Revolutionierung der Berechnungssysteme!!
So, ispom & all die anderen,
dann will ich auch mal meinen Mostrichtopf herausholen und den Inhalt dessen schnell noch dazugeben, bevor einer der hiesigen Witzbolde auf die Idee kommt, dieses Thema vom hochgeschätzten Herrn Webmaster schließen zu lassen (soll in letzter Zeit bei zunehmender Diskussionsunfähigkeit einiger User des öfteren vorgekommen sein, habe ich mir sagen lassen
).
Das Parsec, mit dem ich schon in der Schule im Astro-Unterricht konfrontiert wurde und nie so recht begriffen hab', habe ich immer als eine recht willkürliche Einheit empfunden, mit der die Astronomen die Unanschaulichkeit astronomischer Entfernungen darzustellen versuchten. Dies ist ihnen auch bis heute gelungen: Unanschaulichkeit, so weit das Auge reicht!
Wie sich das Parsec berechnet, weiß, glaube ich, mittlerweile jeder: Der mittlere Abstand der Erde von der Sonne im rechten Winkel zu dem entsprechenden Objekt. Der sich daraus ergebende Winkel (meist in Bogensekunden) ist die Parallaxe. - Doch das Ding hat gleich mehrere, wenn auch vernachlässigbar winzige Haken! Die Entfernung der Erde zur Sonne ist regelmäßigen Schwankungen unterworfen. Diese betragen in einem halben Jahr immerhin 5 Millionen Kilometer! - Zur Veranschaulichung: Diese Distanz entspricht dem genau 13-fachen mittleren Abstand Erde -> Mond!! Dieser ist übrigens ebenfalls starken Schwankungen von rund 50000 Kilometern innerhalb von zwei Wochen unterworfen.
Der nächste Haken am Parsec ist, dass es nicht so gemessen werden kann, wie man es darstellt. Wenn nämlich Erde, Sonne und das zu messende Objekt ein rechtwinkliges Dreieck bilden, befinden sich Erde und Sonne im Prinzip gleichweit von dem Objekt entfernt. Dies ist bei rechtwinkligen Dreiecken in der Regel zwar nicht so, aber da es sich hier um ein extrem spitzes Dreieck handelt, ist dieser Unterschied der zwei auf das Objekt zulaufenden Schenkel vernachlässigbar gering. Die zweite Messung wird jedoch nicht an dem Punkt gemacht, wo Sonne, Erde und Objekt eine Linie bilden, sondern erst am gegenüberliegenden Punkt der Erdbahn, nach einem halben Jahr vom Punkt der ersten Messung aus gesehen.
Jetzt hat man allerdings kein rechtwinkliges Dreieck mehr, sondern nur noch ein gleichschenkliges. Berechnungen werden aber am rechtwinkligen vorgenommen, worauf man den erhaltenen Wert wieder durch zwei teilt. Erst die daraus ermittelte Gradzahl ergibt dann die Parallaxe.
Das nächste Handicap des Parsec ist die Basis der Grad-Einteilung. Diese geht auf alte ägyptische Zahlensysteme zurück, die mit unserem seit langem in Gebrauch befindlichen Dezimalsystem nicht das geringste zu tun haben! Das Sechsersystem (Hexamalsystem) hat sich aber so tief eingebürgert, dass eine Änderung kaum mehr möglich erscheint! Nicht nur Winkelberechnungen, das gesamte Zeitmesssystem beruht darauf!!
Unser metrisches Dezimalsystem basiert auf menschlicher Logik, das Sechsersystem nicht. Dieses wurde den Ägyptern von den Göttern übergeben. Der Mensch hat aber bis heute zehn Finger und nicht sechs!!!
Ein Blick auf eine Uhr verrät uns aber, warum ein Loskommen von diesem System so unsagbar schwierig sein würde. - Und darum wird man auch noch ewig an der 360-Grad-Einteilung eines Kreises festhalten. Da viele der User hier jedoch eine solche Einteilung als gottgegeben hinnehmen, vertreten sie eine solch konservative Meinung wie dem Festhalten am Parsec.
