Superflares und die Leere innerhalb der Merkurbahn

mac

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Hallo Bynaus,

die Roche-Grenze für unsere Gasplaneten und unsere Sonne in Vielfachem des Sonnenradius:
Jupiter = 1,29
Saturn = 1,6
Uranus = 1,3
Neptun=1,2
Sie gilt allerdings für ihre aktuellen Dichten. Wären sie näher an der Sonne, wären sie auch heißer und damit weniger dicht und damit wäre auch die Roche-Grenze größer. Es würde aber auch so keinem gelingen, außer bei einem direkten Treffer, sich der Sonne als Ganzes zu nähern.

Herzliche Grüße

MAC
 

Bynaus

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@mac: Danke. Nun, was dann wohl passieren würde, ist "Roche-Lobe-Overflow", das heisst, das Gas am obersten Ende der Atmosphäre würde den Planeten verlassen und seine Masse damit schrumpfen (der Anteil des Gestein/Eisen-Kerns wächst). Das wiederum würde dazu führen, dass die Dichte stetig steigt, bis sie hoch genug ist, um die Sonne ohne weiteres Zerreissen zu treffen. Ich frage mich, ob sich da schon mal ein Hydrodynamiker daran gemacht hat, zu simulieren, was passiert, wenn ein HJ / ein HJ-Kern einen Stern trifft (mir geht es dabei v.a. darum, ob es irgendwelche Folgen hätte, die man heute nachweisen könnte).
 

ralfkannenberg

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Verbleiben also 20 F-, G- oder K-Sterne.

Um nur 3 von ihnen hat man mindestens einen Planeten entdeckt, das sind die Sonne, Alpha Centauri B sowie epsilon Eridani. Und drei von 20 sind nicht 50%.
Hallo zusammen,

das ist noch zu korrigieren; um das 80.-nächste Sternsystem, den Stern 82 Eri, sind ebenfalls bereits 3 Planeten entdeckt worden.

Somit haben wir also 4 von 20.

Überdies gibt es in diesem Bereich auch 4 Rote Zwergsonnen, um die bereits Planeten entdeckt wurden:

38.-nächstes Sternsystem GJ 674 (M2.5); 1 Planet
40.-nächstes Sternsystem GJ 876 (M3.5); 4 Planeten ("Ross 780")
46.-nächstes Sternsystem GJ 832 (M1.5); 1 Planet
40.-nächstes Sternsystem GJ 581 (M3.0); 4 Planeten ("Wolf 562")


Freundliche Grüsse, Ralf
 

Major Tom

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2) Die Sonne hebt sich von anderen sonnenähnlichen Sternen dadurch ab, dass sie keine Superflares aufweist. Diese werden mit der Anwesenheit von Hot Jupiters, oder eben auch "Hot Super-Earths" in Verbindung gebracht. Siehe hier: http://news.nationalgeographic.com/...tars-planets-hot-jupiters-nasa-space-science/
QUOTE]

Wissenschaftler aus Spanien, Australien und der Schweiz haben die Zyklen der Sonnenmagnetfelder aus Eisbohrkernen und fossilen Hölzern rekonstruiert und mit der Gravitationswirkung der Planeten verglichen.
Die Übereinstimmung lässt nun offenbar darauf schließen, daß die Planeten unseres Sonnensystems für diesen wiederkehrenden Zyklus der Sonnenaktivität verantwortlich sein könnten.
Da könnte es doch sein, daß diese "Gezeiteneffekte" durch Hot Jupiters entsprechend extremer ausfallen würden !


http://www.aanda.org/index.php?opti...oi&doi=10.1051/0004-6361/201219997&Itemid=129

Gruß
MT
 
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Exonavigator

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Falls das noch interessiert: Zu den mind. 50 % Planeten pro Stern, die Bynaus als Richtwert zunächst für Planeten mit innermerkurischer Bahn ins Spiel gebracht hat, höher noch für Planeten überhaupt, da gibt es mittlerweile noch weit höhere Schätzungen in der Fachliteratur, die mich selbst überrascht haben. Nachfolgend ein paar Hinweise dazu, da höhere Werte oben infrage gestellt wurden, hier nur zur Info und als Anlass zu weiterem Nachforschen (habe ich an anderer Stelle schon genannt):

