Universum unendlich?

ralfkannenberg

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Deine Aussage war, das kosmologische Prinzip bedürfe keiner Erklärung. Und das ist falsch, dabei bleibe ich. Ich habe meine Haltung auch begründet.
Hallo Ich,

warten wir mal ab - zum jetzigen Zeitpunkt bin ich noch nicht einverstanden.


Nein. Aus 3 folgt 1 und 2.
Ganz sicher nicht, da wir 3 an dieser Stelle noch gar nicht definiert haben.

Wir müssen also ausformulieren, was das "Inflations-auslösendes Prinzip" konkret ist; erst dann können wir beurteilen, ob dann die beiden kosmologischen Postulate daraus folgen.


1 und 2 sind keine brauchbaren Postulate, Axiome oder wie auch immer.
Wie gesagt, ich habe nichts dagegen, sie durch besser geeignete zu ersetzen.


und haben ihrerseits keinerlei physikalische Konsequenzen, außer Berechnungen zu vereinfachen. Man kann aus 1 und 2 keine weiteren Naturgesetze ableiten
bitte Time-Out: das muss ich mir noch überlegen, ob das in dieser Form korrekt ist. Ich möchte aber gerne zuerst (3) ausformuliert sehen.


, und wenn sie außerhalb des beobachtbaren Universums aufs krasseste verletzt wären, hätte das keinerlei Konsequenz für uns.
Mag sein, ist dann aber trotzdem falsch. Vielleicht findet man eines Tages im Rahmen einer erweiterten Theorie eines Mechanismus, diese Bereiche zu erkunden.

Aber ja: heute benötigt man dazu keine Aussagen, also kann man ja die verwendeten Voraussetzungen/Prinzipien/Postulate/Axiome dahingehend ergänzen, dass man eben noch den Anwendungsbereich festlegt, beispielsweise: "nur innerhalb des beobachtbaren Universums gültig". Das ist dann aber vermutlich ein zusätzliches Postulat, auch wenn man dieses stillschweigend zugrunde legen darf.


1 und 2 waren historisch wichtig nicht als kosmologisches Prinzip, sondern als Eigenschaft des Raumes an sich. Das sind die zwei impliziten Postulate, die Einstein zusätzlich zu den bekannten beiden in seiner Herleitung der SRT verwendet hat. Seit der ART gelten sie nur noch näherungsweise lokal.
Auch das kann man doch in ein Postulat formulieren.


Nun haben wir also folgendes "Set" an Voraussetzungen:
1. Homogenitäts-Prinzip <----- soll abgelöst werden
2. Isotropie-Prinzip <----- soll abgelöst werden
3. "Inflations-auslösendes Prinzip": muss noch ausformuliert warden, so dass (1) und (2) folgen
4. die Postulate der Kosmologie sind innerhalb des beobachtbaren Universums gültig und machen keine Aussage zu ausserhalb liegenden Bereichen
5. Postulat(e) betreffend lokaler Gültigkeit gewisser Prinzipien


Fehlen noch welche ?


Freundliche Grüsse, Ralf
 

threepwood

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*snip*

Nach einiger Überlegung:

Nein ist nicht so. Das Licht, das uns vom Rand des Universums erreicht, ist seit 13,8 Milliarden Jahren zu uns unterwegs.
Die Objekte die wir sehen (wir sehen sie so wie sie vor 13,8 Milliarden Jahren waren) haben sich inzwischen weiterbewegt.*snip*

In Sachen Raumkrümmung kann ich leider nichts schreiben.

Grüsse sanchez

Hi Sanchez,

danke für Deine Antwort, jedoch ist mir die ganze Thematik Hubblesphäre etc. geläufig; in meiner Eingangsfrage ging es auch gar nicht darum, ob ein Mensch jemals dorthin kommt (was IMHO nicht möglich ist).
Meine Frage war, ob es Galaxien gibt, die in einer Richtung keine anderen Galaxien mehr sehen, weil sich dort der "Rand" befindet; oder ist es tatsächlich so, daß man in jede Richtung blicken, und (theoretisch sogar) salopp gesagt, "seinen eigenen Hinterkopf sehen könnte".

