Anschläge in Paris

spacewalk1

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Ethisch verantwortlich für seine Taten ist der Täter, Punkt.

Sehe ich auch so.

Die Radikalisierung beginnt im sozialen Umfeld.
Die Mitläufer finden es "cool", Freunde bei Facebook und Twitter zu haben, welche nach Syrien in den Dschihad ziehen.
Die Propaganda der Islamisten nutzt die Kommunikation in Echtzeit und lässt die Community an ihren "Erfolgen" teilhaben.
 
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Dgoe

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Das funktioniert aber nur, wenn die Außengrenze des Schengenraums entsprechend geschützt wird.
Was nur nicht der Fall ist. Was auch teuer ist, entsprechend finanziell umgelegt werden müsste, gerade bei wirtschaftlich schwachen angrenzenden Staaten nochmal extra teuer und infrastrukturell aufwändiger. Überhaupt auch geographische örtliche Schwierigkeiten birgt (noch viel teurer) - und dann noch am politischen Willen allgemein hapert und weil Vorgaben und übergeordnete Kontrollen auf Souveränität und Sicherheitsfragen dieser Mitgliedsstatten äusserst weitreichende Einflüsse haben würden. Na ja, deswegen ist das ja auch noch nicht wirklich passiert und ist wohl auch noch lange nicht absehbar, denke ich mal...

Und es ist sicherlich auch sinnvoll, wenn innereuropäisch die weggefallenen Kontrollen durch andere Instrumente kompensiert werden.
Eine kontrollierte Grenze ist wie eine Membran, beides recht alternativlos, oder? Wie weit könnte man eine Analogie zur Biologie bemühen? Wir haben unsere Haut als Außenmembran, innen jedoch auch noch Zellmembrane und auch Organe mit "Membranen" (Begrenzung). Die Permeabilitäten sind nur ganz unterschiedlich. Sehr komplex, wäre interessant, wenn Politik sich ähnlich der Bionik Anleihen nehmen könnte an geschickten Lösungen der Natur.

Jedenfalls ist eine fliegende Grenze mit sporadischen Kontrollen noch keine Kompensation.


Aber die Idee von medienwirksamen Enthauptungen u.ä. hat tatsächlich eine neue Qualität.
Früher war der Marktplatz o. ä. das Medium für öffentliche Hinrichtungen in allen Variationen. Die Idee dahinter ist immer die Gleiche, oder zumindest ähnlich, nur die Medien und die "zivilisierte Welt" sind fortschrittlicher geworden, der Mensch selber jedoch war doch immer schon und überall zu Greueltaten und Massakern fähig. Besonders zahlreiche Opfer nur eher im Verborgenen.
 

TomS

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Früher war der Marktplatz o. ä. das Medium für öffentliche Hinrichtungen in allen Variationen. Die Idee dahinter ist immer die Gleiche, oder zumindest ähnlich, nur die Medien und die "zivilisierte Welt" sind fortschrittlicher geworden, der Mensch selber jedoch war doch immer schon und überall zu Greueltaten und Massakern fähig. Besonders zahlreiche Opfer nur eher im Verborgenen.
Es gab noch nie in der Geschichte der Menschheit Morde verbunden mit Selbstmorden, wobei neben bekannten Zielen an sich (Grausamkeit, Terror, Vernichtung) das Ziel der medien- und werbewirksamen Zurschaustellung dieser Morde und Selbstmorde Ziel und ein Mittel zugleich war.
 

Dgoe

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Es gab noch nie in der Geschichte der Menschheit Morde verbunden mit Selbstmorden, wobei neben bekannten Zielen an sich (Grausamkeit, Terror, Vernichtung) das Ziel der medien- und werbewirksamen Zurschaustellung dieser Morde und Selbstmorde Ziel und ein Mittel zugleich war.
Äh, doch! Siehe Assasinen, uralter Hut.

Das klingt für mich irgendwie nach Verschwörungstheorie.
Dann war das missverständlich formuliert. Ich meinte Gräueltaten und Massaker, die einfach verübt wurden, ohne Zurschaustellung, diese eher vertuschend. Mit im Vergleich eher hohen Opferzahlen, wie beim Holocaust, ethnische Säuberungen, Stalin, Ruanda, Kosovo, Kambodscha, Kurden ... usw.
 

