Hallo Dgoe,
auf Seite 31 des verlinkten arXiv-Papers habe ich eine mögliche Erklärung für den Befund entdeckt. Ich zitiere:
However radial velocities considerably larger than 300 km/sec in 99% of the stars in the halo of the galaxy are needed to give a significant effect. This cannot be the case because the overwhelming majority of the stars come from the SDSS SEGUE 1 and SEGUE 2 survey which targeted faint stars in the stellar halo of the galaxy. The overwhelming majority of these stars have radial velocities smaller than 300 Km/sec.
Auf Deutsch:
Dennoch sind Radialgeschwindigkeiten von mehr als 300 km/s in 99% der Sterne des Halos der Galaxis notwendig, um einen signifikanten Effekt zu erzeugen. Das kann nicht der Fall sein, weil die überwältigende Mehrheit der Sterne von den SDSS SEGUE 1 und SEGUE 2 Beobachtungen kommt, welche Sterne im stellaren Halo der Galaxis ausgewählt haben. Die überwältigende Mehrheit dieser Sterne haben Radialgeschwindigkeiten von weniger als 300 km/s.
Zur Erklärung:
Die beobachteten Effekte lassen sich erklären, wenn man eine Radialgeschwindigkeit von mehr als 300 km/s voraussetzt. Da die überwältigende Mehrheit der beobachteten Sterne diese Radialgeschwindigkeit nicht aufweisen, schließen die Autoren diese Ursache aus.
Mein Einwand:
Wenn die überwältigende Mehrheit der beobachteten Sterne diese Radialgeschwindigkeit nicht aufweist, folgt daraus als Möglichkeit, dass es eine geringe Anzahl von Sternen gibt, die doch diese Radialgeschwindigkeit besitzen, also mehr als 300 km/s haben. Schauen wir uns deshalb an, was die Autoren zur Häufigkeit der beobachteten Phänomene schreiben. Auf Seite 30 unten steht:
The fact that, as discussed in section 5.2, the strengths of the signals are contained within a relatively small range of strengths and are present in only 1 % of the stars in a narrow spectral range also makes it unlikely since one would expect the lines to be present in all the stars in a given spectral type (e.g. G2) and have a wide range of strengths in the F2 to K1 spectral range.
Auf Deutsch: Der Fakt, dass - wie in Sektion 5.2. diskutiert - die Stärken der Signale mit einer relativ engen Bandbreite der Stärke vorhanden ist und nur in 1 % der Sterne in einem engen Spektralbereich vorkommen, macht es ebenso unwahrscheinlich, dass man erwarten würde, dass sie in allen Sternen eines bestimmten Spektraltyps (z.B. G2) vorhanden sind und eine weite Bandbreite an Signalstärken im Spektralbereich von F2 bis K1 haben würde.
Zur Erklärung:
Die Signale haben einen engen Bereich der Signalstärke, der sich innerhalb des Spektralbereichs von F2 bis K1 gleichermaßen ausgeprägt wiederfindet und nicht auf einen bestimmten Spektraltyp zentriert erscheint. Also kann es sich nicht um ein Phänomen handeln, dass sich von einer bestimmten Spektralklasse herleitet.
Der beobachtete Effekt trat allerdings nur bei etwa 1 % der Sterne in diesem Spektralbereich auf - mithin also, wie oben angemerkt, bei einer geringen Anzahl von Sternen, die nicht zur "überwältigenden Mehrheit" gehören, die unter das Geschwindigkeitslimit von 300 km/s fallen. Aber das Paper gibt noch mehr her. Auf Seite 35 findet sich die Abbildung 1 mit folgendem Begleittext:
Distribution of detected signals (for stars only) as a function of the sampling number N at which they are detected in the Fourier spectrum ... Note that 45 out of a total of 51 of the detected signals in the 750 < N < 800 box ...
Auf Deutsch:
Verteilung der gefundenen Signale (nur für Sterne) als Funktion der Anzahl N nach der sie im Fourier-Spektrum gefunden wurden. ... Beachte, dass 45 der insgesamt 51 gefundenen Signale im Bereich 750 < N < 800 sind. ...
Zur Erklärung:
Die Sterne wurden gemäß den Daten der Beobachtungsmission der Reihe nach mit der Fourier-Analyse untersucht. Nur in einem engen Beobachtungsfeld im Verlauf der Beobachtungsmission wurden die Befunde gemacht (neben einer geringen Zahl weiterer Einzelfunde außerhalb des angegebenen Bereichs).
Mein Einwand:
Wenn nur während eines engen Beobachtungszeitraums der beobachtete Effekt eintrat, dann besteht die Möglichkeit, dass hier zufällig eine kleine Sternpopulation untersucht wurde, die eventuell als offener Sternhaufen mit einer hohen Radialgeschwindigkeit durch den galaktischen Halo durchzog, während die übrigen gemessenen Sterne unterhalb des 300 km/s-Limits geblieben sind. Die Annahme, dass es sich hier um einen offenen Sternhaufen gehandelt hat, würde zudem erklären, warum ein enger Spektralbereich betroffen ist, da Sternhaufen etwa gleiches Alter und etwa gleiche Spektralklassen aufweisen.
Zusammenfassung:
Die beobachteten Daten lassen sich erklären, wenn man annimmt, dass eine kleine Sternpopulation mit hoher Radialgeschwindigkeit von mehr als 300 km/s durch den galaktischen Halo zieht. Die in der Sternpopulation enthaltenen Sterne weisen einen Spektralbereich von F2 bis K1 auf, wobei die meisten Sterne dieser Population dem Spektraltyp F9 angehören, wie aus Abbildung 12 auf Seite 42 ersichtlich ist.
Viele Grüße!