In astronews hieß es vor ein paar Monaten: „Bei den untersuchten Sonnen ergaben sich folgende Verhältnisse: Zwei Drittel werden von sogenannten Supererden umkreist, also Gesteinsplaneten, die mehrere Erdmassen aufweisen. Bei etwa der Hälfte der Systeme kommen Trabanten von der Masse Neptuns hinzu, und eine von sechs fernen Sonnen besitzt mindestens einen Planeten von der Masse Jupiters. Insgesamt scheint es in der Milchstraße mehr Planeten als Sterne zu geben.“

Das geht auf neuere Ergebnisse mithilfe der Gravitationslinsenmethode von Cassan et al. (2011) zurück. Im Durchschnitt kommen die Autoren auf 1,6 Planeten pro Stern. Hier zum Nachlesen:
http://www.uw.edu.pl/strony/sukcesy/2012/nature.pdf

Eine weitere einschlägige Arbeit von Michel Mayor, dem Pionier der Exoplanetenforschung, der in dem Artikel ebenfalls erwähnt wird, stellt auf Grundlage der Radialgeschwindigkeitsmethode (HARPS-Spektrograf) fest: Um zehn Sterne, nur aufgrund ihrer Nachbarschaft zur Sonne ausgewählt und über Jahre intensiv beobachtet, wurden 29 Planeten entdeckt – das ist ein Schnitt von 2,9 Planeten pro Stern (natürlich statistisch dünn, nur eine 'Stichprobe', die allgemeinen Schätzungen von Mayor und Kollegen sind vorsichtiger). Hier der Artikel von Mayor et al. (2011), vgl. S. 12:
http://arxiv.org/pdf/1109.2497v1.pdf

Und auf der Basis der Transitmethode aus den Daten des Kepler-Weltraumteleskops kommt Youdin (2011) in einem ebenfalls viel beachteten Fachartikel auf einen Wert von 2,75 Planeten pro Stern (sogar mit erdähnlichem Radius, Umlaufperiode unter einem Jahr). Hier nachzulesen (vgl. S. 11):
http://arxiv.org/pdf/1105.1782v1.pdf

Einen klasse Überblick, aktuell dazu, bietet ein Artikel von Lineweaver/Chopra (2012), zu dem ich leider keinen Link mit open access anfügen kann, hier der abstract:
http://www.annualreviews.org/doi/abs/10.1146/annurev-earth-042711-105531
Kurzum: In jedem Fall haben wir heute von einem Wert von mindestens !!! 100 % Planeten pro Stern auszugehen.

Beste Grüße
 
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Kickaha

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Namaste,


Ich bin der Meinung, das um jeden Stern potentiell viele Planeten entstehen.
Alle Entstehungsprozesse eines Sterns deuten darauf hin.

Nur um meinen Standpunkt zu verdeutlichen:
Nur wenn ein Stern bei seiner Bildung und/oder bei der Bildung der Planeten gestört wird, sollten Planeten ganz fehlen. (Material ist in jeder Gaswolke genug vorhanden)
Wie oft eine Störung geschieht kann eventuell statistisch erfasst werden.
Exonavigator hat dafür einige schöne Beispiele gefunden. DANKE!

