Gott

Bernhard

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sondern hinterfragen kann und eher einen Bezug dazu bekommt, daß alleine wir Menschen dafür verantwortlich sind wie unsere Gesellschaft aussieht.
Hallo Alex,

genau dieser Prozess findet natürlich genauso in jeder lebendigen Glaubensgemeinschaft statt. Es ist mir trotzdem klar, dass man das auch alleine machen kann. Jeder Mensch, der sich seinen Pflichten stellt, verdient dabei meine volle Anerkennung.

Wo genau dann die Pflichten des Einzelnen liegen, ist dann die nächste Frage, die manchmal, bzw. oft nur noch individuell zu beantworten ist.
Gruß
 
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Schmidts Katze

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Ich sehe das wie Alex.
Eine Gemeinschaft funktioniert einfach nicht, wenn es normal ist, den Nachbarn zu töten.
Und der Mensch war schon immer ein soziales Wesen, es entspricht seiner Natur, zusammenzuarbeiten und sich gegenseitig zu unterstützen.

Die Religion hat lediglich diese selbstverständlichen Regeln des Zusammenlebens zu Geboten ihres Gottes erhoben.

SK

PS: Hallo Bernhard, habe gerade dein letztes Post gesehen.
Ich gehe dann mal davon aus, daß du die katholische Kirche nicht für eine lebendige Glaubensgemeinschaft hälst.
 

Bernhard

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Ich gehe dann mal davon aus, daß du die katholische Kirche nicht für eine lebendige Glaubensgemeinschaft hälst.
Hallo SK,

die katholische Kirche steht momentan in den Medien schon genug unter Beschuß, deswegen spare ich mir hier weitere Kommentare. Problematisch erscheint mir allerdings wirklich der Zölibat für die Priester. Dass die katholische Kirche daran immer noch festhält, finde ich persönlich nicht richtig. Meiner Meinung nach sollte man den Priestern in dieser Hinsicht keine Vorschriften machen. Man muss ja nicht gleich die Homo-Ehe einführen, aber Ehelosigkeit quasi zu erzwingen ist meiner Meinung nach schon ziemlich fragwürdig.
Gruß
 
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Alex74

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Ich z.B. habe nichts gegen die interne Politik der Kirchen. Jeder Verein muß nach innen hin selbst zusehen wie er sich organisiert. Schreibt man den Leuten vor, keine Ehe eingehen zu dürfen - meinetwegen, jeder weiß da vorher auf was er sich einläßt, wer damit nicht klarkommt kann ja beruflich was anderes machen oder zur evangelischen Kirche gehen.

Das Zölibat ist sicher auch nicht Ursache von Pädophilie, hier findet imho eine Verwechslung von Ursache und Wirkung statt.
Wer läßt sich denn am ehesten auf das Zölibat ein?
Leute, die das Bedürfnis haben eine Familie zu gründen oder Leute, die ihre Neigungen so oder so nicht ausleben dürfen, ob sie nun in der freien Wirtschaft sind oder in der Kirche?

Problematisch finde ich den Umgang mit den Krichen als quasistaatliche Einrichtungen, obwohl genau das unsere Verfassung verbietet. Und das ist ein Fehler der Politik, nicht der Kirchen. Daß diese für ihren Status sind kann man ihnen ja nicht vorwerfen, das wäre jede andere Organisation an ihrer Stelle auch.

Eine konsequentere Trennung von Religion und Staat würde den Kirchen auch eher helfen wie ich finde, ähnlich wie bei der Trennung von Wissenschaft und Glauben; als übergeordnete und völlig unabhängige Instanz von Moral ist so etwas wie eine große Kirche nämlich gar nicht schlecht.

Beispiel: Die chinesische Teilung.
Die demokratische Chinesische Republik auf der Insel Taiwan, obschon auch historisch völlig legitimer Nachfolger Chinas an sich, wird von der gesamten westlichen Welt nicht anerkannt, weil die diktatorische VR China Handelsbeziehungen nur zu Staaten aufnimmt, die die Republik China nicht anerkennen.
Halt, doch, einen Staat in Europa gibt es der hier klare Ansage macht und Beziehungen zu Taiwan unterhält: der Vatikan.