Dgoe

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Update:

Zum Schengenraum:
+++ 20:17 EU-Minister beraten über Verschärfung der Schengen-Regeln +++
Die Innen- und Justizminister der EU-Staaten beraten am Freitag bei einem Sondertreffen über eine Anti-Terror-Strategie. Frankreich hatte das Treffen beantragt. Es soll etwa um verschärfte Kontrollen an den Außengrenzen des Schengenraums gehen, um ein- oder ausreisende Dschihadkämpfer aufzuspüren. Dazu muss der Schengener Grenzkodex verändert werden, der bisher eine systematische Kontrolle von Unionsbürgern an den Schengen-Außengrenzen untersagt.

Zu Bodentruppen:
+++ 16:42 McCain: 10.000 US-Soldaten am Boden gegen IS nötig +++
Der einflussreiche US-Senator John McCain bezeichnet den Islamischen Staat eine "direkte Bedrohung" für die USA, die mit Bodentruppen ausgeschaltet werden könne. Dazu seien 10.000 US-Soldaten nötig, innerhalb einer Koalition mit arabischen Staaten, "hoffentlich Nato-Ländern" und vielleicht sogar Frankreich. Auch ausreichend Luftunterstützung müsse vorhanden sein. Den USA wirft er Versagen im Kampf gegen den IS vor.

QUELLE
Für beide Zitate. Jeweils nach unten scrollen.
 

Dgoe

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Ach Tom,

Du musst nicht immer Recht haben, keiner, ich auch nicht, ist auch egal.

Ich hatte von den Assasinen vor langer Zeit mehr gelesen. Ungefähr so ist meine Erinnerung:
Durch die lokale Entdeckung der Droge Opium (vielleicht aus China, Seidenstraße) hatte ein gewieftes Kerlchen eine Idee. Er versprach das Paradis nach dem Ableben jeden, der ihm bedingungslos Folge leistet. Erwartungsgemäß waren seine Zuhörer skeptisch. Jedoch konnte er ihnen einen Vorgeschmack geben, indem er die Droge verabreichte. Das hat sie dann überzeugt. Dort kämen sie hin, prima. Dass das auch ohne Drogen funktioniert war nicht neu, damals war dies aber ausschlaggebend, um auf extrem schnelle Weise eine riesige Schar an Anhängern zu gewinnen.

Und die taten dann wie befohlen, haben sich summa summarum zu allen rundum herrschenden Größen bewegt mit einer Nachricht, klassischer Weise ein Zettel an einem Messer über deren Schlafgemach befestigt. Der Bote konnte kaum erwarten das Jenseits zu erreichen, was ihm sicher schnell gewährt wurde. Dazu gibt es mehr Details und eine Historie.

Jedenfalls war unser Schelm für einige Zeit der (un)eingeschränkte Herrscher geworden für extrem große Gebiete, Ägypten auch, und alle da drumherum. Denn Widerspruch endete in der nicht immer gelungenen Ermordung. Die Angst war dann da, man leistete oft Folge, nur dass die Forderungen recht übersichtlich waren, dennoch ein Dorn im Auge.

Das hielt so an, auf den bewährten Kommunikationskanälen. Bis es dann gelang seine Hochburg ausfindig zu machen, eine Streitmacht anrückte und dann vor den Mauern eingefroren ist. Ganz einfach weil der "Fürst" 100 (oder mehr) Krieger auf die Mauer hat stellen lassen, die sich einen nach dem anderen zu Tode gestürzt hatten - nur so als Demonstration. Das anrückende Heer war bestürzt - Der Angriff war erst mal abgewendet, letztendlich konnte er sich natürlich dennoch nicht halten. (meine Quelle damals war bestimmt ein Spiegel-Artikel)

Kamikaze kam erst in Japan wieder zum Vorschein, auf Französisch, in der franz. Presse nennt man auch die Attentäter so: Die Kamikazen. Kamikaze.
 
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Dgoe

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So, und das zeigt, dass das befürwortendende Spektrum mindestens enorm ist. Von wegen...

Wie kann das in London so gut klappen? Dort nicht?
Man beachte den Unterschied zwischen Behauptungen und Beobachtungen.
 

