das die Situation total verändern. Dann würde ich einer Kolonisierung wiedersprechen. Aber derzeit deutet nichts darauf hin.
Und das hätte bei weitem nicht Potenz der Probleme, die uns bei einer solch drastischen Umweltänderung wie auf Mars begegnen können. Ich sage nicht muß. Biologisch stellt sie eine beispiellose Veränderung dar, für die in 4,5 Milliarden Jahren keinerlei Kompensationsstrategien entwickelt werden mußten, egal was der Erde auch sonst noch widerfahren ist.
mit der von Dir genannten Zeitspanne bin ich nicht einverstanden. Höher entwickeltes Lenben haben wir erst seit der kambrischen Explosion, Warmblüter erst seit rund 80 Millionen Jahren.
Mit anderen Worten: Du hast nicht die geringste Ahnung was Dich erwartet, auf was Du Dich eigentlich vorbereiten müßtest, ja, ob es überhaupt geht. Das würde ich gleichsetzen wie die Badeschlappen und die Taucherbrille, als ausreichend für eine Bergexpedition zu deklarieren, weil man noch nie in seinem Leben einen Berg gesehen, geschweige denn bestiegen hat und an der Küste eines Südseeparadieses (ohne Sturm) aufgewachsen ist.
ich respektiere Deine Meinung dazu. Bitte respektiere dann auch, daß ich auf Grund der Fakten von oben eine andere Meinung habe. Badelatschen zum Bergsteigen auf nen 8.000 ender ist polemisch...
um das mal zu übersetzen: Du hast das Risiko, daß Dir auf der Reise zum Mars droht und Unfälle in Kauf genommen, nicht aber auf die Möglichkeit eines Rücktransportes verzichtet. (was ich für ein vernünftiges Verhalten halte)
hmmm, daß ich die Reiserute der Nationalparkverwaltung mitgeteilt hab, war keine "Versicherung auf Rückholmöglichkeit". Hätte ich mir am 2. oder 3. Tag der Route
durch eine Sturz das Rückgrad gebrochen, wäre ich vermutlich verhungert, ehe nach 2 Monaten ein Suchtrupp losgezogen wäre. Das war eine Geste meiner Familie gegenüber, weiter nichts. Und bei der 2. Expedition gab es nicht mal diese Option, da es kein zusammenhängender Nationalpark war... Aufs Postkartenschreiben hab ich auf den Kanaren verzichtet und in Finnland gab es kein Postamt in der Wildnis.
Ich hab das Risiko in Kauf genommen. Ohne "wenn und aber". Nicht weil ich anschließend Vorträge halten wollte, Bücher schreiben oder meinen hypotetischen Enkeln davon erzählen wollte. Oder nen Orden von irgendeiner Organisation gewunken hat. Sondern weil ich neugierig war, es mich gereizt hat und ich die prinzipielle Möglichkeit dazu hatte.
Ja, das ist so ein schöner Spruch und jeder von uns assoziiert auch gleich seine Vorstellungen zu dem, was da so vorkommt. Und die sind sowas von naiv, einfach weil man als durchschnittlicher Mensch überhaupt keine Ahnung hat, auf was man da so alles kommen könnte.
ich halte mich nicht für naiv. Vermutlich entspreche ich nicht dem "durchschnittlichen Menschen" aus Deinem Zitat, weil ich auf einem "Selbstversorgerbauernhof" ohne elektrischen Strom, Wasser aus dem öffentlichen Trinkwasserleitungssystem und anderen Annehmlichkeiten der modernen Zivilisation aufgewachsen bin, die allermeisten Pflanzen kenne, die ich essen oder als Medikament einsetzen kann, keine Hemmungen habe, mein Mittagessen in der freien Wildbahn zu fangen, auszunehmen und zuzubereiten, erste Hilfe im Schlaf beherrsch und andere Vorstellungen als ein typischer "Coutschpotatoe" habe, was den Sinn meines Lebens betrifft.
Ich hatte das schon mal in diesem Thread verlinkt und auch angesprochen, aber da gab es kein Resonanz
http://www.welt.de/vermischtes/article2744410/Jonestown-ein-Sektenmassaker-schockt-die-Welt.html
Möchtest Du solches Verhalten auch unter obiges Zitat von Dir eingeordnet sehen?
Dein Link zu Jonestown ist aus meiner Sicht reichlich daneben. Das hat nichts mit "Freiwillig" zu tun. Wer innerhalb einer Sekte jahrelang durch Indoktrination eine Hirnwäsche bekommt, kann garkeine eigene Entscheidung treffen. Weil ihm jede Grundlage dazu fehlt.
Entschuldige diese scheinbar so despektierliche Wortwahl, sie soll nur die Dimensionen um die es hier aus meiner Sicht geht sprachlich erfassen. Das war keine Aussage zu Deiner Individuellen Leistung, die ich sehr anerkenne, und die ich selber auch nie in solchem Ausmaß gemacht habe.
Ich fühle mich nicht persönlich angegriffen, ich denke jedoch, daß Du ruhig etwas mehr Vertrauen in den Geisteszustand der Auswanderwilligen und ihre Fähigkeiten haben dürftest.
Unser biologisches Rüstzeug umfaßt neben der physikalischen Anpassung an unser derzeitiges "Habitat Erde" unsere Erfindungsgabe, den Durchhaltewillen und die Lernfähigkeit. Die hat uns aus den Höhlen zu fließendem Wasser aus dem Wasserhahn, Strom aus Steckdosen, Zentralheizung und Supermärkten geführt. Zur Dampfmaschine, Eisenbahn, Flugzeugen, Schiffen, Computern für jedermann und auch unseren derzeit bescheidenen Anfängen der Raumfaht.
Sissy