Leider ging dieser Thread auch gestern wieder ziemlich "off topic". Also weiter mit dem Erfahrungsaustausch, in einer möglichst strukturierten Form.
Als Verdeutlichung meiner Erfahrung mit dem 'Mobilmachungsthread' hatte ich die Hypothese aufgestellt, dass die dort dargebotene 'Kritik der Relativitätstheorie' die formale Struktur einer Argumentation folgenreich verletzt (Post #89):
galileo2609 schrieb:
Was passiert aber nun wirklich? Wenn G nach wie vor nicht anerkannt wird und auch die Opponenten trotz der permanenten Weigerung zur Diskussion dieser grundsätzlichen Voraussetzung der Argumentation nicht ermüden?
Nun es ist schon längst etwas wirklich Faszinierendes passiert. Nur die Vertreter der Mainstream-Physik haben es noch nicht gemerkt, da sie immer noch im Glauben, ihre Physik wissenschaftlich diskutieren zu können, natürlich die Diskussion von G in den Mittelpunkt stellen.
(...)
Es hat aber längst ein folgenreicher Eingriff in diese Struktur stattgefunden. Die Einigung über G wird radikal degradiert, die Aussage von G unmittelbar als absolut gesetzt. Dadurch liegt die Hauptlast der Argumentation allein auf Ü in Rückkoppelung mit D. Die Instrumentalisierung kritischer Arbeiten zur SRT ersetzt die Einigung über G.
Ich möchte mit der Analyse einer weiteren Schlüsselstelle aus den Texten der Mueller-Gruppe meine Hypothese belegen:
Selbstverständlich sind die Relativisten selbst die ersten, die die wahre Beschaffenheit ihrer Theorien kennen. Selbstverständlich kennen ihre Groß-Koryphäen auch die Existenz und die Qualität der vernichtenden Kritik.
http://www.ekkehard-friebe.de/buch.pdf, p. 5 / 29 PDF-Seite)
Im Prinzip stellt diese Aussage eine Steigerung der Degradierung einer Einigung über G ("Die Durchsetzung der richtigen Physik gegenüber der falschen Mainstream-Physik muss gesichert werden") dar. Den Vertretern der Mainstream-Physik wird hier nicht mehr nur unterstellt, dass sie G nicht anerkennen können. Nein, hier wird vielmehr unterstellt, dass sie G bereits anerkannt haben, wenn auch nicht öffentlich! Mit dieser ungeheuerlichen Usurpation des konstitutiven Prozesses der wissenschaftlichen Forschung wird jeder Zweifel an der allgemeinen Gültigkeit von G verdrängt!
Aufgrund dieser 'Landnahme' ist es nicht mehr verwunderlich, dass die Diskussionsversuche über die Grundlagen von G ins Leere laufen. Mittels dieser existenziellen Verletzung der formalen Argumentationsstruktur wird es erklärlich, dass 'Kritiker' wie die Mueller-Gruppe/J.L. alle Aufforderungen zur konstruktiven Kritik an sich abperlen lassen können. Die erreichte Ausgangslage ist äußerst komfortabel. Zumindest in der Eigensicht der Kritiker hat man sich gegen den Begründungszusammenhang erfolgreich hermetisiert und immunisiert. Mit dieser selbstschließenden Macht versehen, wird nun der letzte Rest möglicher Interventionen in die (unzulässige) unmittelbare Schließung (K) aus der Behauptung (D) reduziert.
Nun kann so richtig durchgestartet werden:
galileo2609 schrieb:
Die Instrumentalisierung kritischer Arbeiten zur SRT ersetzt die Einigung über G.
Eine weitere beeindruckende Schlüsselstelle der Mueller-Texte (gerade noch einmal von J.L. zitiert, Post #104) belegt auch diese Auflösung der Argumentationsstruktur:
Für jeden Betrachter der Speziellen Relativitätstheorie und ihrer Kritik stellt sich die Frage, warum eigentlich eine ganze Branche den eklatanten Bruch mit ihrer eigenen Tradition (offene Diskussion, Erkenntnisstreben, Wahrheitssuche, Nüchternheit, Objektivität, empirische Absicherung) begeht und die Öffentlichkeit jahrzehntelang vorsätzlich und mit allen gesellschaftlichen Machtmitteln skrupellos belügt, um den Leuten durch Gehirnwäsche eine Theorie aufzuzwingen, deren grobe und gröbste Fehler jedem halbwegs intelligenten Leser sehr schnell klarwerden. Es erscheint auf den ersten Blick so unverständlich, daß man den Sachverhalt für ziemlich unwahrscheinlich halten möchte.
