Geist-Gehirn-Problem

Sky Darmos

Registriertes Mitglied
Rolf Köhne schrieb:
Kuchen backen ist ein höchst banales Automatisierungsproblem.

Man sollte immer die einfachsten Beispiele nehmen.

Rolf Köhne schrieb:
Es gibt deutlich komplexere Dinge wie z.B. eine Automobilfabrik. Da kann auch niemand mehr sagen, was als nächstes passiert, obwohl man weiss, wovon es abhängt.

Auch die Roboter einer Automobilfabrik funktionieren nach rechnerischen Algorithmen. Ihre zeitliche Entwicklung kann durch natürliche Zahlen beschrieben werden und was im nächsten Zeitschritt passiert ist durch eine endliche Rechenvorschrift gegeben. Der große Unterschied zum Spielzeuguniversum ist:
Hier könnte es unendlich lange dauern selbst herauszufinden ob eine parkettierung möglich ist. Hätte man nach einer gewissen Zeit keine Parkettierung gefunden, so könnte man die Frage ob es doch eine gibt nicht beantworten. Wenn ich dich auffordern würde, die Entwicklung eines solchen Universums zu Simulieren in dem ich dir die Vielecke in die Hand drücke, dann könntest du meine Forderung prinzipiell nicht erfüllen, obwohl dir eine genaue vorschrift vorliegt nach welchen Regeln sich das Universum entwickelt.

Rolf Köhne schrieb:
Ich bin, trotz deiner Einwendungen, der Ansicht, dass es in der Realität 3a- und 4a-Fälle gibt.

Gut, das können wir ja noch diskutieren. Allerdings muss hier angemerkt werden dass das nicht mit Bewusstsein zusammenhängt.

Ich denke wir sind uns einig das Bewusstsein ein System der Kategorie 3b ist. Und da wir Einigkeit darüber haben was nichtalgorithmisch ist, sind wir uns im Grunde auch darüber einig was 3b ist.

Ich werd jetzt dann mal weiter handschriftlich über Bewusstsein weiterschreiben gehn...
Also bis morgen dann...
 
Zuletzt bearbeitet:

Rolf Köhne

Registriertes Mitglied
Hallo Sky,

Sky schrieb:
Ich dachte du hättest akzeptiert dass menschliches Denken nicht durch die Ausführung irgendeines Algorithmus, egal ob rechnerisch oder nicht, erklärt werden kann. Hast du deine Meinung geändert? Was ist mit Gödels Satz?

Menschliches Denken und die Ergebnisse menschlichen Denkens sind zwei Paar Stiefel. Menschen sind nachweislich in der Lage, sich Algorithmen auszudenken. Ich mache das seit 26 Jahren beruflich im Bereich Automatisierungstechnik.

Schau noch mal zurück. Ich hab von Anfang an Gödels Satz für richtig erklärt. (Seite 14) Mir ist nämlich wichtig, dass allgemein erkannt wird, dass eine KI dem Menschen nicht überlegen sein kann. Das Hauptproblem - die Fehlerfreiheit von Software kann nur durch ausprobieren festgestellt werden. Schafft man nun eine KI, die sich selbst weiter programmieren kann, potenziert man das Problem - und es wird in einer Katastrophe enden.

Was du mit Orakelalgorithmen meinst, weiß ich nicht. Bei Google finden sich auch nur deine Beiträge in irgendwelchen Foren.

Deshalb lieber nochmal hierzu:
Sky schrieb:
Es gibt nach unserem Kenntnisstand in unserer Welt kein einziges Physikalisches Objekt das einen nichtrechnerischen Algorithmus ausführen könnte!

Wir hatten zuvor definiert:
Rechnerisch bedeutet, dass eine mathematische Vorschrift gefunden werden kann, mit der die Zustandsvariablen des Systems vor der Veränderung mit mathematischen Methoden, zu denen auch Warscheinlichkeitsberechnungen gehören, in die Zustandsvariablen des Systems nach der Veränderung überführt werden können.
Nichtrechnerisch bedeutet, dass eine solche mathematische Vorschrift nicht gefunden werden kann.


Das zu betrachtende System bestehe nun aus einer weissen DIN-A4-Seite. Dieses System wird nun nach einem allgemeinen Verfahren (Texteingabe, Ausdruck) in ein System verwandelt, wo das weisse Papier zu ca. 30% mit schwarzer Farbe bedeckt ist. Bei näherer Betrachtung ergibt sich, dass es sich um den Ausdruck eines Textes handelt. Wo ist da die mathematische Vorschrift? Der dem Veränderungsprozess zu Grunde liegende Algorithmus ist für einen Menschen formuliert.
 

Rolf Köhne

Registriertes Mitglied
Da herrscht Einigkeit

Ich denke wir sind uns einig das Bewusstsein ein System der Kategorie 3b ist. Und da wir Einigkeit darüber haben was nichtalgorithmisch ist, sind wir uns im Grunde auch darüber einig was 3b ist.
Ja genau, das ist geklärt.

Mir ist aber 3a und 4a wichtig, weil wir dann auch über Selbstorganisation, Synergetik, Emergenz und komplexe Systeme reden können, ohne uns dauernd misszuverstehen.

Auf der Basis unserer Definitionen können wir uns jetzt wieder dem Geist-Gehirn-Problem zuwenden.

Ich nehme mal deine Erklärung mit den Quanteneffekten als Arbeitshypothese an. Damit ist doch aber nur erklärt, was beim Denken im Gehirn passiert. Du räumst dem Bewußtsein die Möglichkeit der Rückwirkung auf den physikalischen Prozess ein. Ok. Aber nach welchen Kriterien entscheidet das Bewußtsein, was kommt dabei heraus, welche Folgen entstehen für den nächsten Denkprozess? Das sind jetzt die spannenden Fragen!

Gute Nacht!
(Nacht?)
Rolf
 

Sky Darmos

Registriertes Mitglied
Rolf Köhne schrieb:
Menschliches Denken und die Ergebnisse menschlichen Denkens sind zwei Paar Stiefel.

Richtig: Menschliches Denken ist nichtalgorithmisch. Die Ergenisse menschlichen Denkens sind Algorithmen.

Rolf Köhne schrieb:
Menschen sind nachweislich in der Lage, sich Algorithmen auszudenken. Ich mache das seit 26 Jahren beruflich im Bereich Automatisierungstechnik.

Was automatisierst du denn so?

Rolf Köhne schrieb:
Schau noch mal zurück. Ich hab von Anfang an Gödels Satz für richtig erklärt. (Seite 14)

Ja, wir waren uns aber nicht einig darüber was die Schlussfolgerung (J) bedeutet! Jetzt scheinen wir uns darüber einig zu sein.
Wir haben geklärt was 3b ist. Also was man unter einem nichtalgorithmischen deterministischen System zu verstehen hat.
Somit müsstest du mit mir ja darin übereinstimmen dass für die Bildung von Bewusstsein, sowohl Rückkopplung durch die Umwelt, als auch globale Quantenkohärenz vorraussetzungen sind.
Auf die Bedinung der globalität der Quantenkohärenz werde ich noch zurückkommen wenn wir bis hierher alles geklärt haben.

Rolf Köhne schrieb:
Mir ist nämlich wichtig, dass allgemein erkannt wird, dass eine KI dem Menschen nicht überlegen sein kann.

Wenn wir uns auch einig sind was eine KI sind, dann kann ich dir da nur zustimmen. Für mich ist eine KI, eine Maschine die nur mit Algorithmen arbeitet (es können auch Quantenalgorithmen oder Lernalgorithmen sein). Auch eine algorithmische Maschine die mit ihrer Umwelt interagiert ist für mich eine KI. Die Rückkopplung mit der Umwelt ohne Quanteneffekte schafft noch kein Bewusstsein. Auch da müssten wir uns inzwischen einig sein, oder?

Rolf Köhne schrieb:
Was du mit Orakelalgorithmen meinst, weiß ich nicht. Bei Google finden sich auch nur deine Beiträge in irgendwelchen Foren.

Das ist bei vielen eigentlich sehr wichtigen Themen so. Selbst über eine so wichtige Theorie wie die Twistortheorie findest du kaum brauchbare Beiträge in deutscher Sprache. Der kleine Text den ich dazu geschrieben hab, ist schon der längste den du durch Google finden kannst!