Die Vorstellung davon, daß ein "gutes" übermächtiges Wesen existiert und gerechte Moralvorstellungen vorgibt ist nicht schlecht und in einem guten Rahmen als organisierte moralische Instanz durchaus zu begrüßen.

Nur damit sich dem alle anschließen können, ist es sinnlos, auf Dingen zu verharren die wissenschaftlich längst widerlegt sind, oder die sich einzig auf tausende Jahre alte Schriften stützen.
Hier tun sich die Kirchen noch ziemlich schwer.

Gruß Alex
 

Schmidts Katze

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Hallo SK,

die katholische Kirche steht momentan in den Medien schon genug unter Beschuß, deswegen spare ich mir hier weitere Kommentare. Problematisch erscheint mir allerdings wirklich der Zölibat für die Priester. Dass die katholische Kirche daran immer noch festhält, finde ich persönlich nicht richtig. Meiner Meinung nach sollte man den Priestern in dieser Hinsicht keine Vorschriften machen. Man muss ja nicht gleich die Homo-Ehe einführen, aber Ehelosigkeit quasi zu erzwingen ist meiner Meinung nach schon ziemlich fragwürdig.
Gruß

Hallo Bernhard,

die katholische Kirche steht allerdings zu recht z.Z. unter Beschuss.
Ich sehe darin aber keinen Anlass, ihre Sexualmoral nicht zu kritisieren.
Die Propaganda der Kirche gegen Pariser in Afrika führt täglich zu Neu-Infektionen mit AIDS, und ehrlich gesagt, die Schwulenfeindlichkeit der Kirche ist doch nur noch lächerlich.

Aber das ist eigentlich total OffTopic, eigentlich ging es mir als naturwissenschaftlich interessiertem Atheisten um die Frage, wie ein Wissenschaftler Gott in sein Weltbild einbaut, über Religionsgemeinschaften wollte ich ursprünglich gar nicht diskutieren.

Grüße
SK
 
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Bernhard

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Aber das ist eigentlich total OffTopic, eigentlich ging es mir als naturwissenschaftlich interessiertem Atheisten um die Frage, wie ein Wissenschaftler Gott in sein Weltbild einbaut, über Religionsgemeinschaften wollte ich ursprünglich gar nicht diskutieren.
Hallo SK,

bei Gott geht es u.a. um ein Leben nach dem Tod und darum kümmern sich Naturwissenschaftler per exakter Definition eben gar nicht. Insofern stehen Glaube und Wissenschaft nicht in Konkurrenz zueinander, sondern ergänzen sich. Genauso, wie die Naturwissenschaft keine verlässlichen Aussagen über ein Leben nach dem Tod machen kann, darf z.B. die Schöpfungsgeschichte auch nicht exakt naturwissenschaftlich gedeutet werden. Religion und Naturwissenschaft kümmern sich also um ganz unterschiedliche Eigenschaften der Menschen.
MfG
 

Alex74

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Genau das meinte ich mit meinem Schlußsatz;

Es ist eine Sache, einen Gott zu postulieren.
Damit könnte ich mich noch anfreunden, da es sicher Dinge außerhalb unsere Universums gibt; das Bewußtsein ist da so eine Frage, die sicher nie befriedigend mit Gesetzen über Gravitation oder Elektromagnetismus gelöst werden wird. Hier kann vielleicht nur Religion oder Philosophie befriedigende Antworten erlangen.

Wenn eine Kirche sich aber genötigt sieht, an solchem Unfug wie der Jungfrauenzeugung, dem Marschieren übers Wasser oder dem Menschen als "Ebenbild Gottes" festzuhalten, dann hat das nur noch mit Ritual aber nichts mit Religion zu tun und wirkt auf mich ziemlich lächerlich.

Und dies umso mehr wenn auf Basis steinalter Aussprüche aktuelle Politik gemacht wird. "Seid fruchtbar und vermehret Euch" mag damals richtig gewesen sein, als auf der ganzen Welt nur 1-2 Millionen Menschen lebten. Gesundheitsschutz durch sowas zu verhindern ist dagegen gewissen- und gottlos.