Dieser groteske und so unwahrscheinlich erscheinende Tatbestand ist nur zu verstehen, wenn man den eklatanten Widerspruch sieht, den man allein aus der Kenntnis der kritischen Literatur erkennen kann: einerseits die völlige Haltlosigkeit der physikalischen Theorie und andererseits die hymnischen Anpreisungen dieser Theorie und der Personenkult um Albert Einstein (...)
http://www.ekkehard-friebe.de/buch.pdf, p. 20 / 44 PDF-Seite)
Nach der Usurpation ist der ehemalige Inhaber der übernommen Sache ja nur noch Zaungast oder Sparring-Partner. Genauso ergeht es den Vertretern der Mainstream-Physik. Noch halbwegs formal wird hier die Verkürzung der Argumentationsstruktur expliziert: die "völlige Haltlosigkeit der physikalischen Theorie" wird "allein aus der Kenntnis der kritischen Literatur", also durch ihre pure Existenz belegt.
Haben die 'Kritiker' auch diese Hürde genommen, wird der eigentliche Empfänger dieser 'Informationen' in den Zenit der Beachtung gehoben: der 'Betrachter', die 'Öffentlichkeit', der 'halbwegs intelligente Leser', ....
Und was eignet sich besser für diese Vereinnahmungsstrategie als die Aktivierung der Mechanismen, von der jede sog. ‚alternative Theorie', Verschwörungstheorie', 'Crackpot-Theorie', usw. lebt?
Irgendwann im Jahre 1922 haben sie jedoch den Beschluß gefaßt, den offenkundigen Ruin ihrer Theorie auf keinen Fall anzuerkennen. Seither organisieren sie unter Einsatz aller ihrer sozialen Macht in den akademischen und außerakademischen Strukturen und Medien ein Schutz- und Unterdrückungssystem für die Theorie und zur Abwehr jeglicher öffentlichen Zweifel und Kritik. Mit der sicheren Etablierung ihrer Deutungshoheit und der erfolgreichen Ausschaltung jeglicher Gegenstimmen ist es ihnen bis zum heutigen Tage gelungen, eine glänzende Fassade vor der Ruine ihrer Theorie aufrechtzuerhalten und die Öffentlichkeit zur Devotion und gläubigen Anerkennung zu zwingen. Ihr ganzes Streben ist seither natürlicherweise und folgerichtig darauf gerichtet, (...)
http://www.ekkehard-friebe.de/buch.pdf, p. 5 / 29 PDF-Seite)
Diese Schlüsselsstelle der Mueller-Texte zeigt im übrigen, dass hier nicht nur Kartellbildungen bemüht werden (die in der Disziplin der Wissenschaftshistorie durchaus behandelt werden), sondern die ganz harte Karte der zentralgesteuerten Konspiration gezogen wird.
Welche Erfahrungen können daraus gezogen werden?
1. Die Diskussion über die Grundlagen einer wissenschaftlichen Kritik der Mainstream-Physik kann keinen Diskutanten auf der Seite dieser 'Kritiker' finden.
2. Die Kritik der Mainstream-Physik kann nur durch eigene Agenda-Setzung gewährleistet werden, da die 'Kritiker' hier in vollem Umfang ausfallen.
3. Die Mainstream-Physik muss durch ihre Arbeit
und die Darstellung ihrer Arbeit überzeugen.
4. Den Vertretern des Mainstream muss klar werden, dass sie bereits aufgrund der Enteignung ihrer konstitutiven geistigen Leistungen in den Augen der 'Kritiker' nicht Subjekt sondern Spielball sind.
4. Der Usurpation der 'Kritiker' muss begegnet werden, insb. deshalb, da sie in der relativ wissenschaftsnahen oder -fernen Öffentlichkeit reine Zustimmung per Akklamation abgreifen wollen.
5. ...
Grüsse galileo2609