CERN: Higgs-Teilchen am LHC entdeckt?

ralfkannenberg

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Die el.-schw. SU(2) ist ohne Higgs eine ungebrochenen, nicht-abelsche Eichtheorie wie die QCD. Für genügend viele Fermionen wäre sie non-confining, d.h. man sähe eine langreichweitige nicht-abelsche Eichtheorie, etwas was man so nicht kennt.
Hallo Tom,

ich kenne mich in dieser Detaillierung leider überhaupt nicht aus; könntest Du deswegen noch etwas ausholen, also ganz konkret warum die nicht-abelsche Eichtheorie für genügend viele fermionen nicht-confining wäre ?

Noch eine andere, mehr theoretische Frage: welche Rolle spielt das Kommutativgesetz in diesen Theorien ?


Freundliche Grüsse, Ralf
 

ralfkannenberg

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Sorry, ich hatte in in einem anderen Forum gefunden ...
Hallo Tom,

ich bin der Meinung, dass dieser Artikel es durchaus wert ist, auch zweimal so kurz nacheinander genannt zu werden. Letztlich habe ich nur wegen dieses Artikels nachgeschlagen und nachgeschlagen und zahlreiche Lücken in meinem Wissen gefunden; deswegen bin ich auf all' die dummen Fragen gekommen, die ich hier in den letzten Tagen gestellt habe; ich hoffe, dass die anderen Leser dabei auch etwas lernen können.


Freundliche Grüsse, Ralf
 

UMa

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Hallo Tom,

wie hat man eigentlich festgestellt, dass das Teilchen mit einer Masse von ca. 125 GeV ein Boson und kein Fermion sein muss?
Kann man auch den Spin messen? Beim Higgs wäre er null, beim Graviton zwei.
Könnte es auch an supersymmetrisches Partnerteilchen zu einem bekannten Teilchen sein? Wie könnte man das unterscheiden?

Grüße UMa
 

TomS

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Hallo Tom,

ich kenne mich in dieser Detaillierung leider überhaupt nicht aus; könntest Du deswegen noch etwas ausholen, also ganz konkret warum die nicht-abelsche Eichtheorie für genügend viele fermionen nicht-confining wäre ?
In einer Quantenfeldtheorie sind die Kopplungskonstanten nicht konstant, sondern werden energieskalenabhängig. Dies ist ein Effekt aus der sogenannten Renormierungsgruppentheorie: man kann sich vorstellen, dass bei größerer Auflösung also 'genauerem Hinschauen' was höheren Energieen entspricht, Ladungen, die sozusagen von 'virtuellen Ladungswolken' umgeben sind, abgeschirmt oder verstärkt werden. In der QED (abelsche Eichtheorie) findet eine Abschirmung statt; beim näheren Hinschauen wird diese Abschwächung geringer, die Ladung 'erscheint stärker', d.h. die Kopplungsstärke wächst mit der Energie an. Im Falle der QCD (nicht-abelsche Eichtheorie) ist es genau anders herum, die Kopplungsstärke fällt mit wachsender Energie ab, d.h. die Theorie wird asymptotisch frei. Die Streuung an einem ultra-relativistischen Proton erscheint daher nicht wie die Streuung an einem hochkomplizierten Gebilde aus Quarks und Gluonen, sondern wie die Streuung an drei näherunsgweise freien Quarks (Bjorken-Scaling). Umgekehrt nimmt in der QCD die Kopplungsstärke für niedrige Energien zu; spätestens wenn sie von der Größenordnung Eins ist wird eine Störunsgentwicklung (Feynmandiagramme) unzulässig, die zugehörige Störunsgreihe divergiert. Dies ist eng verbunden mit einem Confinement - Deconfinement Phasenübergang (die Näherung von Stößen quasi-freier Wassermoleküle in Wasserdampf bricht am Kondensationspunkt ebenfalls zusammen).

