Vielleicht sollte ich mich auch mal outen, obwohl ich in der Überschrift meine Meinung schon kund getan habe.
Tatsächlich hat es den Eindruck, dass ein "Planet" etwas kulturhistorisch bedeutsames ist, weniger etwas astronomisch oder physikalisches. Und die 12 bzw. das Dutzend kommt oftmals vor - in der Bibel die 12 Stämme Israels, später die 12 Apostel; oder auch die 12 Monate aufgrund des Mondumlaufes, eng verknüpft die 12 Tierkreiszeichen; zwar gibt es derer 13, aber lassen wir das hier.
Etwas besonderes ist aber auch etwas, das es nicht in zu grosser Zahl gibt; so gesehen sind unsere 9 oder 10 Planeten bereits ziemlich viel; andererseits könnte man argumentieren, 4 Steinplaneten, 4 Gasplaneten und noch ein paar Kuipergürtel-Planeten seien durchaus ok. Dann hätte der Pluto "Glück" und dürfte Planet bleiben, ohne dass man noch viele weitere Monde entdecken müsste; und auch der neue Planet Lila könnte Planetenstatus erhalten. Und dann ? Gibt es da noch grössere Brocken draussen ? Zumindest in der Presse hatten der Quaoar und die Sedna eine gewisse Bekanntheit erhalten; niemand kennt den "Santa" oder den "Easterbunny", niemand kennt den Orcus. - Und nach wie vor ist der Pluto der grösste "normale" KBO, Quaoar der grösste klassische, Lila der grösste scattered disk und Sedna der grösste sedna-artige (mit Perihel-Distanz >> 47 AE).
Derzeit wären es dann also 4 Steinplaneten, 4 Gasplaneten und 4 Kuipergürtel-Planeten.
Wieviele weitere könnte es noch geben ? Der Bereich bis ca. 100 AE wird derzeit ja von Mike Brown und seinem Team untersucht; bis zu einer Neigung von 45° haben die das soweit abgecheckt. Und da es sich ja um Disk-Objekte und nicht um Oort'sche Objekte handelt, rechne ich eigentlich nicht mit zahlreichen weiteren Entdeckungen bei grösseren Bahnneigungen. Zwar könnten Kuipergürtel-Planetoiden aufgrund der sehr geringen Bahnbewegung im statistischen Rauschen untergegangen sein, aber Mike Brown hat einmal die Parameter seines Auswertungsprogrammes verändert und dabei nur die Sedna und den neuen Planeten Lila "entdeckt". Ich persönlich rechne somit mit keiner einzigen grösseren Neuentdeckung bis zu ca. 100 AE.
Wie sieht das im Bereich weiter draussen aus ? Dieser Bereich ist natürlich gross, sehr gross sogar. Und von den "Grossen 7" befindet sich ja nur noch der Quaoar auf einer weitgehend unberührten Bahn, alle anderen sind rausgeschleuderte. Dieser Befund widerspricht der Intuition, dass mit zunehmenden Abstand von der Sonne ausserhalb des Bereiches der klassischen Kuipergürtel-Planetoiden die Dichte der Kuipergürtel-Planetoiden abnehmen sollte. Zusätzlich hätten zumindest grössere weiter entfernte bei der Nachkontrolle von Mike Brown im Bahnneigungsbereich bis 45° entdeckt werden sollen. Und bei noch grösseren Entfernungen dürfte dann tatsächlich die Dichte der Kuipergürtel-Planetoiden abnehmen. Kann sein, dass sich noch einige der 1000-2000 km grossen Brocken da draussen befinden, so dass die Gruppe der "Grossen 7" einige Erweiterungen erfahren dürfte; mit zahlreichen weiteren Pluto- oder Lila-grossen Kuipergürtel-Planetoiden der über 2000 km-Kategorie wird indes meiner Einschätzung nach nicht zwingend gerechnet werden können.