Vermutlich lässt sich diese Frage zur Zeit wohl gar nicht beantworten.
 

astrofreund

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Hallo Bernhard,

die Aussage

... dass "gute" Physiker heutzutage normalerweise Pragmatiker sind. D.h. man formuliert gewisse physikalisch deutbare Annahmen, die zugleich innerhalb eines mathematischen Formalismus formulierbar sind. Innerhalb des mathematischen Formalismus (=Modell) kann man Formeln mathematisch exakt ableiten und diese dann physikalisch deuten. Mehr will man oftmals gar nicht haben.

gefällt mir als Praktiker. Ich bewundere z.B. die Theoretischen Physiker, doch liegt mir die praktische Herangehensweise mehr. Naja halt Ingenieurberuf.
Das soll aber nicht heißen, dass ich etwas gegen die Theoretiker hätte. Im Gegenteil, ich versuche ihre Darstellungen und Erkenntnisse zu verstehen - auch wenn dass meist nicht so einfach ist.

Wenn man neugierig ist und gern mehr wissen und verstehen will, muss man sich auch immer wieder mal "strecken" und sich ein geeignetes Forum wie astronews suchen. :)

Viele Grüße
astrofreund
 

julian apostata

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Raum der sich schneller als c von uns entfernt, ist für uns nicht sichtbar.

Stimmt nicht ganz.

https://www.geogebra.org/material/simple/id/2353961

Stell beispielsweise z=1.89134 ein. Schwarz schickt zum Zeitpunkt t=3.456 Mrd Jahre ein Photon in Richtung Erde. Das Photon erreicht die Hubblegrenze und somit die Erde noch, weil die Hubblesphäre sich ausweitet.

Jetzt den Zeitschieber auf Gegenwart einstellen (und z so lassen). Schwarz befindet sich nun an der Grenze zur Sichtbarkeit. Es findet quasi ein Wettrennen statt. Die Hubblesphäre weitet sich nun nicht mehr so schnell aus und so kann es sein, dass das Gegenwartsphoton, welches Schwarz nun los schickt, die Erde nicht mehr erreicht.
 

Ich

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Ganz sicher nicht, da wir 3 an dieser Stelle noch gar nicht definiert haben.

Wir müssen also ausformulieren, was das "Inflations-auslösendes Prinzip" konkret ist; erst dann können wir beurteilen, ob dann die beiden kosmologischen Postulate daraus folgen.
Sorry, das wird mir zu anstrengend. Aus dem Inflationsszenario folgen großräumige näherungsweise Homogenität und Isotropie. Das kann ich nicht erst dann beurteilen, das steht sogar in Wikipedia. Und das folgt auch nicht zwingend aus irgendeinem heute bekannten Prinzip, es ist nur gezeigt worden, dass es ein relativ einfaches solches Szenario gibt, das mit den heute bekannten Prinzipien kompatibel ist.

Ich schließe mit einem einfachen Beispiel: Ein Prinzip der Kugelgestalt für Planeten muss auch erklärt werden und taugt nicht selbst als Grundlage für eine axiomatische Physik. Genau so verhält es sich mit dem kosmologischen Prinzip.
 

ralfkannenberg

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Sorry, das wird mir zu anstrengend.
Hallo Ich,

natürlich, Axiomatik ist ausserordentlich anstrengend und oftmals extrem formal. Nicht umsonst gehört Axiomatik nicht zu den Pflichtveranstaltungen in einem Mathematikstudium und auch ich habe sehr gerne darauf verzichtet. Dass ich darauf sehr gerne verzichtet habe heisst aber nicht, dass ich meinen Respekt und meine Demut davor verloren hätte.

Aus dem Inflationsszenario folgen großräumige näherungsweise Homogenität und Isotropie. Das kann ich nicht erst dann beurteilen, das steht sogar in Wikipedia.
Das war aber nicht meine Frage, denn das "Inflationsszenario" ist ja auch nicht vom Himmel gefallen. Das will begründet werden, d.h. die Voraussetzungen, die das Inflationsszenario zur Folge haben, müssen ausformuliert werden. Und zwar nicht im Stile von "wir setzen axiomatisch ein Inflationsfeld voraus", "wir setzen axiomatisch die Gültigkeit der Allgemeinen Relativitätstheorie voraus" und "wir setzen axiomatisch die Gültigkeit der Vereinheitlichung der drei stärksten Wechselwirkung voraus".

