Bei Vorhandensein einer Altersvorsorge, sei sie gesetzlich oder privat, stelle ich das auch nicht in Frage.
Weiter gibt es evtl. noch einen Faktor der in die Rechnung vielleicht (!) einfließen sollte: Evolutionäre Mechanismen.
Es wird zwar niemand behaupten wollen daß in den paar Generationen um die es geht Mutation irgendeine Rolle spielt, aber Selektion durchaus.
Die Menschheit befindet sich insgesamt in einer Wohlstandsphase; das sind Phasen der Populationsentwicklung, in denen auch "riskantere" Mutationen überleben und aufgrund des Wohlstandes Selektion gedrosselt stattfindet. (Beispiel: Menschen mit schlechten Augen wären in der Steinzeit bei Nichterkennen einer Gefahr eher "ausselektiert" worden, heute verhindern das nicht nur Brillen sondern auch der allgemeine, ungefährlichere Lebensumstand)
Tritt irgendwann wieder eine Phase mit raueren Lebensumständen ein, in der auch Brillen nicht mehr hergestellt würden, ist eine angeborene Sehschwäche wieder fatal; sollte dies nicht durch andere Vorteile kompensiert werden, dürften gutsehende Individuen dann wieder Vorteile haben.
Auf das Bevölkerungswachstum bezogen:
Bis vor rund 100 Jahren war Kinderreichtum ein Wohlstandsanzeiger und für die Eltern Altersvorsorge; ich nehme an daß auch Menschen mit weniger Hang zu Kindern sich daher trotzdem im gleichen Maß Kinder zulegten - was ja auch unabsichtlich leicht passieren konnte.
Die Situation ist nun die, daß einerseits diese Bedingungen nicht mehr existieren und andererseits die Geburten auch in sehr hohem Maß (durch Verhütung oder Abtreibung) kontrolliert werden können.
Das bedeutet aber, daß sich in der heutigen Umgebung vor allem Individuen weniger vermehren, die ohnehin einen nur geringfügig ausgeprägten Kinderwunsch haben (vorrausgesetzt das ist in irgendeiner Weise genetisch manifestiert).
Gibt es Genanlagen, die einen großen Kinderwunsch, oder fahrlässige Verhütung begünstigen, so wird die Kinderzahl dieser Gruppe auf die einzelne Mutter bezogen konstant hoch bleiben, während der überwiegende Teil der weniger gebärfreudigen Individuen weniger Nachkommen hinterläßt und die Geburtenrate in unserer Zeit auch erst auf diesen niedrigen Durchschnittswert drückt.
Oder anders formuliert: In der heutigen Wohlstandsumgebung werden jene Individuen fortpflanzungstechnisch ausselektiert, die von sich aus einen gering ausgeprägten Drang für eigene Kinder haben.
Oder optimistischer formuliert: der Mensch muß sich ja auch erst an die Wohlstandsumgebung, die er selbst schuf, anpassen. In einer Umgebung, die wenig Gefahren birgt werden diejenigen Individuen evolutionär erfolgreicher sein, die mehr Kinder in die Welt setzen.
Am Ende der o.a. Rechnungen stünde also eine Population, die zwar gegenüber der heutigen geschrumpft wäre, die aber wieder eine sehr stabile Zuwachsrate aufweist weil sich Individuen die keine Kinder wollten mehrheitlich selbst ausselektiert haben.
Voraussetzng ist natürlich, daß der Drang sich Kinder zuzulegen irgendwie durch die Erbanlagen variiert ist. Nach allem was ich über die Verschiedenartigkeit der Menschen auch in ein und der selben Kultur weiß, nehme ich das aber stark an.
Gruß Alex
PS.: Zwei Dinge muß ich noch klarstellen; erstens bin ich selbst kinderlos und bin mir nicht sicher ob ich mir jemals eigene Kinder zulegen soll, habe also woh selbst Erbanlagen die wenig erfolgreich sein dürften in Zukunft, sehe die Argumentation also rein sachlich und zeige nicht mit dem Finger auf irgendwen. Zweitens will ich das o.g. nicht als Sozialdarwinismus mißverstanden sehen, sondern versuche zu erörten welche Mechanismen der Evolution auch beim heutigen Menschen noch wirken, vor allem in Bezug auf die kurzfrisitigen Mechanismen (Selektion) und ihrer Wirkung auf die Prognoserechnungen.