Gruß Alex
 

Schmidts Katze

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Hallo Bernhard,

was ist das, das nach dem Tod weiterlebt?
Ich nenne es mal Seele.
Es ist im Grunde der innerste Kern deiner Persönlichkeit; das, das du "ich" nennen würdest.

Die Existenz dieser Seele möchte ich gar nicht bestreiten, ich kann sie ja bei mir selbst spüren, aber ich stelle mir die Frage, ist sie etwas unabhängig von meiner physikalischen Existenz bestehendes, oder ist sie nicht nur ein Produkt meiner Gehirntätigkeit, also ein psychologisches Phänomen.
Ich halte das durchaus für eine Frage, mit der sich die Naturwissenschaft auseinandersetzen muss..

Grüße
SK
 

Alex74

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Ich halte das durchaus für eine Frage, mit der sich die Naturwissenschaft auseinandersetzen muss..
Das ist die Frage nach dem Bewußtsein, und dafür gibt es nichtmal einen Ansatz.
Besonders beunruhigend finde ich daran zwei Dinge:

Persönlich beunruhigend ist es, daß man bis heute nichtmal weiß, wie Narkotika überhaupt funktionieren. Man verwendet sie täglich in allen Krankenhäusern, aber kein Schwein weiß warum oder wie sie das Bewußtsein ausschalten.

Und naturwissenschaftlich beunruhigend finde ich, daß man nicht sagen kann, daß die Seele bzw. das Gewissen etwas unabhängig von der Materie existierendes ist; zu fragen, was das Bewußtsein eigentlich ist, ist ganz klar die Wirkung einer Ursache, die im Gehirn aber nur Folge bekannter "toter" Reaktionen von Atomen und Molekülen sind (Siehe auch: Paradoxon des Chinesischen Zimmers). Diese Schnittstelle aus Materie/Geist scheint ähnlich unversöhnlich zu sein wie die Gravitation und die Quantenwelt.

Gruß Alex
 

Schmidts Katze

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Und naturwissenschaftlich beunruhigend finde ich, daß man nicht sagen kann, daß die Seele bzw. das Gewissen etwas unabhängig von der Materie existierendes ist; zu fragen, was das Bewußtsein eigentlich ist, ist ganz klar die Wirkung einer Ursache, die im Gehirn aber nur Folge bekannter "toter" Reaktionen von Atomen und Molekülen sind (Siehe auch: Paradoxon des Chinesischen Zimmers). Diese Schnittstelle aus Materie/Geist scheint ähnlich unversöhnlich zu sein wie die Gravitation und die Quantenwelt.

Gruß Alex

Das Ganze ist halt mehr, als die Summe seiner Teile.
Ich bin absolut davon überzeugt, daß alle Prozesse, die in meinem Gehirn ablaufen, den physikalischen Gesetzen entsprechen, und ich werde auch keine quantenmechanische oder sonstige Unsicherheiten zur Rettung meines freien Willens nutzen.

Trotzdem entsteht auf der Basis dieser toten Prozesse mein Bewusstsein.

Grüße
SK
 

Bernhard

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Die Existenz dieser Seele möchte ich gar nicht bestreiten, ich kann sie ja bei mir selbst spüren, aber ich stelle mir die Frage, ist sie etwas unabhängig von meiner physikalischen Existenz bestehendes, oder ist sie nicht nur ein Produkt meiner Gehirntätigkeit, also ein psychologisches Phänomen.
Ich halte das durchaus für eine Frage, mit der sich die Naturwissenschaft auseinandersetzen muss..
Hallo SK und Alex,

vielleicht kann ja die Hirnforschung tatsächlich irgendwann einige Fragen zum Bewußtsein des Menschen (er)klären, aber die Frage nach der Unsterblichkeit der Seele kann sich deswegen trotzdem unseren Möglichkeiten prinzipiell entziehen. Genauso kann man sich auch Paralleluniversen vorstellen, die in anderen Dimensionen existieren und mit unserem Universum prinzipiell nicht wechselwirken. Fragen dieser Art, kann nach logischen Gesichtspunkten doch nur der Erbauer unseres Universums beantworten und auf welche Art dieser in unsere Welt eingreift, hängt nach biblischem Verständnis auch nicht von den Menschen ab (s. Altes Testament). Insofern bleibt die Existenz Gottes nach wie vor eine reine Glaubensfrage.