Bernhard

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Ach Tom,

Du musst nicht immer Recht haben
@Dgoe,

so ein Vokabular sehe ich aus Gründen der Pietät in diesem Thema gar nicht gerne. Man könnte vielleicht eher mal darauf hinweisen, dass die Astronomie ja vielleicht einen Beitrag zu mehr Miteinander zwischen gemäßigten "Christen" und "Muslimen" leisten kann. Beiden Parteien würde ich hier etwas Kosmologie empfehlen. Christen könnten dann vielleicht mal für ein paar Minuten ihre unterschwellige Angst vor einem nahenden Weltuntergang beiseite legen und überlegen wie man generell angespannte Situationen entschärfen kann.

Beide Parteien hätten damit die Möglichkeit ihre Überzeugungen ein wenig zu überdenken und zu hinterfragen, um zu einer realistischeren Weltsicht zu kommen.
 
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TomS

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Es geht nicht ums Rechthaben.

Es es geht darum, die qualitativ neuen Wesenszüge des IS zu erkennen, denn nur wenn man ihn versteht, kann man ihn überwinden.
 

Bernhard

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Es es geht darum, die qualitativ neuen Wesenszüge des IS zu erkennen
Was nicht wirklich schwer ist. Es sind eben Menschen, die ihre Ziele durch Anwendung von extremer Gewalt und abschreckenden Grausamkeiten erreichen wollen. Solche Leute gab und gibt es hier in Europa schon auch. Speziell ist, dass dort religiöse Motive offensiv für den Machterhalt mißbraucht werden.
 
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Kibo

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Es sind eben Menschen, die ihre Ziele durch Anwendung von extremer Gewalt und abschreckenden Grausamkeiten erreichen wollen.

Das sind Menschen, die durch extreme Gewalt zu dem gemacht wurden, was Sie jetzt sind. Die Opfer von gestern, sind die Täter oder Flüchtlinge von heute. Mal sehen wie viele neue Terroristen wir uns heranzüchten mit der Bodenoffensive.

mfg
 

ralfkannenberg

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Das sind Menschen, die durch extreme Gewalt zu dem gemacht wurden, was Sie jetzt sind.
Hallo Kibo,

ist das eine Vermutung von Dir oder hast Du dazu konkrete Zahlen ? Es wird sicherlich Menschen dabei haben, bei denen das so geschehen ist. Ob diese die Mehrheit bilden sei zumindest mal dahingestellt.

Die Opfer von gestern, sind die Täter oder Flüchtlinge von heute.
Es ist mir neu, dass in einem Rechtsstaat das Opfer eines Gewaltdeliktes für die Bestrafung des Täters zuständig ist.

Nein: sobald sie selber Taten begehen, haben sie in einem Rechtsstaat dafür die Verantwortung zu übernehmen. Das mag bei den Selbstmordattentätern nicht mehr möglich sein, aber auch sie haben eine Infrastruktur und zahlreiche Hinterleute, ohne die diese Taten gar nicht möglich wären.

Ein grosses Problem sehe ich aber auch darin, dass diese Leute sich oftmals von irrationalen Ansätzen leiten lassen und rationale Ansätze im vollen Umfang ablehnen, ebenso wie sie auch alles "amerikanische" ablehnen, auch wenn es gut wäre.

Die grossen Weltreligionen einschliesslich des Islam basieren übrigens auf Werten wie Liebe, Gerechtigkeit, Barmherzigkeit und Frieden, auch wenn die meisten grossen Weltreligionen in ihrer Geschichte aufgrund falsch verstandener Auslegung ihrer heiligen Schriften immer wieder grösstes Leid verursacht haben.

Hier wären also mehrere Ansatzpunkte, diese Menschen kommunikativ zu erreichen.


Mal sehen wie viele neue Terroristen wir uns heranzüchten mit der Bodenoffensive.
Bei der Bodenoffensive am Ende des Dritten Reiches beispielsweise wurden keine Terroristen herangezüchtet. Tatsächlich aber wäre es besser, wenn sich die Täter stellen und einem fairen Gerichtsverfahren unterziehen würden. Die militärische Option sollte immer erst die letzte aller Möglichkeiten sein.