Wenn man statistisch davon ausgehen will, um wie viele Sterne bisher keine Planeten gefunden wurden, so darf man wohl nur gleich intensivst beobachtete Sterne zum Vergleich nehmen. Davon gibt es aber nur sehr wenige.
Um zehn Sterne, nur aufgrund ihrer Nachbarschaft zur Sonne ausgewählt und über Jahre intensiv beobachtet, wurden 29 Planeten entdeckt

Weiter ist meine Überzeugung, dass solche Phänomene wie Hot Jupiter eine recht häufige "Anomalie" ist also nicht der häufigste Zustand.
Statistisch ist das bisher aber nicht zu untermauern.
Ich persönlich bin aber der Meinung, dass durch die 'leicht' zu ermittelnden Funde von Hot Jupiter auch die Suche nach weiteren Planeten in genau diesem System verstärkt sind.
Wie sich gezeigt hat, haben Systeme mit Hot Jupiter auch weitere Planeten - und durchaus auch stabile Konfigurationen.

Somit sind die nach meiner Meinung "gestörten" Systeme mehr im Fokus der Beobachter als die ungestörten - weil die Hot Jupiter halt "leicht" zu finden sind. (Leicht im Sinne von - leichter als kleine Planeten oder Planeten mit großer Periode)


Gruß
Tilleke
 

Bynaus

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@MT: Danke für den Link, das scheint mir ein interessantes Paper zu sein - das ich völlig übersehen hatte.

@Exonavigator: Danke für die Links. Natürlich ist mit Angaben "x % Sterne mit Planeten" gemeint, dass ein Stern mindestens einen Planeten hat. Allerdings wäre ich höchst erstaunt, wenn es tatsächlich Systeme mit NUR einem Planeten gäbe. Wir sehen aus unserem System bereits dass die Planetenhäufigkeit mit abnehmender Masse zunimmt, und dasselbe sehen wir bei den extrasolaren Planeten. Ich denke, dass Werte von ca. gebundenen 10 Planeten pro Stern (oder mehr - unser System könnte auch diesbezüglich speziell sein, die "Kuiper-Klippe" bei 60 AU ist doch erstaunlich nahe dran, wenn man bedenkt, dass es planetare Scheiben mit Radien von bis zu 1500 AU gibt...) durchaus denkbar wären. Wobei hier natürlich Stabilitätszonen in Doppelsternsystemen etc. beachtet werden müssen.

Nach unseren bisherigen Entdeckungsmethoden und dem gegenwärtigen Fortschritt von Kepler hätte das Sonnensystem wohl gerade mal einen Planeten (Jupiter), aber auch nur, wenn die Sichtlinie zum Beobachter nicht allzusehr gegen die Jupiter-Bahnebene geneigt ist.

Kickaha schrieb:
Weiter ist meine Überzeugung, dass solche Phänomene wie Hot Jupiter eine recht häufige "Anomalie" ist also nicht der häufigste Zustand. Statistisch ist das bisher aber nicht zu untermauern.

Ist es sehr wohl: Hot Jupiter sind selten. Weniger als 1% der sonnenähnlichen Sterne haben sie. Sie sind nur deshalb auf unseren Exoplanetenlisten so zahlreich vertreten, weil sie einfach zu finden sind.
 

Entro-Pi

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Ich vermute mal, daß diese überraschende Leere innerhalb der Merkurbahn ganz andere Gründe als irgendwelche Flares haben könnte. Meines Wissens geht man davon aus, daß in der Entstehungsphase unseres Sonnensystems ziemlich viel "Kleinkram" umherflog und generell alle Planetenbahnen deutlich kleiner Orbits hatten als heute, mit Ausnahme von Jupiter. Die Theorie geht davon aus, daß die jungen Planeten sehr häufig von dem Kleinkram getroffen wurden und dadurch an Geschwindigkeit verloren, weshalb sie langsam nach außen drifteten. Einzig Jupiter war bereits sehr früh so schwer, daß er die anfliegenden Brocken ablenken und wegschleudern konnte, weshalb er nicht so stark gebremst wurde.

Was man auch bedenken muß ist, daß es wahrscheinlich relativ dynamische Veränderungen im Sonnensystem gab. Das Nizza-Modell ist da eine Theorie zu, aber es betrachtet nur die die 4 großen Planeten. Ich kann mir gut vorstellen, daß diese Dynamik auch zu starken Veränderungen im Zentrum des Sonnensystem geführt haben könnten. Wer weiß, ob es früher nicht einmal einen Planeten innerhalb der Merkurbahn gab, der aus unbekannten Gründen aus dem Sonnensystem hinausgeschleudert wurde?

