Ereignisreich!
Hallo Ralf,
da hast Du uns ja eine ganz schön ereignisreiche Geschichte Deines Lebens vorgestellt! - Äh, wie alt, sagtest Du, bist Du jetzt?
- 120? - 130? - Oder doch schon stolze 150 Jahre?! - So viel, wie Du gesehen hast, Mensch Meier, da reichen ja keine drei Leben!!
War aber hochinteressant! Da kann ich beileibe nicht so viel vorweisen! Habe ja auch kein Teleskop, keinen Feldstecher, keine Brille (
) ... - noch nicht mal eine anständige Lupe! - Aber ich glaube, die würde bei Beobachtungen am Sternenhimmel auch nicht viel helfen ...
Meine Himmelsbeobachtungen begannen auch schon sehr, sehr früh. Ich kann mich z.B. noch recht genau daran erinnern, wie ich im Alter von 5 oder 6 Jahren einmal meinen Vater auf dem spätabendlichen Heimweg nach einem besonders auffällig hellen "Stern" befragte. "Ach das! - Ja, das is ' neuer Stern", erklärte er mir. "Neue Sterne leuchten immer so helle." - Na ja, als kleiner Knirps bleibt dir da natürlich nichts anderes übrig, als es erstmal zu glauben.
Ein paar Jahre später, als ich das Astronomiebuch meiner 10 Jahre älteren Tante geschenkt bekam, weil sie es ja nicht mehr brauchte, begann ich, diesem "Phänomen" der besonders "hellen Sterne", die komischerweise in keiner Sternkarte verzeichnet waren, nachzugehen. Mit großen Erstaunen stellte ich dabei fest, dass es sich um einen unserer Planeten gehandelt haben musste. Und bei dem hohen Stand, den dieser sogenannte "Neue Stern" damals gehabt hatte, konnte es sich nur um Jupiter gehandelt haben. Als ich meinen Vater jedenfalls darüber aufklärte, antwortete er nur: "Ach ja? - Kann sein." Er hatte mal was von "Neuen Sternen" irgendwo gehört oder gelesen (heute denke ich mal, er hatte was von einer Nova oder Supernova gehört) und da dachte er eben, dies wäre so einer gewesen.
Während der darauffolgenden Jugendzeit holte ich mir dann immer die bei uns damals einzige populärwissenschaftliche Zeitschrift "Urania", die monatlich erschien, nur 1,50 Mark kostete und das neueste aus Wissenschaft und Technik beinhaltete. Darin enthalten war auch immer eine Seite, auf der der Sternenhimmel des Monats abgebildet und ausführlich erläutert war. Natürlich wurden auch die jeweiligen Standorte der sichtbaren Planeten aufgezeigt und so konnte ich regelmäßig die Bewegungen der Planeten am Himmel verfolgen und war nicht mehr auf ein Rätselraten wie "Was könnte denn das dort sein?" angewiesen. Außer dem Merkur, der in den Häuserschluchten unserer Großstadt nie zu sehen war, kannte ich bald alle anderen Planeten sehr genau und konnte sie auch problemlos nach ihrem Aussehen und der jeweiligen Helligkeit unterscheiden. Bei den Vieren, die man üblicherweise am Nachthimmel zu sehen bekommt, stellt dies, meine ich, selbst für absolute Laien eigentlich gar kein Problem dar, wenn man es ihnen richtig erklärt.
Etwas verwirrt war ich dagegen, als ich 1996 mit der Familie von einem Ausflug in die Sächsische Schweiz zurückfuhr und vom Auto aus in Fahrtrichtung (Nordwest) einen seltsam diffusen Fleck am Himmel kurz nach Sonnenuntergang bemerkte. Es war absolut wolkenlos und das Objekt stand ca. 30° über dem Horizont. Selbst von zu Hause aus, ich war inzwischen umgezogen und hatte freien Blick nach Westen, war das Ding noch zu sehen und am mittlerweile dunklen Nachthimmel konnte ich erkennen, dass es sich eigentlich nur um einen Kometen handeln konnte!
"Na, das is ja 'n Ding", dachte ich lautstark und zeigte es Frau und Tochter. "Das ist der erste Komet, den ich sehe!!" Ein paar Tage später kamen dann auch die entsprechenden Meldungen im TV und bestätigten mir dass der Komet Hale-Bopp derzeit zu sehen war. Er war zwar bei weitem nicht so prachtvoll, wie McNaught jetzt am Südhimmel, aber dennoch war sein Schweif und mit Fernglas (vom Schwiegervater) sogar beide Schweife klar und deutlich zu erkennen! - Mehr Kometen habe ich nie zu Gesicht bekommen.