Freundliche Grüsse, Ralf
 

Ich

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Es es geht darum, die qualitativ neuen Wesenszüge des IS zu erkennen, denn nur wenn man ihn versteht, kann man ihn überwinden.
Speziell ist, dass dort religiöse Motive offensiv für den Machterhalt mißbraucht werden.
Das sind Menschen, die durch extreme Gewalt zu dem gemacht wurden, was Sie jetzt sind. Die Opfer von gestern, sind die Täter oder Flüchtlinge von heute.
Ich bin überzeugt, dass eure drei Analysen unzutreffend sind. Der IS ist nichts qualitativ neues. Es werden nicht religiöse Motive für den Machterhalt missbraucht, der IS ist vielmehr zutiefst religiös. Und wir haben es nicht mit Menschen zu tun, die durch extreme Gewalt zu dem gemacht wurden, was sie jetzt sind.

1. Das Kalifat des IS ist m.E. nicht qualitativ unterschiedlich zum frühen Islam unter Mohammed. Ob die Grausamkeiten quantitativ größer sind kann ich nicht beurteilen. Selbst wenn, wäre das mit der von allen Seiten bedrohten Existenz des IS zu erklären.
2. Der Krieg gegen Ungläubige, die Steinigung von Frauen, das Enthaupten von Feinden, das Ermorden von Gotteslästerern und das Töten von Homosexuellen sind kein Missbrauch religiöser Motive. Das sind religiöse Eigenheiten des Islam, theologisch durchaus ohne größere Verdrehungen begründbar. Es ist vielmehr so, dass das "Wort Gottes" massiv verdreht werden müsste, um mit unseren westlichen Vorstellungen wie den Menschenrechten oder dem deutschen Grundgesetz vereinbar zu sein. Das ist auch ein fundamentaler Unterschied zum Christentum, deshalb halte ich auch nichts davon, in diesem Zusammenhang alle Religionen über einen Kamm zu scheren.
3. Wenn man sich die Biographien der Täter anschaut wird sofort klar, dass diese Aussage faktisch falsch ist. Die wenigsten haben "extreme Gewalt" erfahren. Es ist außerdem klar, dass in der Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts sehr, sehr viel mehr Menschen extremer Gewalt und Ungerechtigkeit ausgesetzt waren als durch die von außen aufgezwungenen Kriege in der arabischen Welt. Diese haben sich auch nicht radikalisiert.

Hier ein Artikel, der das ähnlich sieht. Ich beziehe mich nicht als Quelle auf ihn, aber ich stimme mit ihm im Wesentlichen überein. Wer sich sebst ein Bild machen will, ob da was dran ist und ob meine Position zu den drei Punkten oben argumentativ vertretbar ist, dem steht das Internet offen, gerne auch mit Wikipedia als erster Station.
 
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ralfkannenberg

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Hier ein Artikel, der das ähnlich sieht. Ich beziehe mich nicht als Quelle auf ihn, aber ich stimme mit ihm im Wesentlichen überein.
Hallo zusammen,

ich halte diesen Artikel für zu einseitig, so dass ein islamfeindliches Bild gezeichnet wird, welches nicht der Realität entspricht. Insgesamt hebt der Autor gewalttätiges Gedankengut beim Islam hervor, welches es bei zahlreichen anderen Weltreligionen in vergleichbarer Form ebenfalls gibt.

Die grossen Heiligen Bücher, zu denen ich jetzt den Koran und die Bibel auch zähle, wurden während einer Zeit verfasst, als man einen siegreichen Feldzug als Zeichen verstand, dass Gott mit einem ist: nicht die Opfer sind das Thema, sondern der Umstand, dass die eigene Gottheit ihr Volk beschützt hat, ist das Thema. Es geht also nicht darum, ein Massaker irgendwie zu verherrlichen, sondern es geht darum, aufzuzeigen, dass die Gottheit, die man verehrt, einen in dieser Situation nicht im Stich gelassen, sondern im Gegenteil sehr wirkungsvoll geholfen hat.

Seitdem sind fast 2000 Jahre, bei zahlreichen Schriften sogar noch 1000 Jahre mehr, vergangen. Die Zeit ist aber nicht stehen geblieben und das Verständnis einer modernen Staatsform auch nicht. Trotzdem wurde auch die Bibel nicht irgendwie angepasst, sondern sie wird in den verschiedenen Zeiten entsprechend dem vorliegenden Zeitgeist anders ausgelegt. Dadurch, dass die grossen Heiligen Bücher sehr umfangreich sind, finden sich genügend viele Passagen, die ein friedliches, ein liebevolles und ein barmherziges Miteinander in den Vordergrund stellen und auf die man sich beziehen könnte, wenn man es denn will.