Ach und wo ich Merkur gerade noch erwähne erinnere ich mich, daß es eine Annahme gibt, wonach Merkur der Überrest einer Planetenkollision sei. Merkur hat einen so ungewöhnlich großen Eisenkern, daß es durchaus plausibel erscheint, daß er dereinst ein deutlich größerer Planet war, welcher seine äußeren Schichten durch einen starken Zusammenstoß verloren hat. Wenn das stimmt, dann gab es vielleicht einst einen Planeten noch dichter an der Sonne, der dort den Staubsauger gespielt hat und dann später im Zuge seines Drifts mit Merkur kollidierte. Wer weiß...
 

Bynaus

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Ich vermute mal, daß diese überraschende Leere innerhalb der Merkurbahn ganz andere Gründe als irgendwelche Flares haben könnte.

Moment - das hab ich auch nirgends behauptet. Ich habe bloss vorgeschlagen, dass wir uns vielleicht gerade deshalb in einem System entwickelt haben, in dem es keine "Innersten Planeten" gibt, weil solche Planeten (möglicherweise) zu Superflares führen. Das hiesse, alle bewohnbaren Systeme müssen im Innersten Bereich frei von Planeten sein.

Meines Wissens geht man davon aus, daß in der Entstehungsphase unseres Sonnensystems ziemlich viel "Kleinkram" umherflog...

Ja.

...und generell alle Planetenbahnen deutlich kleiner Orbits hatten als heute, mit Ausnahme von Jupiter. Die Theorie geht davon aus, daß die jungen Planeten sehr häufig von dem Kleinkram getroffen wurden und dadurch an Geschwindigkeit verloren, weshalb sie langsam nach außen drifteten. Einzig Jupiter war bereits sehr früh so schwer, daß er die anfliegenden Brocken ablenken und wegschleudern konnte, weshalb er nicht so stark gebremst wurde.

Nein. Woher hast du denn das?

(selbst wenn es so wäre, erklärt dieser Effekt nicht, warum das Sonnensystem anders aussieht als die Mehrheit der Systeme da draussen...)

Kleinkram, der Planeten trifft, tut das von allen Seiten gleichmässig und hat deshalb keine grosse Wirkung auf die Bahn. Dynamische Reibung mit einer Planetesimalscheibe führt höchstens zu einer Schrumpfung der Bahn, weil Bahnenergie vom Planeten auf die fortgeschleuderten (dynamisch "geheizten") Trümmer übertragen wird.
Es gibt Prozesse, die Planeten nach aussen wandern lassen können, aber das ist komplexer (wie im Nizza 2.0-Modell).

Wer weiß, ob es früher nicht einmal einen Planeten innerhalb der Merkurbahn gab, der aus unbekannten Gründen aus dem Sonnensystem hinausgeschleudert wurde?

Ja, wer weiss, das könnte sein. Um vom "typischen" Sonnensystem zu unserem zu kommen, müsste es allerdings nicht nur ein einzelner Planet sein, sondern wohl eine ganze Reihe davon - ob das an den anderen Planeten so ohne Spuren vorbeigehen würde?

Aber selbst wenn es so war: offenbar ist das eine seltene Entwicklung. Und da stellt sich eben die Frage, ob dies die Voraussetzung für eine ganz andere, möglicherweise ebenso seltene Entwicklung war: Die Entstehung des Lebens auf der Erde.
 

