Ich glaube, jetzt hast Du nicht ganz verstanden, worauf ich hinaus wollte.
Ich habe nicht gesagt, daß sich die Modellvorstellungen widersprechen. Ich habe nur gesagt, daß man Bestandteile des einen Modells nicht mit Bestandteilen eines anderen Modells mixen darf. Beispielsweise ist die Frage "Was passiert, wenn ein Photon ein Magnetfeld durchquert?" unsinnig, da Photonen Bestandteil der QED sind, in der es keine Magnetfelder gibt. In der QED werden Magnetfelder und elektrostatische Felder ebenfalls durch Photonen ausgedrückt. Also entweder stoßen zwei Photonen zusammen (wobei sich deren Eigenschaften ändern), oder eine
elektromagnetische Welle bewegt sich durch das Magnetfeld (wobei aufgrund des Faraday-Effektes die Polarisationsebene gedreht wird). Deshalb ist auch Deine Aussage "Photonen sind durchaus die Quanten des Elektromagnetischen Feldes." falsch. Photonen sind die Quanten der elektromagnetischen
Wechselwirkung. Felder tauchen in der QED, wie gesagt, nicht auf. In der QED wird der gesamte Energietransfer mittels Austauschteilchen (Photonen) abgewickelt. In der klassischen ED dagegen sind dafür die Felder verantwortlich.
Noch ein Beispiel: Elektronen bewegen sich um Atomkerne herum. Nach der kED zwingt das elektrostatische Feld des Kerns das Elektron in eine Umlaufbahn. Nach der QED dagegen bewegt sich ständig ein Photon zwischen Kern und Elektron hin und her. Von Feldern keine Rede.
Für die Gravitation gilt ähnliches. Du kannst die Wechselwirkung entweder mittels Quanten (Gravitonen) oder mit Feldern (und Wellen) beschreiben. Es geht letztlich um ein und dieselbe Sache, nur aus verschiedenen Blickwinkeln, mit verschiedenen Denkansätzen, beschrieben. Beides zusammen - das geht nicht. Du kannst zwischen den beiden Modellen umrechnen, also die Eigenschaften der Gravitonen aus den Eigenschaften der Gravitationswelle bestimmen, ebenso wie die Energie einer EM-Welle der Energie des entsprechenden Photons entspricht. Deshalb ist die Entdeckung von Gravitationwellen durch LIGO gleichbedeutend mit der Entdeckung von Gravitonen und keineswegs sinnlos.
Nach der ART tritt Gravitation überall dort auf, wo der Raum gekrümmt ist. Übersetzt in die Sprache der Quantengravitation heißt das:
Gravitonen tauchen überall dort auf, wo der Raum gekrümmt ist.
Wenn aber Gravitonen und Gravitationswellen im gleichen Kontext beschrieben werden könnten, müßtest Du aber auch erklären, wie ein Graviton mit einer Gravitationswelle wechselwirkt (und das müßte es, als massenbehaftetes Teilchen - tut's aber nicht, s.o.).
Ich denke, ich habe viel besser verstanden, was Welle-Teilchen-Dualismus bedeutet, als Du. Es geht nämlich darum, wie Du einen Effekt besser beschreiben kannst, ob durch den Wellencharakter, oder durch den Teilchencharakter. Interessant dabei ist nur, daß sich
alle Effekte der Elektrodynamik durch den Teilchencharakter (und damit mit der QED) beschreiben und erklären lassen, aber nur ein Teil davon auch mit Hilfe des Wellencharakters (bzw. der kED). Das Problem ist nur, daß die Beschreibung durch die QED erheblich aufwendiger ist, als durch die klassische ED. Deshalb gibt es ja z. B. die Schrödinger-Gleichung, weil sie einfacher ist als die gleichen quantenmechanischen Berechnungen nach Heisenberg.
Der Übergang von der klassischen Modellvorstellung zur quantenmechanischen Modellvorstellung hat nur den Umfang der Effekte, die beschrieben werden können, erweitert. Viele Effekte können mit den klassischen Methoden nicht beschrieben werden (z.B. die Hawking-Strahlung am schwarzen Loch, die ja bereits nachgewiesen wurde).
Zur Zeit stehen wir an der Schwelle zu einer weiteren Erweiterung. Die String-Theorie ist dabei, einen weiteren Denkansatz, eine weitere Modellvorstellung zur Beschreibung bereits bekannter und noch unbekannter Effekte in den Raum zu stellen. Das heißt, daß wir demnächst nicht mehr nur noch von einem Welle-Teilchen-Dualismus, sondern von einem Welle-Teilchen-String-Trialismus reden müssen. Und das heißt nichts anderes, als das man dann ein und dieselbe Sache auf drei verschiedene Arten beschreiben kann.
Na denn, Prost Mahlzeit!