BREAKING NEWS + Gl 581 c + Erster erdähnlicher Planet in habitabler Zone

ispom

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Galileo, danke für Deinen Beitrag mit den interessanten links!
ich sollte hier eigentlich erst wieder mitreden, wenn ich das alles gelesen habe,
aber (aus Zeitmangel) werde ich auch so mal einige Bemerkungen machen:

Vor 20 Jahren noch (und in den noch älteren Büchern mit Gewißheit) wurde die Meinung vertreten,
n i e m a l s würde es möglich sein, extrasolare Planeten von der Erde aus zu beobachten, wegen der Überstrahlung, wegen der Luftunruhe und und..

Die ersten Optimisten glaubten dann an diese Möglichkeit, aber mit Hilfe von riesigen Teleskopen auf dem Mond (wo keine atmosphäre ist , wo die Schwerkraft die Spiegelstützen nicht durchbiegt….)
nun kam alles ganz anders.

und so denke ich auch, daß die Leute Unrecht behalten, die sagen: niemals werden wir Kontakt zu den Aliens haben, eine interstellare Reise antreten…..

Diesen Optimismus zu verbreiten ist aber existenziell notwendig, um die nötigen Mittel zusammenzubringen, das Wahlvolk muß davon überzeugt sein, daß „da oben“ nicht nur tote Himmelskörper umherschwirren.

Soweit meine kleine Abschweifung, die aber bei der Bewertung dieser Entdeckung durchaus Sinn macht.

optimistische Grüße von Ispom
 

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Hinweis

Der Beitrag des Users Heinrich Katscher und die unmittelbare Reaktion darauf wurde in den Bereich "Gegen den Mainstream" verschoben (siehe http://www.astronews.com/forum/showthread.php?t=1424). Ich darf darauf hinweisen, dass die in dem verschobenen Beitrag erwähnte "Theorie" in diesem Forum schon wiederholt diskutiert wurde.

Herr Katschner wurde wiederholt gebeten, seine "Theorie" nicht in jedes im passend erscheinende Thema einzubringen, sondern sich auf den Bereich "Gegen den Mainstream" zu beschränken. Dies ist bei ihm offenbar in Vergessenheit geraten. Im Wiederholungsfall sehe ich mich aber gezwungen, Herrn Katschner von der weiteren Teilnahme in diesem Forum auszuschließen.

Viel Spaß noch im Forum,
Stefan Deiters
 

Toni

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Allgemeine Zustimmung

Hallo galileo2609,
Dennoch repräsentiert der neue Planet den besten Datensatz, den die Suche nach diesem 'Gral der Astronomie' seit 1995 zutage gebracht hat. Der kontroverse Planet kommt unserer Vorstellung eines 'erdähnlichen' Planeten bisher am nächsten.
das denke ich ja auch, nur scheint mir dies in den Medien wieder einmal nicht richtig rübergekommen zu sein, weil man dort nicht eindeutig den Unterschied zwischen "erdähnlich" und "jupiterähnlich" erklärt oder gar erkannt hat. Dort herrscht anscheinend die Meinung vor, dass "erdähnlich" auch das bedeuten würde, was es heißt: nämlich "ähnlich der Erde". Dass dies aber so nicht gilt, sieht man ja bereits an den vier völlig unterschiedlichen "erdähnlichen" Planeten unseres Sonnensystems.
Der Beitrag von 'Garfield' zeigt in aller Deutlichkeit, an welcher Stelle, es jenen 'wehtut', die sich eine rationale Perzeption moderner wissenschaftlicher 'Grenzüberschreitungen' aufgrund ihrer ideologischen Festlegungen längst verbaut haben. Da wird unterschlagen und betrogen, um die 6000-jährige Schöpfungsgeschichte nicht zu gefährden. Die 'Argumente' von Garfield taugen nichts. Zu dumm für die selbstverschuldet Unmündigen zählt, dass die seriöse Wissenschaft längst weiter ist.
Dem kann ich mich auch nur anschließen. Wer so an die Forschung nach außerterrestrischem Leben herangeht, der braucht diese eigentlich erst gar nicht zu betreiben, da dies ja nach Garfields Ansicht von vornherein eh sinnlos ist. Doch mit dieser Einstellung kommen wir in der Forschung nicht einen Schritt weiter. :(


Hallo ispom,
und so denke ich auch, daß die Leute Unrecht behalten, die sagen: niemals werden wir Kontakt zu den Aliens haben, eine interstellare Reise antreten…..

