Zunächst einmal: die Überflutung des Schwarzen Meeres hat es wirklich gegeben. Dazu habe ich vor kurzem auch erst einen TV-Beitrag gesehen.
Würde mich mal interessieren, wo und unter welchem Titel dieser TV Beitrag lief.
Ob es tatsächlich eine Überflutung des Schwarzen Meeres gegeben hat, ist geologisch
nicht belegt!
Die von Ryan/Pitman vorgeschlagene Überflutung des Schwarzen Meeres ist eine
These. Was eine These ist brauche ich wohl nicht zu erläutern. Sie stützen sich zwar auf Indizien, ignorieren aber Indizien, die gegen ihre These sprechen.
Wie schon gesagt, ist das Schwarze Meer ein Restmeer der Paratethys (nicht der Tethys, wie ich irrtümluch schrieb) und die Paratethys entstand im Tertiär. Ebenso ist der Bosporus ein tertiäres Flusstal, das Mittelmeer und Schwarzes Meer (Marmarameer miteinander verband. So stammen die Untersuchungen von Ryan/Pitman auch aus dem Marmarameer.
Der Spiegel des Schwarzen Meeres, welches noch vor 10 000 Jahren ein in seinen Ausmaßen etwa um 1/4 kleinerer, aber dennoch riesiger Süßwassersee war, lag um mindestens 100 m niedriger als heute.
Das ist so nicht richtig. Das Schwarze Meer war kein Süßwassersee, sondern ein Brackwassermeer, was sich darin zeigt, dass schon in ca. 200m Tiefe kein Sauerstoff mehr vorhanden ist. Als Restmeer der Paratethys verfügte es ursprünglich über Salzwasser.
http://www.mare-mundi.eu/index.php?option=com_content&task=view&id=29&Itemid=44
An der Südküste fällt das Unterwasserniveau sehr steil ab, ebenso an den Hängen des Kaukasus. An der gesamten Nord-, Nordost- und Nordwestküste gibt es einen weit nach Süden reichenden Kontinentalschelf, der bei 100 m niedrigerem Wasserstand trockenliegt.
Das mag ja alles stimmen ist aber dennoch kein Beweis für eine Flut/Überflutung.
Die letzte Eiszeit ging vor ca. 10'000 Jahren zu Ende – auf dem europäischen Festland, auf der Skandinavischen Halbinsel dauerte sie noch ca 5000 bis 4000 Jahre länger, was natürlich auch dazu führte, dass sich der Meeresspiegel über einen sehr langen Zeitraum hob, (menschheitsgeschichtlich betrachtet), man kann also nicht davon ausgehen, dass sich in der Zeit von vor 10'000 Jahren bis vor 5000 Jahren nix tat, so in der Art Gletscher ruckzuck abgeschmolzen, Meeresspiegel ruckzuck rauf.
Weiterhin herrschte bis vor ca. 6800 Jahren eine ausgesprochene Wamperiode, mit etwas höheren Durchschnittstemperaturen als heute, zwischen 6200 Jahren und 5500 Jahrten schloss sich eine Kalt- und Trockenperiode an. In Trockenperioden kann der Zufluss aus Flüssen zum Erliegen kommen und durch Verdunstung auch die Verbindung Mittelmeer/Schwarzes Meer trocken gefallen sein. Damit sank auch der Meeresspiegel des Schwarzen Meeres. 100m sind da nix Besonderes. Der Aralsee hat in den letzten vierzig Jahren durch Umleiten seiner Zuflüsse 30m Pegelstand verloren, der Lake Amistad bei Del Rio/Texas durch eine vierjährige Dürreperiode ca 15m, zwei seiner Zuflüsse Devilriver und Redriver waren ausgetrocknet und der Rio Grande nur ein schmales Bächlein. (1995)
Aus der Auffüllung des zeitweise niedrigen Wasserstandes des Schwarzen Meeres ergibt sich
nicht zwingend eine Flut.
Zudem sind 700 Jahre eine lange Zeit, Zeit genug, die Gegend für sicher zu halten und sich anzusiedeln und bei stetig steigendem Wasserstand auch wieder zu verlassen, auch nicht zwingend eine Flut.