Wenn man so vorgeht, so "erschlägt" man alles mit einem viel zu umfangreichen Set an Voraussetzungen, welches hochkomplex ist, vermutlich viel mehr kann als benötigt und welches vor allem nicht "wartbar" ist: bei einer kleinsten Ergänzung muss man wieder von vorne anfangen.


Da erscheint mir dann ein einfach verständliches Set für die Kosmologie zielführender, welches nur aus dem

- Prinzip der Homogenität
- Prinzip der Isotropie
- Prinzip der Auslösung einer kosmologischen Inflation (wie auch immer dieses konkret aussieht)
- Prinzip der ... (was ich nun alles übersehen habe)


besteht und aus dem dann alles andere folgt.


Indem ich die Homogenität und die Isotropie als Prinzip voraussetze, stelle ich übrigens sicher, dass die Inflation dann auch tatsächlich homogen und isotrop verläuft; ohne diese beiden Prinzipien müsste ich das sonst anders sicherstellen - wobei ich mir sehr gut vorstellen kann, dass das eleganter geht als mit den beiden Urknall-Prinzipien.


Dabei werden natürlich bei der Beschreibung der Kosmologie im Rahmen der ART dann auch die Prinzipien der ART benötigt werden, aber die kann man unabhängig der Prinzipien der Kosmologie "verwalten".


Und das folgt auch nicht zwingend aus irgendeinem heute bekannten Prinzip, es ist nur gezeigt worden, dass es ein relativ einfaches solches Szenario gibt, das mit den heute bekannten Prinzipien kompatibel ist.
Korrekt, aber dann hast Du "nur" ein Szenario, welches kompatibel ist, aber kein Basis-Fundament, welches dieses Szenario begründet.


Ich schließe mit einem einfachen Beispiel: Ein Prinzip der Kugelgestalt für Planeten muss auch erklärt werden und taugt nicht selbst als Grundlage für eine axiomatische Physik. Genau so verhält es sich mit dem kosmologischen Prinzip.
Ich nehme an, dass man das über irgendeine geeignete Minimalitätsbedingung betreffend des hydrostatischen Gleichgewichtes begründen kann.


Wie gesagt: es geht mir nicht darum, an zwei veralteten Prinzipien festzuhalten, aber wenn man diese ablösen möchte, benötigt man andere, die zeitgemässer sind. Und wenn das weniger sind - umso besser. Aber doch nicht in der Wucht mehrerer komplexer Theorien, welche ihrerseits über zahlreiche Voraussetzungen verfügen, sondern in Form anderer Basis-Prinzipien. Nach wie vor halte ich die von Dir genannten Symmetrien, aus denen dann Erhaltungsgrössen folgen, hierzu für sehr geeignet.


Freundliche Grüsse, Ralf
 
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ralfkannenberg

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Sorry aber was bei Wikipedia steht darf man auch nicht immer glauben Wikipedia wiederspricht sich sehr häufig auch selbst in ein und dem selben Artikel. Soviel zu sogar.
Hallo M16 Adlernebel,

der Diskussionspunkt ist der folgende:

Setzt man nur das kosmologische Prinzip voraus (d.h. Homogenität und Isotropie), so gibt es die bekannten Probleme (u.a. Horizontproblem, Flachheitsproblem, Problem der fehlenden magnetischen Monopole).

Diese beiden Prinzipien genügen also nicht.

Setzt man zusätzlich die kosmologische Inflation mit allem Drum und Dran voraus, dann benötigt man natürlich das kosmologische Prinzip nicht mehr, weil es trivialerweise aus der Inflation folgt.

Das ist das, was in der Wikipedia zu diesem Thema steht und das wird natürlich von keinem der beteiligten Diskussionspartner angezweifelt.


Die Frage geht eigentlich primär in die Richtung, ob und wenn ja wie weit man die theoretische Physik axiomatisch aufbauen kann, und ganz konkret um die Fragestellung, ob das kosmologische Prinzip (d.h. Homogenität und Isotropie) als "Prinzipien" überhaupt geeignet sind.

Ich persönlich bin der Meinung, dass man die theoretische Physik axiomatisch aufbauen kann, aber vermutlich führt ein solcher Ansatz zu einer Darstellung der Physik, die sehr weltfremd ist.