Dann, am 11.8.1999, Sonnenfinsternis über Süddeutschland! Ich hatte extra unseren Urlaub im Allgäu (Nähe Lindenberg) um drei Tage verlängert, damit wir das Ereignis des Jahrhunderts live auf dem Heimweg beobachten konnten! - Doch dann dieses Mistwetter!! Ich hatte mir anhand der Nachrichtensendungen, Wetterkarten etc. vorher genau ausgerechnet, wo wir an der Autobahn die bestmögliche Beobachtung haben könnten und ermittelte so eine Raststätte auf der A8 zwischen Memmingen und Ulm. Da jedoch dieses Ereignis Staus auf allen Landstraßen und den Auffahrten zu der Autobahn verursachte, war ich nicht mehr sicher, ob wir den Höhepunkt dahinschleichend auf der A8 verfolgen müssen oder nicht. Es wurde immer dunkler und das nicht nur wegen der sich verfinsternden Sonne, sondern weil immer dickere Regenwolken von Westen heranzogen.
Kurz vor der totalen Verfinsterung erreichten wir aber (Gott sei Dank!) den angestrebten Rastplatz! Die Polizei hatte schon alles abgesperrt und ließ nur noch uns und drei weitere Fahrzeuge den Parkplatz der Raststätte befahren, dann wurde endgültig alles dicht gemacht. Die Sonne war nur noch eine dünne Sichel und lugte ab und zu durch den ziemlich dichten Wolkenvorhang hindurch. Da wir keine speziellen SoFi-Brillen mehr bekommen hatten, kombinierte ich vier gute UV-Schutz-Sonnenbrillen übereinander und erzielte damit den gleichen Effekt. Den Rest besorgten ja die Wolken ...
Dann hatte Petrus schließlich ein Einsehen mit uns und öffnete die dicke Wolkendecke für ein paar wenige Momente und wir konnten sogar den herrlichen "Diamantring-Effekt" kurz vor der vollständigen Verdunkelung beobachten! Um uns herum war es ganz schön düster und sämtliche Vögel hatten aufgehört zu zwitschern. Eine beängstigende Stille legte sich über den Parkplatz. Nur vereinzelt hörte man die zum Himmel starrenden Menschen etwas murmeln. Als die totale Verfinsterung nach über zweieinhalb Minuten zu Ende ging, konnten wir nochmals den wunderbaren Diamantring sehen, doch dann war endgültig Schluss und die Wolken rissen nicht mehr auf. Wir hatten solch ein Glück und dieses Ereignis wird uns für immer im Gedächtnis bleiben!
Was auch noch ein herausragendes Ereignis meiner Sternenguckerei darstellte, war die wunderbare Aneinanderreihung aller fünf mit bloßem Auge sichtbaren Planeten April/Mai 2002, einschließlich des zunehmenden Mondes Anfang Mai! Ein Anblick wie im Planetarium!! Jeden Tag hatten die Planeten andere Positionen zueinander und hierbei sah ich auch den Merkur das erste Mal in meinem Leben! Der war ja nicht viel länger als einen halben Monat lang zu sehen, so schnell wanderte er zwischen Venus und Mars hin und her!
Tja, das waren so meine Highlights der Himmelsbeobachtung. Den Andromedanebel konnte ich übrigens schon viele Male mit bloßem Auge sehen, da ich in meiner Jugend sehr viel zelten war. Da liegt man abends meist noch draußen auf einer Decke oder Luftmatratze herum, starrt in den Himmel und zählt die Sternschnuppen.
Einmal hatten wir sogar eine richtige Feuerkugel gesehen, Richtung Süden. Die ist dann regelrecht explodiert und nach vielen, vielen Sekunden (wir hatten schon aufgehört zu zählen) erklang ein leiser, dumpfer Knall. - Das war im August Mitte der achtziger Jahre.
Ach ja! Der Venus-Transit 2004! Den hatte ich auch über mehrere Stunden und mit Hilfe der "mehrere-Sonnenbrillen-Methode" wunderbar beobachten können! Zwischendurch gab's zwar auch mal bedeckten Himmel, aber insgesamt war es ein Erlebnis.
Sternguckende Grüße von
Toni