Der Begriff der Orakelmaschine wurde durch Alan Turing geprägt.

Wenn du den Begriff auf Englisch (oracle algorithm) eingibst bekommst du genug Suchergebnisse:

http://www.google.de/search?hl=de&q=oracle+algorithm&btnG=Suche&meta=

Wir hatten zuvor definiert:
Rechnerisch bedeutet, dass eine mathematische Vorschrift gefunden werden kann, mit der die Zustandsvariablen des Systems vor der Veränderung mit mathematischen Methoden, zu denen auch Warscheinlichkeitsberechnungen gehören, in die Zustandsvariablen des Systems nach der Veränderung überführt werden können.
Nichtrechnerisch bedeutet, dass eine solche mathematische Vorschrift nicht gefunden werden kann.

Rolf Köhne schrieb:
Das zu betrachtende System bestehe nun aus einer weissen DIN-A4-Seite. Dieses System wird nun nach einem allgemeinen Verfahren (Texteingabe, Ausdruck) in ein System verwandelt, wo das weisse Papier zu ca. 30% mit schwarzer Farbe bedeckt ist. Bei näherer Betrachtung ergibt sich, dass es sich um den Ausdruck eines Textes handelt. Wo ist da die mathematische Vorschrift? Der dem Veränderungsprozess zu Grunde liegende Algorithmus ist für einen Menschen formuliert.

Ich verstehe deine Frage nicht ganz. Ich werde versuchen sie trotzdem zu beantworten.
Das Ausdrucken des Textes ist ein rechnerischer und algorithmischer Vorgang.
Der Algorithmus wurde allerdings auf nichtalgorithmische Weise von einem Menschen kreiert.
Das Verstehen des Textes ist nun wieder ein nichtalgorithmischer Vorgang.
Der Gesamtvorgang ist nichtalgorithmisch. Das Ausdrucken des Textes allerdings schon. Der Mensch hat dem Roboter ja eine rechnerische Anweisung gegeben.

Gruß, Sky.
 

Sky Darmos

Registriertes Mitglied
Hallo Rolf!

Ich komme heute wohl nicht mehr dazu meinen (handschriftlichen) Text über Bewusstsein weiterzuschreiben. Aber wahrscheinlich werd ich es nicht lassen können und erst um 7 Uhr (nachts/morgens/egal..) schlafen!
Nun gut, ich hab ja Zeit...

Rolf Köhne schrieb:
Ja genau, das ist geklärt.

Freut mich das sich das ganze geschreibsel gelohnt hat.

Rolf Köhne schrieb:
Mir ist aber 3a und 4a wichtig, weil wir dann auch über Selbstorganisation, Synergetik, Emergenz und komplexe Systeme reden können, ohne uns dauernd misszuverstehen.

Wir können 3a und 4a einbeziehen, wenn wir uns darauf einigen dass es sich dabei nur um quasi-3a und quasi-4a handelt.

Rolf Köhne schrieb:
Ich nehme mal deine Erklärung mit den Quanteneffekten als Arbeitshypothese an. Damit ist doch aber nur erklärt, was beim Denken im Gehirn passiert. Du räumst dem Bewußtsein die Möglichkeit der Rückwirkung auf den physikalischen Prozess ein. Ok. Aber nach welchen Kriterien entscheidet das Bewußtsein, was kommt dabei heraus, welche Folgen entstehen für den nächsten Denkprozess? Das sind jetzt die spannenden Fragen!

Ich hätte nicht gedacht dass ich in diesem Forum noch dazu komme mich diesen Fragen zuzuwenden. Zu sehr war ich damit beschäftigt mich mit Epiphänomenalisten herumzuschlagen. Nun, gut. Ich denke ich werde hier auch keine allzu großen Schwierigkeiten haben einen Standpunkt zu vertreten der in etwa meiner Theorie entspricht. Solche Schwierigkeiten würden erst auftauchen wenn wir bei Feinheiten ankommen, von denen wir jetzt noch sehr weit entfernt sind.

Rolf Köhne schrieb:
Aber nach welchen Kriterien entscheidet das Bewußtsein

Das Bewusstsein ist keine Einheit wie du sie dir vielleicht vorstellst. Es gibt zu jedem Zeitpunkt ein neues Bewusstsein. Das war auch das allererste Thema hier in diesem Thred. Mein Ich von vor einer Stunde ist strenggenommen genauso eine andere Person wie mein ich von vor 5 Jahren oder irgendeine andere Person. Ich setze mentale Ereignisse mit Kollapsereignissen in den Mikrotubuli gleich. Ich weiss nicht welcher Wert genau aus meinem Kollapskriterium folgt, aber ich schätze mal dass er gut mit der Kollapsrate die Hameroff anhand des OR-Kriteriums gefunden hat übereinstimmt. Das wären 40 Kollapsereignisse pro Sekunde. Man könnte somit sagen dass 40 mentale Zustände pro Sekunde vom Gehirn "empfangen" werden. Wenn man es radikal ausdrücken wollte, könnte man sagen, 40 verschiede Bewusstseine wirken pro Sekunde auf das Gehirn ein. Nun, wir stellen uns vor dass das Gehirn einen Geisteszustand erzeugt (Das "Wie?", gehört zu den entfernten Feinheiten). Wenn wir die Theorie von Popper zugrunde legen, dann können wir sagen dass der Geisteszustand nun mit Welt 3 interagiert. Sie ist eine Welt immaterieller verstandesartiger Dinge. Produkte des menschlichen Geistes (der Zusatz "menschlich" stammt von Popper nicht von mir ;) ).
Durch diese Interaktion verändert sich der Geist und es entsteht ein neuer Geisteszustand. Dieser veränderte Geist wirkt nach 1/40 Sekunde wieder auf das Gehirn ein. Dann ruft das Gehirn einen neuen Geisteszustand hervor der weiter mit Welt 3 interagiert. So steuert der Geist die Gedanken langsam in eine bestimmte Richtung. Das funktioniert aber nur wenn man mit der Umwelt interagiert, so dass das Gehirn die Inputs erhällt die eine Anpassung an den Geist erleichtern. Hier kommt die Rückkopplung durch die Umwelt ins Spiel. Sie wird von Popper ganz besonders hervorgehoben. Etwa in seinen auf Tonband aufgezeichneten Dialogen mit Eccles, die in "Das Ich und sein Gehirn" wiedergegeben sind.

Rolf Köhne schrieb:
was kommt dabei heraus

In erster Linie eine holistische Wahrnehmung. Lebewesen mit Bewusstsein können auf Eigenschaften ihres gesamten Gesichtsfeldes reagieren, wärend unbewusste Wesen nur auf Lokale Eigenschaften reagieren können - das Beispiel mit dem Frosch nannte ich ja.

Andererseits können so Eigenschaften von Welt-3-Obejekten erfasst werden.

Rolf Köhne schrieb:
welche Folgen entstehen für den nächsten Denkprozess?

Das "Material" im Gehirn-Speicher und in Welt 3 nimmt, durch die Interaktion des Gehirns mit der Umwelt und der Interaktion des Geistes mit Welt 3 zu.

Schöne Grüße,
Sky.

PS: Das sind natürlich alles nur grobe umschreibungen meiner Vorstellungen.
 
Zuletzt bearbeitet:

Rolf Köhne

Registriertes Mitglied
Definitionen überarbeitet

Hallo Sky,

jetzt verstehen wir uns endlich!

Ich habe unsere "Definitionen" überarbeitet und in einem neuen Thema zur allgemeinen Debatte bereitgestellt. Dabei habe ich die Definition für "rechnerisch" etwas strikter gefasst, wodurch das "quasi-" vor 3a/4a entfällt. Wichtig war mir noch, die Nummerierung zu ändern, weil 3b aus qualitativen Gesichtspunkten hinter 4a gehört. Schau's dir an.

mfg
Rolf
 

Rolf Köhne

Registriertes Mitglied
Sky schrieb:
Es gibt zu jedem Zeitpunkt ein neues Bewusstsein.

