Ethik, nochmals
Da mir das Thema Ethik wichtig ist, nochmals eine Antwort.
Über die NS gibt es Theorien, die sich auf Beobachtungen stützen, nicht auf Experimente (das LHC auf einem NS wäre mir bedeutend lieber
). Dann kommt jemand mit seiner Superfluiditätsthese, natürlich alles Unsinn. Aber auch wenn Ihr (hoffentlich!!) die besseren Annahmen habt, so bleibt es doch so, dass sich gemäß dieser Argumentation die Theorie auf weitere Theorien stützt, die ebenfalls experimentell ungesichert sind.
Nein, die Aussage, dass eine angenommene Superfluidität der Materie im Innern eines Neutronensterns die Wechselwirkung mit Mini-Black-Holes nicht verhindert, ist experimentell überprüfbar und überprüft.
Dazu muss man eigentlich nur prüfen, ob eine Kanne mit superfluidem, sehr kaltem Helium noch genausoviel wiegt, wir im nicht-superfluiden Zustand.
Ein MBH unterliegt wie alle schwarzen Löcher
per Definition der Gravitation. Superfluide Materie auch, dieser Zustand beseitigt nicht die Fähigkeit, gravitativ wechselzuwirken, das wurde hochpräzise nachgemessen.
Neutrale MBHs werden in Neutronensternen durch gravitative Akkretion von Materie abgebremst, und sie akkretieren auch superfluide Materie mit demselben Wirkungsquerschnitt.
Ergo: Argument theoretisch nie publiziert und dargelegt (nur behauptet), falsch und experimentell widerlegt. Ende
Hmmm... ich bin auch ein lebendes Wesen...
Habe ich mich falsch ausgedrückt? Es geht nicht um die Frage "Weltuntergang genehmigen, ja oder nein" (das wäre wirklich absurd), sondern potenzielle Gefahren und potentiellen Nutzen abwägen, und zwar für wen diese bestehen. Darf ich zB eine Frau in Bangladesh, die noch nie vom CERN gehört hat, und die nicht davon profitieren wird, einer Gefahr aussetzen? Darf europäische Wissenschaft die Existenz anderer Kontinente in ihre Risikoabwägung mit einbeziehen? So in etwa.
Es geht nicht darum, potentielle Gefahren und potentiellen Nutzen abzuwägen, wenn man die Frage des Weltuntergangs erörtert, und das tut auch niemand am CERN, die Leute dort sind weder Selbstmörder noch verrückte russisches Roulette Spieler.
Sie bauen und betreiben den LHC,
weil sie überzeugt sind, dass das völlig ungefährlich ist, soweit es um globale Risiken geht, und für lokale Risiken (dass z.B. im Tunnel Stickstoff oder Helium austritt und jemand ersticken könnte oder ein Magnet versagt) gibt es Sicherheitsvorkehrungen.
Es gibt ausserdem mit Sicherheit niemanden auf dieser Welt, der ein potentielles Risiko auch nur näherungsweise derart sachkundig und sorgfältig untersuchen könnte, wie die beteiligten Wissenschaftler, und sie haben es getan, in aller Öffentlichkeit. Die Studien sind öffentlich zugänglich, genauso wie alle Hypothesen und Spekulationen, die die Erzeugung von gefährlichen Objekten oder Zuständen betreffen. MBHs, Relics, falsche Vakuumzustände und strangelets sind nicht auf dem Mist der LHC-Gegner gewachsen und werden nicht heimlich unter dem Ladentisch diskutiert.
Es geht um philosophische Fragen, um Anmaßung, um Verantwortung. Und das müsste von Philosophen, Wissenschaftstheoretikern etc. diskutiert werden (nicht hier und nicht von mir, schon klar, ich bin ja auch nicht Teil einer Ethikkommission, aber warum gibt es keine?).
Philosophen und Wissenschaftstheoretiker können oder wollten zum Thema "Sicherheit des LHC" leider nichts beitragen. Wer so etwas bisher angenommen haben sollte, dürfte durch die aktuellen Aktivitäten der LHC-Gegner (einer ist Philosoph bzw. promoviert noch) ein für allemal desillusioniert und eines Besseren belehrt worden sein. Was in dieser Ecke produziert wird, ist absurder und dummer Unsinn und nichts sonst. Wie sagt der Lateiner "si tacuisses, philosophus mansisses", und auch "Schuster, bleibe bei deinen Leisten" ist ein sehr passendes Sprichwort.
Ein einziger theoretischer Astrophysiker, Herr Plaga, hat weitaus bessere Argumente gebracht (und publiziert), als der ganze sonstige Haufen zusammen. Man hat ihm Fehler vorgerechnet, und ich bin sehr interessiert, wie er antworten wird. So geht das, nicht anders.
Auch von einem Philosophen oder anderen fachfremden Wissenschaftler kann man erwarten, dass er sich im Rahmen seiner Möglichkeiten sachkundig macht und dazu wenn nötig Spezialisten befragt, bevor er Stellung bezieht. Auch von ihm wird gefordert, seine Thesen innerhalb der eigenen Community dem peer review zu unterziehen, und die Medien allenfalls danach einzuschalten.
Ich kann ganz gut nachvollziehen, warum sie hier die Stichworte "Anmaßung und Verantwortung" erwähnen, und warum es gegen den LHC solche Aktivitäten gibt, dazu will ich später noch etwas schreiben. Diesen Spieß kann man aber auch umdrehen, wo ist die Verantwortung bei den LHC-Gegnern, und wieviel Anmaßung kommt dort zum Vorschein?