Freundliche Grüsse, Ralf
 

Ich

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Die Frage geht eigentlich primär in die Richtung, ob und wenn ja wie weit man die theoretische Physik axiomatisch aufbauen kann
Bei mir nicht. Und das ist mir auch zu anstrengend und eine jetzt schon absehbare Endlosdiskussion. Wenn es dich interessiert, kannst du bei den von Tom genanten "Axiomen" anfangen.
und ganz konkret um die Fragestellung, ob das kosmologische Prinzip (d.h. Homogenität und Isotropie) als "Prinzipien" überhaupt geeignet sind.
Ist es nicht. Diese Frage kann man auch beanatworten, ohne die Axiomatisierung der Physik hier im Forum endlich abgeschlossen zu haben.
Ich persönlich bin der Meinung, dass man die theoretische Physik axiomatisch aufbauen kann, aber vermutlich führt ein solcher Ansatz zu einer Darstellung der Physik, die sehr weltfremd ist.
Nicht weltfremd, aber extrem abstrakt. Es soll aber Leute geben, die das auch über die heutige theoretische Physik sagen.
 

ralfkannenberg

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Bei mir nicht. Und das ist mir auch zu anstrengend und eine jetzt schon absehbare Endlosdiskussion.
Hallo Ich,

das müsste es eigentlich nicht sein. Aber ja, dazu könnte es führen, wenn man sowas in der Physik nicht will. Wobei ich wie schon geschrieben auch kein Axiomatiker bin und diese auch nicht mein primäres Interessensgebiet betrifft.


Wenn es dich interessiert, kannst du bei den von Tom genanten "Axiomen" anfangen.
Das habe ich doch bereits getan.


Ist es nicht. Diese Frage kann man auch beanatworten, ohne die Axiomatisierung der Physik hier im Forum endlich abgeschlossen zu haben.
Korrekt, aber eben: ich habe nach wie vor keinen "Ersatz" dafür gesehen, zumindest keinen, der auf "Basis-Annahmen" beruht, sondern nur einen, der komplexe Theorien voraussetzt.

Deinen Ansatz über die Symmetrien, den ich persönlich favorisiere, haben wir nicht weiterverfolgt.


Nicht weltfremd, aber extrem abstrakt. Es soll aber Leute geben, die das auch über die heutige theoretische Physik sagen.
Na ja, hier ziehe ich mal den Joker.


Freundliche Grüsse, Ralf
 

ralfkannenberg

Registriertes Mitglied
Ich persönlich bin der Meinung, dass man die theoretische Physik axiomatisch aufbauen kann, aber vermutlich führt ein solcher Ansatz zu einer Darstellung der Physik, die sehr weltfremd ist.
Nicht weltfremd, aber extrem abstrakt. Es soll aber Leute geben, die das auch über die heutige theoretische Physik sagen.
Hallo Ich,

eigentlich brauche ich da keinen "Joker" zu ziehen: wenn man die theoretische Physik auf ein sauberes axiomatisches Fundament stellt, so sollte sich doch an der theoretischen Physik selber nichts ändern !


Freundliche Grüsse, Ralf
 

Bernhard

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Und das ist mir auch zu anstrengend und eine jetzt schon absehbare Endlosdiskussion.
Vor einigen Jahren gab es angeblich mal die Idee oder den Vorschlag in Job-Bewerbungen analytische Fähigkeiten auch als sprachliche Fähigkeiten zu verkaufen. Nicht dass ich diese Idee empfehlen würde, aber ich fand das damals zumindest sehr originell und vielleicht hilft diese Verknüpfung hier ja auch etwas weiter.

Was spricht dagegen die Physik als Sprache zu bezeichnen? Ich denke, es gibt da eine Menge Parallelen.

In der Mathematik ist das im Gegensatz dazu nicht so einfach möglich, weil es dort noch die mathematische Logik als eine Art Meta-Ebene gibt. Das zeigt, dass die Arbeitsweisen in Mathematik und Physik doch recht unterschiedlich sind. In der Physik gibt es aktuell sicher keinen Berufszweig "Axiomatiker".
 

TomS

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Ich halte das alles für recht vage. Am Beispiel der Quantenmechanik kann man das sehr konkret diskutieren.

