Bedrohliches All?

Toni

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Die größte Gefahr sind Kometen!

Hi Michael,
Die wahrscheinlichste Bedrohung für unseren Planeten geht von Meteoriten und Ateroiden aus.
dies ist wahrscheinlich ein Trugschluss, da die größten Asteroiden den Astronomen bekannt sind und sich auf "ungefährlichen" :rolleyes: Bahnen bewegen, auf Bahnen also, wo sie der Erde nicht zu nahe kommen. Und die Asteroiden, die die Erdbahn kreuzen, konnten mit wenigen Ausnahmen (z.B. "Apophis") aus der vorläufigen "Gefahrenliste" gestrichen werden. Natürlich könnten unvorhersagbare Kollisionen im Asteroidengürtel den eine oder anderen Brocken auf eine Bahn ins innere Planetensystem ablenken und für uns gefährlich werden lassen. Dies kann immer wieder mal passieren, doch handelt es sich hierbei möglicherweise nicht gerade um sogenannte "globale Killer".

Eine ganz andere Gefahr stellen für uns langperiodische oder erstmalig aus der Oortschen Wolke abgelenkte Kometen dar! Diese lassen sich nämlich nur wenige Monate vor ihrem erstmaligen Periheldurchgang auffinden und dann ihre Bahnen berechnen. 1996/97 durchquerte der bisher größte entdeckte Komet das innere Sonnensystem, der auf den Namen "Hale-Bopp" getauft wurde. Der Durchmesser seines Kerns liegt wohl bei rund 60 Kilometern(!), obgleich verschiedene Angaben hier zwischen 50 und 70 Kilometern schwanken. Dass Kometen aus der das gesamte Sonnensystem sphärisch umgebenden Oortschen Wolke kommen (während Asteroiden für gewöhnlich nur aus dem ringförmigen Asteroidengürtel stammen und deshalb meist ekliptikale Bahnen besitzen), zeigte sich an Hale-Bopp's Bahn, die sich nahezu senkrecht zur Ekliptik befindet. Kometen könne also aus allen Richtungen ins innere Sonnensystem einschwenken. - Und wer weiß, was dort draußen noch so für Brocken lauern ...? :rolleyes: :eek:

Gespannt zum Himmel blickende Grüße von
Toni
 

Bynaus

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Wer von "die grösste Gefahr" spricht, muss nicht nur von der Gefährlichkeit des einzelnen Einschlags, sondern auch von der Wahrscheinlichkeit eines solchen Einschlags sprechen: Die Wahrscheinlichkeit, dass ein solcher Komet die Erde trifft (die meisten sind übrigens deutlich kleiner als Hale-Bopp), ist minimal, verglichen mit der Wahrscheinlichkeit, dass ein erdnaher Asteroid die Erde trifft. Es gibt Abschätzungen, wonach Kometen nur für 1-10% aller Impaktereignisse auf der Erde verantwortlich sind. Das heisst, die allermeisten Impakte, die sich auf der Erde ereignet haben, waren das Produkt von Asteroiden, nicht von Kometen (aus der Untersuchung von Krater-Auswurfmaterial oder Element-/Isotopen-Häufigkeiten in zugehörigen Ascheschichten lässt sich dies bestimmen - ist aber oft nicht einfach).

Der Bedrohung durch einen solchen Kometen wären wir genauso "fatalistisch" ausgesetzt wie einer nahen Supernova (im Gegensatz zu dem, was der Film "Deep Impact" suggeriert, würde das Zünden einer Atombombe auf oder in einem solchen Monsterbrocken wohl gar nichts bewirken - besser als "Armageddon" war der Film aber allemal ;) ), und die Chancen sind auch ähnlich klein.

