@Lina-Inverse:
Es spielt keine Rolle ob eine Teilpopulation (z.B. wir Erdbewohner) unser sichtbares Universum verlassen können. In einem isotropen, räumlich unendlichem Universum gibts es unendlich viele Erden - diese haben zwar nur endliche Energie in ihrer Reichweite, aber die Summe der Teilpopulationen ist trotzdem unendlich. Bynaus Argumentation der Erreichbarkeit spielt dafür keine Rolle.
Diese Art von Unendlichkeit spielt beim DA keine Rolle. Es geht darum, dass in einer fortlaufenden Reihe (wie dem Geburtsrang) der Bruch zwischen einer Zahl aus der Reihe und der grössten Zahl der Reihe (ein Mass für die Position innerhalb der Reihe) stets definiert ist - ausser, die Reihe ist unendlich lang. Dann ist jede Zahl aus der Reihe extrem (der Bruch wird stets beliebig klein), so dass die Umkehrung nicht funktionieren kann. Dass "anderswo" auch noch andere Reihen existieren (und seien es unendlich viele), spielt keine Rolle, denn wir interessieren uns nur für diese eine Reihe - für die Menschen, die auf dieser Erde entstanden sind. Und wenn wir da zum Schluss kommen, dass diese Reihe irgendwann zwingend zu einem Ende kommen muss, dann ist eben jede Position auf der Reihe definiert (wenn auch der Wert des Bruches unbekannt ist), womit das DA greifen kann.
@ralfkannenberg:
Er ist es aber, d.h. zumindest bezüglich der Fähigkeit, den Mond zu erreichen, ist der Mensch unter den Tierarten nicht typisch.
Niemand hat das behauptet...
Ein typischer Mensch ist einer mit einer typischen Geburtsnummer (wie kürzlich definiert). Nichts weiter.
Wieder @Lina-Inverse:
Es dreht sich doch auch wesentlich darum welche Einschränkungen sinnvoll sind, und welche nicht.
Richtig. Gib mir einen guten Grund (ausser dass es so beruhigend und angenehm wäre, davon auszugehen), warum ich davon ausgehen soll, dass wir heute lebenden Menschen zu den praktisch allerersten Menschen überhaupt gehören sollen, und warum das überzeugender sein soll als die 90%-Wahrscheinlichkeit, dass wir meiner Definition eines typischen Menschen genügen.
Wir kennen keine anderen Zivilisationen, also können wir nichts durch Beobachtung und Erfahrung ableiten. Wir können höchstens in die Geschichte der Menschheit sehen, und da sehen wir, dass jede bisherige Hochzivilisation kollabiert ist. Natürlich könnten wir dann (wie wohl viele Zivilisationen vor uns) behaupten, dass es bei uns anders wäre. Wir können auch in die Zukunft schauen und uns fragen, was geschieht, wenn die Party, die uns die fossilen Energieträger beschert haben, zu ihrem unausweichlichen Ende kommt. Wir können hinaus ins All schauen und sehen, dass da draussen keine galaktischen Superzivilisationen zu erkennen sind, dass selbst das Sonnensystem mit seinen 4.5 Mrd Jahren soweit absolut frisch und unberührt aussieht. Anderseits sehe ich auch keinen Grund, warum wir zu den praktisch allerletzten Menschen gehören sollten. Sicher, es gibt Gefahren für die Zivilisation, aber ich sehe nicht, warum diese in den nächsten Jahrzehnten bereits das Ende der Menschheit herbeibringen sollten (und das wäre nötig, um uns extrem bzw. untypisch im Sinn von sehr hohen Geburtsrängen zu machen). Selbst wenn ich die Welt da draussen also berücksichtigen möchte, ich sehe keinen Grund, von der Einschätzung, dass wir wohl typische Geburtsränge haben, abzurücken.
Da möchte ich entschieden Widersprechen. Die Menschheit muss schon zu ziemlichen Handständen greifen um sich selbst zuverlässig auszurotten. Nuklearer Krieg? Zerstört unsere Zivilisation, aber ausrotten würde es die Menschheit nicht. Umweltgefahren? Dito. Ein Rückfall auf ein Niveau vor der neolithischen Revolution halte ich für plausibel darstellbar, das würde auch der Evolution Tür und Tor öffnen - dann hören die Nachfahren einfach auf Menschen zu sein. U.a. deshalb halte ich die exakte Definition der Klasse Mensch für so wichtig.