Abgesehen davon könnte man so etwas wie ein naturwissenschaftliches Verständnis des Lebens nach dem Tod in Form von Erinnerungen definieren. Sind diese gut, befindet sich die Seele des Verstorbenen aus religiöser Sicht auf dem Weg in eine bessere Welt, ansonsten wohl eher in Richtung einer zwingenden Läuterung (Hölle). Interessant ist dabei z.B. die Tatsache, dass z.B. über Jesus und die zwölf Apostel (und noch andere Menschen aus dieser Zeit) noch heute nachgedacht wird. Insofern könnte man davon reden, dass diese Menschen auch heute noch in einer anderen Welt (diversen Gehirnen) leben, allerdings wird gerade in der Bibel (und auch dem Koran) das Leben nach dem Tod nicht in dieser eher materiellen Art verstanden.

Man sieht also, dass schon die Definition des Lebens nach dem Tod Probleme bereitet und sich einer direkten Untersuchung durch die Wissenschaft, genau wie die Zukunft selbst, auf prinzipielle Weise entzieht.
Gruß
 
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Schmidts Katze

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Das will der Teufel ja grade.

Wer bitte?
Der Teufel?
An den glaube ich so fest, wie ich an den Kasper, seine Großmutter und das Krokodil glaube.

... , daß im Zweifelsfall Ockhams Messer Gott zum Opfer fällt, denn Gott braucht die Schöpfung nicht, die Schöpfung aber Gott.

Wenn du das Universum Schöpfung nennst, braucht es sicher auch einen Schöpfer.
Deshalb finde ich diese Wortwahl eher unglücklich.

Entschuldige, daß ich erst jetzt antworte, aber dein Post ist irgendwie an mir vorbeigegangen.

Grüße
SK
 

Schmidts Katze

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Hallo SK und Alex,

vielleicht kann ja die Hirnforschung tatsächlich irgendwann einige Fragen zum Bewußtsein des Menschen (er)klären, aber die Frage nach der Unsterblichkeit der Seele kann sich deswegen trotzdem unseren Möglichkeiten prinzipiell entziehen. Genauso kann man sich auch Paralleluniversen vorstellen, die in anderen Dimensionen existieren und mit unserem Universum prinzipiell nicht wechselwirken.

Hallo Bernhard,

solche Paralleluniversen kann man sich schon vorstellen, das würde zwar Ockham nicht gefallen, aber es hätte auch keinen Einfluss auf unsere Realität.
Aber eine unsterbliche Seele würde doch Einfluss auf Vorgänge in meinem Gehirn nehmen, Entscheidungen treffen, mein Handeln in der physikalischen Welt beeinflussen.

Das heißt, in meinem Gehirn würden die Naturgesetze nicht gelten.
Das finde ich schwer zu akzeptieren, da müsstest du schon sehr gute Argumente liefern.

Den zweiten Absatz deines Posts und die Schlussfolgerung kann ich nicht kommentieren, da sie nur im Konjunktiv gehalten sind.
Möglich ist das alles, aber es spricht nichts dafür, ausser dem Wunsch, eine unsterbliche Seele zu haben.

Grüße
SK
 

Alex74

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Eine unsterbliche Seele ist ein Postulat, das auf vagen Annahmen basiert.

Fakt ist immerhin: jeden von uns gabs bereits beim Urknall, jedes einzelne Elementarteilchen. Daran hat man zwar keine Erinnerung, aber die haben wir auch nicht aus dem Alter als wir noch 1-2 Jahre alt waren und auch nicht von Operationen bei denen wir narkotisiert waren. Von einer Existenz meiner Seele habe ich bei meiner letzten OP (Entfernung einer Backenzyste) nichts gemerkt, ich war quasi tot.
Das läßt den Schluß zu, daß Bewußtsein zwingend auf bestimmte Schaltungen und Proßesse im Gehirn angewiesen ist.