Volle Zustimmung. Ich habe auch den Anfang dieses Threads gelesen. Ich jetzt bin ein anderer als gestern. Aber es nützt nichts, mich zu klonen. Ein Klon von mir wäre ich vor 53 Jahren, weil mein Bewußtsein nicht geklont werden kann.

Sky schrieb:
Nun, wir stellen uns vor dass das Gehirn einen Geisteszustand erzeugt (Das "Wie?", gehört zu den entfernten Feinheiten). Wenn wir die Theorie von Popper zugrunde legen, dann können wir sagen dass der Geisteszustand nun mit Welt 3 interagiert. Sie ist eine Welt immaterieller verstandesartiger Dinge. Produkte des menschlichen Geistes (der Zusatz "menschlich" stammt von Popper nicht von mir

Das muss m.E. genauer gefasst werden.
Das Gehirn erzeugt ja ständig einen neuen Geisteszustand durch Interaktion mit dem alten Geisteszustand und den Umwelteindrücken. Dass passiert beim Essen, beim Arbeiten usw. Da kommt dann meisst nicht viel Neues bei raus.
Wenn wir aber lesen, Nachdenken oder mit anderen Kommunizieren, treten wir in Interaktion mit einem System, dass Poppers Welt 3 entspricht, dass ich aber gemäß unserer Systematik nun als ein System der Kategorie 6, als von Menschen bewußt selbstorganisiertes kulturelles System betrachte. Kultur verstehe ich dabei als allgemeinen Oberbegriff, wozu auch Wissenschaft, Moral, Weltanschauungen etc. gehört.

Sky schrieb:
Andererseits können so Eigenschaften von Welt-3-Obejekten erfasst werden.
Da fehlt mir die Argumentation, warum das mit holistischer Wahrnehmung zu tun haben soll.

Sky schrieb:
Das "Material" im Gehirn-Speicher und in Welt 3 nimmt, durch die Interaktion des Gehirns mit der Umwelt und der Interaktion des Geistes mit Welt 3 zu.
Ich hoffe, dass wir darüber einig sind, dass die Interaktion zwischen Bewußtsein und kulturellem System immer über materielle Träger und durch kommunikatives Handeln wie Lesen, Schreiben, Reden und Hören erfolgt.

mfg
Rolf
 

Sky Darmos

Registriertes Mitglied
Rolf Köhne schrieb:
Volle Zustimmung. Ich habe auch den Anfang dieses Threads gelesen. Ich jetzt bin ein anderer als gestern. Aber es nützt nichts, mich zu klonen. Ein Klon von mir wäre ich vor 53 Jahren, weil mein Bewußtsein nicht geklont werden kann.

Es hat ganz schön lange gedauert Hector davon zu überzeugen.
Das Resultat aus Gödels Satz hat er übrigens nie akzeptiert.
Er war Anhänger der KI. Ich hab ihm dann bewiesen dass der KI-Standpunkt genaugenommen mit dem Panpsychismus identisch ist. Als ihm alle Gegenargumente fehlten hat er aufgegeben und das ganze Thema beendet. Er hat jedoch nie zugegeben dass es keine KI geben die höhergestellt ist als der Mensch.

Rolf Köhne schrieb:
Das muss m.E. genauer gefasst werden.

Wie gesagt das sind nur grobe umschreibungen meines Standpunktes - ich will ja nicht meine Theorie veröffentlichen.

Rolf Köhne schrieb:
Das Gehirn erzeugt ja ständig einen neuen Geisteszustand durch Interaktion mit dem alten Geisteszustand und den Umwelteindrücken. Dass passiert beim Essen, beim Arbeiten usw. Da kommt dann meisst nicht viel Neues bei raus.

Doch, eine holistsche Wahrnehmung der Umwelt. Ohne Bewusstsein ist man zu nichts in der lage! Bitte befasse dich mit dem Aspect der holistischen Wahrnehmung. Ich hab diesen Punkt schon einige male erwähnt.

Rolf Köhne schrieb:
Wenn wir aber lesen, Nachdenken oder mit anderen Kommunizieren, treten wir in Interaktion mit einem System, dass Poppers Welt 3 entspricht,

Das ist Poppers Welt 3 absolutistisch finde, weil sie den Menschen über alles stellt hab ich ja schon gesagt.

Rolf Köhne schrieb:
Da fehlt mir die Argumentation, warum das mit holistischer Wahrnehmung zu tun haben soll.

Nun, die neurale Maschinerie reagiert auf retinale Inputs, so dass es sie zerlegt und einzeln analysiert. Die Neuronen sind dabei in sogenannten Kolumnen organisiert. Dabei feuert ein bestimmtes Neuron nur dann wenn eine bestimmte riesige Gemeinschaft an Neuronen feuert. Das Feuern dieses Neurons bedeutet dann, dass ein bestimmtes Muster erkannt wurde. Die Neuronen der Kolumneren Anordnung feuern weil Dinge Linien aus einer bestimmten Region des retinalen Bildes bestimmte Eigenschaften hatten. Wenn nun alle Eigenschaften zusammenkommen die nötig sind damit das nächste Neuron feuert, wenn also alle Neuronen aus der Kolumne feuern, dann wurde ein bestimmtes Muster erkannt. Sagen wir mal eine Anordnung aus drei hellen Linien die ein Dreieck bildet. Nun könnte die erkennung eines solchen Musters irgendeinen Mechanismus auslösen, der zu einer bestimmten Reaktion des Lebewesens führt. Das Lebewesen würde damit auf etwas reagieren dass es an einem einzigen lokalisierten Ort seines Gesichtsfelds gesehen hat.
Nun kann man damit alle Handlungsweisen erklären wo ein lebewesen auf eine lokale gegebenheit in seinem Gesichtsfeld reagiert.
Nun, sind uns aber all der Dinge Bewusst die wir um uns herum sehen. Unser Bewusstsein zu jedem Zeitpunkt bildet eine Einheit. Wie kann das sein wenn das retinale Bild in tausend Stücke zerhackt wird. Es gibt kein Zentrum wo alles wieder zusammenläuft (Rene Desecrates vermutete dass das tatsächlich in der Zwirbeldrüse passiert, da diese nur einmal im Gehirn vorkommt). Es gibt auch keine Neuronen die dann Feuern wenn man seine Großmutter sieht. Es gibt auch keine Neuronen die Feuern wenn man einen Flughafen sieht. Das wären ja dann Flughafenneuronen! Kurzum es gibt keine Neuronen die auf globale Eigenschaften des retinalen Bildes reagieren können. Durch die Merkmalserkennungsneuronen werden die einzelnen Teile analysiert wodurch es uns auch ermöglicht wird räumlich zu sehen. Wenn wir uns etwa eine unmögliche Drei-Balken-Konstruktion ansehen dann analysieren die Neuronen die einzelnen Teile und vermitteln einem dadurch dass es sich um etwas räumliches handeln muss. Unser Bewusstsein ist aber aus der Interaktion all dieser Neuronen entstanden und hat ein Gesamtbild. Es erkennt dass die Konstruktion niemals etwas im Raum sein kann. Trotzdem vermögen wir nicht, das was uns die Merkmalserkennungsneuronen vorgaukeln abzuwehren. Wir können unmögliche Objekte, nicht einfach blos als Linien auf einem Blatt Papier betrachten sondern haben immer einen räumlichen Eindruck.
Unser emotionaler Zustand wird von allem bestimmt was zu sehen ist, nicht nur von einer kleinen Region. Man kann sich vorstellen dass aus der Interaktion aller Merkmalserkennungsneuronen ein Bewusstsein des Bildes entsteht. Dieses verändert den emotionalen Zustand des Bewusstseins. Durch Einwirkung auf regionen um den Mandelkern kann diese emotionale Veränderung des Bewusstseins wieder vom Gehirn "empfangen" werden. Das ist durch die neurale Maschinerie nicht erklärbar.

Rolf Köhne schrieb:
Ich hoffe, dass wir darüber einig sind, dass die Interaktion zwischen Bewußtsein und kulturellem System immer über materielle Träger und durch kommunikatives Handeln wie Lesen, Schreiben, Reden und Hören erfolgt.

