Hi Michael,
dafür das du dich durch mein "Genau den Eindruck habe ich zum Beispiel bei Sissy nicht" persönlich herabgesetzt fühlst entschuldige ich mich. Es war nicht beabsichtigt dir damit in irgendeiner Hinsicht Vernunft oder Entscheidungsfähigkeit abzusprechen.
Du setzt mit Deinen Worten nicht nur mich, sondern jeden potentiellen Kandidaten pauschal herab. Daran ändert auch eine Entschuldigung nichts.
Du hast anscheinend den Eindruck, daß sich hauptsächlich Trottel zu einem solchen Himmelfahrtskommando melden und willst alle diese Menschen vor sich selbst beschützen. Du merkst leider nicht, wie sehr Du sie damit alle bevormundest.
Ich bezog mich vielmehr darauf das Mars One nicht offen auf alle Risiken eingeht:
Die "Freiwilligen" jetzt, wissen noch gar nich wofür sie sich da eigentlich gemeldet haben - mehr als ein paar Allgemeinplätze gibt das FAQ von Mars One ja nicht her. Ich stelle Ihre Informiertheit deswegen in Frage weil man Ihnen von Seite Mars One Informationen vorenthält. Das Finanzierungsrisiko bei laufendem Projekt wird überhaupt nicht genannt,...
Was auf der Webseite steht, ist der derzeitige Stand im groben Überblick. Je weiter das Projekt fortschreitet, desto mehr an Informationen kann dort stehen. Und wenn 2 Jahre oder 6 Monate vor dem Start immernoch aus Sicht der Kandidaten wichtige Infos nicht feststehen, kann jeder für sich entscheiden, ob er weiter dabeibleibt, oder ob er aussteigt.
Ein solches Unternehmen hat es bislang noch nicht gegeben, man kann also derzeit garnicht alle Infos online stellen, denn die sind schlicht nicht im Detail bekannt. Andere Infos sind dagegen sooo trivial, daß es schlicht nicht notwendig ist, sie explizit auf die Webseite zu stellen.
Deine Entgegnung es stünden euch andere Informationsquellen zur Verfügung entkräftet diesen Punkt nicht. Niemand kann euch über die speziellen dem Konzept inheränten Risiken informieren, weil noch niemand das Konzept kennt. Mars One gibt euch ja keine genauen Infos.
Mars One klärt die Interessenten mit keinem Wort darüber auf das sie eben nicht nur das technische bedingte Risiko eingehen, sondern zusätzlich noch dadurch gefährdet sind das ein Projektabbruch aus welchen Gründen auch immer ihr Leben genauso gefährdet.
ja, wie oft sollen die Leute denn sterben? Das geht nur einmal. Ob technische Gründe (Versagen von Maschinen, Kippen von biologischen Komponenten), Naturkatastrophen (Meteoriteneinschlag, Marsbeben, Vulkanausbruch), Kriminalität (einer dreht durch und bringt die anderen um) oder nicht eintreffender Nachschub von der Erde und daraufhin Scheitern der Mars one Besatzung, tot ist tot. Den Toten ist es wurscht, warum sie tot sind. Die machen sich keine Gedanken mehr darüber.
Zu diesem (meinem eigentlichen) Punkt hast du dich gar nicht geäussert. Ich stelle die Informiertheit der Freiwilligen zum jetzigen Zeitpunkt daher weiter in Frage, eine Frage direkt an dich, Sissy: Wie kannst du dich ausreichend informiert fühlen, wenn du nur das grobe Konzept kennst, aber viele Details noch offen sind?
Gegenfrage: Wie kann eine Frau das unglaubliche biologische und psychische Risiko eingehen, schwanger zu werden?
Gefahr des Todes während der Schwangerschaft (unbemerkte Schwangerschaftsdiabetis, Vergiftung des eigenen Körpers durch ein absterbender Fötus, ...), Komplikationen bei der Geburt, im Wochenbett, Mißbildung des Kindes, zukünftige Krankheiten des Kindes, mögliche Erziehungsfehler, mögliche negative Umwelteinflüsse, Kriminalität, finanzielle Belastung, Karriereknick, Ehemann haut ab und läßt einen mit dem Kind im Stich...
Die zukünftigen Einzelheiten bei einer bewußten Entscheidung "Kind ja oder nein" sind vorher ja auch nicht bekannt. Nur das grobe Konzept. Frau vertraut darauf, daß sie es schafft.
Und so handhabe ich es auch bei der Beurteilung der Risiken von Mars one. Ich bin mir der Risiken bewußt und nehme sie in Kauf. Die Details meines zukünftigen Lebens waren mir mit 25 auch nicht bekannt. Trotzdem habe ich mich dem Leben gestellt und bislang offensichtlich überlebt.
Wie kannst du dich ausreichend informiert fühlen, wenn du nur das grobe Konzept kennst, aber viele Details noch offen sind?
Gefühle kann ich nicht quantifizieren. Ich fühle sie eben. Und ganz konkret: ja, ich fühle mich ausreichend informiert. Ich weiß, welche Umweltbedingungen auf Mars vorhanden sind. Ich vertraue darauf, daß die Daten, die uns die bisherigen Marsmissionen geliefert haben, auch weiterhin gelten. Daß auf Mars nicht plötzlich Vulkane ausbrechen, es am laufenden Band Marsbeben geben wird oder die Strahlung plötzlich um das 10 oder 100 fache auf Dauer ansteigt...
Ich weiß auch, wie Luft, Wasser, Lebensmittel und Energie hergestellt werden können. Und mehr braucht es nicht für das Überleben, bis ich eines natürlichen Todes sterbe. Oder bei einem Unfall umkomme.
Bei einem Aufenthalt auf Mars fallen zudem etliche Risiken weg, denen ich hier jeden Tag ausgesetzt bin:
- Verkehrsunfälle im ÖVP und Privatverkehr auf den Straßen (technisches Versagen, Glatteis, überhöhte Geschwindigkeit Dritter, betrunkene Verkehrsteilnehmer...)
- Terroranschläge durchgeknallter Fundamentalisten
- die ganz alltägliche Kriminalität in Großstädten
- Naturereignisse (Blitzschlag, Stürme, Überschwmmungen, Erdbeben, Hangrutsche, Brückeneinstürze, Gebäudeeinstürze...)
Diese Liste ist natürlich nicht vollständig. Ich tausche diese Risiken eben gegen andere ein.
Manche Menschen fürchten sich schlicht vor dem Unbekannten. Sie möchten Sicherheit und dafür um jeden Preis am Status Quo festhalten. Andere sind weniger ängstlich und dafür neugierig. Sie gehen das Unbekannte rational an und untersuchen es. Ich gehöre eben zur zweiten Kategorie...
Grüße
Sissy