Denkbares und undenkbares zur Pioneer Anomalie

Orbit

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Das ganze Feld scheint mir aber irgendwie zugekleistert und unklar: da gibt es MOND, MOG, aber dann auch ...
Ja, da schreibst Du was! Da bin ich mindestens so unsicher wie Du und ich glaube das beschränkt sich nicht nur auf uns Beide.
Ich stell mich da auch in die Reihe. :)
Aber könnte es nicht sein, dass nun in diesem Thread zusätzlich noch ein bisschen gekleistert wurde? Die hier erwähnten Theorien wurden ja nicht entwickelt, um die PA zu erklären, sondern die in den Galaxien beobachteten Rotationskurven. Auch die Theorie von Beckenstein ist doch vor allem ein Versuch, die MOND-Theorie aufzumöbeln. Und diese MO...-Theorien sind ja alle noch mit Fragezeichen behaftet. So räumt Beckenstein selbst ein, dass mit seiner relativistischen Adaption die endgültige MOND-Theorie noch nicht gefunden sei.
Ist es nicht so, dass diese Theorien alle am selben Problem kauen: an der quantitativen Bestimmung der Grenze, wo das Gravitationsgesetz von 1/r^2 auf 1/r wechselt. Oder hat Beckenstein dieses Problem jetzt gelöst?
Und nun zu diesen Querverweisen zur PA, die in einigen MOND-Varianten auftauchen: Entspringen die nicht eher einem Wunschdenken? Und wenn man nun MOND, die Mutter der Anti DM-Theorien, ausgerechnet mit ein wenig DM meint zum Stimmen bringen zu müssen, dann wirft das, wie mac bereits gesagt hat, eher ein ungünstiges Licht auf all diese Bemühungen.
Ein Vorurteil gegenüber MOND und Variationen habe ich nicht zuletzt auch deshalb, weil all diese Theorien den hässlichen Sprung in der Schüssel - ich meine die Grenze, wo das Gravitationsgesetz kippen soll - aufweisen.

Orbit
 
hallo Leute!
Ich habe mal ein paar grundlegende Fragen zur Pioneer Anomalie oder Fly-By-Anomalie. Ich hoffe da ist kein grundlegender Unterschied!
Wie hat sich die Geschwindigkeit verändert gegenüber der vorausberechneten.
Ist die Sonde beim Anflug langsamer und beim Entfenen aus dem Gravitationsfeld schneller als vorausberechnet geworden? Oder verhält es sich anders?
Ich hab auch mal gelesen das es einen Unterschied macht ob ein Sattelit die Erde in Richtung des Äquadors tangiert oder in Polrichtung.
 

Orbit

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Hallo rene.eichler2
Willkommen im Forum. :)
Ich habe mal ein paar grundlegende Fragen zur Pioneer Anomalie oder Fly-By-Anomalie. Ich hoffe da ist kein grundlegender Unterschied!

Vordergründig schon: Die PA wird als Bremsbeschleunigung gemessen, die FBA als zusätzlich resultierende Geschwindigkeit. Trotzdem werden diese beiden Anomalien aber auch von Fachleuten immer öfter in Zusammenhang gebracht, auch wenn noch nicht klar ist, WIE sie zusammenhängen könnten.

Wie hat sich die Geschwindigkeit verändert gegenüber der vorausberechneten.

Bei den 5 Flybys, von welchen man genaue Daten hat (die Daten des FB von Rosetta im vergangenen November sind noch nicht veröffentlicht) gab es folgende zusätzlichen Geschwindigkeiten:
Cassini: keine
Messenger: keine
Rosetta: 1,82±0,05 mm/s
Galileo: 3,92±0,13 mm/s
NEAR: 13,46±0,08 mm/s

Die Bremsbeschleunigung beider Pioneer-Sonden wird mit 8,74±1,33m/s^2 angegeben.

Ist die Sonde beim Anflug langsamer und beim Entfenen aus dem Gravitationsfeld schneller als vorausberechnet geworden? Oder verhält es sich anders?

So viel ich weiss, konnte die Entwicklung der Geschwindigkeit während des Vorbeiflugs noch nie gemessen werden. Man kennt nur die Endgeschwindigkeit, und die ist um die oben aufgeführten Beträge grösser.

Ich hab auch mal gelesen das es einen Unterschied macht ob ein Sattelit die Erde in Richtung des Äquadors tangiert oder in Polrichtung.

Das ist die neuste These John Andersons von der NASA. Bisher kenne ich diese Thesen allerdings nur aus zweiter Hand (Interviews und Berichte).

MfG Orbit
 
Danke!
Bremsbeschleunigung eben, alles klar!
Nochwas: Wie weit sind die Pioneersonden schon geflogen und bis wohin sind die Positions und Geschwindigkeitsdaten schon ausgewertet?
 