Die Axiome lauten im wesentlichen:

  1. Ein quantenmechanisches System wird repräsentiert in einem separablen Hilbertraum
  2. Ein physikalischer Zustand des Systems wird repräsentiert durch einen Einheitsvektor in diesem Hilbertraum
  3. Eine physikalische Observable wird repräsentiert durch einen selbstadjungierter Operator in diesem Hilbertraum (*)
  4. Die Dynamik des Systems wird beschrieben durch den Hamiltonoperator H sowie die Schrödingergleichung, bzw. äquivalent durch einen unitären Zeitentwicklungsopeator U(t) = exp[-iHt], der auf die Zustandsvektoren wirkt
  5. ... (**)

(*) In Theorien mit lokalen Symmetrien (insbs. Eichsymmetrie) muss es "Äquivalenzklasse selbstadjungierter Operatoren bzgl. unitärer Transformationen" lauten.
(**) Es folgen zumeist noch einige Erweiterungen zu Messprozess, Bornscher Regel und Wahrscheinlichkeiten, wobei hier Unterschiede je nach Interpretation der QM existieren. Die o.g. Axiome sind wohl der allgemeingültige Kern des Axiomensystems.

Die einzige Freiheit besteht nun in der Wahl der Observablenalgebra sowie insbs. in der Wahl eines konkreten Hamiltonoperators H. Dies entspricht der Festlegung eines konkreten Systems. Damit können so unterschiedliche Systeme beschrieben werden wie z.B. das Wasserstoffatom, ein Festkörper, suprafluides Helium, QED oder QCD und evtl. sogar die Quantengravitation.

Die klassische Mechanik (von Systemen mit endlich vielen Freiheitsgraden) formuliert man analog im kanonischen Formalismus: Phasenraum, symplektische Struktur, Hamiltonfunktion H, kanonische Bewegungsgleichungen.

In einen dieser beiden axiomatischen Rahmen passen sowohl die relativistische Quantenfeldtheorie als auch die relativistische Mechanik (indem man H geeignet wählt).

Es ist m.E. zweitrangig, ob man das jetzt Axiome, Postulate oder Gesetze nennt. Aber es gibt nur jeweils diesen formalen Rahmen für die QM bzw. die klassische Mechanik (bis auf äquivalente Axiomensysteme bzw. Spezialfälle).

Analog kann man auch für die ART argumentieren.



 
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Bernhard

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Die Axiome lauten im wesentlichen:
Man kann hier zwar vier Annahmen oder Axiome relativ kompakt hinschreiben, aber man setzt dabei voraus, dass der Leser die Bedeutung der einzelnen Begriffe, wie z.B. separabel, Hilbertraum, Zustand, Vektor, usw. genau kennt. Wollte man die einzelnen Begriffe genau erklären, käme man unter Umständen schon auf den Umfang eines Buches. Insofern halte ich die "axiomatische Physik" eher für eine spezielle Herangehensweise, bzw. Lehr-, bzw. Lernmethode.
 

ralfkannenberg

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Die Axiome lauten im wesentlichen:

  1. Ein quantenmechanisches System wird repräsentiert in einem separablen Hilbertraum
  2. Ein physikalischer Zustand des Systems wird repräsentiert durch einen Einheitsvektor in diesem Hilbertraum
  3. Eine physikalische Observable wird repräsentiert durch einen selbstadjungierter Operator in diesem Hilbertraum (*)
  4. Die Dynamik des Systems wird beschrieben durch den Hamiltonoperator H sowie die Schrödingergleichung, bzw. äquivalent durch einen unitären Zeitentwicklungsopeator U(t) = exp[-iHt], der auf die Zustandsvektoren wirkt
  5. ... (**)

(*) In Theorien mit lokalen Symmetrien (insbs. Eichsymmetrie) muss es "Äquivalenzklasse selbstadjungierter Operatoren bzgl. unitärer Transformationen" lauten.
(**) Es folgen zumeist noch einige Erweiterungen zu Messprozess, Bornscher Regel und Wahrscheinlichkeiten, wobei hier Unterschiede je nach Interpretation der QM existieren. Die o.g. Axiome sind wohl der allgemeingültige Kern des Axiomensystems.
Hallo Tom,

sehr schön, so etwas habe ich mir vorgestellt. Natürlich kann ich jetzt nicht im Detail beurteilen, ob dieses System "widerspruchsfrei" ist (davon gehe ich stillschweigend aus, sonst hättest Du das nicht aufgeschrieben), ob es "vollständig" ist, und ob es "minimal" ist, aber darum geht es mir jetzt auch gar nicht, es geht mir eigentlich nur darum, dass man sensibilisiert wird, wie wichtig das alles ist. Dabei ist es auch nebensächlich, ob das System "mathematik-lastig" oder "physik-lastig" ist, wichtig ist, dass es formal korrekt ist.


