Das war ein Missverständnis: ich wollte sagen, dass da nicht steht, dass Pilatus aus Angst gehandelt habe.
Hallo Ich,
das stimmt, lediglich im Johannes-Evangelium steht geschrieben, dass Pilatus noch ängstlicher wurde. In den drei übrigen Evangelien steht nur, dass er dem Drängen des Volkes nachgab, aber nicht, warum. Im Matthäus-Evangelium stellt er noch fest, dass der Tumult grösser wurde; ob das seine Entscheidung beeinflusst hat steht tatsächlich nicht geschrieben, und im noch original-getreueren Markus-Evangelium findet man nur, dass er das Volk zufriedenstellen wollte.
Von der Urteilsbegründung steht da auch nichts.
Das ist zutreffend.
Eben, also wollen wir mal nicht unterstellen, dass Jesus wegen Gotteslästerung verurteilt wurde, obwohl wir wissen, dass so etwas kein Hinrichtungsgrund im Römischen Reich war.
Das war aber
der Grund, der von den Hohepriestern vorgebracht wurde. Zumindest betreffend der Überlieferungen der beiden ersten Evangelien. Und nachdem dieser Grund festgestellt wurde, lieferten ihn die Hohepriester an Pilatus aus.
Dort brachten sie erneut Anklagen gegen Jesus vor, allerdings steht nicht geschrieben, welche. Zwar war ich bislang davon ausgegangen, dass es dieselben sind, es ist aber theoretisch möglich, dass sie nun andere Anklagen vorbrachten als die, die sie intern im Hohen Rat festgestellt hatten.
Pontius Pilatus wollte aber gar nicht darauf eingehen, was auch geschrieben steht.
Tatsächlich ist das alles so vage formuliert, dass man es auch anders interpretieren könnte. Also in dem Sinne: Hoheprieser finden einen Grund, nämlich die Gotteslästerung, fassen dann einen Entschluss und liefern ihn an Pilatus aus, klagen ihn aber möglicherweise wegen etwas anderem an; dieser hält Jesus für unschuldig und vermutet, dass die Auslieferung ganz andere Gründe hat, will aber die Volksmenge zufriedenstellen und lässt Jesus hinrichten. Je nach Evangelium noch ein bisschen in die eine oder andere Richtung ausgeschmückt.
Freigelassen wird der, den das Volk wählt, unabhängig von der Straftat. Da mutet nichts seltsam an.
Dann hätte man im Johannes-Evangelium Barabbas als Aufrührer stehen lassen können und nicht zu einem Strassenräuber umdeklarieren brauchen. Aber ok, das ist nun nur eine Spitzfindigkeit, die auch ich lieber Theologen überlassen möchte. Grundsätzlich durften die Juden einen Straftäter freibitten, unabhängig seines Vergehens.
Weiß nicht welche, ich kenne sie nicht. Steht so bei Wikipedia und deckt sich mit meiner Erinnerung.
Aber warum stört sich dann Pilatus daran überhaupt nicht ?
Was immer die Evangelisten erzählen - und man geht davon aus, dass sie tendenziös berichtet haben, um die Juden schlecht dastehen zu lassen
Ich denke, das kann man auch ohne das Argument der "Tendenziösität" herausfinden.
es bleibt eine historische Tatsache dass Jesus als römischer Bürger nach römischem Recht verurteilt wurde.
Dazu lässt sich beim Geschichtsschreiber Josephus möglicherweise etwas finden.
Sonst hätte man ihn auch eher gesteinigt und nicht gekreuzigt.
Da spricht sicherlich vieles dafür. Aber war Jesus wirklich römischer Bürger ? Paulus besass das römische Bürgerrecht, darauf wird explizit hingewiesen, aber besass es Jesus auch ?
Und dieses Recht sieht nun mal nicht die Todesstrafe vor für die Behauptung, der Messias zu sein. Die Behauptung, der König der Juden zu sein, wäre hingegen durchaus ein Grund gewesen.
Korrekt, aber eben: Pilatus reicht das als Grund für ein Todesurteil nicht aus.
Jesus hätte nur richtigstellen müssen, dass damit nichts Weltliches gemeint war, deswegen ist sein Schweigen auch bedeutend.
Aber das tut er doch, zumindest in Joh 18,36-37 !
Jaha, hast du schon gesagt. Ich weiß aber nicht, inwiefern das eine Antwort auf meine Tatsachenbehauptung sein soll. Das ändert doch nichts daran, dass im Islam Blasphemie mit der Todesstrafe bedacht wird.
Nein, denn wie wir heute gesehen haben liegen da keine Rechtsstaaten vor.
Eben, offensichtlich nicht. Ich frage mich aber immer noch, worum dann?
Um einen Hinweis, sonst nichts. Hinweise sind lediglich eine Ergänzung, sie sind aber nicht matchentscheidend.
Freundliche Grüsse, Ralf