Ja, das hab ich ja schon gesagt. Wir können keine tieferen Eigenschaften einer Theorie erkennen ohne von der Theorie gelesen zu haben. Da stoßen wir aber schon auf Schwachpunkt der 3-Welten-Theorie. Wenn jemand die natürlichen Zahlen einführt dann werden auch all ihre Eigenschaften teil von Welt 3 und können anschließend erfasst werden. Doch was bestimmt dann was alles zu welt 3 gehört. Führt man Natürliche Zahlen ein, so könnten all ihre Beziehungen untereinander die ganze Mathematik in Welt 3 einführen.
Ähnlich könnten die Beziehungen von RT und QT die ganze Quantengravitation in Welt 3 einführen. Aufgrund dieses und ähnlicher Probleme, dient uns Poppers Welt 3 hier nur als "Werkzeug". Du solltest sie in der Form nicht allzu ernst nehmen.

Schöne Grüße,
Sky.
 

Sky Darmos

Registriertes Mitglied
Orientierungshilfe für dieses Thread!

Hallo an alle,

Ich werd hier mal eine Übersicht über das Thread schreiben - zur besseren Orientierung:

Die Diskussion beginnt mit Hector42. Das erste Thema ist die Frage was passieren würde wenn ich mich kopieren könnte. Für Hector stellte das ein Problem dar, denn er glaubte an die Absolute Identität, d.h. daran dass er immerrnoch die selbe Peron ist wie in der Vergangenheit. Ich argumentiere, dagegen und erkläre dass Bewusstsein keine Entität in dem Sinne ist, dass auf fundamentaler Ebene irgendetwas absolut gleich bleibt wenn ich mich verändere. In Beitrag 20 ändert Hector seinen Standpunkt und meint, es gäbe wohl doch keine absolute Identität.

In Beitrag 21 erkläre ich inwiefern, unsere geistigen Sinneswahrnehmung, das was philosophen als die Qualia bezeichnen, ein tiefes Rätsel darstellt.

In Beitrag 25 gibt es ein sehr grobes Kategorisierungsschema für Standpunkte zum Geist-Gehirn-Problem.

Der Wichtigste Beitrag des ganzen Threads ist Beitrag 36. Hier habe ich den formalen Beweis dafür aufgeschrieben dass menschliches Denken nicht völlig algorithmisch sein kann.

Beitrag 45 enthält das Gedankenexperiment "Das chinesische Zimmer" von John Searle. Im Anschluss geht es darum dass ich nicht einfach sagen kann "ich bin informationsverarbeitend darum habe ich bewusstsein. Es geht um die relativität von Information. Hier wird auch gezeig dass der Standpunkt der KI, also dass Bewusstsein allein dadurch entsteht dass Rechenapperate sehr komplizierte berechnungen durchführen, im Grunde mit dem Panpsychismus identisch ist - vor allem in Beitrag 53. Die Diskussion mit Hector endet mit 60. Hier gesteht er ein dass es keine Gegenargumente mehr dazu gibt dass KI den Panpsychismus beinhaltet.

Ab Beitrag 62 beginnt eine Diskussion mit Bynaus. Er ist ein radikaler Materialist. Der radikalste der sich in dem ganzen Thread zu Wort gemeltet hat. Für radikale Materialisten sind Gefühle und Bewusstsein nichts objektiv existentes. Wir glauben lediglich dass wir das haben, aber in Wirklichkeit ist da nur das Feuern von Neuronen. Bewusstsein ist nach diesem Standpunkt ein Epiphänomen, d.h. wenn wir keine Gefühle hätten, kein Geist in unseren Gehirnen stecken würden, dann würden wir genauso handeln wie wir jetzt handeln. Dieser Standpunkt ist meinem krass entgegengesetzt.
Die Diskussion endet bei Beitrag 76. Hier behauptete Bynaus dass wir nicht wissen ob sich Gödels Satz in der Natur anwenden lässt. Ich erkläre ihm dass es sich um einen mathematischen Beweis handelt und es egal ist wie eine Rechenmaschine konstruiert ist, wenn sie eine Rechenmaschine ist dann wird sie keinen Mathematiker simulieren können, der neue Sätze beweist.

Im Anschluss gebe ich eine übersicht über alle mir bekannten Geist-Gehirn-Theorie/Philosophien. Ich habe die Auflistung sehr formal in Form von Symbolen durchgeführt, die die Eigenschaften der jeweiligen Theorie beschreiben sollen. Die Liste ist in Beitrag 78 und 79 zu finden.

Dannach meltet sich Amalthea zu wort. Allerding weichen wir hier sehr vom Geist-Gehirn-Problem, und wissenschaft allgemein ab. Vertico schreibt auch ein paar Beiträge.

Auch ein sehr wichtiger Beitrag ist 114. Hier wird Gödels Satz in einer EInfachen Form ohne Turingmaschinen wiedergegeben.

In 130 und 131 gibt es eine kleine Sammlung von Beiträgen.

Dannach folgt die unfruchtbare Diskussion mit Rolf Köhne. Er behauptet lediglich komlexe System würden den Schluss Denken wäre nichtalgorithmisch zunichte machen und dass meine Standpunkt unsinn wäre (gegen Ende ändert er seine Meinung jedoch).

In diesen Beiträgen sind besonder hervorzuheben: 154, 155 und die Beiträge 185 bis 189 (die ich alle am Stück geschrieben habe). Sie gehen auch auf einige Neurobiologische Details ein, auf die ich oft nicht eingehen konnte da die meisten Standpunkte zu materialistisch waren oder die Diskussion nicht so weit führte.

Was unter Nichtalgorithmisch zu verstehen ist, wird denke ich in Beitrag 193 sehr deutlich, wo ich sehr ausführlich darauf eingegangen bin.

Ich hoffe diese Zusammenfassung stellt eine gute Orientierungshilfe dar.

SKY
 
Zuletzt bearbeitet:

komet007

Registriertes Mitglied
Orientierunghilfe? Hilfe! Da soll noch einer durchblicken? Ich weiß nicht, ob man sich die Mühe machen soll, über ein so komplexes Thema überhaupt zu diskutieren. Vielleicht sollte man sich in diesem Forum nicht auch noch mit Neurowissenschaft befassen. Denkt ihr nicht, dass ihr Euch da ein wenig vom eigentichen Sinn dieses Forums entfernt? :confused: ...und Sky, woher nimmst du eigentlich die Zeit alles zu dokumentieren, machst du das hauptberuflich?
 

Sky Darmos

Registriertes Mitglied
komet007 schrieb:
Orientierunghilfe? Hilfe! Da soll noch einer durchblicken?

Ein Thread mit über 200 Beiträgen muss ja zwangsweise schwer zu durchschauen sein. Ich dachte dass das durchaus eine Orientierungshilfe sein könnte.

komet007 schrieb:
Ich weiß nicht, ob man sich die Mühe machen soll, über ein so komplexes Thema überhaupt zu diskutieren.

Wenn dich das Thema nicht sonderlich interessiert musst du dich ja auch nicht damit befassen. Das Geist-Gehirn-Problem gehört eben zu meinen wissenschaftlichen Hauptinteressen.

komet007 schrieb:
Vielleicht sollte man sich in diesem Forum nicht auch noch mit Neurowissenschaft befassen. Denkt ihr nicht, dass ihr Euch da ein wenig vom eigentichen Sinn dieses Forums entfernt?

Nicht mit Neurowissenschaft befassen? Quantenneurobiologie sollte das zentrale Thema des Threads sein! Zu diesem Thema komme ich allerdings in diesem Thread nicht oft, da es viele Materialisten gibt, die meine Ansicht, nicht Teilen dass globale Quantenkohärenz eine zwingende Vorraussetzung für Bewusstsein darstellt.

komet007 schrieb:
...und Sky, woher nimmst du eigentlich die Zeit alles zu dokumentieren, machst du das hauptberuflich?

Das dokumentieren hat ja nur ne Stunde gedauert. Vielleicht meinst du, warum ich so viel Zeit zum Beiträge schreiben hab. Naja, ich mach halt gerade nur Fernschule und die letzten Tage war ich auch daheim weil ich ne leichte Verletzung vom Skateboarden hatte. Ich werd jetzt aber mal losgehen skaten.
Malen und Sk8en sind mir übrigens ebenso wichtig wie Physik oder eben das Thema Bewusstsein.

