Hi Sir Toby
Endlich mal ein Gläubiger unter all den Gottlosen
Über die Motive und die Persönlichkeit Gottes möchte ich mich jetzt mal etwas zurückhalten. Ob er nun egozentrisch ist oder nicht, weil er keine anderen Götter neben sich duldet, vermag ich nicht zu beurteilen. Was mich aber dennoch wundert ist, dass er zulässt, dass verschiedene Gruppen von Menschen (Religionen) völlig unterschiedliche Vorstellungen von ihm haben.
Dass Feuerbach den Spruch geprägt hat "Der Mensch hat Gott nach seinem Ebenbild erschaffen", das war mir neu. Es trifft aber ganz exakt meine Meinung. Ich muss mir diesen Spruch unbedingt merken
Der Mensch hat als fast einziges Wesen die Fähigkeit zur Reflexion und das Bewusstsein seiner eigenen Sterblichkeit. Diese Fähigkeiten drängen ihm Fragen auf, die er gerne beantwortet bekommen will. Findet er sie nicht, so sucht er Zuflucht zu einer höheren Instanz, die diese Fragen beantworten oder zumindest zufriedenstellend abschliessen soll.
Beispiele für solche Fragen sind:
Woher kommen wir -> Schöpfung
Wohin gehen wir -> Auferstehung (resp. Wiedergeburt)
Was ist der Sinn des Lebens -> Antwort ist zum Beispiel in der Bergpredigt zu finden. Oder auch in Kurzfassung in dem literarischen Zitat: "Edel sei der Mensch, hilfreich und gut".
Alle Religionen kreisen um diese drei Themenkomplexe und haben ihre eigenen Antworten gefunden. Breitesten Raum nimmt der Verhaltenskodex ein, d.h. Regeln, wie die Menschen miteinander und mit der Natur umgehen sollen.
Im christlichen Glauben finden sich hier ein paar sehr bekannte prägnante Regeln: "Seid fruchtbar und mehret euch", "Mach euch die Erde Untertan", und nicht zuletzt die 10 Gebote. Auch soziale Beziehungs- und Strafregeln finden sich praktisch überall. Stichwort Scharia, "Auge um Auge", aber auch: Wenn euch jemand auf die Wange schlägt, haltet ihm auch die andere hin, oder: "Liebet eure Feinde".
Diese Regeln sind im Kontext der Kultur entstanden, die vorherrschten als die jeweiligen Religionsstifter lebten. Sie reflektieren meiner Ansicht nach nicht göttlichen Willen, sondern sind eher Ausdruck besonderer sozialer Kompetenz eben dieser Stifter (Moses (?), Jesus, Mohammed, Buddha, ...)
Zu Gott selbst: Er ist die höhere Autorität, die nicht erklärbares erklärt oder begründet. Er ist die Autorität, zu der man flüchtet, wenn man selbst nicht weiter weiss (Not lehrt beten), oder man selbst die Dinge nicht beeinflussen kann (z.B. Regentanz).
Ob monotheistisch, polytheistisch oder Naturreligion, alle haben ähnliche Charakteristika. Sämtliche Religionen sind meiner starken Überzeugung nach Erfindungen des Menschen, die aus seinen elementarsten Wünschen und Ängsten entstanden sind.
Wo stellen denn die aufgeklärten Naturwissenschaftler von heute Gott hin? Sie stellen ihn dort hin, wo ihre Weisheit die absolute Grenze findet: Den Architekten und Erbauer unserer Naturgesetze. Im Grunde ist das nichts anderes als die moderne Version der Schöpfungsgeschichte aus dem Buch Genesis.
Und ein Aspekt der Religion stört mich schon seit früher Kindheit (ich meine wirklich Kindheit, nicht etwa Jugend): Warum gilt sowas wie die Auferstehung nur für den Menschen, und nicht für die gesamte göttliche Schöpfung, namentlich für Tiere? Dies ist für mich das stärkste Argument, dass -
zumindest - die christliche Religion eine rein menschliche Kreation ist, und keinesfalls eine göttliche. Es ist Ausdruck des menschlichen Chauvinismus, dass er sich
seinen Gott nur für sich selbst dienen lässt.
Abschliessend noch ein kleiner joke, der mir gestern eingefallen ist: Am sechsten Tag erschuf Gott den Menschen, am siebten ruhte er. Wir leben also heute am siebten Tag Gottes, und er schläft grade (es macht also keinen Sinn ihn anzubeten, denn der Herr geruht zu ruhen

). Bevor er zu Bett ging, hat er noch schnell ein speed limit in Form der Lichtgeschwindigkeit gesetzt. Dann kann seine Schöpfung zumindest nicht allzuviel zerdeppern, während er schläft.
Warten wir mal ab, was er sich für die zweite Woche vorgenommen hat
