Der Sternhimmel im April 2023: Planeten am Abend, die Sterne des Frühlings und die Lyriden

astronews.com Redaktion

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Der nächtliche Himmel wird immer mehr von den Sternbildern des Frühlings bestimmt und sogar der Sommer macht sich hier schon bemerkbar. Die helle Venus dominiert die Szenerie nach Sonnenuntergang im Westen, wo sich in der ersten Monatshälfte auch der Merkur zeigt. Mit den Lyriden gibt es wieder einen auffälligen Sternschnuppenstrom zu sehen. (1. April 2023)

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ralfkannenberg

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Hallo zusammen,

ich möchte diese Gelegenheit nutzen, um einmal von einer Mondstation zu berichten, die (zumindest mir) bislang nicht weiter aufgefallen war. Natürlich kenne ich sie als Teil des Sternbildes Jungfrau und sie enthält auch den zweit- und dritthellsten Jungfraustern, die allerdings mit knapp 2.Grösse nicht gerade sehr auffällig sind. Im Übrigen findet man in den Datenbanken Vindemiatrix als zweithellsten Jungfraustern, bei Beobachtungen von blossem Auge indes sind die beiden Porrima-Sterne gemeinsam eine Zehntel Grössenklasse heller als Vindemiatrix.

Es handelt sich um die Mondstation "al-auwa" (al-ʿawwā), die aus fünf Sternen besteht und manchmal als fünf bellende Hunde interpretiert werden, die dem Löwen hinterherbellen.

Nun zum Zeitpunkt des Aufganges der Jungfrau befindet sich diese Mondstation wie ein nach oben geöffneter (unten etwas eckiger) Halbkreis unterhalb des Löwen, also zwischen Denebola am Schwänzchen des Löwen und dem Südosthorizont. Von links aus gezählt der erste Stern der al-auwa ist Vindemiatrix, dann kommt die namensgebende Minelauva, sie ist ein Stern 3.Grösse und bis auf eine hundertstel Grössenklasse gleichhell wie der vierthellste Jungfraustern Heze, die zur Zeit links oberhalb des hellsten Jungfrausternes Spica steht, gefolgt von der Porrima, ehe es dann wieder hinaufgeht zu Zaniah, der trotz nur gut 4.Grösse aufgrund seiner Nähe zur Porrima gar nicht schwer auffindbar ist, und schliesslich dann beta Virginis, das ist Alaraph, ein Stern gerade noch 3.Grösse.

Zumindest in der jetzigen Jahreszeit wirkt die al-auwa wie ein eigenständiges Sternbild und nicht wie ein vorgelagerter Teil der Jungfrau.

Vindemiatrix kann man recht einfach in der Mitte zwischen Arktur und der Denebola, etwas unterhalb, finden, und die Porrima befindet sich zwischen Denebola und der Spica. Solange die Spica noch nicht aufgegangen ist auch einfach nur unter der Denebola, etwas rechts, und zwar etwa gleich weit entfernt wie Vindemiatrix am linken oberen Ende der al-auwa.

Die nachfolgende Mondstation ist übrigens as-simāk, sie hat dem arabischen Namen "Azimech" der Spica ihren Namen gegeben.

Zum vierthellsten Jungfraustern Heze gelangt man einfach wie folgt: stellt man sich den linken (und da aus helleren Sternen bestehend auffälligeren) Teil der al-auwa als einen Regenschirm vor, der im Wind nach aussen verdreht wurde, also Vindemiatrix, Minelauva und Porrima, dann befindet sich am Ende des Stockes des Regenschirmes beim Griff die Heze. Sie gehört zu keiner Mondstation.


Die Jungfrau hat noch eine dritte Mondstation zwischen der Spica und dem Sternbild der Waage, jedoch besteht diese nicht aus sonderlich auffälligen Sternen; vergangenes Jahr konnte ich sie nur einmal von Balkon aus wo ich wohne sehen. Noch etwas näher am Sternbild der Waage befindet sich der Stern Rijl al Awwa; dieser Stern ist so hell (genau genommen zwei hundertstel Grössenklassen heller) wie der schwächste al-auwa-Stern Zaniah rechts oberhalb der Porrima, sein Name "Fuss des bellenden Hundes" ist allerdings sehr irreführend, denn zum einen sind es fünf bellende Hunde und nicht nur einer, und zum anderen befinden sich diese im vorderen und nicht im hinteren Sternbildteil. Ich muss einmal versuchen herauszufinden, wie dieser Stern zu diesem Namen gekommen ist. Erstaunlich ist, dass dieser Stern heller ist als die benachbarten Sterne der 3.Mondstation der Jungfrau, aber selber nicht dazugehört. Im Gegensatz zu Zaniah ist Rijl al Awwa allerdings nicht so einfach zu finden. Etwas nördlich von ihm befindet sich der rund eine Zehntel Grössenklasse hellere Stern 109 Virginis, ebenfalls an der Sternbildgrenze zur Waage, auch dieser Stern gehört zu keiner Mondstation.


Freundliche Grüsse, Ralf
 
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ralfkannenberg

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Nun zum Zeitpunkt des Aufganges der Jungfrau
Hallo zusammen,

wenn die Jungfrau dann höher steht wird man natürlich nicht über den Löwenstern Denebola und die Mondstation al-auwa zum Sternbild der Jungfrau gelangen, sondern über den klassischen Weg, d.h. ausgehend von der Deichsel des Grossen Wagen und diese über Arktur hinaus zum hellsten Jungfraustern Spica verlängernd. Arktur ist ein Stern sogar 0. Grösse und die Spica ein Stern 1. Grösse. - Rechts über der Spica sieht man dann eine Art Deichsel ("Jungfrau-Deichsel"), die aus den drei linken und hellsten al-auwa Sternen Vindemiatrix, Minelauva und Porrima besteht, sowie oberhalb der Spica etwas links dann auch noch den Jungfraustern Heze.

Und bei guten Sichtbedingungen dann auch noch die beiden rechten al-auwa Sterne Zaniah und Alaraph in Fortsetzung dieser Jungfrau-Deichsel aufsuchen.


Wenn man dann ab Ende April weiter im Tierkreis zur Waage gehen möchte sollte man sich noch bewusst sein, dass die beiden hellsten Waagesterne (nur) die Helligkeit der Porrima und von Vindemiatrix aufweisen. Und der dritthellste Waagestern, das ist der untere Stern der Waage, ist von blossem Auge so hell wie die Minelauva und die Heze (genau genommen ist der dritthellste Waagestern 9 Hundertstel Grössenklassen heller). Das Sternbild der Waage ist also helligkeitsmässig vergleichbar mit der Mondstation al-auwa, wobei die beiden helleren Waagesterne ebenfalls eine Mondstation bilden.


Freundliche Grüsse, Ralf
 
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