Freundliche Grüsse, Ralf
 

ralfkannenberg

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Man kann hier zwar vier Annahmen oder Axiome relativ kompakt hinschreiben, aber man setzt dabei voraus, dass der Leser die Bedeutung der einzelnen Begriffe, wie z.B. separabel, Hilbertraum, Zustand, Vektor, usw. genau kennt. Wollte man die einzelnen Begriffe genau erklären, käme man unter Umständen schon auf den Umfang eines Buches. Insofern halte ich die "axiomatische Physik" eher für eine spezielle Herangehensweise, bzw. Lehr-, bzw. Lernmethode.
Hallo Bernhard,

das sind die Definitionen, die Du ansprichst.

Im Übrigen spricht man bei Einstein's Arbeit über die spezielle Relativitätstheorie immer von 2 Postulaten, nämlich das "Relativitätsprinzip" und das "Prinzip der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit", aber er verwendet zuvor noch 2 Definitionen, nämlich diejenige des "ruhenden Systems" und diejenige der "Gleichzeitigkeit".


Freundliche Grüsse, Ralf
 

Bernhard

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das sind die Definitionen, die Du ansprichst.
Hallo Ralf,

ich zitiere dazu mal aus der Wikipedia https://de.wikipedia.org/wiki/Axiom#Physik

Auch Theorien der empirischen Wissenschaften lassen sich „axiomatisiert“ rekonstruieren. In der Wissenschaftstheorie existieren allerdings unterschiedliche Auffassungen darüber, was es überhaupt heißt, eine „Axiomatisierung einer Theorie“ vorzunehmen.[15] Für unterschiedliche physikalische Theorien wurden Axiomatisierungen vorgeschlagen.
So "einfach" wie in der Mathematik ist es eben gerade nicht. Jedem Physiker, der schon mal anwendungsorientiert gearbeitet hat, muss der Versuch die Physik auf ein paar Axiome zu reduzieren geradezu als lächerlich erscheinen.
 
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TomS

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Man kann hier zwar vier Annahmen oder Axiome relativ kompakt hinschreiben, aber man setzt dabei voraus, dass der Leser die Bedeutung der einzelnen Begriffe, wie z.B. separabel, Hilbertraum, Zustand, Vektor, usw. genau kennt. Wollte man die einzelnen Begriffe genau erklären, käme man unter Umständen schon auf den Umfang eines Buches. Insofern halte ich die "axiomatische Physik" eher für eine spezielle Herangehensweise, bzw. Lehr-, bzw. Lernmethode.
Ich habe nie behauptet, dass die axiomatische Methode die geeignete Lehrmethode sei, oder dass sie der Entwicklung einer Theorie entspricht; sie bildet eher den Abschluss.

Aber dennoch wird die Struktur einer Theorie durch diese Axiomen definiert, sozusagen auf das notwendigste reduziert.

Anders gefrag: was fehlt? oder was würdest du grundsätzlich anders sehen?
 

TomS

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Natürlich kann ich jetzt nicht im Detail beurteilen, ob dieses System "widerspruchsfrei" ist, ob es "vollständig" ist, und ob es "minimal" ist, aber darum geht es mir jetzt auch gar nicht, es geht mir eigentlich nur darum, dass man sensibilisiert wird, wie wichtig das alles ist. Dabei ist es auch nebensächlich, ob das System "mathematik-lastig" oder "physik-lastig" ist, wichtig ist, dass es formal korrekt ist.
Zunächst mal benötigt man neben diesen Axiomen natürlich noch textuellen Erläuterungen, was diese mathematischen Objekte bedeuten, wie sie auf die Realität anzuwenden sind.

Dann sind die Axiome widerspruchsfrei genau dann, wenn diese Untermenge der Funktionalanalysis widerspruchsfrei ist.

Über die Vollständigkeit der vier o.g. Axiome oder die Frage, ob dieses Axiomensystem minimal ist, gehen die Meinungen auseinander; letztlich wird insbs. (**) im Umfeld "Viele-Welten" vs. "Orthodoxie" diskutiert.
 
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