Ryan/Pitman haben schlicht die paläoklimatologischen Indizien und Fakten irgnoriert und auf den Funden eine These aufgebaut. Thats all – nix mit wissenschaftlich erwiesen.
Wissenschaftlich erwiesen ist in dem Zusammenhang erst mal gar nix, dafür ist das Meer noch viel zu wenig erforscht.
Als dann der Spiegel der Weltmeere nach dem Ende der letzten Eiszeit "rasant" anstieg, entstand am Bosporus ein gigantischer Wasserfall und innerhalb kürzester Zeit (nur wenige Jahre) stieg der Spiegel des Schwarzen Meeres um über 100 Meter! Für die Menschen, die damals an dessen Küsten und den flachen Ländereien der nördlichen Gebiete wohnten, war es auf jeden Fall eine Katastrophe, denn sie verloren nicht nur Heim und Hof, sondern sie verloren auch für immer ihre Heimat. Das ansteigende Wasser drang immerhin 50-200 km weit ins Landesinnere vor!
Siehe oben – kein Beweis für diese Behauptung
Ebenso wurde aus dem Schwarzen "See" ein Schwarzes "Meer", d.h., für Flora und Fauna dieses Binnengewässers war es natürlich eine ökologische Katastrophe, wo sich in kürzester Zeit die gesamte Lebewelt umstellen musste, was noch heute an der klar abzugrenzenden Schlammschicht im Meeresboden erkennbar ist.
Von wegen Süßwasser- und Binnengewässer, siehe hier.
http://www.mpi-bremen.de/Riffe_aus_Bakterien_entdeckt.html
Nächster Punkt: die Insel Santorini (Thera).
Laut neuester Forschung soll diese vulkanische Katastrophe (von einer solchen schreibt Platon überhaupt nichts!) gar nicht sooo schwere Auswirkungen auf die Mittelmeerwelt gehabt haben, wie bisher angenommen.
Platon beschreibt ein fiktives Land. Das zeigt schon der zeitliche und geographische Rahmen. Vor Neachos durchquerten die Griechen die Straße von Gibraltar nicht. Neachos begann seine Expedition (Umseglung Afrikas) ca. 100 Jahre nach Platon. Sie konnten also nichts von Inseln oder gar einem Kontinent wissen.
Die Auswirkungen des Santorin/Thera-Ausbruchs waren katastrophal für die Mittelmeerkultur, weniger die unmittelbaren Folgen des Ausbruchs, als vielmehr die mittelbaren, wie Z.B. der Wegfall von Handelsplätzen und -routen. In dieser Zeit (Minoische/Mykenische Palastzeit) existierte ein weit reichendes Netz von Hamdelbeziehungen im gesamten Mittelmeerraum bis zum Kaukasus. Dieses Netz wurde durch den Ausbruch empfindlich gestört und führte mit Verzögerung zum Untergang der Minoischen Kultur und zum Aufblühen der Mykenischen Palastkultur. (Gehrke/Schneider „Geschichte der Antike“,Stuttgart/Weimar 2000)
Ein solches weit verzweigtes und weit reichendes Netz von Handelsbeziehungen bringt natürlich auch einen entsprechenden Austausch von kulturellen Beziehungen und Nachrichten mit sich, welche sich letztendich auch in Überlieferungen und Legenden niederschlägt. Es ist wahrscheinlich, dass Platon für sein Atlantis auf solche Legenden zurückgriff und sie entsprechend verarbeitete. Platon war Philosoph, er wollte seine Mitbürger bestimmte Einsichten lehren.
Na ja, jedenfalls erinnern weder Santorini noch Kreta in ihrer Form, Größe und sonstigen Details an das von Platon beschriebene Atlantis. - Diese Theorie ist auch bei Experten schon lange vom Tisch.
Nirgends wird behauptet Platons Atlantis sei identisch mit Santorin/Thera oder gar Kreta, er hat sich lediglich von den Ereignissen inspirieren lassen. Sein Atlantis ist ein gedankliches Konstrukt, auch wenn Generationen von Atlantisforschern danach gesucht haben und weiter suchen werden.
Gruß Aurora