Die schwache WW würde sich ohne Higgs qualitativ exakt so verhalten wie die QCD! Erstere wird durch eine U(1)*SU(2) beschrieben, wobei der U(1) Faktor der der el.-mag. WW entspricht hier irrelevant ist, letztere durch eine SU(3). Wir haben mit der QCD also eine nicht-abelsche Eichtheorie mit N[SUB]C[/SUB]=3 Farbladungen sowie N[SUB]F[/SUB]=6 Quarkflavours (up, down, strange, charme, bottom, top). Der o.g. Verlauf der Kopplungskonstanten wird mittels einer sogenannten beta-Funktion beschrieben. Das ist in etwa soetwas wie die Steigung des Graphen der Kopplungskonstanten in Abhängigkeit der Energie. Man findet ganz allgemein den Zusammenhang

[tex]\beta(g) = -\left(\frac{11}{3}N_C - \frac{2}{3}N_F\right)\frac{g^3}{16\pi^2} = -\left(11 - 4\right)\frac{g^3}{16\pi^2} [/tex]

wobei diese Herleitung zu kompliziert ist, um sie hier darzustellen (dafür gab es Nobelpreise). Das Minuszeichen zeigt eine fallende Kopplungsstärke mit wachsender Energie an. Ich habe da mal für die QCD die entsprechenden Werte eingesetzt und man findet tatsächlich eine fallende Kopplungsstärke (da 11-4 = 7).

Für die schwache WW müsste man hier N[SUB]C'[/SUB]=2 einsetzen, wobei die 2 jetzt nicht mehr der Farbladung der QCD sondern dem schwachern Isospin entspricht. Die Zählung für N[SUB]F'[/SUB] überblicke ich ggw. nicht so recht. Zum einen müssten da die Flavours mit rein, zum anderen muss man aber auch die Quarks evtl. dreimal zählen wg. ihrer Farbe. Jedenfalls erscheint die Anzahl der Ladungen, an die die schwache SU(2) koppelt recht klein (2), während die Anzahl der Ladungen, an die sie nicht koppelt, vergleichsweise groß ist. Und daher könnte (wie gesagt, ich überblicke die Zählung ggw. nicht) sich das Vorzeichen des Terms

[tex]\beta(g) = -\left(\frac{11}{3}N_C - \frac{2}{3}N_F\right)\frac{g^3}{16\pi^2} \to -\left(\frac{22}{3} - \frac{2}{3}N_x\right)\frac{g^3}{16\pi^2} [/tex]

umdrehen. Das wäre dann ein Hinweis auf eine non-confining Theorie.

welche Rolle spielt das Kommutativgesetz in diesen Theorien ?
Was genau meinst du damit?
 

TomS

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wie hat man eigentlich festgestellt, dass das Teilchen mit einer Masse von ca. 125 GeV ein Boson und kein Fermion sein muss?
In dem man die Zerfallskanäle analysiert. Es zerfällt mit Sicherheit in zwe Photonen und muss daher ganzzahligen Spin 0 oder 2 tragen; wie man 2 genau ausschließt, weiß ich nicht.

Kann man auch den Spin messen? Beim Higgs wäre er null, beim Graviton zwei.
Prinzipiell kann man den Spin messen, in dem mnan alle Zerfallsprodukte des (vermuteten) Higgs analysiert und dessen Spin rekonstruiert.

Könnte es auch an supersymmetrisches Partnerteilchen zu einem bekannten Teilchen sein? Wie könnte man das unterscheiden?
Schwere SUSY-Teilchen zerfallen (in Kaskaden) in leichtere SUSY-Teilchen plus bekannte Teilchen; die Details hängen stark vom jeweils betrachten SUSY-Modell ab. In Modellen mit erhaltener R-Parität (das ist so etwas wie ein Indikator ob ein Teilchen ein SUSY-Teilchen ist oder nicht) ist das leichteste SUSY-Teilchen stabil, denn es kann nicht in Standardmodellteilchen zerfallen ohne die Erhaltung der R-Parität zu verletzen. Dieses leichteste SUSY-Teilche würde als sogenanntes "steriles" Teilchen den Detektor unerkannt ohne WW verlassen und sich nur durch fehlenden Impuls und Eneregie bemerkbar machen. D.h. SUSY-Teilchen sieht man zum einen durch ihre Zerfallskaskaden, zum anderen durch fehlende Energie. Beides haben wir hier nicht.

Aber wie in dem o.g. Artikel ausgeführt wird, könnte es sich um ein Higgs-Teilchen im Rahmen eines SUSY-Modells handeln (wobei nicht das Higgs selbst sondern das s-top die R-Parität trägt).
 

ralfkannenberg

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Hallo Tom,

danke schön für Deine ausführlichen Darstellungen, die mir wenigstens eine Idee vermitteln, um was es hierbei geht.