Man darf die Gefahr, die von erdnahen Asteroiden ausgeht, nicht unterschätzen (aber auch nicht überschätzen): Diese Objekte können durchaus mal die Bahn ändern, wenn sie nahe an einem Planeten vorbeifliegen, und so Bahnextrapolationen stark erschweren, wie auch das Beispiel von Apophis zeigt. Die grösste bekannte Einzelgefahr durch einen Asteroiden geht derzeit von 1950DA aus, der im Jahr 2880 mit einer Wahrscheinlichkeit von 1:300 mit der Erde kollidieren wird. Dieses Objekt hat einen Durchmesser von über 1 km, stürzt es auf einen Kontinent, wären mindestens kontinentweite Zerstörungen die Folge.
 

mac

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Hallo Michael,

wenn man die Wirkung eines solchen Einschlags genauer bestimmen will, wird es ziemlich kompliziert. Siehe: http://de.wikipedia.org/wiki/Atombombenexplosion

Die freigesetzte Energie unter folgenden Bedingungen:

Masse: 1E12 kg (Kugel mit 500 m Radius = etwa 500 Millionen m^3 und 2 Tonnen pro m^3)
Geschwindigkeit: 30 km/s (für einen Asteroiden in gleicher Umlaufrichtung mit der Erde schon zu hoch)
hat eine kinetische Energie von 0,5 * 1E12 * 3E4^2 kg*m^2*s^-2 = 4,5E20 Joule

Das ist etwa 2000 mal mehr, als die stärkste jemals gezündete Wasserstoffbombe. (Siehe: http://de.wikipedia.org/wiki/Zar-Bombe und http://de.wikipedia.org/wiki/Größenordnung_(Energie) )

Herzliche Grüße

MAC
 

Toni

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Hi Bynaus,
Wer von "die grösste Gefahr" spricht, muss nicht nur von der Gefährlichkeit des einzelnen Einschlags, sondern auch von der Wahrscheinlichkeit eines solchen Einschlags sprechen: Die Wahrscheinlichkeit, dass ein solcher Komet die Erde trifft (...), ist minimal, verglichen mit der Wahrscheinlichkeit, dass ein erdnaher Asteroid die Erde trifft.
ich halte von solchen "Wahrscheinlichkeiten" rein gar nichts. Diesen "Wahrscheinlichkeiten" zufolge treffen die Erde alle 50 Mill. Jahre Asteroiden von der Größe des K/T-Ereignisses (10 km Durchmesser). Da das letzte Ereignis aber bereits 65 Mill. Jahre her ist, ist ein solcher Brocken nun schon 15 Mill. Jahre überfällig. :eek: :eek:

Die Asteroiden dieser Größe und ihre Bahnen sind aber inzwischen zum großen Teil bekannt, was man von den Kometen nun weiß Gott nicht behaupten kann! Kometen kommen aus Raumregionen, wo sie für unsere besten Beobachtungsinstrumente nicht mehr sichtbar sind. Von daher ist die Gefahr, die von Kometen ausgeht, um ein Vielfaches höher, auch wenn diese (wie Hale-Bopp) mehr als 1 Astronomische Einheit weit an der Erde vorbeifliegen.

Außerdem musste ich bei meinen Recherchen in Wiki feststellen, dass in den letzten 100 Jahren weit mehr Kometen die Erdbahn kreuzten, als dies vergleichbar große Asteroiden taten. ;)

Die grösste bekannte Einzelgefahr durch einen Asteroiden geht derzeit von 1950DA aus, der im Jahr 2880 mit einer Wahrscheinlichkeit von 1:300 mit der Erde kollidieren wird. Dieses Objekt hat einen Durchmesser von über 1 km, stürzt es auf einen Kontinent, wären mindestens kontinentweite Zerstörungen die Folge.
Die Wahrscheinlichkeit, dass irgend etwas, was von dort oben herunterfällt, die Landmasse der Erde trifft, liegt dagegen nur bei 29%, die, dass ein solches Teil ins Meer stürzt, allerdings bei 71%!! - Und die Gefahr, die von solchen Meerestreffern ausgeht, scheint mir (obwohl dabei erst mal keine Menschen getroffen werden, von den Folgeerscheinungen jedoch um so mehr!) wesentlich größer zu sein! :eek:

Einen Super-Tsunami auslösende Grüße von
Toni
 

Bynaus

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Diesen "Wahrscheinlichkeiten" zufolge treffen die Erde alle 50 Mill. Jahre Asteroiden von der Größe des K/T-Ereignisses (10 km Durchmesser). Da das letzte Ereignis aber bereits 65 Mill. Jahre her ist, ist ein solcher Brocken nun schon 15 Mill. Jahre überfällig.

