Mir ist sowieso nicht klar, wie so ein Riesenplanet in der Gas- und Staubscheibe nach innen wandern soll.
Es gibt verschiedene Mechanismen. Migration vom Typ I wird durch direkte Interaktion des Planeten mit dem Gas bewirkt: quasi der "Gegenwind", den ein (relativ kleiner) Planet in einer dichten Gasscheibe erfährt (das Gas wird wegen seines inneren Druckes teilweise gestützt, kann also den Stern langsamer umlaufen als ein Planet). Typ I Migration ist sehr schnell und kann Planeten von der Grösse der Erde innerhalb von wenigen 10000 Jahren in den Stern fallen lassen. Sie spielt bei Hot Jupitern aber wohl keine Rolle. Migration vom Typ II wird dann möglich, wenn der Planet so massiv ist, dass er eine Lücke in der Scheibe öffnet (entlang seiner Bahn). Dann beginnt er gravitativ mit der inneren und äusseren Scheibe zu interagieren, was zur Ausbildung von "Spiralarmen", die in der Planetennähe ansetzen, führt. Natürlich wirken die Spiralarme auch gravitativ auf den Planeten zurück. Da der äussere in der Regel grösser bzw. länger ist, bremst er den Planeten auf seiner Bahn und lässt ihn auf den Stern zuwandern. Das endet erst, wenn der Planet die Zone erreicht hat, der Stern schon freigepustet hat - dann hast du einen Hot Jupiter.
So zumindest die Theorie.
Wenn es Effekte gibt, die das bewirken, dann müssten die doch auch auf alle anderen Planeten wirken, so dass schliesslich alle Planeten in engen Bahnen um den Stern versammelt wären!?
Ja und nein. Gewisse Systeme (zum Beispiel 55 Cancri) sehen wirklich so aus. Allerdings stoppt die Migration dann weiter aussen, da ja der innerste Planet noch immer nach aussen eine Lücke aufhält - so kommt es nicht zu Kollisionen. Tatsächlich aber hängt die exatke Entwicklung von einer Menge Faktoren ab, etwa die relativen Grössen der Planeten, ihre relativen Entstehungszeitpunkte, die Entwicklung der Gasscheibe, etc. etc.
Es ist doch extrem unwahrscheinlich, dass die Bahnebenen so vieler Exosysteme so exakt in Richtung unserer Sonne ausgerichtet sind.
Deshalb schaut Kepler auch 150000 Sterne gleichzeitig an...
Ich hab' mal ausgerechnet, dass bei einem Stern von der Grösse der Sonne, ein Planet in Erdentfernung nur innerhalb eines Winkels von <±0,3° einen Transit haben könnte.
Die
Transitwahrscheinlichkeit ist d*/2a, wobei d* der Sterndurchmesser und a die Entfernung des Planeten zum Sterns ist, dh, bei der Erde ca. 4.7 Promille. Was nichts anderes heisst, dass wenn man 150000 Sterne betrachtet, von denen, sagen wir, 20% eine Erde haben, dann wird man 150000*0.2*0.0047 = 140 solche Erden finden.
Bei halber Entfernung wäre der Winkel doppelt so gross, d.h. je enger die Planetenbahn, umso grösser der Winkel für einen möglichen Transit, so dass eigentlich viel mehr HJ entdeckt werden müssten.
HJ sind eben absolut gesehen gar nicht so häufig, man hat sie am Anfang nur sehr oft gefunden. Nur ein paar Prozent aller Sterne haben sie. Natürlich findet man mit Kepler jede Menge HJ, aber weil kompakte Systeme von Neptunen und Supererden offenbar viel häufiger sind, findet man nun auch diese.