Kibo

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Unser innerster Planet ist Merkur, und selbst der kreist schon ziemlich instabil. Vielleicht ist der Grund für die Leere ja immernoch da? Ich rede von den Gasriesen die wir haben. So wie ich das sehe, sollte es sehr wenig Systeme geben, die davon gleich 4 Stück haben. Also wenn Leben aus irgendwelchen Gründen Gasriesen braucht und ebendiese dafür sorgen, dass die innere Bahn frei wird, dann sind wir nicht außergewöhnlich.
Bleibt die Frage warum gerade Planeten die so nahe Orbits an ihrem Stern haben von so weit entfernten Gasriesen destabilisiert werden sollten.

mfg
 

Bynaus

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Kibo schrieb:
So wie ich das sehe, sollte es sehr wenig Systeme geben, die davon gleich 4 Stück haben.

Zwei davon kannst du dynamisch wohl gleich mehr oder weniger abschreiben. Und natürlich wissen wir nicht, wie häufig Gasriesen auf weiten Bahnen sind, weil wir die "Gasriesenzone" (5 - 50? AU) mit kaum einer Entdeckungsmethode (ausser mit Mikrolinsen, und diese Methode ist nicht so ergiebig) beproben können.

Aber ich mag deine Idee! Merkurs Bahn ist nämlich vor allem wegen den Einflüssen von Jupiter und Saturn ("übermittelt" via Venus und Erde) so instabil. Da wäre es denkbar, dass ein solches System von innersten Planeten destabilisiert werden könnte.

Anderseits gibt es natürlich Systeme wie 55 Cancri, wo ein kompaktes Innerstes System mit einem sehr jupiterähnlichen (sogar noch massiveren) Gasriesen koexistiert. Es ist also zumindest nicht so, dass ein jupiterähnlicher Gasriese IMMER zur Destabilisierung des Innersten Systems führt.

dann sind wir nicht außergewöhnlich

Natürlich sind wir immer noch aussergewöhnlich (andere Typen von Planetensystemen sind nun mal häufiger): bloss schlägst du einen anderen anthropischen Selektions-Mechanismus vor als ich, einen, der via Gasriesen funktioniert, während meiner via Flares funktioniert. Dein Plus ist aber, dass du auch noch gleichzeitig einen Mechanismus vorschlägst, der die Planeten entfernt. You win! ;)
 

Entro-Pi

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Moment - das hab ich auch nirgends behauptet. Ich habe bloss vorgeschlagen, dass wir uns vielleicht gerade deshalb in einem System entwickelt haben, in dem es keine "Innersten Planeten" gibt, weil solche Planeten (möglicherweise) zu Superflares führen. Das hiesse, alle bewohnbaren Systeme müssen im Innersten Bereich frei von Planeten sein.
Da hab ich deinen Beitrag wohl etwas falsch verstanden. Nunja, da wir bisher nicht so viele bewohnbare Systeme entdeckt haben halte ich mich da lieber etwas zurück mit der Spekulation, ob das Fehlen von "innersten Planeten" dafür Bedingung sein muß.


Nein. Woher hast du denn das?

(selbst wenn es so wäre, erklärt dieser Effekt nicht, warum das Sonnensystem anders aussieht als die Mehrheit der Systeme da draussen...)

Kleinkram, der Planeten trifft, tut das von allen Seiten gleichmässig und hat deshalb keine grosse Wirkung auf die Bahn. Dynamische Reibung mit einer Planetesimalscheibe führt höchstens zu einer Schrumpfung der Bahn, weil Bahnenergie vom Planeten auf die fortgeschleuderten (dynamisch "geheizten") Trümmer übertragen wird.
Es gibt Prozesse, die Planeten nach aussen wandern lassen können, aber das ist komplexer (wie im Nizza 2.0-Modell).

Gelesen habe ich das vor einigen Jahren mal in einem populärwissenschaftlichen Artikel. Wenn ich nochmal darüber nachdenke, dann müsste eine Verlangsamung der Planeten ja eigentlich dazu führen, daß sie kleinere Orbits einnehmen, wie du völlig korrekt anmerkst. Da fällt mir mal wieder auf wie schnell man Irrtümern anderer erliegt, wenn man nicht selber darüber nachdenkt.