Nein. Erstens, die Wiederholungszeit für solche Einschläge wird oft mit 100 Mio Jahren angegeben. Zweitens, das ist eine mittlere Wiederkehrzeit. Es wäre äusserst erstaunlich, wenn die Brocken mit schöner Regelmässigkeit exakt alle 100 (oder von mir aus alle 50) Mio Jahre einschlagen würden. Drittens, die von mir erwähnten Wahrscheinlichkeiten haben mit denen, die du anführst, nichts zu tun: hier geht es darum, wie häufig ein Ereignis (Kometenimpakt) gegenüber einem anderen (Asteroidenimpakt) ist, und wenn du die entsprechenden Rechnungen durchführst, dann kommt eben ein Verhältnis raus, und das liegt deutlich auf der Seite der Asteroidenimpakte.

Kometen kommen aus Raumregionen, wo sie für unsere besten Beobachtungsinstrumente nicht mehr sichtbar sind.

Das stimmt zwar - das allein macht sie aber nicht gefährlich, denn obwohl wir ihre Bahnen nicht kennen, es gibt letztlich so wenige von ihnen, dass sie eben trotzdem die Erde nur äusserst selten treffen. Du sagst ja auch nicht, die Gefahr, von einem Blitz erschlagen zu werden, sei die grösste, die einem Menschen droht (z.B. "grösser als die Gefahr durch Verkehrsunfälle!"), weil er sie praktisch nicht voraussehen kann - man muss, um die "Gefährlichkeit" abzuschätzen, auch einen Blick darauf werfen, wie häufig denn überhaupt Menschen vom Blitz getroffen werden! Genauso ist es mit den Kometen.

Außerdem musste ich bei meinen Recherchen in Wiki feststellen, dass in den letzten 100 Jahren weit mehr Kometen die Erdbahn kreuzten, als dies vergleichbar große Asteroiden taten.

Ähm, ich hoffe, das meinst du nicht ernst. Asteoriden kreuzen natürlich ständig die Erdbahn, bloss machen sie darum nicht so ein Aufhebens wie die Kometen, die das halbe System ausleuchten... ;)
 

Toni

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Hi Bynaus,
Nein. Erstens, (...) Zweitens, das ist eine mittlere Wiederkehrzeit.
das ist mir schon klar. Es geht mir hier jedoch um die wirklich großen, die für unsere Zivilisation gefährlichen Brocken von einem und mehreren Kilometern Durchmesser. Diese treffen nachweislich die Erde wesentlich seltener als vergleichbare Kometen. Wenn man natürlich jeden kleinen Popel mitrechnet (auch der in Arizona war im Vergleich zu den "globalen Killern" nur solch ein "Popel" :D ), dann komme ich natürlich auf eine höhere Wahrscheinlichkeit für Asteroiden, weil diese in ihrer Gesamtmenge im inneren Sonnensystem um Größenordnungen häufiger vorkommen als Kometen.

Anders herum gefragt: Hat man schon jemals einen Asteroideneinschlag auf dem Jupiter beobachtet?? :eek:

Auf der Erde sind für die letzten 100 000 Jahre mindestens 3(!) Kometeneinschläge verbürgt! (ermittelt aus Ablagerungsschichten) Die Quelle dafür suche ich noch, hatte aber erst am Montag in einem der Links hier in diesem Forum davon gelesen. Vielleicht finde ich ihn ja wieder ...

Es wäre äusserst erstaunlich, wenn die Brocken mit schöner Regelmässigkeit exakt alle 100 (oder von mir aus alle 50) Mio Jahre einschlagen würden.
Äh - das will ich nicht hoffen, Bynaus, aber diese Wahrscheinlichkeitsvorhersage stammt ganz bestimmt nicht von mir! Sie wurde schon von mehreren Astrophysikern öffentlich (z.B. im Fernsehen) vertreten. :( Jedes der markanten Erdzeitalter (Kambrium, Trias, Jura, Kreide usw.) soll ja durch ein solches Ereignis beendet worden sein, das eine heftiger, das andere weniger heftig. - Und daraus berechneten sie diese "Global-Killer-Wahrscheinlichkeit" von 50 Mill. Jahren.