Diesen Optimismus zu verbreiten ist aber existenziell notwendig, um die nötigen Mittel zusammenzubringen, das Wahlvolk muß davon überzeugt sein, daß „da oben“ nicht nur tote Himmelskörper umherschwirren.
auch Deinem Optimismus kann ich mich unumwunden nur anschließen. :)


Hallo Bynaus,
Materialien werden unter grossem Druck (wie er im Zentrum von Planeten herrscht) zusammengedrückt. Das Eisen im Kern der Erde hat z.B. eine Dichte von über 13 g/cm^3 (statt 7.8, wie auf der Oberfläche).
ich wusste bisher gar nicht, dass das möglich ist? :confused:
Ich war bisher immer der Meinung, dass feste und flüssige Materialien sich auch unter extrem hohem Druck nicht weiter zusammenpressen lassen? - Ich meine natürlich, dass das einiges erklären würde, was den Radius dieses erdähnlichen Planeten bei gegebener Masse angeht, aber geht das wirklich? :eek:

Ungeachtet dessen möchte ich auch hier noch einmal meine Frage von gestern an alle "Rechenkünstler" hier im Forum wiederholen:
Wie ist das denn nun eigentlich, wenn alle paar Tage ein Planet von 15-facher Erdmasse in nur 5 Mill. km Entfernung vorbeirauscht?? So etwas kann doch nicht ohne Auswirkungen bleiben?
Sind diese Fragen berechtigt oder doch eher vernachlässigbar?
Gegeben sind hier die 5-fache Erdmasse und die 11 Mill. km Abstand des Planeten "c", die 15-fache Erdmasse und die 6 Mill. km Abstand des Planeten "b" und die Rotationszeiten von jeweils 13 Tagen ("c") und 5,4 Tagen ("b"). Unbekannt ist mir hierbei jedoch die Masse des Sterns. Der Radius indes beträgt 0,47 Sonnenradien, das sind immerhin 0,327 Mill. km!

Voller Fragen steckende Grüße von
Toni
 

Orbit

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Hallo Toni!
Sind diese Fragen berechtigt oder doch eher vernachlässigbar?
Ich denke, die sind berechtigt. Aber rechnen tu ich da nicht - kann ich nicht.
Weil es sich mindestens um ein Vierkörper-Problem handelt, muss da wohl ralfkannenberg ran. :)
Gruss Orbit
 

ralfkannenberg

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Also: 'erdähnlich' macht Sinn!
Mit der Ergänzung, dass die Venus und der Mars auch "erdähnliche" Planeten sind ;)

Aber rechnen tu ich da nicht - kann ich nicht.
Weil es sich mindestens um ein Vierkörper-Problem handelt, muss da wohl ralfkannenberg ran. :)
Äh ... - danke für das Vertrauen, aber ich kann das auch nicht :eek:

Mehrkörper-Probleme sind ja sowieso nicht geschlossen lösbar, aber auch mit schönen Näherungen kenne ich mich nicht aus.

Aber vielleicht sollten wir nochmals zur Entdeckung zurückkommen:

Der Umstand, dass mit heutigen Methoden ein Planet gefunden wurde, der "ungefähr" erdähnliche Masse hat und der sich innerhalb der habitablen Zone seines Muttersterns aufhält ist bemerkens- und ohne Wenn und Aber anerkennenwert !


Freundliche Grüsse, Ralf
 
Zuletzt bearbeitet:

Bynaus

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@Toni:

Ich war bisher immer der Meinung, dass feste und flüssige Materialien sich auch unter extrem hohem Druck nicht weiter zusammenpressen lassen? - Ich meine natürlich, dass das einiges erklären würde, was den Radius dieses erdähnlichen Planeten bei gegebener Masse angeht, aber geht das wirklich?

Wasser ist eine Flüssigkeit, die sich nur sehr schwer zusammenpressen lässt - aber das heisst nicht, dass das für andere Materialien genauso gilt... Ohne kompressible Materialien bringst du die Erde gar nicht in den Radius, den sie hat.

Was die "Fragen" angeht: Auf "oklo.org" die Systemic Console herunterladen und selbst sehen, was passiert! ;) Die Perihels und Aphels des Systems wabern ein bisschen herum, denke ich. Aber ich glaube nicht, dass diese Bahn zwingend unstabil sein muss. Keiner der beiden Planeten durchläuft z.B. die Hillsphäre des jeweils anderen, wie du hier sehen kannst: http://www.planeten.ch/KdW_Exoplaneten#GJ_581_c (wenn du Firefox benutzt, kannst du auf "Infos" klicken, dann siehst du die grösse der Hillsphäre angegeben).
 

ispom

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Photons that are good for photosynthesis are absorbed very efficiently, while the rest are scattered back as a waste product. This gives a very distinctive signature – a high reflectance in the far red of the optical spectrum.