Schöne Grüße, Sky.
 

Rolf Köhne

Registriertes Mitglied
Das Geist-Gehirnproblem

Hallo,


Bewusstsein wird als die Fähigkeit verstanden, zu erleben, im engeren Sinne zu erkennen und damit auch kraft Beobachtung, Urteil und Verhalten sich selbst im Kontrast und in seiner Beziehung zu seiner Umwelt wahrzunehmen (siehe auch Selbstbewusstsein) und sich als Individuum zu verstehen. Ein naturwissenschaftliches Verständnis des Bewusstseins liegt nicht vor. Selbst eine allgemein anerkannte präzise Definition von Bewusstsein ist bisher nicht gelungen. (Wikipedia)

Es gibt drei empirisch beoabbachtbare Tatsachen:
1.) Das Bewusstsein ist noch nicht in den Anfängen des Lebens, in den Einzellern, vorhanden. Es ist aber bei höheren Lebewesen wie den Menschen zu finden. Es muss sich also irgendwo dazwischen im Laufe der Evolution entwickelt haben. Das unbewusste Denken ist älter als das bewusste Denken.
2.) Das Bewusstsein ist noch nicht in der befruchteten menschlichen Eizelle vorhanden. Es ist aber in einem gesunden, wachen erwachsenen Menschen zu finden. Irgendwo dazwischen muss es sich gebildet haben.
3.) Das Bewusstsein erlischt mit dem Tod des menschlichen Gehirns. Es muss daher eine Funktion des Gehirns sein.

Eine Theorie des Bewusstseins, also eine Lösung des Geist-Gehirn-Problems, muss erklären können, warum sich Bewusstsein im Laufe der Evolution entwickelt hat. Sie muss erklären können, wie das Bewusstsein in der frühen Kindheit entsteht und sich im Laufe des Erwachsenwerdens entwickelt. Und eine Theorie des Bewusstseins muss die Vorgänge im Gehirn klären können.

Über die Vorgänge im Gehirn hat die Neurobiologie zwar einige Erkenntnisse gewonnen, eine genaue Erklärung gibt es aber noch nicht. Man kann zwar darüber spekulieren (wie z.B. Penrose), aber es bleibt eben eine Spekulation. Um in der Klärung der anderen Fragen trotzdem voranzukommen, ist es nützlich, dass Gehirn als "Black Box" zu betrachten. Man kann deshalb zunächst allgemein formulieren, dass das Bewußtsein zum Zeitpunkt T eine Ausgangsgröße des Gehirns ist, die aus zwei Eingangsgrößen gebildet wird: den Umweltinformationen und dem Bewusstsein unmittelbar vor dem Zeitpunkt T.

Da wir momentan nur das System Gehirn und Bewusstsein betrachten, meint "Umwelt" nicht nur die Umwelt des zum Bewusstsein zugehörigen Menschen, sondern auch den Organismus dieses Menschen. Das ist aber nicht sinnvoll, da Organismus, Gehirn und Bewußtsein untrennbar den Menschen ausmachen. Wir klammern daher den Organismus aus der Umwelt aus. Damit hat das Gehirn eine dritte Eingangsgröße - die Informationen vom Organismus. Ferner gilt es zu berücksichtigen, dass der Mensch nicht nur denkt, sondern auch handelt; also wiederum auf seine Umwelt einwirkt. Wir kommen damit zu folgendem Blocksdiagramm

Input ---+----> Gehirn ----+----> Output--->Umwelt---+--neuer Input->
.............|.......................|............ ..........................|
.............+-<--- Geist <---+......................................|
.............|.................................... ..........................|
.............+-<-Organismus---<--------------------------+

Nun wenden wir uns der Frage zu, wie Bewusstsein im Laufe der Evolution bei höheren Lebewesen entstanden sein könnte. Für Lebewesen ist es wichtig zu wissen, wie sie zu Nahrung kommen und wie sie Gefahren vermeiden können. Es ist deshalb nützlich, wenn sie lernen und Erfahrungen sammeln können. Lebewesen können dann die Umweltiformation mit gespeicherten Informationen vergleichen und daraus ihr Handeln ableiten. Erfahrungen reichen aber nicht, um in neuen Situationen bestehen zu können. Auch führt die Summe möglicher Erfahrungen zu einem "Speicherplatzproblem". Es ist deshalb ein Selektionsvorteil, wenn Lebewesen Theorien entwickeln können.

Theorieentwicklung bedeutet, die Umwelt in einzelne Systeme zu differenzieren, die Wechselwirkungen dieser Systeme untereinander zu beobachten und daraus abzuleiten, wie ein einzelnes System generell auf Wechselwirkungen reagiert. Im Zuge dieses Differenzierungsprozesses lernt ein solches Theoriebildendes Lebewesen, sich selbst als ein System zu verstehen, dass mit seiner Umwelt in Wechselwirkung tritt. Es wird sich seiner selbst bewußt und kann über sich selbst eine Theorie bilden.

Damit aus einer Theorie über das Verhalten anderer Systeme eine Handlung abgeleitet werden kann, braucht ein theoriebildendes Lebewesen Bewertungsmaßstäbe. Es muss wissen, was "Nützlich" ist. Diese Bewertungsmaßstäbe ergeben sich zunächst aus den allgemeinen Bedürfnissen des eigenen Organismus nach Essen, Trinken, Wärme, Wohlbefinden. Auch hier setzt, wenn die Möglichkeit besteht, ein Differenzierungsprozess ein. Aus allgemeinen objektiven Bedürfnissen entstehen subjektive Bedürfnisse; z.B. nach Schmackhaften Essen. Was ihm schmeckt, definiert einn bewusstes Lebewesen für sich selbst. Es entsteht freier Wille.

Mit den beiden vorgenannten Absätzen ist zugleich höchst allgemein beschrieben, wie sich Bewusstsein im Verlaufe des Lebens entwickeln kann. Es muss die Umwelt differenzieren und verstehen lernen und dabei sich selbst als existent erkennen können. Wenn wir (grausam!) ein zu Bewusstsein fähiges Lebewesen in einen dunklen Brutkasten stecken und es künstlich am Leben halten, kann ein solches Lebewesen kein Bewusstsein entwickeln, weil es nicht mit der Umwelt differenziert wechselwirken kann.

Um den Bewusstseinsbildungsprozess von Menschen verstehen zu können, ist es zwingend erforderlich, die Rolle von Sprache und Gehör mit in die Überlegungen einzubeziehen. Menschen können sich wesentlich differenzierter als andere Lebewesen untereinander verständigen. Dies ist zunächst nur eine körperliche Fähigkeit. In einem langwierigen historischen Prozess ist daraus Sprache entstanden - ein wohlgeordnetes System von Begriffen, nach denen die Umwelt differenziert wird. Sprache befördert die Theoriebildung enorm - und sie verkürzt den Lernprozess bei der Entstehung des Bewusstseins heranwachsender Menschen.

Mit der Sprache entsteht wiederum im Evolutionsprozess etwas völlig neues - ein geistiges System - die Kultur. Menschen können ihr Wissen über Generationen hinweg weitergeben und vermehren. Sie entwickeln mit Schrift und Zahlen (Rechnen) neue Kulturtechniken. Damit kann wiederum Kultur immer gesicherter weitergegeben werden. Wissenschaft, wozu auch die Mathematik gehört, entwickelt sich.

Wir können deshalb festhalten: Das Gehirn eines Menschen ist die materielle Einheit, die das Entstehen von Bewusstsein ermöglicht. Das "Wie" ist noch nicht genau bekannt. Der Inhalt des Bewusstseins ergibt sich aber wesentlich aus der Kommunikation mit anderen Menschen, aus der Erfassung der Kultur der Menschheit und aus der Wechselwirkung mit der übrigen Umwelt. Wenn es heute also kluge Mathematiker gibt, die logisch denken können, dann deshalb, weil sie es gelernt haben. Weder das Gehirn noch das Bewusstsein "an sich" haben einen Zugang zur Logik.

mfg
Rolf
 

Sky Darmos

Registriertes Mitglied
Rolf Köhne schrieb:
Ein naturwissenschaftliches Verständnis des Bewusstseins liegt nicht vor.