Drittens, (...) hier geht es darum, wie häufig ein Ereignis (Kometenimpakt) gegenüber einem anderen (Asteroidenimpakt) ist, und wenn du die entsprechenden Rechnungen durchführst, dann kommt eben ein Verhältnis raus, und das liegt deutlich auf der Seite der Asteroidenimpakte.
Wie gesagt: Aber nur, wenn Du jeden kleineren "Popel" mitrechnest, wie eben jenen, der erst kürzlich in Peru herunterkam.

Ähm, ich hoffe, das meinst du nicht ernst. Asteoriden kreuzen natürlich ständig die Erdbahn, bloss machen sie darum nicht so ein Aufhebens wie die Kometen, die das halbe System ausleuchten...
Doch, das meine ich ernst. ;) Kometen (zumindest diejenigen, die die Erdbahn kreuzen) haben einen im Durchschnitt größeren Kern-Radius als die Masse der die Erdbahn kreuzenden Asteroiden. Da uns diese Asteroiden auch in der Regel viel näher und deshalb besser beobachtbar sind, ist deren Treffer-Wahrscheinlichkeit viel leichter berechenbar, als dies z.B. bei langperiodischen oder erstmaligen Kometen der Fall ist. - Und daraus erwächst uns neben ihrer schieren Größe eine weitere Gefahr, die wir kaum vorausberechnen oder gar anhand von Statistiken voraussagen könnten.

Wahrsagerische Grüße von
Toni
 

mac

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Hallo Toni,

Außerdem musste ich bei meinen Recherchen in Wiki feststellen, dass in den letzten 100 Jahren weit mehr Kometen die Erdbahn kreuzten, als dies vergleichbar große Asteroiden taten. ;)
z.B. bei

http://de.wikipedia.org/wiki/Erdbahnkreuzer

werden 500 als derzeit bekannt (> 1 km) angegeben. Die kreuzen mehr oder minder jedes Jahr die Erdbahn.

Darüber hinaus findest Du z.B. bei http://ssd.jpl.nasa.gov/sbdb_query.cgi
gut 4700 Objekte gelistet, die zum Apollo, Amor oder Aten typ gehören, alle sehr dicht an der Erdbahn.

Herzliche Grüße

MAC
 

Toni

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Hallo MAC,

dankeschön erst mal für die Links! Die Seite mit den Erdbahnkreuzern kannte ich schon (war hier in diesem Thread, glaube ich, schon mal verlinkt worden ... ;) ). Von den derzeit etwa 500 bekannten Objekten (die wahre Menge soll wohl laut dem Artikel bei 1000 liegen?) sind mindestens 49 allerdings Kometen, wie ich aus dieser Tabelle hier entnommen habe:

Liste der Kometen

Wobei auch hier die "Dunkelziffer" weitaus höher liegen dürfte, da z.B. auch viele der langperiodischen oder einmaligen Kometen nicht aufgeführt sind.

Die kreuzen mehr oder minder jedes Jahr die Erdbahn.
Nun ja, deren Bahnen sind auch recht genau bekannt, was bei Kometen nicht unbedingt der Fall sein dürfte, wie ich an der Umlaufdauer des Halleyschen Kometen gesehen habe. In meiner Schulzeit wurde er noch (obwohl seit Jahrhunderten bekannt und berechnet!) mit einer Periode von 76 1/2 Jahren angegeben, heute schreibt man für die Wiederkehr dieses Kometen nur noch 75,3 Jahre.

Von den meisten der bekannten Kometen geht ja auch gar keine direkte Gefahr aus, weil sie während ihres Perihels nicht einmal in die Nähe der Erdbahn kommen. Das Unberechenbare und deshalb Gefährliche geht aber von den langperiodischen oder einmaligen Kometen aus! Dass man diese in keiner Statistik auffangen kann, ist mir natürlich bewusst und deshalb bin ich erst einmal gegen solche wirklichkeitsverschleiernden Wahrscheinlichkeitsrechnungen, wie sie immer wieder (um Populismus und Sensationshascherei in der Öffentlichkeit zu erreichen! :mad: ) von verschiedenen Wissenschaftlern oder Journalisten aufgestellt werden.

Kurzperiodische Grüße von
Toni
 

Bynaus

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Diese treffen nachweislich die Erde wesentlich seltener als vergleichbare Kometen.

