Im so genannten "Internationalen Jahr der Astronomie" halte ich es durchaus für legitim, die Anfänge der Astronomie zu diskutieren. Und die grundlegenden, anwendungsbezogenen Arbeiten zur Optik und Perspektive, besonders in der Renaissance, sind spannend, finde ich. Sie waren letztendlich auch Vorarbeiten dafür, dass das Licht selbst als eigenständige Informationsquelle entdeckt wurde, siehe Fraunhofers achromatische Linsen und seine "Entdeckung" des Sonnenspektrums, später Kirchoff und Bunsen zur Spektralanalyse. Das Licht als "Informationsträger" wurde Ende des 19. Jahrhunderts in der Astronomie erfolgreich "kalibriert". Gleichzeitig hatten wir die Entwicklung der Photographie - als ein Medium zur Speicherung der Daten, unabhängig von den künstlerischen Fertigkeiten des Wissenschaftlers.
In der Renaissance hingegen waren Künstler gleichzeitig auch Wissenschaftler und umgekehrt. Es war auch deswegen eine Personalunion, weil einfach keine technische Speichermedien zur Verfügung standen. Dürer, um auf das Thema zurück zu kommen, ist ein eben solches Universalgenie, Mathematiker, hervorragender Zeichner, Konstrukteur - er hat bedeutendes in der Geometrie geleistet - und perfektionistischer Techniker, siehe seine Weiterentwicklung des Holzschnitts und des Kupferstichs.
Die historischen Quellen, kunst- wie wissenschaftsgeschichtlich, zu ignorieren, samt und sonders der naturwissenschaftlichen Methoden zur Datierung, halte ich schlicht für ignorant. Dabei muss ich sagen, dass es mir persönlich prinzipiell egal ist, WANN eine solche Entwicklung stattgefunden hat, ob 1000 vor oder 1000 nach Christus. Nur, DASS es aufeinander folgende Entwicklungen gab, und keine "fakes", wie hier behauptet, davon gehe ich betonfest aus. Dafür gibt es zu viele Quellen in der Geschichte, die sich wechselseitig aufeinander beziehen. Wer hätte solch einen kranken Geist - und die Muße und Zeit - all dies zu "fälschen". Da bliebe aber nix mehr für eigene Forschungsarbeiten übrig.
Aber wenn noch weitere Archive in Schutt und Asche aufgehen, wer weiss? Dann lässt es sich lustig weiter mit der Zahlenmystik operieren. Und im übrigen: Warum heisst Dürers Werk wohl "Melencholia"? Als Mystiker und Mathematiker bekam er auch mal Depressionen, als er erkannte, dass, wenn die Welt auch nach "Zahl, Mass und Gewicht", geordnet ist, dennoch nicht zwangsläufig einen Sinn ergeben muss. Das Jahr der Fertigstellung fällt mit dem Tod seiner Mutter zusammen. Sowas nennt man "Zufall". Und da war er seiner Zeit aber so was von weit voraus.
Mfg
katzenjammer