So if you look at the spectrum of Earth from space you get this incredible increase of signal in the red part of the spectrum, which tells you that vegetation is there.

so steht es im letzten link aus Galileos post Nr 60.
Verstehe ich nicht,
denn wie man leicht sieht, erscheinen die Wälder aus dem Orbit grün gefärbt und nicht rot.

regenwaldgrüne Grüße von Ispom
 

Gernot

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Einseitendreher

Ist es wirklich so sicher, dass dieser Planet der Sonne immer die gleich Seite
zuwendet (soweit eine Kugel natürlich eine Seite haben *kann* :rolleyes: )?
Wenn der relativ nahe innere Planet vorbeikommt, wird er doch
dem "erdähnlichen" Planeten durch sein Schwerefeld einen Impuls geben. Oder nicht?
Vielleicht resultiert daraus eine langsame Rotation,
so dass ein Tag 10 Gliesejahre dauert, oder so.
Ist diese Vorstellung abwegig?
 
Zuletzt bearbeitet:

Bynaus

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Man müsste die verschiedenen Gezeitenkräfte abwägen, aber Pi mal Daumen würde ich sagen, die Bindung an den Stern dominiert. Die Jupitermonde z.B. zeigen ja auch eine gebundene Rotation, obwohl sie z.T. recht nahe (auf jeden Fall deutlich näher als die beiden Planeten) aneinander vorbei ziehen.
 

ispom

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aus:

http://www.netzeitung.de/spezial/weltraum/627831.html

Werner von Bloh ist Mitglied des «Places»-Teams am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung. Die Wissenschaftler untersuchen anhand von Computermodellen, wie sich planetare Ökosysteme entwickeln.

Die Anziehungskraft auf der Oberfläche ist wahrscheinlich nicht genau fünfmal größer, weil der Planet ja auch einen 1,5-mal größeren Durchmesser hat als die Erde. Wichtig ist, dass er mit seiner größeren Masse mehr flüchtige Substanzen anzieht. Er könnte also mehr Wasser und eine geringere Kontinent-Fläche haben. Man geht davon aus, dass Planeten mit mehr als zehn Erdmassen komplett von Wasser bedeckt sind. Fraglich ist, ob Super-Erden Plattentektonik aufweisen. Ohne Plattentektonik gäbe es keinen geschlossenen Kohlenstoffkreislauf wie auf der Erde geben. Das wäre für die Entwicklung von Leben wohl problematischer als die Schwerkraft.

einleuchtend, oder?

naja, muß doch auch nicht alles so sein wie zu Hause, wäre auch langweilig, wenn die Aliens dort nach der gleichen Biologie leben wie wir.

exotische Grüße von Ispom

ps:
und dann gibt es auch wieder die notorischen Pessimisten.
aus dem link von galileo weiter oben:

http://www.zeit.de/online/2007/17/planet-neu-leben?page=all

Ralph Neuhäuser, ein Exoplanetenforscher an der Universität Jena, hält das Ganze bislang für pure Spekulation. "Wir wissen noch nicht einmal, ob dort wirklich ein Planet gefunden wurde", sagt der Professor für Astrophysik.
 
Zuletzt bearbeitet:

UMa

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Habitabler Planet??

Hallo,

schön das weitere leichtere Planeten gefunden werden.

Ob dieser Planet in der habitablen Zone liegt? Er erhält von seinem Stern 2,44 mal soviel Energie wie die Erde, das ist mehr als die Venus (1,91-fach). Nach der empfangenen Energie wäre eher HD69830d geeigneter, welcher nur das 1,5 fache wie die Erde an energie empfängt. Allerdings hat dieser >=18 Erdmassen. Gl 581c liegt also höchst wahrscheinich nicht in der habitablen Zone sondern zu dicht am Stern, und flüssiges Wasser kann sich auf ihm nicht halten, da es (außer bei extrem hohen Albedowerten) zu einem Runaway-Treibhauseffekt führen würde.

Die Frage ist natürlich wie schwer dieser Planet wirklich ist.
M*sini=5,03±0,30 (ohne Unsischerheit der Masse des Sterns), doch die groß ist sini ?
Die Chance, dass die Masse größer als z.B. 26 Erdmassen ist, ist immerhin 10%.

Wie groß ist der Radius? Ein Planet mit der Zusammesetzung der Erde und 5 Erdmassen hätte eine Dichte von etwa 8g/m³ (wegen der Kompression) und damit R~1,5R_Erde. Doch vielleicht kann der Planet (vorzugsweise bei größerem M) seinen Wasserstoff halten und ähnelt mehr Uranus? Dann wäre auch der Radius größer.