Was dem fundamental widerspricht ist das, was ich oben schonmal schrieb:

Woher kann eine reine Schaltung fragen, was Bewußtsein ist? Welche Ursache führt im Gehirn dazu? Könnte man jedes einzelne Signal im Gehirn dazu verfolgen würde man nur bei uns längst bekannten chemischen/physikalischen Reaktionen landen, die aber meinetwegen auch in jedem Tümpel passieren. Farben, Geräusche, Gefühle erklärt das nicht und scheint zu sagen, daß diese Dinge zwar vom Gehirn bearbeitet, aber auf einer anderen Ebene wahrgenommen werden. Das könnte dan sowas wie eine Seele sein.

Aber es gibt noch einen dritten Punkt, den ich äußerst beunruhigend finde;

Ich wollte ihn schon vor längerem als Thread hier diskutieren lassen, habe ihn aber bislang aufgeschoben.

Es geht darum:
Die Frage danach, warum unser Universum so ist wie es ist, wird heute gern anthroposophisch erklärt; es gab / gibt vermutlich unvorstellbar viele Universen mit verschiedensten Gesetzmäßigkeiten aber nur in einem wo die Parameter so exakt auf Leben hin justiert sind wie in unserem kann es eben auch Beobachter geben.
Die Wahrscheinlichkeit spricht dafür: denn man weiß heute, daß eine nur minimale Änderung z.B. an der Feinstrukturkonstante eine vollkommen andere, lebensfeindliche Welt darstellen würde.

OK, aber die bange Frage die sich daraus ergibt ist:

1. Mein Bewußtsein (und Eures) existiert also in einem Universum wo dem so ist daß es sich bilden konnte.
Es benötigt offenbar eine Organisation von Schaltungen (Gehirn) und ist damit zu 100% Bestandteil des Universums in dem es existiert.
Auch nach meinem Tod wird dieses Universum aber wohl unendlich lange existieren und damit auch die Elementarteilchen aus denen mein Gehirn besteht, wennauch als öde Strahlungswüste a la Big Rip oder ähnliches.
Folgerung: ich werde also nie wieder woanders existieren.

2. Wieso hat es sich aber nicht vormals schon in einem Universum gebildet, in dem die Gegebenheiten ebenfalls da waren und das unendlich lange existierte oder in dem unendlich langes Leben möglich war - so daß es niemals hätte zu meiner jetztigen Existenz kommen können?

Aus diesen beiden Punkten kann man nur folgern, daß kein Universum unendlich lange existieren kann oder das Bewußtsein/die Seele nicht an an ein Universum und damit auch nicht essentiell an ein Gehirn gebunden ist.

Wohlgemerkt: Bewußtsein und Intelligenz sind zwei Paar Schuhe. Viele Denkprozesse im Hirn laufen nämlich völlig unsichtbar ab und werden erst vom Bewußtsein in Beschlag genommen als "das habe ich mir ausgedacht".

Nach diesen Argumenten könnte Bewußtsein an sich etwas dem Universum nicht nur neben- sondern Übergeordnetes sein - und damit sind wir wieder bei Gott: ist man selbst also das überirdische Wesen, das durch sein Bewußtsein erst das Universum (bzw. hierin seine geeignete Umgebung) erzeugt und schließlich nur noch in das passende neuronale Netz schlüpft?

Das ist die einzige Schlußfolgerung zu der ich bislang kam und beide unversöhnlichen Parts (Bewußtsein = Schaltungen im Gehirn / Bewußtsein = nicht physikalisch faßbar) halbwegs plausibel vereint.

