Motivation ?
F77 schrieb:
Was soll denn mein Vater machen? Als er studiert hat, war die Quantenphysik noch nicht so weit wie heute. Er versucht sich auch durch Fachzeitschriften weiterzubilden, aber er wird nie alles neue wissen. Was ist an dem Niveau der Texte auszusetzen? Mein Vater hat sich bemueht die Texte allgemein verstaendlich zu halten, scheinbar hast du ein Problem damit.
Hallo F77, ich habe eine "ketzerische" Frage. Diese Frage zielt nicht darauf ab, die Theorie Deines Vaters in Frage zu stellen, sondern vielmehr, die Motivation Deines Vaters für diese Theorie besser zu verstehen.
Wann hat Dein Vater diese Theorie verfasst ? Ich meine nicht in der jetzigen Version, sondern wann er sich die Grundideen überlegt hat. Ich vermute, das war Mitte der 70iger Jahre der Fall, womöglich durch einen Artikel im "Bild der Wissenschaft" über Quarks inspiriert. Damals war es durchaus üblich, mit sehr gutem Ergebnis komplizierte Formeln durch geeignete Dichte- und Mittelwertbildungen zu vereinfachen; ich selber habe einmal FORTRAN-Programme aus dieser Zeit (die waren Mitte der 60iger Jahre geschrieben worden) über den Strömungsverlauf in Gasturbinen betreut und erweitert. In dieser Zeit waren die ersten Quarktheorien, die ja die "Errungenschaften" des Millikan-Versuches ("Ladungen sind gequantelt") zumindest angezweifelt hat, salonfähig geworden; zudem wurde auch das Tau-Lepton entdeckt, welches (eigentlich gibt es gar keinen Grund dafür) auch gerne als "Beweis" für die Quark-Theorie zitiert wurde. Das würde erklären, warum Dein Vater das Tau-Lepton so anzweifelt, obgleich aus physikalischer Sicht gar kein Grund vorhanden wäre. Die letzte Konsequenz, auch das etablierte Myon anzuzweifeln, hat Dein Vater offenbar nicht gewagt, obgleich kein Grund ersichtlich ist, das eine anzuzweifeln und das andere zu belassen. Damals war auch das Tau-Neutrino noch nicht entdeckt, sondern ebenso wie die beiden schwersten Quarks bottom und top aus Konsistenzgründen (6 Quarks und 6 Leptonen, je in 3 Familien aufgeteilt) erst vermutet worden.
Es ist verständlich, dass man sich in dieser Zeit bemüht hat, das Quarkmodell mit seinen Drittel-Ladungen zu umgehen und nach "klassischen" Alternativen gesucht hat; das Orbitalmodell Deines Vaters könnte so ein Ansatz sein.
Doch das ist nun 30 Jahre her, inzwischen sind die beiden vermuteten bottom- und top-Quarks sowie das vermutete Tau-Neutrino nachgewiesen worden, die ebenfalls vorausgesagten intermediären Bosonen (Austauschteilchen zwischen elektromagnetischer und schwacher Wechselwirkung) wurden 1983 nachgewiesen und das Standardmodell hat sich bislang gut bewährt.
Hat Dein Vater die neuen Entwicklungen und Ergebnisse in seiner Theorie berücksichtigt ? Ich werde das Gefühl nicht los, dass Dein Vater Mitte der 70iger Jahre eine gute Alternative erarbeitet hat, die die starke Wechselwirkung anders zu erklären vermag und somit den Drittel-Ladungs-Quarks ihre Wechselwirkung "weggenommen" hat, doch dass er nun verzweifelt (oder konsequent) versucht, Dunkle Materie und sogar Dunkle Energie in seine Theorie zu pressen - wobei das gar nicht so schwer ist, da ja ohne die starke Wechselwirkung sein "Quark" letztlich nur ein Massespeicher ist, der über die Orbitale die uns bekannten Elementarteilchen-Eigenschaften hat. Das kann es sogar nützlich sein, Quarks ohne Orbitale in der Dunklen Materie zu entsorgen - zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen.
Was mir an der Theorie nach wie vor sehr gut gefällt, ist der klassische, also ganzzahlige Ladungsansatz, ebenso wie die Idee, in die Bauteile der Baryonen eine weitere Elementariät hineinzubringen; die "Axionen" bewerkstelligen das meines Wissens auch; aber warum komische Axionen erfinden, wenn die bekannten Elektronen und Positronen das auch können; der Prozess, der die Antiteilchen voneinander trennt, wird über die Orbitale geliefert und so konstruiert - dass diese Konstruktion konsistent ist, muss sich noch weisen ! -dass sie stabil ist.
Ebenso genial finde ich die Idee, Elektronen und Positronen als Schwarze Löcher, die ein Photon gefangen haben, zu betrachten; nicht erforderlich erscheint mir die Umdeutung des Tau bzw. ausstehend erscheint mir eine neue Interpretation des Myon und sowohl des Tau- als auch des Myonischen Neutrino (Problem der Erhaltungsgrössen L bzw. B-L); vielleicht könnte man diese aber als geeignet "angeregte" Zustände der Schwarzen Löcher mit eingefangenem Photon beschreiben.