Ein Transit dieses (oder auch eines anderen Planeten mit M = 5-20 Erdmassen) wäre natürlich ein Glücksfall, da sich damit der Radius bestimmen ließe, und außerdem auch die wahre Masse. Nach einem Transit von Gl 581b wurde bisher erfolglos gesucht.
http://arxiv.org/abs/astro-ph/0609255 "Limits to Transits of the Neptune-mass planet orbiting Gl 581"

Bei den angegebenen Temperaturen (-3 bis +40 °C) handelt es es sich definitiv nicht um Oberflächentemperaturen, sondern um die effektiven Temperaturen des Planeten bei verschiedenen möglichen Albedos. Zum Vergleich, die effektiven Temperaturen von Venus, Erde und Mars sind ca.-48°C, -18,5°C und ca. -56°C.

In zwischen gibt es 3 verschiedene Preprints.
Einen vom 4. April (Untertitel:"An habitable super Earth (5 Ms) in a 3-planet system")
einen von 25. April (Untertitel:"An habitable super Earth (5 Ms) in a 3-planet system")
und einen von 27. April (Untertitel:"Super-Earth (5 & 8 Me) in a 3-planet system").
Der vom 25. April basiert auf 7 zusätzlichen Messwerten und war im ESO-Newsletter verlinkt (jetzt durch den vom 27. ersetzt). Das letzte Update ist offenbar darauf zurückzuführen, dass den Autoren jemand gesagt hat, dass der Planet wohl doch nicht innerhalb der habitablen Zone liegt. Die Formulierung ist entsprechend vorsichtiger.

Die habitable Zone (d.h. flüssiges Wasser an der Oberfläche eines terrestrischen Planeten möglich) für Gl 581 dürfte zwischen Gl 581c und Gl 581d liegen.


Grüße UMa
 

Daniel99

Registriertes Mitglied
Die Farbe des Lebens auf fernen Planetensysteme!!

Hallo


Zitat Bynaus:
Es gibt durchaus photosynthetisierende Lebewesen, die von IR-Strahlung leben (z.B. in der Tiefsee, wo sie die IR-Strahlung, die von heissen vulkanischen Quellen ausgehen, nutzen).

Die etwas andere Photosynthese:

Die Pflanzen auf fremden Planeten müssten rote, orange oder gelbe Färbungen aufweisen, argumentieren die Forscher. Auf Planeten mit nur schwachem Lichteinfall könnten die Pflanzen sogar schwarz sein, um möglichst viel Energie zu absorbieren.

Erster Link von der möglichen Oberfläche von Gl 581 c !!!!! ;)

http://www.farbimpulse.de/start/1.html

Die Pflanzen auf fernen Planetensystemen könnten ihre eigene Art von Photosynthese entwickelt haben.

Natürlich gibt es viele Möglichkeiten wie die Oberfläche von Gl 581 c aussehen kann, von einer toten Welt wie Merkur bis hin zum Mars oder zu Uranus.
Die Grafik ist vielleicht die wünschenwerteste Möglichkeit der Oberflächenbeschaffenheit des Planeten.

Mit spekulativen Grüßen Daniel
 
Zuletzt bearbeitet:

galileo2609

Registriertes Mitglied
Hallo UMa,

In zwischen gibt es 3 verschiedene Preprints.
[...] Das letzte Update ist offenbar darauf zurückzuführen, dass den Autoren jemand gesagt hat, dass der Planet wohl doch nicht innerhalb der habitablen Zone liegt. Die Formulierung ist entsprechend vorsichtiger.

Die Formulierung ist gereifter! Im Text hat sich meinem oberflächlichlichen Vergleich nach nichts geändert. Der Titel gibt jetzt die wahre Leistung der Gl 581-Analyse wieder, nach der dort mit den gegebenen Methoden zwei 'superterrestrische' Planeten aufgespürt wurden.
Aber super deine Preprint-Historie!

Deine weiteren Anmerkungen habe ich mir für eine genauere Betrachtung bereits vorgemerkt.

Grüsse galileo2609
 

galileo2609

Registriertes Mitglied
Hallo Ispom,

ps:
und dann gibt es auch wieder die notorischen Pessimisten.
aus dem link von galileo weiter oben:
http://www.zeit.de/online/2007/17/planet-neu-leben?page=all
Ralph Neuhäuser, ein Exoplanetenforscher an der Universität Jena, hält das Ganze bislang für pure Spekulation. "Wir wissen noch nicht einmal, ob dort wirklich ein Planet gefunden wurde", sagt der Professor für Astrophysik.

Mit Neuhäuser prügelst du den falschen, Ispom! Der kann nichts dafür, dass der ZEIT-Redakteur seine wissenschaftlich präzisen Ausführungen verkürzt darstellt, um die extrasolare Planetenforschung kurzerhand in die Nähe zur Scharlatanerie zu rücken.
Neuhäuser selbst bewegt sich mit seinem ehrgeizigen Projekt des 'Direct Imaging' extrasolarer Planeten wahrscheinlich sogar mehr im Grenzgebiet dieses Forschungszweig als die Teams, die mit der gut eingeführten 'Radial-Velocity-Methode' arbeiten.