Doch, siehe die Experimente von Libet (Buchtipp: "Mind Time") oder die Hinweise die Hameroff auf Quantenkohärenz in Mirkotulbuli gefunden hat (Siehe auch http://www.quantumconsciousness.org/). Oder eben die Ergebnisse von Gödel (Beitrag 36 und 114 sind hier wichtig). Auf der Schiene von Standpunkt C (der vor allem in Beitrag 36 begründet wird) kann man sehr weit kommen, wie ich in diesem Thread versuche zu zeigen (die Standpunkt A,B,C und D sind in Beitrag 25 erklärt).

Rolf Köhne schrieb:
Selbst eine allgemein anerkannte präzise Definition von Bewusstsein ist bisher nicht gelungen.

Ich bin der Ansicht dass eine präzise Definition nur im Rahmen einer Theorie möglich ist die Sagt was Bewusstsein tut, und ihm nicht jede Aktive Rolle abspricht - es also nicht als ein Epiphänomen abtut. Nach der viel häufiger Vertretenen Ansicht, Bewusstsein wäre nur eine Nebenerscheinung von Hirnprozessen, ist gar keine Definition möglich. Man kann Dinge nur darüber definieren was sie tun.

Rolf Köhne schrieb:
Es gibt drei empirisch beoabbachtbare Tatsachen:
1.) Das Bewusstsein ist noch nicht in den Anfängen des Lebens, in den Einzellern, vorhanden.

Jede Empirische Beobachtung setzt eine Theorie vorraus. Das hat auch Einstein besonders schön in einer Debatte mit Bohr formuliert. Es kommt darauf an wie man Bewusstsein definiert. Die Panpsychisten definieren es gar nicht (bilden sich aber ein das zu tun) und sagen einfach alles hätte Bewusstsein (die verschiedenen Geist-Gehirn-Philosophien finden sich in Beitrag 78 und 89). Selbst jedes Teilchen sollte ein Elementarbewusstsein haben. Das ist zwar besonders einfach, bringt aber keinerlei Definitionen oder Vorhersagen die man Beobachten könnte. Es werden einfach alle grundlegenden Aspekte des Bewusstseins ignoriert. Etwa steht die Tatsache das Bewusstsein hochgradig nichtlokal ist im krassen widerspruch zum panpsychistischen Begriff des Elementarbewusstseins (zur Nichtlokalität siehe z.B. Beitrag 208).

Rolf Köhne schrieb:
Es ist aber in einem gesunden, wachen erwachsenen Menschen zu finden. Irgendwo dazwischen muss es sich gebildet haben.

Wann die ersten Anzeichen von Bewusstsein, gemäß meiner Definition, sich zeigen, habe ich ja schon ein paar Beiträge weiter oben geschrieben.

Rolf Köhne schrieb:
3.) Das Bewusstsein erlischt mit dem Tod des menschlichen Gehirns. Es muss daher eine Funktion des Gehirns sein.

Damit dieser Satz eine logische Schlussfolgerung ist, musst du ihn umkehren. Es muss lauten: "Das Bewusstsein ist eine Funktion des Gehirns, daher muss es mit dem Tod erlöschen". Oder in den Worten von Penrose:
"Wenn "Geist" völlig außerhalb jedes physikalischen Körpers existiert, ist es schwer einzusehen, warum sich sehr viele Geistige Eigenschaften sehr genau mit Eingenschaften des Gehirns in Verbindung bringen lassen."

Rolf Köhne schrieb:
Eine Theorie des Bewusstseins, also eine Lösung des Geist-Gehirn-Problems, muss erklären können, warum sich Bewusstsein im Laufe der Evolution entwickelt hat.

Wie gesagt bring Bewusstsein so wie ich es definiert habe einen enormen Selektionsforteil, und das selbst für eher primitive Lebensformen. Bewusstsein muss also schon recht früh in der Evolution vorhanden gewesen sein. Wie Eccles meine ich auch dass es zusammen mit der visuellen Wahrnehmung entstanden sein könnte - oder kurz darauf.

Rolf Köhne schrieb:
Man kann zwar darüber spekulieren (wie z.B. Penrose), aber es bleibt eben eine Spekulation.

Es gibt schon einige Hinweise auf die richtigkeit der Spekulationen von Penrose und Hameroff. Hierzu mal ein älterer Beitrag von mir (21.4.05):

"Der Physiker Herbert Fröhlich vermutete dass in biologischen Systemen kollektive Quanteneffekte eine Rolle spielen könnten. 1968 behauptete er schließlich dass biologische Quantenkohärenzphänomene zu aktiven Schwingungen führen sollten die eine Resonanz mit Mikrowellenstrahlung von 10^11 Hertz haben. Die Frequenzen die Fröhlich für seine kollektiven Quantenschwingungen vorhersagte, wurden durch die Beobachtungen von Grundler und Keilmann 1983 bestätigt - sie liegen im Bereich von 5*10^10 Hertz, und entsprechen genau dem was Hameroff und seine Kollegen als Schaltzeit der Tubulin-Dimere berechnet haben. Wenn Fröhlichs Quantenschwingungen wirklich innerhalb der Mikrotubuli ablaufen, ist das ein deutlicher Hinweis für eine starke Kopplung zwischen den beiden Prozessen. Somit wären die Berechnungen entlang der Mikrotubuli-Röhre ebenfalls quantenmechanisch.
Die Berechnungen mit denen die Mirkrotubuli befasst sind stören die Umwelt dann am meisten wenn sie über die MAP-Brücken von einem Mirkotubulus zum nächsten übertragen werden. Nach der Lösung des Messproblems von Penrose hängt es von der Größe der Massenverschiebung ab, ob der Quantenzustand kollabiert und die Berechnung wieder klassisch wir. Die Störung dürfte jedoch hinreichend klein sein, so dass es nicht gleich zur Reduktion des Quantenzustands kommt. Es ist wichtig sich klar zu machen dass die Lösung des Messproblems von Penrose nicht die einzige sein muss die so umfassende Quantenkohärenz im Gehirn zulässt."

Rolf Köhne schrieb:
dass das Bewußtsein zum Zeitpunkt T eine Ausgangsgröße des Gehirns ist

Man kann nicht erwarten dass sich diese Form von Formalisierung einfach so im nichtmateriellen Anteil der Realität fortsätzen lässt. Das wäre etwas naiv.

Rolf Köhne schrieb:
Es ist deshalb ein Selektionsvorteil, wenn Lebewesen Theorien entwickeln können.

Wie schon Popper sagte, es gibt keine Sinnesdaten. Alles muss interpretiert werden. Genau das leistet das Bewusstsein. Auch unser räumliches Sehen beruht darauf. Aber ohne Herumzugehen und etwas zu tun, kann es sich nicht entwickeln. Wenn man die "Theorie entwickelt hat dass etwas so und so weit weg ist, dann muss man hingehen können um zu schauen ob die Einschätzung richtig war. Es gab ein Fall bei dem ein von Geburt an Blinder durch eine Operation wieder das Augenlicht erlangte. Er konnte dann zwar sehen, aber er konnte nichts mit seinen retinalen Inputs anfangen. Für ihn waren es keine Sinnesdaten. Sie waren völlig uninterpretiert. Wenn man ihm einen Ball zeigte und ihn fragte welche FOrm er hat, dann antwortete er mit der Frage, "Kann ich ihn berühren, dann kann ich es sagen". Er hat den Ball vor sich gesehen, aber er wusste nicht das zu interpretieren was er gesehen hat. An diesem Beispiel sieht man das räumliches sehen alles andere als trivial ist und auch erst gelernt werden muss.

Rolf Köhne schrieb:
Was ihm schmeckt, definiert einn bewusstes Lebewesen für sich selbst. Es entsteht freier Wille.