(Dennoch halte ich es für denkbar, daß die Planeten im Laufe der Zeit nach außen gedriftet sind. Zum einen dürfte gleich nach Zündung der Sonne ein Prozess gestartet sein, in dem der Sonnenwind anfing den Nebel nach außen zu blasen. Allein das dürfte den Drehimpuls des Gesamtsystems gesenkt haben, weshalb die frühen Planeten plötzlich "zu schnell" gewesen sein könnten und somit ihre Bahnen veränderten. Aber das ist freilich eine Geschichte, die nach ein paar Millionen Jahren hätte vorbei sein müssen. Darüber hinaus verliert unsere Sonne täglich etliche Milliarden Tonnen an Masse, was die Planeten immer weiter nach außen driften lassen sollte. Selbstverständlich gilt das für jeden anderen Stern auch und erklärt somit nichts in diesem Zusammenhang.)

Aber ich denke unser bisheriges Bild von anderen Sonnensystemen ist derzeit stark geprägt durch die begrenzten Beobachtungsmöglichkeiten. Würde mich nicht wundern, wenn die bisher entdeckten Sonnensysteme mit Planeten viel mehr Planeten hätten als wir bisher glauben.
 

Bynaus

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Allein das dürfte den Drehimpuls des Gesamtsystems gesenkt haben, weshalb die frühen Planeten plötzlich "zu schnell" gewesen sein könnten und somit ihre Bahnen veränderten

Die Bahngeschwindigkeit der Planeten hängt doch einfach von der Gravitation der Sonne ab? Es gibt den Effekt des "Gegenwindes", den etwa metergrosse Planetesimale in einer Gasscheibe erfahren, weil sie sich auf Keplerbahnen bewegen müssen, während der Nebel (das Gas) auch noch durch den Gasdruck hochgehalten wird und deshalb weniger schnell rotieren muss. Dieser Gegenwind führt dann dazu, dass metergrosse Planetesimale eigentlich reihenweise in die Sonne fallen sollten (dies ist der wichtigste Aspekt der 1-Meter-Barriere bei der Planetenbildung). Aber für grosse Planeten spielt das keine Rolle (zumal ihre Gravitation ohnehin eine Öffnung in der Scheibe erzwingt).

Darüber hinaus verliert unsere Sonne täglich etliche Milliarden Tonnen an Masse, was die Planeten immer weiter nach außen driften lassen sollte.

Ja, aber dieser Effekt ist glaub ich sehr klein (ein paar 100 km oder so). Es gibt allerdings die Idee, dass die Sonne mal einiges massiver war, etwa 5% mehr, und diese Masse durch eine sehr aktive frühe Phase verloren hat. Da wären die Planeten natürlich weiter gewandert - das wurde auch mal als Lösung für das "Faint Young Sun"-Paradox vorgeschlagen.

Würde mich nicht wundern, wenn die bisher entdeckten Sonnensysteme mit Planeten viel mehr Planeten hätten als wir bisher glauben.

Ich würde sogar soweit gehen zu sagen, dass ich höchst erstaunt wäre, wenn da nicht mehr Planeten wären, als wir heute sehen können!
 

Major Tom

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Wäre es eigentlich denkbar, daß Sterne deren Rotationsgeschwindigkeit höher als die unserer Sonne ist, nur einen kleineren Teil ihres ursprünglichen Drehimpulses an die Planeten abgegeben haben was zu engeren Planetenbahnen führen würde ?
MT
 

Bynaus

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Ob das zu engeren Bahnen führen würde, weiss ich nicht - vermutlich wäre einfach die Scheibe etwas weniger massiv, was dann zumindest auch zu weniger massiven Planeten führen sollte.

Allerdings hat die Sonne ein absolut typisches Rotationsverhalten für ihr Alter (verglichen mit anderen Sternen).
 