Das stimmt eben nicht.

Auf der Erde sind für die letzten 100 000 Jahre mindestens 3(!) Kometeneinschläge verbürgt!

Kaum. :D Vielleicht meinst du diesen hypothetischen Einschlag in den Laurentidischen Eisschild (Nordamerika) am Ende der letzten Eiszeit, der angeblich die Mammuts hinweggerafft haben soll? Der ist bisher noch nicht so gesichert, und zudem ist es unklar, ob es ein Komet oder ein Asteroid war.

Anders herum gefragt: Hat man schon jemals einen Asteroideneinschlag auf dem Jupiter beobachtet??

Das ist auch etwas ganz anderes: einen Kometen siehst du Jahre im Voraus, und du kannst seine Bahn berechnen. Was da draussen beim Jupiter gerade passiert, kannst du nicht gross kontrollieren. Man ist sich einig, dass Shoemaker-Levy ein "einmal-pro-Jahrtausend"-Ereignis ist. Warum?

Im Prinzip ist die Rechnung sehr einfach: du zählst, wieviele Kometen durch das innere Sonnensystem fliegen - für die letzten 200 Jahre hat man da viele Daten. Aus diesem "Flux" und aus dem Raum, den der Komet bei seinem Durchflug durchstreicht, kannst du in einer einfachen geometrischen Rechnung berechnen, wie häufig es vorkommt, dass ein Komet mit der Erde kollidiert - und die Zahl ist eben geringer als die Häufigkeit, mit der grosse Asteroiden mit der Erde kollidieren.

Äh - das will ich nicht hoffen, Bynaus, aber diese Wahrscheinlichkeitsvorhersage stammt ganz bestimmt nicht von mir!

Du verstehst mich falsch. Selbst wenn die mittlere Wiederkehrzeit 100 oder 50 Mio Jahre beträgt, dann wäre es von der wahrscheinlichkeitsrechnung her sehr unwahrscheinlich, dass die Asteroiden exakt alle 100 (oder 50) Mio Jahre fallen. Wenn es jetzt 100 Mio sind, dann fallen sie mal mit Abstand 80 Mio Jahre, dann 150, dann 50, dann 110, dann 90, dann 120, etc. Im "Schnitt" kommen 100 Mio Jahre raus. Das ist so wie beim Würfeln: auch wenn die "mittlere Wiederkehrzeit" von 6en "6 Würfe" ist, kann es mal schneller, mal länger dauern, bis wieder eine 6 kommt - nicht jeder 6te Wurf ist eine 6!

Jedes der markanten Erdzeitalter (Kambrium, Trias, Jura, Kreide usw.) soll ja durch ein solches Ereignis beendet worden sein, das eine heftiger, das andere weniger heftig.

Nein, das stimmt nicht. Es gibt ein einziges Aussterbensereignis, das zeitlich einigermassen gut mit einem gesicherten Impaktereignis korreliert ist: und das ist das Kreide/Paläogen-Aussterben (früher: Kreide/Tertiär, kurz, der angebliche "Dino-Killer").

Da uns diese Asteroiden auch in der Regel viel näher und deshalb besser beobachtbar sind, ist deren Treffer-Wahrscheinlichkeit viel leichter berechenbar, als dies z.B. bei langperiodischen oder erstmaligen Kometen der Fall ist.

Wie oben erwähnt, die Trefferwahrscheinlichkeit von Kometen lässt sich aus den bisherigen Beobachtungen ableiten. Wenn wir gegenwärtig (=in den letzten 200 Jahren, in denen man Kometen systematisch beobachtet hat) nicht in einer ausgesprochen ruhigen Kometen-Periode leben, dann sind Kometentreffer viel seltener als Asteroidentreffer.

Aus mac's Antwort kannst du herauslesen, warum ich dich gefragt habe, ob du das wirklich ernst meinst. Es kreuzen viel viel mehr Asteroiden die Erdbahn als Kometen. Und wie gesagt: Hale-Bopp war ungewöhlich gross für einen Kometen - die meisten Kometen sind viel kleiner. Wild 2 kam auf 5 km, Halley 12, Shoemaker-Levy 9 war ursprünglich etwa 5 km gross, Borelli etwa 3 km... gross, kein Zweifel, aber man darf auch nicht vergessen, das sind allesamt helle Kometen, die man von Auge gut sehen kann: leuchtschwächere Kometen sind kleiner. Zudem gibt es auch erdkreuzende Asteroiden, die 10 km Durchmesser haben. Der grösste Asteroide im inneren Sonnensystem ist Ganymed mit 30 km Durchmesser (ein Amor Asteroid).