... bleibt mir auch nichts anderes übrig als diese Hoffnung, dass die ganzen Erklärungen „stimmen“. Auch wenn eine (gut gesicherte) Theorie natürlich eine Theorie bleibt, die durch Experimente (zB dieses) falsifizierbar ist.
Auch das ist nicht richtig. Nur auf Basis einer Theorie würde wohl niemand behaupten, dass der LHC sicher ist. Die beteiligten Physiker sind überzeugt, dass die Natur dieses Experiment (in weit größerem Maßstab und seit Milliarden von Jahren) bereits durchgeführt hat und ständig durchführt.
Ich habe hier erfahren, dass das LHC binnen sehr kurzer Zeit abschalten würde, sobald Unvorhergesehenes geschieht... wobei diese Zeit hoffentlich (da sind wir wieder bei der Hoffnung) reicht, dass die unvorhergesehenerweise entstandene Materie keine fatalen Auswirkungen hat.
Der LHC kann innerhalb von Millisekunden automatisch abschalten. Es würde aber Sekunden brauchen (den weitestgehenden Annahmen zur Folge), um z.B. ein zweites MBH zu produzieren. Sie wissen bereits, dass ein neutrales TeV MBH sofort auffallen und mit sehr großer Wahrscheinlichkeit zerstrahlen oder zerfallen würde (das ist übrigens so sicher, wie die Quantenmechanik richtig ist, es braucht dazu keine Hawkingstrahlung), und ansonsten mit nochmals sehr großer Wahrscheinlichkeit einfach wegfliegen würde.
Das ist zwar nur Wahrscheinlichkeit, keine Sicherheit, aber immerhin. In fast allen anderen Bereichen würde das genügen. Sogar im Fall eines drohenden Weltuntergangs. Den Wissenschaftlern am CERN war und wäre das nicht genug.
Sicher ist allerdings, dass die Wahrscheinlichkeit für einen thermonuklearen Atomkrieg nur aus Versehen oder eine Klimakatastrophe unvergleichlich viel höher ist. Oder - weil Sie Biologin sind - die Wahrscheinlichkeit für eine Freisetzung des nachgebauten Erregers der spanischen Grippe, der mehr Menschen schneller umgebracht hat, als irgendetwas anderes in der menschlichen Geschichte.
Aber man weiß jetzt auch, warum das Ding so tödlich war, und kann sich wehren. Irgendwann kommt so ein Ding mit Sicherheit wieder. War es falsch, es nachzubauen? Das denke ich, sind weit gewichtigere Gründe, um sich Sorgen zu machen oder nach Ethikkommissionen zu rufen, als der LHC.
Wenn man tatsächlich erst 4 % der Materie kennt (?), ist es dann nicht ein bisschen früh für ein solches Experiment?
Die dunkle Materie ist überall im Universum, und macht nur Gravitation. Sie ist hier im Sonnensystem dünner verteilt, als normale Materie im Hochvakuum des Weltraums. Welche Bedenken haben Sie deswegen?
Der LHC könnte aufklären, worum es sich handelt. Wieder so eine Wahrscheinlichkeit: es könnte sein, dass es wichtig werden wird, zu wissen, worum es sich handelt.
Es gibt keine Dinosaurier mehr. Und wir sind dennoch zu faul, sorgfältig nach gefährlichen Astereoiden Ausschau zu halten und rechtzeitig Gegenmaßnahmen zu planen. Ok, nur ein möglicher Grund. Jedenfalls: Nicht-Wissen kann sehr gefährlich sein.
Braucht man den LHC noch so, wie man das in der Planungszeit dachte? Die möglichen Risiken wurden damals anders eingeschätzt als heute, und man plant schon Elektronenbeschleuniger und Photonenkollisionen?? Aber nun ist das Ding halt da, war teuer und ist genehmigt, also wird man es auch benutzen.
Die Risiken werden heute nicht anders eingeschätzt als schon 2003 und auch lange vorher. Es gibt inzwischen mehr Theorien (die besser als Spekulationen bezeichnet werden sollten), welche Mechanismen die Produktion von MBHs ermöglichen könnten. Umgekehrt haben sich die Spekulationen betreffend "falsches Vakuum" oder "seltsame Materie" weitestgehend erledigt. Aber nichts davon ist neu.
Wenn nicht ein Fachmann doch noch nachweist, dass "es" gefährlich sein könnte, und damit viele seiner Kollegen überzeugt, wird man "das Ding" benutzen.
Die Medien und die Öffentlichkeit verlassen sich ebenfalls auf Fachleute.
Auch die Politik oder die Gerichte würden sachkundige Gutachter befragen und nur in diesem Fall etwas dagegen unternehmen.
Für die Postings mancher anderer Leute kann ich auch nichts. Aber ich denke, es gibt unter den "LHC Gegnern" auch intelligente Leute, die sich einfach nur Sorgen machen.
Deswegen bemühe ich mich hier.
Hier ist die Statistik das einzige Argument, oder?
Es ermüdet, es immer wieder zu sagen. Nein. Es geht nicht um Wahrscheinlichkeit oder Statistik in den Sicherheitsstudien. Es geht um die Festlegung von Ober- und Untergrenzen für "worst case" Annahmen. Oder habe ich ihre Frage im falschen Kontext interpretiert?
Gute Nacht Fräulein L.M. (ein Lieschen kann ich doch nicht als Frau anreden
)