Denn wenn man akzeptiert, daß das Bewußtsein aus Schaltungen im Gehirn, und damit auf Elementarteilchen beruht, und annimmt, daß alle Elementarteilchen absolut identisch sind, dann kann praktisch jedes Elementarteilchen dieses Universums Teil meines Bewußtseins sein, ja theoretisch müßten mehrere Bewußtseins/Seelen sogar zu einer einzigen Verschmelzen, wenn man aus allen Teilchen des Universums ein einziges Gehirn zusammentragen könnte. Und damit ist das Universum als solches das übergeordnete Wesen und jeder von uns Teil davon.

Hoffentlich ist klar geworden, auf was ich hinaus will...war bissel viel aber auf Antwort würd ich mich freuen.

Gruß Alex
 
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Luzifix

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Aber es gibt noch einen dritten Punkt, den ich äußerst beunruhigend finde...

Hallo!
Alex74, das ist eine prima Ausgangsposition, um sich - ich schätze mal - die nächsten 50 Jahre damit zu beschäftigen.

ist man selbst also das überirdische Wesen, das durch sein Bewußtsein erst das Universum (bzw. hierin seine geeignete Umgebung) erzeugt und schließlich nur noch in das passende neuronale Netz schlüpft?

Das Leben ist eine Schachtel voller zusammengewürfelter und notdürftig sortierter Software, die ständig mit Hilfe ihrer Sinnesorgane die Umgebung reflektiert. Jeder Eindruck, der von außen kommt, wird versuchsweise als Input in diese chaotische Softwaresammlung hineingegeben, um zu erfahren, ob etwas für die Schachtel Nützliches dabei herauskommt. Wenn das Milliarden von Schachtel-Individuen tun, die sozial in einem Zusammenhang stehen, dann optimieren sich diese Softwaresammlungen individuell und erreichen ebenso eine große Vielfalt. Und wenn das über Millonen von Jahren so vor sich geht, dann fangen irgendwann Individuen an, sich selbst gedanklich zu reflektieren und den Unterschied zwischen Subjekt und Objekt zu erkennen, sich also ihrer selbst bewußt zu sein. Ein Stück vorher liegt vielleicht der Punkt, wo sie den Unterschied zwischen Tod und Leben erkennen, davor ein Stadium, wo man Freund und Feind auseinander zu halten gelernt hat usw.

Wenn es so etwas wie eine unsterbliche Seele gäbe, müßte man sich fragen, wo sie sich aufhält, ob sie an irgend einer Materie klebt, oder ob sie im Raum hinter der Erde zurückbleibt oder allen Raum zugleich ausfüllt, ob sie sich darin ausbreitet wie das Licht und die Gravitation usw. Und ob sie einen Kollaps des Universums überstehen würde. Entscheidend ist dabei: Solange die Schachtel oben nicht über sich selbst reflektiert, macht die Annahme einer Seele keinen Sinn. Einen Sinn macht Unsterblichkeit nur, wenn man sie in der Kultur und im Bewußtsein der nachfolgenden Generationen vermutet, wie das hier schon jemand angedeutet hat. Das hat aber mit dem religiösen Seele-Begriff, wie er gemeinhin verwendet wird, wenig zu tun, vielleicht gar nichts. Es hat etwas mit dem Eigenleben von Theorien, Ideologien und Technologien zu tun, die (laut Popper) in einer eigenen, vom biologisch materiellen Sein abgetrennten Welt stattfinden. Der religiös verwurzelte Seele-Begriff verlangt ja, daß die individuelle Seele dem Individuum biografisch und intellektuell verhaftet bleibt, auch in der Unsterblichkeit. Genau das aber ist bei Softwaren, Theorien, Ideologien und Technologien nicht der Fall. Diese sind nach ihrer Abtrennung von Individuum völlig eigenständige und unabhängige Entitäten, die einen eigenen Existenzkampf führen, sich durchsetzen, sich verallgemeinern oder zugrunde gehen.