Mit dem Parsec sind aber auch noch ganz andere Werte verbunden wie etwa der absoluten Helligkeit von Sternen. Diese hat man ebenso willkürlich auf eine Gleichheit bei einer Entfernung von 10 pc mit der scheinbaren Helligkeit festgelegt, um ein "Eichmaß" zum Vergleichen von wahren Sternhelligkeiten zu erhalten. - Nun ja, irgend ein Vergleichswert musste ja schließlich her.
Aber auch die Berechnung des Lichtjahres lässt sich derzeit nur mittels des Parsec durchführen, da man noch nicht (und auf absehbare Zeit wohl überhaupt nicht) in der Lage ist, einen Lichtimpuls zu einem Stern zu schicken und auf dessen Rückkehr zu warten.
Die Berechnung des Lichtjahres und seine Festlegung auf einen sehr genauen Wert ist allerdings ebenso schwierig wie kompliziert. Dies ergibt sich bereits aus seinen Grundwerten, die von Laien wie auch von Fachleuten immer nur mit abgerundeten Werten angegeben werden. Kennt denn jemand die genauen, zugrunde liegenden Werte für das Lichtjahr? - Also, ich habe da jetzt lediglich für das Licht eine Geschwindigkeit von 299 792,462 Kilometer pro Sekunde im Kopf, und für das Jahr eine astronomisch ermittelte durchschnittliche Tageslänge von 365,2422 Tagen. Doch diese beiden Werte sind auch nur gerundete Werte mit normalerweise noch mehr Nachkommastellen! Diese muss man erst auf Sekunden umrechnen. Das wären dann 31 556 926,08 Sekunden. Multipliziert mit der Lichtgeschwindigkeit komme ich schließlich auf eine Strecke von 9 460 528 563 000 Kilometer (bei einem zehnstelligen Taschenrechner)! Per Hand-Ausrechnung sind dies dann 9 460 528 562 675,208 96 Kilometer.
- Diese ziemlich exakte Länge eines Lichtjahres ist für mich (tut mir Leid, ispom) ebenso unanschaulich wie das Parsec.
Aber dennoch hat das Lichtjahr einen entscheidenden Vorteil! Man weiß, wie lang ein Jahr dauert, wie weit es von Neujahr bis Neujahr oder vom Geburtstag bis zum nächsten Geburtstag ist. So etwas kan sich der Mensch aufgrund seines Kalenders recht gut vorstellen. Beim Parsec geht das nirgendwo!!
Ebenso die Umstellung all dieser Angaben auf das metrische System, wie es, glaube ich, Bynaus schon mal in einem anderen Thread hat verlauten lassen, mit irgend welchen Bezeichnungen jenseits des Terameters finde ich zwar logisch und annähernd dem Lichtjahr gleich, doch sind diese nach
kilo, Mega, Giga und Tera nicht einmal in normalen Schulbüchern enthalten, obwohl sie in der Physik geradezu mittlerweile notwendig geworden sind!
Also, selbst wenn man von Parsec und Lichtjahr auf einen dieser xxx-meter-(?)-Werte umstellen würde, so ergäben sich für die Astronomen immer noch die gleichen Rechnungswege mit den gleichen veralteten und von imaginären Göttern stammenden Zahlensystemen. Wenn man hier also etwas ändern will, dann muss man bei den Wurzeln anfangen - und hier muss sich die Mathematiker-Gemeinschaft fragen lassen, wann man denn endlich auf einen 400° umfassenden Kreis und einen 100° zählenden rechten Winkel umstellen will??! - Überfällig ist dies schon lange und wurde, glaube ich (dies hat uns mal ein Mathe-Lehrer gesagt), vor einigen Jahrzehnten schon mal kurzzeitig in Angriff genommen. Da aber der Widerstand der großen Mehrheit zu übermächtig war, wurde es wieder fallengelassen.
Die Mathematik endlich revolutionierende Grüße von
Toni