Dass ein ZEIT-Wissenschaftsredakteur auch mal libertäre Zähne zeigen muss, insb. wenn er für ein eher einseitig philologisch schwerstgebildetes Publikum schreiben muss ist auch klar. Meist macht er es konform, manchmal wird es auch kontrovers, wenn man sich seine Auseinandersetzung mit Johann Hahlen über die demografische Analyse der Kinderlosigkeit in Deutschland ansieht.

Das "Stammtischniveau" des Redakteurs, das Hahlen unterstellt, hat Schwentker zumindest mit seinem Artikel über Gliese 581 nachhaltig unter Beweis gestellt. Der Redakteur, selbst Physiker mit dem Herzschlag und Aufbaustudium für den Journalismus, bedient sich in seinem Artikel Methoden, die man sonst nur aus der 'Wissenschaftsredaktion' einer bekannten Boulevardzeitung gewohnt ist.

Unwissen mag man noch tolerieren, gezielte Desinformation stösst mir jedoch auf. So führt der Redakteur den 'Roten Zwerg' als "Krüppelstern" ein, um die Basis dafür zu schaffen, eine Vergleichbarkeit mit dem Sonnensystem von Beginn an zu erschüttern. Selbstredend muss Stéphane Udry, der führende Autor des discovery-papers so dick auftragen, "denn eigentlich ist es keine große Sache mehr, einen neuen Planeten zu entdecken"! Eigentlich (sic!) erledigt 'so eine Sache' der Redakteur in der Mittagspause ... oder etwa uneigentlich? ;)
Weiter geht's im Text des Redakteurs: "Der Planet bewegt sich exakt im dünnen Band der sogenannten Lebenszone, in der zwischen Null und 40 Grad Celsius herrschen." Spätestens hier kündigt sich an, dass Schwentker keine Ahnung hat, über das er schreiben will.
Der nächste Schlag, die Presseerklärung wurde durch die ESO "eilig aufgesetzt", um die Entdeckung zu platzieren, "noch bevor sie in einem astronomischen Wissenschaftsmagazin veröffentlicht werden konnte". Wieder gepatzt! Das peer-review, dass sich die Gruppe auch bei A&A erst einmal erarbeiten muss, wurde durch das Nachrichtenembargo bis zum 25.04.2007 01:00 AM CEST zweifelsfrei unterstützt. Anders als bei 'nature' verpasst A&A den Wissenschaftlern jedoch nicht völlig weltfremde Knebel, die dürfen dann auch schon mal vor der Drucklegung etwas sagen!
Es ist aber wirklich 'schlimm', dass Udry "überzeugt davon ist, dass es auf seinem Planeten Leben geben kann" (also seinem - sic!), "also die neue Heimat des verzweifelt gesuchten Lebens, irgendwo da draußen"! Über solche semantische Tricks des Redakteurs kann man wirklich nur noch verzweifeln.

Weiter geht's, diesmal im Vollzitat, weil es so schön ist:
Die Begeisterung der Genfer Entdecker wird nicht uneingeschränkt geteilt. Ralph Neuhäuser, ein Exoplanetenforscher an der Universität Jena, hält das Ganze bislang für pure Spekulation. "Wir wissen noch nicht einmal, ob dort wirklich ein Planet gefunden wurde", sagt der Professor für Astrophysik.

Neuhäuser begründet seine Zweifel mit der Methode, die Udry und sein Team für die Suche einsetzten: Die sogenannte Radialgeschwindigkeits-Messung sei sehr ungenau und lasse immer nur indirekt auf einen Planeten schließen – wenn überhaupt.
Erneut beweist Schwentker, wie er die Äusserungen von Neuhäuser verkürzt und verdreht! Es sträubt sich in mir, diese Manipulation wirklich klarstellen zu müssen, aber wie man Neuhäuser in den Mund legen kann, die RV-Methode, deren Präzision ihresgleichen sucht, zu verunglimpfen, das grenzt an eine ganz weit gedehnte Auslegung der journalistischen Freiheit zum Kommentar!