Exonavigator

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Eins verstehe ich nicht bei der ganzen Diskussion:

Ist die Erklärung, warum wir statt Planetensystemen wie dem unseren bisher so viel mehr Systeme mit Planeten innerhalb unserer Merkurbahn gefunden haben, nicht vielmehr einfach die, dass die Entdeckungsmethode (Kepler-Transite) bisher noch nicht einmal bis zu Orbitalabständen von unserer Venus vordringt, ähnlich die Radialgeschwindigkeitsmethode (HARPS), die doch ebenfalls kurzperiodische Planeten weit überrepräsentiert? Das lässt doch offen, mehr noch: lässt vermuten, dass all die Sterne, um die noch gar keine Planeten entdeckt worden sind, unserem System gerade in der hier infrage stehenden Hinsicht ähnlich sind: darin, dass sie ebenfalls keine eng umlaufenden Planeten (innerhalb unseres Merkurabstands), dafür aber Erden (bzw. Venusse), (Sub-) Neptune und Gasriesen weiter draußen haben. Das hat zur Folge: Könnte man diese Orbitalabstände, vielleicht in 15 Jahren, wie Bynaus an anderer Stelle ganz richtig angemerkt hat, detektieren, würde sich deutlich zeigen, dass die „Leere innerhalb der Merkurbahn“ kein Einzelfall ist, sondern sehr gewöhnlich – bei Sternen, die bisher als Sterne ohne Planeten gelten, weil man die weiter draußen umlaufenden Planeten einfach noch nicht sieht. Natürlich muss man für einen Vergleich Planetensysteme betrachten, die auch ein Alter von mind. 4 Mrd. Jahren und ihre Migrationsprozesse dementsprechend längst hinter sich haben.
Ist diese Erklärung nicht viel naheliegender als Theorien, die eine Anomalie erklären sollen, die am Ende vielleicht gar keine ist (so lehrreich und intellektuell spannend das auch sein mag)? Erklär mir das mal einer, wenn ich hier falsch liege.

Zu „Superflares“ möchte ich in diesem Zusammenhang nur auf eines hinweisen: Meines Wissens ist hohe XUV-Strahlung etc. v. a. in der Frühphase eines Sterns zu erwarten, bei unserer Sonne und sonnenähnlichen Sternen überhaupt innerhalb der ersten paar huntert Mio. Jahre, bei Roten Zwergen länger und heftiger (seht euch unseren nächsten Nachbarn Proxima Centauri an, wenn der mal keine „Superflares“ hat alle 10 Stunden …). Es gibt Studien, wonach die hohe Röntgen-/UV-Strahlung am Anfang sogar erforderlich ist für die Entstehung organischer Moleküle, habitable Bedingungen aber erst später eintreten, wenn die Strahlung (etwa in Form zeitweiser moderater Flares) im richtigen Bereich liegt, um in der Flüssigwasser-habitablen Zone eventuelle auf Biomolekülen aufbauende Evolutionsprozesse (wie DNA-Mutationen) voranzutreiben: Demnach gibt es sogar eine UV-definierte habitable Zone, vgl. Buccino et al.: „UV habitable zones around M stars“. Hier zu lesen: http://arxiv.org/pdf/astro-ph/0701330.pdf.

Beste Grüße
 

Bynaus

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Ich hoffe du kannst heute Nacht schlafen nach einem "you win" von Bynaus. Trink einen für mich mit, aber übertreib es bitte nicht!

:D Ich hab ja einen schrecklichen Ruf hier... :D Vielleicht bin ich manchmal ja etwas nervtötend, aber ich hoffe, dass auch für euch die Diskussionen hier interessant sind und alle (inklusive ich selbst) daraus lernen.

st die Erklärung, warum wir statt Planetensystemen wie dem unseren bisher so viel mehr Systeme mit Planeten innerhalb unserer Merkurbahn gefunden haben, nicht vielmehr einfach die, dass die Entdeckungsmethode (Kepler-Transite) bisher noch nicht einmal bis zu Orbitalabständen von unserer Venus vordringt, ähnlich die Radialgeschwindigkeitsmethode (HARPS), die doch ebenfalls kurzperiodische Planeten weit überrepräsentiert?