Ach, es gibt sicher jede Menge Dinge, die die Menschheit restlos ausrotten können. Die Neanderthaler sind auch ausgestorben, ganz ohne nuklearem Krieg oder Umweltgefahren. Ich bin sicher, dass die Technologie da genausoviele Möglichkeiten in petto hat wie die Natur.
Die Definition der Klasse Mensch bzw. Beobachter bzw. "Ichs" halt ich nicht für so umwerfend wichtig. Wir sollten typische Positionen in allen (nein - nur in den meisten!) denkbaren Referenzklassen einnehmen (natürlich kann man sich eine Menge Referenzklassen ausdenken, in denen wir keine typische Position einnehmen, aber das ändert nichts daran). Zudem gab es ganz am Anfang so lange Zeit so wenige Menschen, dass es keine grosse Rolle spielt, bei welcher Gruppe von Hominiden wir den Schnitt effektiv ansetzen.
Aries schrieb:
Aber ich zweifle, ob wir uns hier verstehen können, denn ich verstehe langsam nicht mehr, warum Du mich nicht verstehst.
Ich verstehe dich voll und ganz. Aber der Umstand, dass ich meine Geburtsnummer kenne, ist überhaupt nicht zwingend an eine untypische Geburtsnummer gekoppelt. Das mag dir zwar plausibel erscheinen, aber das allein hat nichts zu sagen. Wir haben keine empirischen Informationen darüber, ob Leute, die ihre Geburtsnummer kennen, auch untypische Geburtsnummern haben. Und genau deshalb ist es vernünftig, bis zum Beweis des Gegenteils (z.B., sagen wir, einer Encyclopedia Galactica, zu der wir Zugang erhalten und nachschauen können, wann im Verlauf der typischen Zivilisationsentwicklung das DA entwickelt wird, so dass wir "Kenntnis der Geburtsnummer" und "untypische Position innerhalb aller Geburtsnummern" miteinander vergleichen können) vom DA auszugehen.
Du willst eine zufällige Geburtsnummer aus der Menge aller menschlichen Geburtsnummern ziehen.
Eigentlich nicht. Ich frage mich, ob man quasi auch sagen könnte, dass ich durch eine faire Geburtsnummernlotterie in genau dieses Leben gekomen bin. Wenn ja, dann sagt meine Geburtsnummer eben etwas über die Anzahl Lose aus (sie ist sicher nicht kleiner, aber höchstwahrscheinlich auch nicht sehr viel grösser). Das ist alles.
Die Methode einfach einen Menschen aus Deiner Zeit zu nehmen, ist aber möglicherweise/wahrscheinlich keine zufällige.
Das DA über die Zeit ist problematischer als jenes über die Geburtsnummer. Wenn viele Menschen gleichzeitig leben, ist es wahrscheinlicher, diese Zeit zu beobachten als irgend eine andere. Deshalb definiere ich stets das DA über die Geburtsnummer. Dass wir heute (bzw. in "unserem Geburtsnummernbereich") das DA kennen und darüber diskutieren, ist bloss eine Nebenerscheinung dieser Zeit, wie auch Flugzeuge oder Mondlandungen. Deswegen muss ich nicht davon ausgehen, dass die Geburtsnummernlotterie getürkt war.
Interessante Seite, Danke dafür! Hast Du einen genauen Link? Ich finde da nur für ganze Länder die Kinderzahl pro Frau. Einkommen finde ich nicht.
Du kannst das Bruttosozialprodukt nehmen.
Eines ist klar: Die meisten Länder sind mehr oder weniger von der westlichen Kultur beeinflusst. Vermutlich ist tendenziell, je höher dieser Einfluss ist, der Korrelationkoeffizient aus Kinder pro Frau und Einkommen niedriger.
Nana, jetzt redest du dich heraus und setzt moderner Lebensstil mit westlichem Lebensstil gleich. Aber sag mal einem Chinesen bzw. einem Iraner oder Brasilianer, sie seien "westlich beeinflusst". All diese Länder haben eine drastische Reduktion der Kinderzahlen mit wachsendem Einkommen, Gleichberechtigung und der Einführung von Verhütungsmitteln gesehen. Diese Effekte würden anhalten, selbst wenn der Westen morgen kollabierte.
Dass es auch anders als in der modernen nichtjüdischen westlichen Kultur geht, zeigen, worauf Du schon hingedeutet hast, die Juden.
Ich würde eher sagen, das ist ein Artefakt eines politisch-religiösen Konstrukts, aber das führt jetzt zuweit vom Thema weg.
(Fortsetzung in Teil 2)