Orbit

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Gegen 100 AU, also 100 mal die Distanz Sonne-Erde.
Ausgwertet sind alle Daten bis zum letzten Funkkontakt. Bei Pioneer 10 war das 1997, bei 11 ein paar Jahre später. Schau hier:
http://www.planetary.org/programs/projects/pioneer_anomaly/
Slava G Turishev, der hier schreibt leitet eine Gruppe von Wissenschaftlern, welche nun über jahre alle Daten kompatibel gespeichert, überprüft und ausgewertet hat. Ihr letztes Meeting war im Februar in Bern. Gespannt warte ich z.Z. auf den Bericht dazu.
Orbit
 
hallo Orbit!
Wenn die Bremsbeschleunigung noch stärker werden sollte könnte es doch passieren, daß die Sonden unser Sonnensystem gar nicht verlassen. Die Sonden könnten doch zum Stillstand kommen und dann wie ein Komet zurück Richtung Sonne fliegen.
Das wäre bestimmt ein herbes Problem für die zukünftige Raumfahrt, wenn es nicht einmal gelingt unser Sonnensystem zu verlassen.
 

Orbit

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Wenn die Bremsbeschleunigung noch stärker werden sollte...
Nach den Flybys der Sonden an Jupiter, respektive Saturn war sie aber konstant, bis zum Schluss.
...könnte es doch passieren, daß die Sonden unser Sonnensystem gar nicht verlassen.
Mal angenommen die anfängliche Geschwindigkeit der Sonden habe relativ zur Sonne 36000 m/s betragen, dann ergibt sich aus v/a die Zeit, welche verginge, bis die Sonden relativ zur Sonne still stehen würden. Da komme ich auf 4,12E13 Sekunden oder 1,3 Millionen Jahre. In dieser Zeit hätten sich die Sonden mit durchschnittlich 18000 m/s entfernt. Aus v*t ergibt sich die zurück gelegte Distanz: 7,4E17 m oder 78,4 Lichtjahre. Und deshalb wären die Sonden zu diesem Zeitpunkt längst in andern Gravitationsfeldern als jenem unserer Sonne - wenn sie immer gerade aus geflogen wären. Denkbar wäre allerdings schon, dass sich ihre Bahn so krümmt, dass sie auf einen sehr exzentrischen Sonnenumlauf einschwenken könnten. Aber davon hab ich noch nie etwas gelesen.
Gruss Orbit
 
Zuletzt bearbeitet:
Hi Orbit!
Du gehst davon aus, dass die Bremsbeschleunigung
so anhält wie sie jetzt ist. Wenn sie nun aber stärker
wird?
Dann würde sich die Entfernung zur Sonne bis zum Stillstand der Sonde radikal verkürzen und das Einschwenken der Sonde in eine Umlaufbahn wäre viel warscheinlicher. Möglicherweise nimmt ja die Gravitation
auf großen Distanzen nicht mehr so stark ab wie vermutet.
 

Orbit

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Hi Orbit!
Du gehst davon aus, dass die Bremsbeschleunigung
so anhält wie sie jetzt ist. Wenn sie nun aber stärker
wird?
Ja, weil man nichts anderes gemessen hat. Alles andere wäre Spekulation.
Das
Möglicherweise nimmt ja die Gravitation
auf großen Distanzen nicht mehr so stark ab wie vermutet.
ist zwar eine Aussage der MOND-Hypothese, welche ursprünglich entwickelt wurde, um die galaktischen Rotationsgeschwindigkeiten der Sterne ohne DM zu erklären. Aber diese Hypothese steht nach dem mehr oder weniger direkten Nachweis von DM inzwischen auf sehr wackligen Füssen.
Orbit
 
Hallo Orbit!
Na dann will ich mal hoffen dass es bald neue Daten von Pioneer10 gibt, die diese Spekulation bestätigen.
Ich habe ja eine ganz andere Theorie wie sich die Bremsbeschleunigung erklärt. Aber das gehört eher in "Gegen den Mainstream".
Hast du schon einen Termin, wann neue daten von Pioneer1 veröffentlicht werden?
Gruß Rene´
 
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Orbit

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Ich nehme an, Du meinst, wann man Neues über die Auswertung der Daten erfahren werde. Nein, weiss ich nicht; aber ich vermute, dass das bald sein wird. In den letzten beiden Jahren gab es jeweils im März einen Bericht über das jahrliche Februar-Meeting der Turyshev-Gruppe in Bern.
Ich bin auch gespannt.
Orbit
 
Wenn du neues erfährst schreibst du s hier? würde mich interessieren.
Ich würde mich auch nächsten Monat über einen Besuch von dir in "Gegen den Mainstream" freuen. In der ich eine ganz neue Theorie über das Verhalten von Antimaterie aufstellen werde. Vieleicht erklärt sich ja dann für dich die PA.
 
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