Der Autor stellt noch zwei interessante Unterschiede zwischen Islam und Christentum heraus:

Aber Mohammed ist nicht so eine Hippie-Gestalt wie Jesus. Mohammed ist ein Häuptling, ein Mann, der extreme Gewalt wie Massenmord anwendet, um seine Ziele zu erreichen.
Zum einen gibt es Bibelstellen, in denen auch Jesus als weniger gewaltfrei dargestellt wird als man gemeinhin annimmt: "Denkt nicht, ich sei gekommen, um Frieden auf die Erde zu bringen. Ich bin nicht gekommen, um Frieden zu bringen, sondern das Schwert!" (Mt 10, 34).

Zudem könnten zwei der 12 Apostel einem militärischen Umfeld entstammen, wie ihr Beiname nahelegt, nämlich Simon der Zelot und Judas Iskariot. Es war eben der damalige Zeitgeist, den man ebenfalls bei einer Analyse berücksichtigen sollte. Auch moderne Ordensgründer wie Ignazius von Loyola hat einen militärischen Hintergrund, und gewisse militärische Strukturen hat er auch in den Jesuiten-Orden übernommen, die bis heute zur Anwendung kommen.

Und die weltweit 1,3 Milliarden Muslime bleiben zu Hause. Sie verharren verwirrt, zweifelnd, schweigend – sie gehen nicht auf die Straße, um gegen die islamischen Mörder des IS zu protestieren.
Dies ist tatsächlich ein eklatanter Unterschied. Aber: als Hitler an die Macht kam oder nach der Reichskristallnacht gingen auch nicht so viele Menschen auf die Strasse, um dagegen zu protestieren.

Vielleicht leben die weltweit 1.3 Milliarden Muslime in Staatsformen, in denen es nicht allzu ratsam ist, auf die Strasse zu gehen und dort zu protestieren.

Der Autor vermutet etwas anderes:
Sie bleiben zu Hause, weil sie wissen, dass diese Mörder die Regeln des Propheten wörtlich nehmen – und sie selbst nicht.

Kaum: es gibt auch christliche oder jüdische Extremisten, die ihre Heilige Schrift wörtlich auslegen und eine Straftat begehen. Mir ist in so einem Falle also durchaus bewusst, dass ich z.B. die Bibel nicht wörtlich nehme. Sondern statt dessen eine andere Bibelstelle, die ein liebevolles und friedliches Miteinander thematisiert, wörtlich nehme.

Die Anwendung des reinen Islam kann zum Massenmord führen – mit diesem inakzeptablen Gedanken kann die Mehrheit der Muslime nicht leben.
Wie gesagt, das ist bei zahlreichen anderen Weltreligionen nicht anders; ob man daraus schliessen kann, dass die Mehrheit der Anhänger dieser Weltreligionen mit diesem inakzeptablen Gedanken nicht leben können, wage ich also zu bezweifeln. Das wird man also genauer zu analysieren haben und dabei auch berücksichtigen müssen, in welcher Kultur diese Menschen leben und ob sie überhaupt schon die Gelegenheit hatten, so etwas wie eine Epoche der Aufklärung hinter sich zu haben.


Freundliche Grüsse, Ralf
 

Ich

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Hallo Ralf,

ich halte dir zugute, dass du als gläubiger Katholik dich betont tolerant gegenüber anderen Religionen und demütig gegenüber den Schwächen deiner Religion zeigst. Diese Einstellung findet man nicht selten unter heutigen Christen, und das per se sehe ich als einen weiteren Unterschied der Kulturen.
So lobenswert diese Einstellung ist, deine Argumentation ist äußerst schwach begründet. Jesus ist kein vergleichbarer Charakter wie Mohammed, der Islam (aus theologischer Sicht) nicht ähnlich aggresiv wie das Christentum, das relative Schweigen der islamischen Welt nicht auf Unterdrückung durch außerreligiöse Machthaber zurückzuführen - der Hitlervergleich so unnötig wie unzutreffend.