Die Estetischen Werte entstehen dabei auch erst durch die Erfahrung. Etwas mit dem man schlechte erfahrungen hat, nimmt man zugleich anders war als jemand der gute Erfahrungen damit gemacht hat. Wenn man z.B. ein Musikstück beschreiben soll bringt man es sogleich mit dingen in Verbundung mit denen es in der Vergangenheit auftrat. Niemand würde auf die Idee kommen Reggea mit Schnee, Regen und Weihnachtsstimmung in Verbindung zu bringen. So benutzen wir um Musik zu beschreiben stehts Erfahrungen aus unserer Vergangenheit und merken das wir kein "Ding an sich" beschreiben. Wie Immanuel Kant schon sagte, können wir nichts über die "Dinge an sich" sagen. Sondern nur etwas darüber, wie sie sich äußern und mit was man sie in Verbindung bringen kann.

Rolf Köhne schrieb:
Wenn wir (grausam!) ein zu Bewusstsein fähiges Lebewesen in einen dunklen Brutkasten stecken und es künstlich am Leben halten, kann ein solches Lebewesen kein Bewusstsein entwickeln, weil es nicht mit der Umwelt differenziert wechselwirken kann.

Natürlich nicht.

Rolf Köhne schrieb:
Um den Bewusstseinsbildungsprozess von Menschen verstehen zu können, ist es zwingend erforderlich, die Rolle von Sprache und Gehör mit in die Überlegungen einzubeziehen.

Das habe ich bereits vorgeschlagen, als ich die drei sprachlichen Ebenen von Bühler vorstellte die von Popper um eine vierte ergänzt wurden. Es existieren noch andere Einteilungen. Diese befinden sich jedoch alle auf einer Ebene, so dass sie mit der von mir genannten Einteilung übereinstimmen.
In dieser Kategorisierung halte ich die Ebenen 3 und 4 ohne Bewusstsein für Undenkbar.
Die Ebenen 1 und 2 sind auch ohne Bewusstsein möglich. Teilweise können sie sich Evolutionär aber nur mit Bewusstsein entwickeln. Das ist dann der Fall, wenn etwa auf Ebene 2, der Signalfunktion der Sprache, ein bestimmter emutionaler Zustand, etwa Angst ausgelöst werden soll. Dazu ist zwar kein Bewusstsein erforderlich, wie bereits Experimentell durch einen Hund mit entfernter Großhirnrinde gezeigt wurde (!), aber es muss einen Zweck haben, d.h. es muss etwas beim Empfänger eine Emution auslösen und das kann es nur wenn die Evolution bereits Bewusstsein hervorgebracht hat.

Rolf Köhne schrieb:
Sprache befördert die Theoriebildung enorm - und sie verkürzt den Lernprozess bei der Entstehung des Bewusstseins heranwachsender Menschen.

Das Liegt daran dass man sich die Objekte über die man nachdenkt nicht immer imaginativ erfassen muss, das heißt man muss sie sich nicht immer vorstellen. Man behällt nur die Abstrakten Wörter im Gedächnis. Über den Sinn der Wörter kann man sich dann anschließen noch klarer werden.
Das bringt einen Enormen vorteil. Ich denke aber dass auch schon ohne Sprachapperat, zumindest Gedanklich Ebene 3 erreicht werden kann. Ich habe auch schon versucht, nichtverbal auf Ebene 3 zu denken. Dazu muss man sich die Wahr-Falsch-Aussagen, die man macht nur Bildlich vorstellen. Die argumentative Ebene scheint aber nichtverbal unerreichbar. Dennoch ist gerade die argumentative Ebene gerade bei mathematischem Denken teilweise hochgradig nichtverbal.
 
Zuletzt bearbeitet:

Sky Darmos

Registriertes Mitglied
Rolf Köhne schrieb:
Mit der Sprache entsteht wiederum im Evolutionsprozess etwas völlig neues - ein geistiges System - die Kultur. Menschen können ihr Wissen über Generationen hinweg weitergeben und vermehren. Sie entwickeln mit Schrift und Zahlen (Rechnen) neue Kulturtechniken. Damit kann wiederum Kultur immer gesicherter weitergegeben werden. Wissenschaft, wozu auch die Mathematik gehört, entwickelt sich.

Ich habe irgendwo in diesem Forum auch vorgeschlagen, Mathematik als ein Teilbereich der Philosophie zu betrachten und diese beiden Dinge, zusammen mit Themen wie Ethik als Wissenschaften zu bezeichnen. Andererseits könnte man dann Physik, Kosmologie, Biologie und Chemie als Naturwissenschaften bezeichnen. Das stimmt auch recht gut mit dem üblichen Ordnungsschema überein. Hier der entsprechende Beitrag (vom 28.8):

http://www.astronews.com/forum/archive/index.php/t-342.html

Rolf Köhne schrieb:
Weder das Gehirn noch das Bewusstsein "an sich" haben einen Zugang zur Logik.

Das ist richtig. Der kann sich nur über eine langwierige Interaktion mit der Umwelt bilden. Wobei auch Evolution und Rückkopplung sehr entscheidend sind. Man kann hier Zwischen biologischer und kultureller Evolution unterscheiden. Ich meine aber das genaugenommen überall Evolutionsprozesse stattfinden wo es Komplexität gibt.
Hier mal ein Beispiel auf das ich selbst gekommen bin (mach mal ne kleine Ausnahme):

Die Biologische Evolution ist ein Mechanismus der Selbstorganisation. Diese ist ein allgemeines Merkmal komplexer Systeme und das müssen keineswegs Ökosysteme sein. Selbst auf kosmologischer Ebene gibt es Anzeichen von Selbstorganisation. Das kann man an der Entwicklung der Sternpopulationen erkennen. Sterne produzieren durch Nukleosyntese, das Element Kohlenstoff. Wenn die Sterne in einer Supernova-Explosion sterben, dann verteilt sich der Kohlenstoff über den Raum. Aus Materieansammlungen in der Explosionswolke entsteht wieder ein Stern. Der Zusammenballung der Materie durch die Gravitation wirkt der thermische Druck entgegen. Kohlenstoff wirkt nun aber wie ein Kühlstoff, der den thermischen Druck verringert. Dadurch fördert Kohlenstoff die Bildung von Sternen. Ein einzelner Stern an einem einzelnen Ort hat also durch seine Kohlenstoff-Produktion die Bildung sehr vieler anderer Sterne ermöglicht. Man könnte sagen, die anderen Sterne seien seine Nachkommen. Ein kleiner Stern der viel Kohlenstoff produziert hat viele Nachkommen, ein sehr großer Massenreicher Stern hingegen hat eine sehr kurze Lebensdauer und kommt daher gar nicht erst dazu Kohlenstoff zu produzieren. Man muss aber auch bedenken dass massereiche Sterne schneller schwere Elemente produzieren als massearme Sterne. Es wird also wohl eine Masse geben die die Kohlenstoffproduktion maximiert. So könnte sie sich bei einem bestimmten Wert einpendeln. Nun können in Gaswolken mit Kohlenstoff viel kleinere Materiewolken kollabieren als in solchen ohne Kohlenstoff, daher Werden die die Nachkommen der kleineren Sterne, auch wieder kleinere Sterne sein. Im Laufe der „kosmischen Evolution“ machen die Sterne also eine Entwicklung durch.

Rolf Köhne schrieb:

Damit meinst du aber wohl kaum mich? Sonst hättest du ja "mufg" geschrieben - du kannst mich ja auf einmal nicht mehr leiden (obwohl unsere Meinungsdifferenzen inzwischen sehr klein sind!)
 
Zuletzt bearbeitet:

Rolf Köhne

Registriertes Mitglied
Nachfrage

Hallo Sky,

Was soll ich von deinen Anmerkungen halten, wo du doch in Foren nie eigene Gedanken aüsserst, es sei denn sie sind falsch oder unbedeutend?

mfg
Rolf
 

Sky Darmos

Registriertes Mitglied
Rolf Köhne schrieb:
Was soll ich von deinen Anmerkungen halten, wo du doch in Foren nie eigene Gedanken aüsserst, es sei denn sie sind falsch oder unbedeutend?