Der religiöse Begriff von Seele, wie er besonders in den christlichen Religionen gebraucht wird, bekommt in diesen dadurch ihren Sinn, daß man ihn benutzt, um die Gläubigen mit dem Leiden nach dem Tode zu erpressen. Vor einem fiktiven Paradies, das es in fast allen Religionen in irgend einer Spielart gibt, muß man sich nicht fürchten, vor dem natürlichen Tod nach einem erfüllten Leben auch nicht. Es bedurfte schon der Androhung ewiger Höllenqualen, um der Existenz von Seelen einen nützlichen Gehalt zu verleihen. Nutzbringend in diesem Fall nicht für die so Eingeschüchterten. Aber das kennen wir ja, jeder aus seinem eigenen Leben.
 
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Bynaus

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Hallo Bynaus,

mir ist der Atheismus deswegen ziemlich suspekt, weil er normalerweise als reine Kritik an den Religionen daherkommt. Ich frage mich also, wie eine soziale Gemeinschaft ohne verbindliche Wertvorstellungen so etwas wie dauerhaften Wohlstand oder Glück entwickeln kann/soll?

Zu Laplace fällt mir immer die Quantenmechanik ein, denn die steht doch so ziemlich im Widerspruch zur laplaceschen Naturvorstellung :rolleyes: .
Gruß

Kritik an Religionen ist eine Sache, die man völlig unabhängig von der Frage, ob tatsächlich ein "Gott" existiert oder nicht, behandeln kann.

Auch der Laplace'sche Dämon spielt hier überhaupt keine Rolle (und auch die Quantenmechanik legt keinen "Gott" nahe), ich sehe nicht ganz, warum du das hier aufbringst.

"Je n'ai pa besoin de cette hypothèse" meint hier nämlich bloss, dass ich (wie Laplace) keinen Grund sehe, warum bei allem in der Welt ich davon ausgehen sollte, dass es einen "Gott" gibt, wie ihn gewisse Religionen beschreiben. Genausowenig wie ich keinen spezifischen Anlass habe, an den Nikolaus, Elfen, Trolle und Einhörner zu glauben.

Ich kann problemlos damit leben, nicht alles über die Welt zu wissen und auf gewisse Fragen keine Antworten zu haben. Mir reicht es, wenn ich genau weiss, woher die Antworten kommen, die ich tatsächlich habe, und wie sie ermittelt wurden.
 

Bernhard

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Auch der Laplace'sche Dämon spielt hier überhaupt keine Rolle (und auch die Quantenmechanik legt keinen "Gott" nahe), ich sehe nicht ganz, warum du das hier aufbringst.
Hallo Leute,

mir wird dieses Thema jetzt doch zu anstrengend. Sollte ich hier jemandem zu Nahe getreten sein, entschuldige ich mich gerne dafür - es lag nicht in meiner Absicht. Obwohl ich bei solchen Themen gerne etwas provoziere und übertreibe, erkenne ich darin auch eine eigene persönliche Schwäche. Ich hoffe, ihr könnt das so akzeptieren.
MfG
 
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Alex74

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Ich finde die Beiträge von jedem hier bislang sehr interessant.

Divergierende Meinungen sind ja auch nötig in einer Diskussion, sonst würden wir uns im Kreis drehen.
 

Bynaus

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mir wird dieses Thema jetzt doch zu anstrengend. Sollte ich hier jemandem zu Nahe getreten sein, entschuldige ich mich gerne dafür - es lag nicht in meiner Absicht. Obwohl ich bei solchen Themen gerne etwas provoziere und übertreibe, erkenne ich darin auch eine eigene persönliche Schwäche. Ich hoffe, ihr könnt das so akzeptieren.
MfG

Du bist mir nicht zu nahe getreten, und ich fühle mich auch nicht provoziert - mein Beitrag sollte auch nicht diese Botschaft rüberbringen. Ich meinte genau das, was ich geschrieben habe: ich verstehe nicht ganz, warum du an dieser Stelle den Laplace'schen Dämon aufbringst, da er mit einer "Laplaceschen Haltung" (= "je n'ai pas besoins de cette hypothèse") gegenüber der Frage, ob es einen Gott gibt, nichts direkt zu tun hat, dh, selbst in einer Welt mit Quantenphysik kann man problemlos diese Haltung gegenüber der "Gott-Frage" annehmen. Es war bloss eine Nachfrage meinerseits, keine Kritik an dir oder so.
 
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