Mit dieser Ermutigung beflügelt, schiesst der Redakteur einen Bock nach dem anderen, sprachlich wie wissenschaftlich - in Aufzählung:
  • Die Forscher um Stéphan Udry hatten mit einem Teleskop das Licht des Sterns Gliese 581 beobachtet
  • Wird er von einem schweren Körper umkreist, so zieht dessen Schwerkraft das Zentralgestirn ganz leicht hin und her, was unter bestimmten Bedingungen zu Farbschwankungen des Lichts im Teleskop führt.
  • Laut Neuhäuser lässt sich mit der Radialgeschwindigkeitsmethode zwar auch die Mindestmasse des Himmelskörpers bestimmen, der da am Lichtschein von Gliese 581 ruckelt.
  • Der angebliche Planet könne auch ein schwerer Gasplanet ähnlich dem Jupiter sein
  • Bewegt sich der ferne Himmelsbrocken nicht exakt auf die Erde zu und wieder von ihr weg, ist seine Kreisbahn also etwas gekippt, dann wackelt der Stern nach oben und unten, rechts oder links. Das ändert die Farbe seines Lichts nicht, ist also im Teleskop unsichtbar.
  • In Genf scheint man indes keine großen Zweifel an der eigenen Arbeitsweise zu haben. [...] Zuvor hatte man immer nur extrem schwere Brocken gefunden, Körper die wahrscheinlich riesige Gasplaneten sind.
  • Doch was die Forscher wollen, ist etwas Erdähnliches: [...] "Eine zweite Erde zu finden, ist für uns wie der heilige Gral", gesteht Stéphane Udry.
  • Die derzeitigen Modellrechnungen sind alle noch sehr fraglich", wendet Ralph Neuhäuser aus Jena ein. Sicherheit habe man erst, wenn man Gewicht und Größe eines Planeten genau bestimmen könne, und damit auch seine Dichte. Mit der Radialgeschwindigkeits-Methode geht das nicht [...]
(Hervorhebungen durch galileo2609)

An dieser Stelle hat der Redakteur die extrasolaren Funde seit 1995 dahin geschrieben, wohin sie seiner Artikelüberschrift nach seit jeher anzusiedeln sind: im Bereich des "Wunschdenkens". Aber damit gibt er sich nicht zufrieden! Wieder instrumentalisiert er den ehrlichen Neuhäuser, um der extrasolaren Planetenforschung auch noch die letzte Glaubwürdigkeit zu entziehen! Herr Redakteur spielt im folgenden zunächst gekonnt die 'Transit-Methode' gegen die 'RV-Methode' aus, um im nächsten Satz zu behaupten, über einen Transit sei noch kein einziger Exoplanet entdeckt worden:
Dafür messen Fernrohre auf der Erde, wie sich das Licht einer fernen Sonne verdunkelt, während der Körper exakt vor ihm vorbeizieht und ihn bedeckt. [...] Leider sind solche Transitereignisse sehr selten. Und ein echter Planet wurde auf diese Weise nie gefunden. Die besagten 14 Objekte entpuppten sich allesamt als Gasriesen.
Da ringe ich dann doch noch um Worte!

Der Redakteur hat auch noch Tilman Spohn befragt und leitet daraus weitere Argumente ab, um Gl 581 c zu versenken. Seine abschließende Beschäftigung mit den Eigenschaften des extrasolaren Planeten gipfelt in der Feststellung: "Zudem brauchen Planeten für den Wärmeausgleich vermutlich eine Atmosphäre." Ja, Herr Redakteur, so wird es wohl funktionieren, ob der Planet nun gebunden rotiert oder nicht!

Dumm, dass die 'Genfer' das nicht wissen können. Deshalb wollen sie uns auch weiter hinters Licht führen, die Lümmel von der RV-Fraktion! Die wollen doch - dem Redakteur nach:
vielleicht auch deshalb weitersuchen, woanders, in einem anderen System. "Der nächste Schritt ist, einen Planeten bei einem Stern wie der Sonne zu finden, im Abstand wie der der Erde", sagt Stéphane Udry.

Vielleicht? Bestimmt! Aber warum nur? Die Antwort kommt postwendend, sie wollen den ZEIT-Lesern das Geld aus der Tasche ziehen:
Der Haken für die Genfer: Eine Konstellation, die der unserer Erde und Sonne entspricht, wäre für die Radialgeschwindigkeits-Methode unsichtbar. Darum fordert Udry größere Teleskope.

Da haben wir es! Dieses verwöhnte Pack ist nicht zufrieden damit, dass sie bereits jetzt und mit unerwartetem Erfolg mit den präzisesten Spektrographen der Welt einem gemeinsamen Menschheitstraum nachjagen! Nein, diesen Zivilversagern geht es um was ganz Banales: Asche, Kohle, Mäuse ... pfui! Sagt der Redakteur (unter erneuter Instrumentalisierung von Neuhäuser):
Der jetzt entdeckte Planet - in einer fraglich definierten Lebenszone – sei aber trotzdem kein großer Schritt nach vorn.
Ich habe hier zunächst an einen 'Druckfehler' geglaubt! Nach mehrmaligem Lesen dieses Pamphlets komme ich zu dem Schluss, dass diese Feststellung dem Schwentker von Anfang an das Ziel vorgab.