Edit: siehe auch z.B. dies hier: http://adsabs.harvard.edu/abs/1984Icar...57...48Z

Edit2: Ich weiss nicht, ob ihr das öffnen könnt: http://www.lpi.usra.edu/meetings/chron2006/pdf/6019.pdf

Zitat daraus: "Long-period and Halley-type comets were not explicitly accounted for by [11], but we estimate their contribution to the impact flux to be 4-5% of the total crater rate on Earth (which may increase by a factor of ~3 during putative comet showers)."

Übersetzung: "Langperiodische und Halley-ähnliche Kometen wurden in Referenz 11 nicht einberechnet, aber wir schätzen ihren Beitrag zur Impaktrate 4-5% der totalen Kraterrate der Erde (dies kann sich während allfälligen Kometen-Schauern um den Faktor 3 erhöhen).

Fazit: die langperiodischen Kometen sind nur eine kleine Bedrohung für das Leben auf der Erde.
 
Zuletzt bearbeitet:

UMa

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Hallo Bynaus,
Trotzdem, ich weiss nicht, wie Lesch auf die Idee kommt, man könnte Supernovaexplosionen in 30 LJ Entfernung für die letzten 4 Milliarden Jahre ausschliessen (das heisst: ich würde es gern wissen bzw. gerne die Arbeit sehen, auf der diese Behauptung basiert).

EDIT: Siehe z.B. dieses Abstract: http://adsabs.harvard.edu/abs/1995PNAS...92..235E

"A supernova explosion of the order of 10 pc away could be expected as often as every few hundred million years"
bei 2 Supernovae(SN) pro 100 Jahre in der Milchstraße, 2E11 Sternen und 1/8 Stern/pc³ gibt das nur eine Wahrscheinlichkeit 5%/1Mrd Jahren für eine Supernova innerhalb 10pc.
Dabei habe ich die Konzentration der SN zur Scheibe hin nicht berücksichtigt.

Die Werte im Paper sind zu hoch, 10 SN/100 Jahre und 1 Stern/pc³ ??
(Geminga ist glaube ich über 250 pc entfernt und nicht 60pc.)

Grüße UMa
 

ispom

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Harald Lesch sagte zu dem Thema mal: Wir leben in einem kosmischen Hinterhof :)

Unsere Erde ist nicht in der Nähe von Sternentstehungsgebieten, Kandidaten für Supernovae (z.B. Beteigeuze) oder soger Hypernovae (z.B. Eta Carinae) sind weit genug weg.

schon ziemlich lange her......

nun hat jemand was anderes ausgerechnet

hier zitiert
http://www.centauri-dreams.org/?p=8860

In one calculation, the collapse of η Carinae could deposit in Earth’s upper atmosphere energy equal to the simultaneous explosion of one kiloton nuclear bombs per square kilometer over the surface of the hemisphere facing the blast

igitt....aber vielleicht ist es ein schneller Tod :confused:
 

ZA RA

Gesperrt
Kometen Asteroide Meteore, alles ein alter Hut und schon tausend mal im TV gesehen. :)

Spass mal echt beiseite, zumindest mir ging es so als ich vor einiger Zeit, diesen Artikel lass.

Neutronensterne
http://www.astris.de/news/569.html

Burst´s allg.
Entsprechender Link vom MPI zum Wirkungsspektrum von Proton/Neutron die durch Gammastrahlenausbrüche verursacht werden.
http://www.mpifr-bonn.mpg.de/public/pr/pr_grb.html

Zitat:
Es wäre allerdings eine noch viel dramatischere Auswirkung hier auf der Erde vorstellbar. "Glücklicherweise ist es statistisch sehr unwahrscheinlich, dass der eng kollimierte Jet des Gammastrahlungsausbruchs genau auf die Erde ausgerichtet ist. Das könnte schon verheerende Auswirkungen haben...
Z. ende

Gruß
z
 

jonas

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Hi Ispom

In one calculation, the collapse of η Carinae could deposit in Earth’s upper atmosphere energy equal to the simultaneous explosion of one kiloton nuclear bombs per square kilometer over the surface of the hemisphere facing the blast

Eine kilotonne TNT-äquivalent pro Quadratkilometer muß man mal in Beziehung setzen. Dies bedeutet ein kilo TNT pro Quadratmeter. Und das ist schonmal deutlich weniger dramatisch und entspricht schätzungsweise der Menge Sprengstoff, die in einem Steinbruch verwendet werden würde.