@Exonavigator: Nein. Denn Kepler misst ja Planeten, die effektiv da sind. Aus den Transits schliesst man dann über einen Korrekturfaktor (für all die Systeme, deren Bahnebene eben nicht so geneigt ist, dass wir die Planeten im Transit sehen) auf die totale Anzahl Planeten. Sagen wir der Einfachheit wegen, wir finden bei 5% aller Kepler-Sterne heisse Super-Erden. Aus geometrischen Gründen sei die Transitwahrscheinlichkeit dieser heissen Super-Erden 10%. Daraus kann man schliessen, dass 50% aller Kepler-Sterne heisse Super-Erden haben müssen (es ist etwas komplizierter, weil es noch andere Korrektur-Faktoren gibt, aber im Grundsatz stimmt das so).

Wenn unser System hingegen typisch wäre (sagen wir, 90% aller System wären wie das Sonnensystem), sähe Keplers bisherige Ausbeute ganz anders aus. Da Kepler in unserem System noch keinen Planeten gefunden hätte, wären also 90% der Systeme "leer". Auf die restlichen 10% müsste man wieder den geometrischen Faktor anwenden, womit nur noch 1% übrig bleibt. Diese Hypothese wurde durch Kepler aber klar wiederlegt: wir finden stattdessen 5%. Das heisst, heisse Super-Erden können nicht so selten sein, wie man erwarten würde, wenn unser Sonnensystem typisch wäre.

Es kann natürlich sein, dass all diese Systeme mit heissen Super-Erden weiter draussen noch erdähnliche, jupiterähnliche und neptunähnliche Planeten haben - auf jeden Fall. Das wissen wir (noch) nicht (und ich denke, es ist gut möglich, dass es dort draussen ähnlich ausschaut wie bei uns). Aber was die Population von Planeten im Innersten Sonnensystem angeht, ist das Sonnensystem definitiv nicht typisch.

Meines Wissens ist hohe XUV-Strahlung etc. v. a. in der Frühphase eines Sterns zu erwarten, bei unserer Sonne und sonnenähnlichen Sternen überhaupt innerhalb der ersten paar huntert Mio. Jahre

Das ist ein Aspekt. Aber es gibt eben auch sehr viele sonnenähnliche Sterne, die sich auch im hohen Alter noch Superflares leisten. Eine vorgeschlagene Erklärung dafür waren Hot Jupiters bzw. heisse Super-Erden.

Hier z.B. http://www.nature.com/nature/journal/v485/n7399/full/nature11063.html wurden solche Superflares mit Kepler beobachtet: sie haben in 120 Tagen Beobachtungszeit 365 Superflares bei 83000 Sternen gesehen - das ist eine ziemlich hohe Zahl. Sie schätzen daraus, dass ein sonnenähnlicher Stern im Schnitt etwa alle 350 Jahre einen Superflare ausstösst. Je jünger die Sterne sind, und je schneller sie rotieren, desto mehr Flares haben sie - aber auch sonnenähnliche, alte Langsamrotieren zeigen im Schnitt alle 800 Jahre einen Superflare. Die Daten sind mit der Interpretation verträglich, dass die meisten sonnenähnlichen Sterne in zumindest diesem Abstand Superflares zeigen. Die Sonne jedoch zeigt keine Superflares: der grösste solare Flare-Event in den letzten 2000 Jahren hatte ein Intensität, die um einen Faktor 1000 unter dem eines Superflares liegt.
 
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ralfkannenberg

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Hallo Bynaus,

klappt irgendwie nicht; kann aber sein, dass die Firmen-Firewall den blockiert.

Die Sonne jedoch zeigt keine Superflares: der grösste solare Flare-Event in den letzten 2000 Jahren hatte ein Intensität, die um einen Faktor 1000 unter dem eines Superflares liegt.
Ähm ... - überleben wir das, wenn die Sonne es sich mal "anders" überlegt ?


Freundliche Grüsse, Ralf
 
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