Warum rege ich mich über diesen Artikel so auf? Ich sehe sie vor mir, die ZEIT-Leser! Na ja, zumindest eine Teilmenge: "Was Tochter, du willst Physik studieren? So eine brotlose Kunst? Lern lieber was Anständiges ..."

Vielleicht hatte der Redakteur einen schlechten Tag oder die ZEIT ist nicht in der Lage, ihre Wissenschaftsredaktion qualitativ angemessen zu besetzen ... Eines wird überdeutlich, ob affirmative Nachbetung oder persönlich gefärbte Aversion, die Presse kann sich hinter ihrem Status selbst dann gut verstecken, wenn sie selbst ein 'peer-review' nötig hätte!

So, jetzt geht es mir besser, galileo2609
 
Zuletzt bearbeitet:

Gernot

Registriertes Mitglied
Hallo,

schön das weitere leichtere Planeten gefunden werden.

Ob dieser Planet in der habitablen Zone liegt? Er erhält von seinem Stern 2,44 mal soviel Energie wie die Erde, das ist mehr als die Venus (1,91-fach). Nach der empfangenen Energie wäre eher HD69830d geeigneter, welcher nur das 1,5 fache wie die Erde an energie empfängt.
Grüße UMa
Wobei hier der Witz wäre, dass bei einem um HD69830d in gebundener Rotation kreisender Mond, sofern denn dessen Masse, Atmosphäre, uvm. passt, dieser einen Tag/Nacht-Wechsel aufweist, genügend Strahlung abbekommt und durch das Magnetfeld des Mutterplaneten geschützt wird.
Was wohl mit Titan wäre, wenn Saturn in der habitablen Zone kreisen würde?
Oder Enceladus? Oder Europa (wenns denn Jupiter wäre)?
Vielleicht sinds ja auch vorwiegend Monde, wo sich eines Tages herausstellt, dass sie es sind auf denen Leben entsteht, falls hauptsächlich jupiterähnliche Planeten sich in den habitablen Zonen befinden.
 

ispom

Registriertes Mitglied
Hallo Gernot,
diese Idee mit den Monden von Gasriesen, die in der hab.Z. kreisen, die ist mir auch schon mal gekommen.
Ich denke, irgendwo bei anderen Ssternen ist diese Konstellation auch verwirklicht.
Ein gewaltiger Anblick für die Bewohner dort muß das sein!

phantasiegeladene Grüße von Ispom
 

ispom

Registriertes Mitglied
Hi galileo,
das war genau richtig, daß Du Dich hier so abreagiert hast!
Es hat Dich erleichtert und uns (mir zumindest) mal wieder einen Hinweis gegeben, wie die "Wissenschaftsredakteure" oft die Fakten zurechtbiegen,
manchmal aus Unwissen, manchmal aus ideologischen Motiven.

Und: die "Zeit" mag ich sowieso nicht :mad:

zustimmende Grüße von Ispom
 

Toni

Registriertes Mitglied
... und noch ein Zeit-Hasser

das war genau richtig, daß Du Dich hier so abreagiert hast! Es hat Dich erleichtert und uns (mir zumindest) mal wieder einen Hinweis gegeben, wie die "Wissenschaftsredakteure" oft die Fakten zurechtbiegen, manchmal aus Unwissen, manchmal aus ideologischen Motiven.
Dem kann ich uneingeschränkt zustimmen, ispom! :) Diese klärenden Worte von galileo waren unbedingt mal nötig, um einiges wieder gerade zu rücken.

Und: die "Zeit" mag ich sowieso nicht :mad:
Ich auch nicht, vor allem weil sie immer schneller voranschreitet und man gar nicht mehr dazu kommt, sie mit Langerweile totzuschlagen. :D Oder liegt das nur daran, dass wir immer schneller älter werden?? :rolleyes: Ich mag die Zeit auch deswegen nicht, weil die kleinen tickenden Dinger, mit denen man sie misst, frühmorgens immer solchen Lärm machen, nur um einen zum Aufstehen zu bewegen ...

Langschläfrige Grüße von
Toni
 

galileo2609

Registriertes Mitglied
Ob dieser Planet in der habitablen Zone liegt? Er erhält von seinem Stern 2,44 mal soviel Energie wie die Erde, das ist mehr als die Venus (1,91-fach). Nach der empfangenen Energie wäre eher HD69830d geeigneter, welcher nur das 1,5 fache wie die Erde an energie empfängt. Allerdings hat dieser >=18 Erdmassen. Gl 581c liegt also höchst wahrscheinich nicht in der habitablen Zone sondern zu dicht am Stern, und flüssiges Wasser kann sich auf ihm nicht halten, da es (außer bei extrem hohen Albedowerten) zu einem Runaway-Treibhauseffekt führen würde. [...]
Bei den angegebenen Temperaturen (-3 bis +40 °C) handelt es es sich definitiv nicht um Oberflächentemperaturen, sondern um die effektiven Temperaturen des Planeten bei verschiedenen möglichen Albedos. Zum Vergleich, die effektiven Temperaturen von Venus, Erde und Mars sind ca.-48°C, -18,5°C und ca. -56°C. [...]