Zu der Frage nach dem Kommutativgesetz:

Was genau meinst du damit?
Mir ist aufgefallen, dass Du eigentlich immer zwischen abelschen und nicht-abelschen Eichtheorien unterscheidest, deswegen diese Frage.


Freundliche Grüsse, Ralf
 

TomS

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Diese Unterscxheidung ist wichtig, da sie sich qualitativ deutlich unterscheiden

- abelsche Eichtheorien wie die QED mit U(1) haben wegen der nicht-geladenen Eichbosonen immer langreichweitige Kräfte zur Folge
- nicht-abelsche Eichtheorien zeigen häufig Confinement, abelsche m.W.n. nie
- ... erzwingen immer sogenannte Color-Singulets, d.h. physikalische Zustände sind immer farblos
- ... sind häufig asymptotisch frei; die QED wird dagegen für hohe Energien stark (und sogar divergent - Landau-Pol)
- ... gehen auf eine nicht-kommutative Gruppe (verallgemeinerte Drehungen) zurück und sind daher mathematisch komplizierter - daher wohl deine Frage
 

SRMeister

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Ist der Higgsmechanismus eigentlich eine neue Grundkraft? So wie ich das bisher verstande habe ist doch das Higgs-Boson ein Wechselwirkungsteilchen, welches Kräfte zwischen dem Higgsfeld und anderen Teilchen vermittelt.
 
Zuletzt bearbeitet:

TomS

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Das kommt darauf an, wie du "Kraft" definierst.

Wenn du ein Potential (als kollektive Anregung eines Feldes) haben möchtest und eine Kraft (im klassischen Sinne) mittels des Gradienten berechnen möchtest, dann sicher nicht. Die Reichweite des Higgsbosons ist aufgrund seiner großen Masse extrem klein (viel kleiner als die schwache Kraft). Dann ist aber auch die schwache Kraft keine Kraft in diesem Sinne.

Wenn du Kraft im verallgemeinerten Sinne der Quantenfeldtheorie als Austauschwechselwirkung definieren willst, dann vermittelt das Higgsboson tatsächlich in diesem Sinne eine Kraft. Ich würde mal überschlagen, dass 125 GeV ≈ 0.001 Fermi Reichweite entsprechen. Die Kopplungskonstante g[SUB]f[/SUB] für Fermionen f ist g[SUB]f[/SUB] ~ m[SUB]f[/SUB]/v mit der Fermionmasse m[SUB]f[/SUB] z.B. für Elektronen = 511 keV und dem Vakuumerwartungswert v ≈ 245 GeV, d.h. g[SUB]e[/SUB] ≈2*10[SUP]-6[/SUP] verglichen mit der Feinstrukturkonstante ≈ 1/137.
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ralfkannenberg

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- nicht-abelsche Eichtheorien zeigen häufig Confinement, abelsche m.W.n. nie
- ... erzwingen immer sogenannte Color-Singulets, d.h. physikalische Zustände sind immer farblos
Hallo Tom,

bitte entschuldige, wenn ich etwas aufsässig bin, aber stimmt das: mich überrascht das Wort "immer", da nicht-abelsche Gruppen oftmals nicht-triviale abelsche Untergruppen haben ("oftmals" ist pure Vorsicht; mir kommt momentan kein Beispiel einer nicht-abelschen Gruppe in den Sinn, die keine nicht-triviale abelsche Untergruppe hätte); somit verwundert mich, dass die Nicht-Kommutativität immer etwas erzwingen kann.

Wie gesagt, ich kenne die Physik zu schlecht, um das abschliessend beurteilen zu können.


Freundliche Grüsse, Ralf
 

TomS

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Hallo,

zu meinem ersten Satz "nicht-abelsche Eichtheorien zeigen häufig Confinement": m.W.n. hat das Confinement etwas mit dem Zentrum der Gruppe sowie der Darstellung, in der die Fermionen sitzen, zu tun; ich glaube mich zu erinnern, dass die G[SUB]2[/SUB] kein Coinfinement aufweist, da die Struktur des Zentrums anders ist als bei SU(N). Das hat man m.W.n. auch auf dem Gitter nachgeprüft - aber ich müsste das wieder nachlesen.