Sicher würde ich nicht gerade auf dem Felsen stehen wolle, wenn er gerade gesprengt wird. Aber einen Kilometer weiter würde ich mich schon wieder sicher fühlen.

Die Frage ist also, ob diese Energie, die die obere Atmosphäre trifft, bis in Bodennähe durchdringt.
 

ispom

Registriertes Mitglied
ich sehe das so:
die sich über mir wölbende Halbkugel der oberen atmosphäre hat eine Oberfläche von 260 milliarden m2,

auf jedem m2 explodiert eine kT TNT....das bläst uns alle weg...aber nicht nur die mechanische energie, die durch den aufprall der Strahlung auf die Teilchen der Atmosphäre frei wird, ist zu berücksichtigen...es kommen dann durch spallationsprozesse noch so viele Teilchen und hochenergetische Photonen auf uns zu, daß es ausreicht um uns richtig knusprig zu grillen :(

ob der Jet von eta car eng begrenzt sein wird oder ob es ein weit geöffneter Konus ist....darüber sind sich die Experten auch nicht einig....
 

Martin

Registriertes Mitglied
In one calculation, the collapse of η Carinae could deposit in Earth’s upper atmosphere energy equal to the simultaneous explosion of one kiloton nuclear bombs per square kilometer over the surface of the hemisphere facing the blast

Also ein Quadratkilometer sind 1 Mio m2. Das heisst 1000 t TNT / 1000000 m2, also 1 t TNT / 1000 m2, also 0,001 t TNT/m2 bzw. 1 kg TNT/m2. Das ist aber immer noch eine Menge Holz. Wobei man hier nicht vergessen darf, die Energieeinheit Tonne TNT aequivalent entspricht nicht exakt der Explosionenergie einer Tonne TNT. Eine Tonne TNT hat etwa 1.1 Tonnen Sprengkraft.

Martin
 

Orbit

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auf jedem m2 explodiert eine kT TNT
Jetzt ist aus einem Quadratkilometer schon ein Quadratmeter geworden! :confused:

1 kT/km^2 = 4,184E12 J/km^2 = 4,184E6 J/m^2

Zum Vergleich:
Solarkonstante = 1367 J/s pro m^2
In gut 50 Minuten strahlt also die Sonne dieselbe Energie pro m^2 ein.
Nun müsste man wissen, auf welchen Zeitraum sich die Carinae-Strahlung verteilen wird. Dann könnte man vergleichen.

Orbit
 

Bynaus

Registriertes Mitglied
Eine Supernova dauert typischerweise 100 Tage, dh, die Energie verteilt sich recht gut. Und selbstverständlich spielt die Energieform eine Rolle: man kann das TNT-Energieäquivalent nicht einfach in "Sprengwirkung" übersetzen. Die Energie wird in Form von hochenergetischen Teilchen in die Atmosphäre eingebracht, die dort gebremst werden und Teilchenschauer auslösen. Dadurch wird die Atmosphäre etwas erwärmt, und die Oberfläche wird mit mehr hochenergetischen Teilchen bombardiert als sonst schon (erst bei einer sehr nahen Supernova ist die Zerstörung der Ozonschicht zu erwarten, nicht aber bei Eta Carinae).
 

Orbit

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Hallo Bynaus
Danke für die Information!
Die mittlere Einstrahlung wäre demnach
4,184E6/(100*24*3600) = 0,484 Watt pro m^2 oder 0,35 Promille der Solarkonstante.
Natürlich wäre die Spitze wesentlich höher, da es sich hier nicht um eine konstante Strahlungsleistung handeln würde.
Orbit
 
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