Aber ich will nicht diesen Artikel verteidigen oder mich in die islamfeindliche Schublade schieben lassen. Du hast eine mathematische Ausbildung, und du kannst mit Sicherheit deine Analyse selbst dahingehend hinterfragen, ob du nicht nur besondere Selbstkasteiung walten lassen wolltest - wie gesagt, das Internet ist dein Freund: Du hast Zugang zum Koran und seiner heutigen Auslegung, zu Meinungsumfragen, zu historischen Quellen, zu umfangreicher Sekundärliteratur. Rational ist eine Gleichstellung des Christentums mit dem Islam bezüglich Trennung von Staat und Religion, Umgang mit Ungläubigen, Einstellung zu Gewalt und Fehlbarkeit des Menschen auf jeden Fall nicht zu begründen, sondern nur politisch - also, wenn Ziele schon mit der Analyse verwoben werden.
 
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ralfkannenberg

Registriertes Mitglied
Du hast eine mathematische Ausbildung, und du kannst mit Sicherheit deine Analyse selbst dahingehend hinterfragen, ob du nicht nur besondere Selbstkasteiung walten lassen wolltest - wie gesagt, das Internet ist dein Freund: Du hast Zugang zum Koran und seiner heutigen Auslegung
Hallo Ich,

so einfach geht das nicht und zudem habe ich auch keine theologische Ausbildung, die für solche Fragestellungen vonnöten wäre.

Allein schon im europäischen katholischen Glauben - ich spreche also noch gar nicht von den evangelischen Christen, den orthodoxen Christen oder den Freikirchen und all' den zahlreichen Sekten, die sich auf Jesus Christus berufen - allein schon im europäischen katholischen Glauben wird die Bibel unterschiedlich ausgelegt. So sah sich erst vor wenigen Wochen der - auch meines Erachtens allzu konservative Bischof meiner Diozöse - nicht nur einer Anklage seitens der Schwulenverbände ausgesetzt, die ihm Volksverhetzung vorwarfen, weil er während eines Vortrages in Fulda eine Bibelstelle zitiert hatte, sondern auch der Kritik der Schweizer Bischofskonferenz, die eine etwas liberalere Linie als der Bischof von Chur vertritt. Vor einigen Jahren lud der Abt von Einsiedeln - immerhin bedeutendster Wallfahrtsort der Schweiz - Vertreter der konservativen Linie und der liberaleren Linie zum Abendmahl am Gründonnerstag ein, um sich auszusprechen. Jedoch vergebens - die Plätze der konvervativen Gäste blieben leider leer.

Sowohl der Bischof von Chur als auch der Abt von Einsiedeln sind ebenso wie andere höhere Kirchenvertreter der Schweiz ehrbare Leute, auf die man als Katholik ohne rot werden zu müssen referenzieren kann, und selbst diese legen die Bibel unterschiedlich aus.

Gehen wir nur eine kleine Stufe höher, z.B. zum Heiligen Abend nach Bethlehem in die Geburtskirche Jesu Christi; da kommt es regelmässig zu Schlägereien unter den Pfarrern (!!) der verschiedenen christlichen Konfessionen, die wegen des Feiertages sogar höchst feierlich gekleidet sind. Gewiss, es gibt da keine Toten und die Polizei, die in Bethlehem (zum Glück) aus neutralen Moslems besteht, pflegt dann anzurücken und stellt sich zwischen die sich prügelnden Pfarrer und trennt sie dann.

In der Grabeskirche von Jesu Christi in Jerusalem, in der 7 Konfessionen den Anspruch erheben, die wahren Vertreter zu sein, kommt es übrigens ebenfalls zu vergleichbaren Zwischenfällen.


Um wieviel mehr ist bei einer ebenfalls so umfassenden Religion wie dem Islam zu erwarten, dass es da sehr unterschiedliche Auslege-Möglichkeiten gibt, und wie will ein Laie wie ich sich letztlich kompetent hierzu informieren ?


Was ich sagen will: man kommt so bei der Beurteilung solcher Verbrechen wie derjenigen in Paris nicht weiter. Es gibt in der Praxis nicht "den" Islam, ebensowenig wie es in der Praxis "das" Christentum oder "das" Judentum gibt. Natürlich gibt es militante Strömungen des Islam, ebenso wie es - beispielsweise in Lateinamerika - nicht unüblich ist, eine Theologie zu leben, in der Frauen de facto keine Rechte haben, auch wenn sie dort wenigstens nicht beschnitten oder gesteinigt werden.


Freundliche Grüsse, Ralf
 
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