Zum zweiten Satz "... erzwingen immer sogenannte Color-Singulets": das besagt ja etwas anderes. Ein Color-Singulet bedeutet nicht zwingend Confinement, d.h. es bedeutet nicht, dass die Ladungen "in einem kleinen Bereich" eingesperrt sind, bzw. es beudeutet kein linear ansteigendes Potential o.ä. Die Argumentation bzgl. Color-Singulet ist m.W.n. wie folgt. Alle mir bekannten Eichtheorien haben eine nicht-dynamische Euler-Lagrange-Gleichung, einen sogenannten Constraint G[SUP]a[/SUP](x), den ich als verallgemeinertes Gaußgesetz bezeichne. Im kanonischen Formalismus gilt für den Operator

[tex]G^a(x) = (DE)^a(x) + gj_0^a(x) = \nabla E^a(x) + gJ_0^a(x)[/tex]

[tex]G^a(x)|\text{phys.}\rangle = 0[/tex]

Dabei ist E[SUP]a[/SUP](x) das "chromo-elektrische" Feld, D die kovariante Ableitung in der adjungierten Darstellung, j[SUB]0[/SUB](x) die von fermionische Ladungsdichte und J[SUB]0[/SUB](x) die Gesamtladungsdichte, die auch von Eichfeldern getragen wird. Die zweite Gleichung folgt als Zwangsbedingung an physikalsiche Zustände und sichert deren Eichinvarianz.

Das Gaußsche Gesetz erfüllt eine lokale Algebra

[tex][G^a(x), G^b(y)] = if^{abc}\,G^c(x)\,\delta(x-y)[/tex]

wobei die f[SUP]abc[/SUP] die Strukturkonstanten der Eichgruppe repräsentieren. Außerdem gilt die Zeitunabhängigkeit, d.h. auch die Eichinvarianz des Hamiltonoperators

[tex][G^a(x), H] = 0[/tex]

Damit definiert man "erhaltene Ladungen" Q[f] mittels Testfunktionen f[SUP]a[/SUP](x); diese sind gleichzeitig die Generatoren von Eichtransformationen U[f] mit den Eichfunktion f[SUP]a[/SUP](x).

[tex]Q[f] = \int d^3x\,f^a(x)\,G^a(x)[/tex]

[tex]U[f] = e^{igQ[f]}[/tex]

Eichtransformatione werden erzeugt gemäß

[tex]O(x) \to {}^f\!O(x) = U[f]\,O(x)\,U^\dagger[f][/tex]

wobei der Feldoperator O(x) für das Eichfeld A(x), die Feldstärke E(x), Fermionefelder q(x) sowie weitere zusammengesetzte Operatoren wie z.B. die Ladungs- und Stromdichten stehen kann

Aufgrund der Zeitunabhängigkeiot des Gaußschen Gesetzes sind die Q[f] erhalten, aufgrund der Wirkung des Gaußschen Gesetzes auf physikalische Zustände annihilieren die Q's dieselben, und deswegen ist auch der unitäre Operator U[f] der Einheitsoperator im physikalischen Sektor des Hilbertraumes.

Nun ist aber

[tex]G^a(x) = (DE)^a(x) + gj_0^a(x) = \nabla E^a(x) + gJ_0^a(x)[/tex]

und damit entspricht

[tex]Q^a = \int d^3x\,G^a(x) = \int d^3x\,J_0^a(x) [/tex]

bis auf "Oberflächenterme" der chromo-elektrischen Gesamtladung. Für diese gilt die Algebra

[tex][Q^a, Q^b] = if^{abc}\,Q^c[/tex]

sowie automatisch

[tex]Q^a|\text{phys.}\rangle = 0[/tex]

D.h. bis auf "Oberflächenladungen im Unendlichen müssen die physikalischen Zustände Color-Singulets sein - was letztlich der Tatsache entspricht, dass physikalischen Zustände auch eichinvariant sind.

Damit folgt die sogenannte „Color-Neutrality“ letztlich algebraisch aus der Eichinvarianz, das „Color-Confinement“ dagegen ist ein (bis heute nicht vollständig verstandenes) dynamisches Phänomen.
 

ralfkannenberg

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Hallo Tom,

puh .......

zu meinem ersten Satz "nicht-abelsche Eichtheorien zeigen häufig Confinement": m.W.n. hat das Confinement etwas mit dem Zentrum der Gruppe sowie der Darstellung, in der die Fermionen sitzen, zu tun; ich glaube mich zu erinnern, dass die G[SUB]2[/SUB] kein Coinfinement aufweist, da die Struktur des Zentrums anders ist als bei SU(N).
Das ist es, was ich gesucht habe - das Zentrum ist ja gerade die Untergruppe der Gruppe, deren Elemente kommutativ sind.