Ich glaube du hast das falsch verstanden! Natürlich hab ich einiges zu sagen. Ich meine das siehst du doch an diesem Thread hier. Und diese Form der Darstellung findet man denke ich auch nur bei mir. Was ich damit sagen wollte ist, dass ich hier keine Ausgearbeiteten Theorien veröffentliche. Auch nicht im Ansatz. Daher bleibt mein Standpunkt oft weniger konkret als er sein könnte. Nicht das er total wage wäre. Z.B. hab ich hier Bewusstsein recht genau definiert - nur ginge es eben noch genauer.
Wenn man übers Internet Diskutiert entstehen oft Missverständnisse. Ich nehme deshalb nicht immer alles gleich so ernst was andere mir erzählen. Hätte ich das was du gesagt hast gleich voll erst genommen, so wie ich es verstanden habe, dann wäre die Diskussion wohl gleich gescheitert.
Ich weiss auf deiner Seite, nicht was ich davon halten soll, dass du so schnell austickst. Vielleicht solltest du dran arbeiten. Man sollte sich immer bemühen den anderen zu verstehen.
Es kann doch nicht so schwer sein eine Diskussion zu führen mit jemandem der doch in sehr vielen Punkten mit einem übereinstimmt!

Gruß, Sky.
 
Zuletzt bearbeitet:

Sky Darmos

Registriertes Mitglied
Hallo an alle,

Hier etwas was ich im ICQ geschrieben hab. Ich denke es ist als Zusammenfassung der Theorie von Hameroff und Penrose gut geeignet:

Jedes Neuron hat ein Zytoskelett. Es stabilisiert die Zelle und auserdem werden dadurch verschiedene Stoffe transportiert. Es besteht aus sogenannten Mirkotubuli-Phasern. Diese bestehen wiederum aus 13 Mikrotubuli. Ein Mikrotubulus ist eine Röhre. Diese besteht aus kleinen Grundbausteinen. Den Tubulin-Dimeren. Diese können in zwei Zuständen sein. Man könnte ihnen 0 und 1 zuordnen. Der Zustand des einen Dimers wird, durch Van-der-Waals-Kräfte auf den nächsten übertragen und es läuft ein Muster durch den Mikrotubulus. Man kann sagen dass er rechnet. An der Oberfläche der Mikrotubuli, also außen dran, bewegen sich Moleküle. Das Geschehen in den Mikrotubuli beeinflusst den Molekültransport außerhalb. Andererseits sind die Mikrotubuli so gut isoliert dass dort alles quantenmechanisch überlagert ist. Dort geschehen also verschiede Dinge gleichzeitig, genauso wie nach der QT Teilchen verschiede wege zugleich nehmen können. Der Molekültransport beeinflusst nun die Synapsenstärke. Die Moleküle werden an den Synapsen gebraucht, weil die Signalleitung im Gehirn elektrochemisch funktioniert. Wenn nun das Geschehen in den Mirkotubuli die Synapsenstärke beeinflusst, dann sollten die Überlagerungen in den Mikrotubuli aufgehoben werden. Das System müsste sich "entscheiden" in welchem Zustand es sein will genauso wie ein Teilchen bei der Messung sich "entscheiden" muss wo es nun ist. Das geschieht immer mit bestimmten Wahrscheinlichkeiten. Wenn nun aber das Bewusstsein, entscheiden könnte, in welchem Zustand die Mikrotubuli dann sind, hätte es die Kontrolle über die Synapsenstärke. Damit könnte Bewusstsein immer dann das Gehirn beeinflussen wenn die Wellenfunktion in den Mikrotubuli kollabiert. Nach Berechnungen von Hameroff (denen das OR-Kriterium von Penrose zugrunde liegt) sollte das jede 40stel Sekunde passieren. Dann würde der Geist die Gedanken langsam in eine bestimmte Richtung lenken. Er könnte nämlich beeinflussen welche Erinnerungen im Gehirn, zur Lösung eines Problems abgerufen werden. Der Geist könnte so das Gehirn lenken und es wäre eine Interaktion zwischen Geist und Gehirn möglich.

Wenn sich das bestätigen würde, dann würde der Geist in der Wissenschaft, plötzlich eine enorme Rolle spielen.

Ich denke das ist ein sehr positives Weltbild und unglaublich weit entfernt von der leblosen Newtonschen Physik in der das Leben so gar keinen Sinn machte, weil wir demnach nur Maschinen wären, deren zukünftige Handlungen nur von der Interaktion einiger Teilchen festgelegt sind.

Eine Theorie wie etwa die Newtonsche, wo es für einen Freien Willen keinen Platz gab, bietet keine Grundlage für eine Ethik.
Wie will man jemanden für ein Verbrechen anklagen, das von vorneherein durch die Position und Impulse von Teilchen festgelegt ist? Ein so bedrückendes Weltbild wäre keine gute Grundlage für unsere Gesellschaft.
(Natürlich will ich dieses Estetische Argument nicht als logisches Argument einsetzen)

Gruß, Sky.
 
Zuletzt bearbeitet:

Rolf Köhne

Registriertes Mitglied
Hallo Sky,

Wenn die Theorie von Hameroff und Penrose stimmt, dann beschreibt sie letztlich doch nur ein allgemeines Verfahren, wie ein Bewusstseinszustand mittels des Gehirns einen neuen Bewusstseinszustand erzeugt.

Drei wesentliche Fragen bleiben da trotzdenm offen:

Was passiert beim ersten Mal, wenn noch kein Bewusstsein vorhanden ist?
Die befruchtete Eizelle eines Menschen hat weder Gehirn noch Bewusstsein.

Nach welchen Kriterien beeinflusst das Bewußtsein das Gehirn?

Wie kommt es zum bewussten Handeln?

mfg
Rolf
 

Sky Darmos

Registriertes Mitglied
Rolf Köhne schrieb:
Wenn die Theorie von Hameroff und Penrose stimmt, dann beschreibt sie letztlich doch nur ein allgemeines Verfahren, wie ein Bewusstseinszustand mittels des Gehirns einen neuen Bewusstseinszustand erzeugt.

Das ist richtig. Penrose behauptet nicht eine Lösung des Geist-Gehirn-Problems (GGP) gefunden zu haben. Er hat nur einen Teil des Dualismusproblems gelöst, welches Teil des GGP ist. Das Dualismusproblem ist die Frage, wie etwas nichtmaterielles wie der Geist auf etwas materielles wie das Gehirn einwirken kann. Das Dualismus-Problem hängt aber auch stark von der zugrundeligenden Physik ab. Es hat keine Lösung wenn es nicht etwas in der Art eines Kollaps der Wellenfunktion gibt. In der Newtonschen Physik hätte es ebenfalls keine Lösung.

Rolf Köhne schrieb:
Was passiert beim ersten Mal, wenn noch kein Bewusstsein vorhanden ist? Die befruchtete Eizelle eines Menschen hat weder Gehirn noch Bewusstsein.

Ich verstehe nicht was du meinst. Bewusstsein kann sich natürlich erst bilden wenn ein Gehirn vorhanden ist.

Rolf Köhne schrieb:
Nach welchen Kriterien beeinflusst das Bewußtsein das Gehirn?

Das hatten wir ja schonmal. Ich habe als Näherung für meine Vorstellung die Theorie von Popper beschrieben. Da diese aber sehr viele Schwachpunkte aufweist, muss ich die Frage hier zumindest teilweise offen lassen.

Rolf Köhne schrieb:
Wie kommt es zum bewussten Handeln?

Das hab ich doch schon beschrieben. Außerdem hängt das mit der letzten Frage zusammen.

Gruß, Sky.
 

Rolf Köhne

Registriertes Mitglied
Hallo Sky,

Sky schrieb:
Ich verstehe nicht was du meinst. Bewusstsein kann sich natürlich erst bilden wenn ein Gehirn vorhanden ist.

Das ist doch der spannende Punkt: Wenn noch kein Bewusstsein vorhanden ist, kann es das gerade entstandene Gehirn noch nicht beeinflussen. Nach der o.a. Theorie kann das Gehirn aber ohne Bewusstsein keinen Anfagsbewusstseinszustand erzeugen. Ich melde daher nach wie vor Zweifel an.

Sky schrieb:
Das hatten wir ja schonmal. Ich habe als Näherung für meine Vorstellung die Theorie von Popper beschrieben.

Da wir mindestens den Säugetieren Bewusstsein zugestehen müssen, hilft Popper da überhaupt nicht weiter.

mfg
Rolf
 
Oben