Die habitable Zone (d.h. flüssiges Wasser an der Oberfläche eines terrestrischen Planeten möglich) für Gl 581 dürfte zwischen Gl 581c und Gl 581d liegen.

Hallo UMa,

wie kommst du denn auf den Faktor 2.44 für die "Solarkonstante" bei Gl 581 c?
Ich komme auf einen Faktor von ~ 3.1 bei einer Einstrahlung von ~ 4300 W m^-2.

Nun sagt das noch nicht viel aus über die wirkliche Habitabilität und wie du richtig ausführst ist die von den Autoren angegebene Temperaturspanne ein Effekt des Einflusses der Albedo. Im Modell von Kastings z. B., das in der einfachen Form eine Strahlungs-HZ ergibt, wäre dieser Temperaturbereich mit Albedos zwischen 0.6 bis 0.8 erreichbar.

So leicht ist das alles aber nicht. Bynaus hat auf weitere Faktoren hingewiesen. Mit seiner Klimafaktoren-HZ errechne ich einen Bereich von ca. 0.04 bis 0.2 AU, den man als habitabel bezeichnen kann, ohne damit die wirkliche Situation auf dem Planeten abschließend vorwegnehmen zu können.

Solange wir das Modell, dass die Autoren verwendet haben, nicht im Detail kennen, kann man sich nur mit Alternativrechnungen bescheiden. Abgesehen davon halte ich es auch nicht für so bedeutend, jetzt ausgerechnet diesem neuen Planeten unbedingt die 'Bewohnbarkeit' hinein- oder herausrechnen zu wollen.

Entscheidend ist der erzielte Meilenstein, diese geringen 'm sin i' mit der RV-Methode detektieren und für ein Mehrfachsystem aus 'Super-Erden' auf die Komponenten trennen zu können.

Grüsse galileo2609
 

galileo2609

Registriertes Mitglied
so steht es im letzten link aus Galileos post Nr 60.
Verstehe ich nicht,
denn wie man leicht sieht, erscheinen die Wälder aus dem Orbit grün gefärbt und nicht rot.

Hallo Ispom,

die Aussagen in dem von mir geposteten Link sind ein zentraler Aspekt bei der Suche nach Leben auf anvisierten extrasolaren Planeten. Nochmal die Kernaussage:
This gives a very distinctive signature – a high reflectance in the far red of the optical spectrum.

So if you look at the spectrum of Earth from space you get this incredible increase of signal in the red part of the spectrum, which tells you that vegetation is there.

Die Vegetation wirft nicht nur im sichtbaren Wellenlängenbereich ein kräftiges Grün zurück, sondern im unsichtbaren Infrarotbereich ('far red') eine ganze Menge Wärme. Damit schützt sich das Chlorophyll vor Zersetzung. Dieser Exzess an infraroter Rückstrahlung kann in der Spektralanalyse extrasolarer Atmosphären als weiterer 'Biomarker' gesucht werden. Interessant ist nämlich, dass er nicht nur einen recht scharfen Beginn bei ~ 750 nm hat, sondern auch mit der Rotation des Planeten variiert, wenn bewachsene Landflächen in die Sichtlinie eintreten.

Das Prinzip wendet man seit langem bei Erderkundungssatelliten wie LANDSAT an. Die Übertragung auf die extrasolare Astrobiologie ist nicht ganz trivial, hat aber bereits experimentelle Ergebnisse geliefert, die anhand des bisher einzig als vegetationstragenden Plabeten, der Erde, gewonnen wurden.

Idealerweise kann man ein solches Spektrum mit Sonden untersuchen, die zu den äußeren Planeten des Sonnensystems unterwegs sind. Jedoch ist bisher keine operative Mission mit diesen Instrumentkapazitäten ausgerüstet. Da Naturwissenschaftler nicht auf den Kopf gefallen sind, haben sie sich anders ausgeholfen. Die Vegetationssignatur wurde einfach im Erdschein auf den nicht von der Sonne unmittelbar angestrahlten Mondflächen untersucht.

Einer der sich damit beschäftigt, ist Luc Arnold vom Observatoire de Haute-Provence (OHP). Auf seiner Homepage ist auch das paper abrufbar, dessen Erkenntnisse ganz spannend in einem Artikel der Wiener Zeitung 'Die Presse' dargestellt werden: 'Im aschgrauen Licht, vom Mond reflektiert: Das kräftige Infrarot der Wälder'.

Extrasolare Regenwaldgrüsse, galileo2609
 
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