Klimaschwankungen als Evolutionsbeschleuniger?
Hi jonas,
Da habe ich etwas anderes gehört. Gerade der Mars soll seine Achse im Laufe der Jahrmillionen um einige zig Grad kippen.
das mag ja alles sein und auch stimmen, liebe Leute, aber was würde denn passieren, wenn die Erdachse um einige Grade weiter kippen würde? (Ich meine, wenn sie sich von den jetzigen 23,4° auf - na, sagen wir - rund 30° kippen würde.)
Die Tropen bleiben auf jeden Fall die Tropen. Die Subtropen bleiben ebenfalls die Subtropen. Dort werden die Sommer wahrscheinlich noch ein bisschen heißer ausfallen und die Winter etwas kühler. Aber für die dort ansässige Tier- und Pflanzenwelt dürfte dies kein größeres Problem darstellen.
Die gemäßigten Zonen werden auch dort bleiben, wo sie heute sind.
In diesen Gebieten wird es aber sicher schon einige Veränderungen geben, denn die Sommer werden dort wesentlich heißer und die Winter wesentlich strenger ausfallen, da die Sonne im Sommer höher steht und im Winter noch tiefer. Allerdings wird wegen des dramatisch steigenden Sonnenstandes im Frühling die Natur regelrecht explodieren und es wird zu wesentlich mehr Tornados und schweren Unwettern kommen, da die Sonne in dieser Zeit die Atmosphäre noch schneller aufheizt. Wahrscheinlich werden wir hier gar keinen "richtigen" Frühling mehr erleben und der strenge Winter wird (wie heute in Sibirien oder der Mongolei) nahtlos in den heißen Sommer übergehen.
Anders herum gilt das natürlich auch für den Herbst. In dieser Jahreszeit werden die Tageslänge und die Tagestemperaturen dramatisch abnehmen und der Winter wird viel früher übers Land hereinbrechen als heute. Wir bekommen in unserer gemäßigten Zone also aller Wahrscheinlichkeit nach ein wesentlich strengeres kontinentales Klima wie es heute etwa im südlichen Sibirien bis nach Kasachstan hinunter an der Tagesordnung ist. Einziger Unterschied wird die wesentlich größere Niederschlagsmenge sein.
Die subpolaren Zonen werden durch die Achsenverschiebung wahrscheinlich noch grüner in Erscheinung treten, den auch dort werden die Sommer heißer ausfallen, die Winter jedoch heftiger. Doch durch den dramatischen Temperaturanstieg im Frühjahr wird auch dieser Winter recht schnell zu Ende gehen.
So, und jetzt kommt das für einige wahrscheinlich überraschendste! Die polaren Zonen werden ebenfalls grüner! Durch die längere und heftigere Sonneneinstrahlung im Sommer kann es auch z.B. auf Spitzbergen ergrünen und das Packeis noch viel weiter zurückgehen. Das Eis um den Nordpol herum wird in den Sommern vermutlich gänzlich abtauen, während es im Winter viel weiter nach Süden vordringen kann.
Ganz anders würde sich das Klima vermutlich entwickeln, wenn die Erdachse nur noch um rund 10-15° geneigt wäre. In diesem Falle wanderten die subtropische, die gemäßigte, die subpolare und auch die polare Zone viel weiter nach Süden, ebenso wie die Lebensformen nach Süden zurückweichen würden.
Es gibt ja Lebewesen, die sehr empfindlich auf geringste Temperaturschwankungen reagieren. Solche hätten wohl keine grosse Überlebenschance auf einem taumelnden Planeten. Aber andere Lebewesen mit hoher Toleranz könnten wohl überleben, auch bei verhältnismässig rascher Temperaturänderung.
Richtig. Nahrungs-Spezialisten würden wahrscheinlich große Schwierigkeiten bekommen, Zugvögel hingegen würde es sicher mehr geben als heute. Auch unsere heimischen Wildtiere würden wahrscheinlich zu großen Wanderungen aufbrechen, wie es heute Karibus und Rentiere tun.
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Hi Bynaus,
(die Wahrscheinlichkeit, dass es für die Entwicklung höheren Lebens keine Rolle spielt, ob ein Planet einen grossen Mond hat oder nicht beträgt "nur" 25%).
Ich glaube, das kann man so nicht sagen. Da die Venus durch irgend einen schweren Einschlag in ihrer Frühphase ihren eigentlichen Drehimpuls komplett verloren haben muss, kann man sich heute diesbezüglich kein Urteil mehr über diesen Planeten erlauben. Er müsste also aus der Wahrscheinlichkeitsrechnung herausgenommen werden. Das gleiche gilt auch ebenso für den Merkur. Hier wird ja angenommen, dass er sogar mehrere so derart schwere Treffer erhielt, dass er durch diese einen Großteil seiner planetaren Gesteinskruste verlor (deshalb ja auch sein überproportional großer Eisenkern). - Und schon sind wir bei 50% Wahrscheinlichkeit, lieber Bynaus!
"wild herumeiern" (...) ist nicht eine Frage von Stunden oder auch nur Jahren, sondern von Jahrhunderttausenden.
Das ist schon klar. Ich hatte diese Zusatzerklärung auch nur weggelassen, weil ich mir dachte, dass jeder, der hier mitdiskutiert, dies eigentlich auch wüsste.
Ich denke schon, dass ein vergleichsweise stabiles Klima (zumindest auf Teilen der Oberfläche) wichtig ist für die Entwicklung von höherem Leben:
Ja, sicher! Dieses stabile Klima wird auch nicht verloren gehen, schon gar nicht in den Tropen - der Zone, wo sich bekanntlich Homo Sapiens entwickelt hat! Die Tropen werden sich bei höherer Schräglage der Erde sogar noch vergrößern!! Nur bei geringerer Achsneigung wird diese Zone schmaler, wie auch die der Subtropen und der gemäßigten Zone.
Evolutionäre Anpassung an ökologische Nischen und entsprechende Spezialisierung braucht halt Zeit, und wenn die ökologischen Nischen mit grosser Regelmässigkeit verschwinden oder sich verändern, dann können wohl nur sehr robuste, einfache und nicht besonders anspruchsvolle Generalisten überleben:
Großer Einspruch! Der Mensch ist einer dieser Generalisten: wir sind Allesfresser par Excellence! Wir kommen in den unterschiedlichsten Klimata zurecht - eine Eigenart, die sonst nur einige Nagetiere und Insekten vorweisen können! Der Mensch ist ja erst wegen dieses Generalismus' zu einem, den gesamten Planeten bevölkernden Tier geworden - ganz im Gegensatz zu seinen nächsten Verwandten, die alle nur in den Tropen beheimatet sind!
das klingt für mich sehr viel mehr nach Bakterien, vielleicht etwas Meeresleben und einige Moose, aber darüber hinaus nicht viel mehr.
Und noch einmal Einspruch, Bynaus! Gerade die Meeresfauna wird sich von stärkeren oder schwächeren jährlichen Temperaturschwankungen kaum beeindrucken lassen. Das Meer war immer wieder der Ort, von wo aus nach einem großen Artensterben (vor allem an Land) das Leben einen neuen Anfang nahm. Auch die Vorfahren der Saurier kamen aus dem Meer an Land und entwickelten diesen neuen Typus, der über 160 Mill. Jahre die Erde beherrschte.
Noch nicht ausgestorbene Grüße von
Toni