Freundliche Grüsse, Ralf
 

ralfkannenberg

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Alle mir bekannten Eichtheorien haben eine nicht-dynamische Euler-Lagrange-Gleichung, einen sogenannten Constraint G[SUP]a[/SUP](x), den ich als verallgemeinertes Gaußgesetz bezeichne. Im kanonischen Formalismus gilt für den Operator

[tex]G^a(x) = (DE)^a(x) + gj_0^a(x) = \nabla E^a(x) + gJ_0^a(x)[/tex]

[tex]G^a(x)|\text{phys.}\rangle = 0[/tex]

Dabei ist E[SUP]a[/SUP](x) das "chromo-elektrische" Feld, D die kovariante Ableitung in der adjungierten Darstellung, j[SUB]0[/SUB](x) die von fermionische Ladungsdichte und J[SUB]0[/SUB](x) die Gesamtladungsdichte, die auch von Eichfeldern getragen wird. Die zweite Gleichung folgt als Zwangsbedingung an physikalsiche Zustände und sichert deren Eichinvarianz.
Hallo Tom,

meine Kenntnisse reichen bei weitem nicht aus, um Dir folgen zu können.

Ich möchte wenigstens die erste Gleichung verstehen können.

Ich verstehe, dass Du verschiedene Ableitungen verwendest - einmal die kovariante Ableitung in der adjungierten Darstellung D, danach den Nabla-Operator, gleichzeitig wird im zweiten Summanden das kleine j der fermionischen Ladungsdichte zu einem grossen J der Gesamtladungsdichte.

Wie passt das ?


Freundliche Grüsse, Ralf
 

TomS

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Hallo Ralf,

wir können das gerne schrittweise durchgehen; wäre schade, das alles zu posten wenn's nicht verstanden wird.

Zu deiner Frage; für die kovariante Ableitung des E-Feldes gilt

[tex](DE)^a + j_0^a = (\partial_i E_i^a + gf^{abc}A_i^bE_i^c) + j_0^a = (\partial_i \delta^{ac} + gf^{abc}A_i^b)E_i^c + j_0^a[/tex]

Dabei ist formal

[tex]D_i^{ac} = \partial_i \delta^{ac} + gf^{abc}A_i^b[/tex]

Nun fasst man den zweiten und dritten Term zusammen und definiert einfach

[tex]gf^{abc}A_i^bE_i^c + j_0^a = J_0^a[/tex]

wobei der erste Term die Farbladungsdichte der Eichfelder, der zweite die der Fermionen bezeichnet; für letztere gilt (aber das brauchen wir hier nicht)

[tex]j_\mu^a = \bar{q} \gamma_\mu T^a q[/tex]

wobei T[SUP]a[/SUP] die generatoren der SU(N) darstellen und q für die Quark-Spinoren steht.

Nun zur Stromerhaltung: es gilt die (verallgemeinerte) Kontinuitätsgleichung

[tex](D j)^a = 0 = \partial^\mu J_\mu^a = 0[/tex]

Die erste Gleichung sichert die kovariante Erhaltung des fermionischen Stromes; sie kann mittels der Feldgleichungen umgeformt werden zur zweiten Gleichung; diese enstpricht der gewöhnliche Kontinuitätsgleichung des Gesamtstromes und stammt aus dem Noethertheorem.

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Betrachte den einfachen Fall der Elektrodynamik; hier gilt die inhomogene Maxwellgleichung

[tex]\partial_\mu F^{\mu\nu} = j^\nu[/tex]

Nun gilt die Erhaltung des elektrischen Stromes

[tex]\partial_\mu j^\mu = 0[/tex]

Diese folgt interessanterweise auf zweierlei Weise. Zum einen kann man sie mittels der Eichsymmetrie der Lagrangedichte aus dem Noethertheorem ableiten. Zum anderen muss sie zwingend entsprechend der Maxwellgleichung folgen, denn

[tex]\partial_\nu j^\nu = \partial_\nu (\partial_\mu F^{\mu\nu}) = (\partial_\nu \partial_\mu) F^{\mu\nu} = 0[/tex]

Die Ableitung ist symmetrisch in den Indizes, der Feldstärkentensor antisymmetrisch; aus Konsistenzgründen muss rechts die Null stehen.

In der SU(N) Eichtheorie entspricht das Jonglieren mit j und J letztlich genau dieser Tatsache, außer dass es eben durch die nichtlinearen Terme in den Feldstärken etwas komplizierter wird.

---------------------------------------

Das interessante ist, dass der Term mit f[SUP]abc[/SUP]A[SUP]b[/SUP]E[SUP]c[/SUP] sowohl in der Herleitung des Gesamtstromes mittels des Noethertheorems auftritt, als auch in der kovarianten Ableitung des E-Feldes. Das passt ganz wunderbar zusammen. Man betrachtet die Eichinvarianz sozusagen aus zwei verschiedenen Blickwinkeln:
- Lagrangdichte - Eichsymmetrie - Noethertheorem - Stromerhaltung für J
- Lagrangdichte - A° als Lagrangemultiplikator - Gaußsches Gesetz - Umformung im Gausschen Gesetz von j zu J
Beides scheint nichst miteinander zu tun zu haben; hat es aber doch, denn es sind nur zwei Seiten der selben Medaille, nämlich der Eichinvarianz. Bei globalen Symmetrien hast du ebenfalls eine Kontinuitätsgleichung für einen Noetherstrom, aber kein Gaußsches Gesetz. Letzteres ist eine spezielle Eigeschaft der Eichtheorien.

Und dann gibt es noch den dritten und vierten Blickwinkel
- Gaußsches Gesetz G[SUP]a[/SUP] - [H,G[SUP]a[/SUP](x)]=0 - Zeitunabhängigkeit von G[SUP]a[/SUP] - Symmetrie von H erzeugt durch G[SUP]a[/SUP] - erhaltene Ladungen Q[f] - Q[f] als Generator von Eichtransformationem
- G[SUP]a[/SUP]|phys>=0 - Eichung A°=0 - zwei Bedingungen (= Constaint & Eichbedingung) - vier Gluonfeldes (im Vierervektorpotential) minus zwei Bedingungen - zwei physikalische = transversale Gluonen

Das sind letztlich jeweils verschiedene Aspekts der lokalen Eichinvarianz
 
Zuletzt bearbeitet:

ralfkannenberg

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Hallo Tom,

wenn ich Dir nicht antworte heisst das nicht, dass ich nicht einverstanden wäre, sondern dass ich einfach nur formelmässig "erschlagen" bin.

Besten Dank für Deine Erläuterungen; ich gehe bald in Ferien, da drucke ich mir das aus und nehme es mit :)


Freundliche Grüsse, Ralf
 

TomS

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na, erschlagen will ich dich nicht

:D

Formelmäßig war's das; alles andere ist jetzt Erläuterung, Interpretation, Querbeziehung usw.

Was war die Frage? Color-Confinement und Color-Neutrality; ersters haben wir noch nicht mal angekratzt; letzteres haben wir eigtl. erledigt - und müssen es unter den vielen Formeln nur wiederfinden ...
 

ralfkannenberg

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Formelmäßig war's das; alles andere ist jetzt Erläuterung, Interpretation, Querbeziehung usw.
Hallo Tom,

genau, aber ich stecke noch bis über die Ohren im formelmässigen. Dein Beitrag #57 scheint mir wenigstens passiv "halbwegs" klar zu sein, d.h. Kontrollfragen könnte ich ebenso wenig beantworten wie ich es jemandem erklären könnte. Aber ich denke, die Idee und der rote Faden innerhalb von #57 sind mir klar.

Warum Du Konsistenzgründe für die = benötigst sehe ich momentan nicht, ich dachte, die Antisymmetrie sei hierfür genügend. Aber das ist nur ein Detail.


Was war die Frage?
Die habe ich längst aus dem Fokus verloren, aber das macht nichts; erst einmal muss ich #57 weiter "verdauen". Das ganze war ja erst die erste Formel in Deinem Beitrag #53, d.h. nach der Verdauung ist dann #53 wieder dran.

Und erst danach bin ich dann wieder "aufnahmefähig", um das ganze in den Zusammenhang mit der ursprünglichen Frage zu bringen.


Freundliche Grüsse, Ralf
 
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